Crowdsourcing als Zukunftmodell – Interview mit Clickworker.com

Im heutigen Interview spreche ich mit dem Geschäftsführer der Crowdsourcing-Plattform clickworker.com.

Darin geht es um die Frage was Paid Crowdsourcing überhaupt ist und welche Vorteile dies für Unternehmen mit sich bringen kann.

Es werden aber auch kritische Argumente diskutiert und Herr Rozsenich gibt Tipps für den erfolgreichen Start als Startup-Gründer.

Viel Spaß beim Lesen.

1. Guten Tag Herr Rozsenich. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.

Ich bin seit 2011 Geschäftsführer bei clickworker.com und seit 2008 als CTO im Unternehmen tätig. Ich bin gebürtiger Österreicher, aber seit mehr als 15 Jahren in Köln verwurzelt. Bevor ich zu clickworker.com kam, war ich als Berater in der Medien- und Telekommunikationsindustrie sowie in leitenden Positionen mehrerer Startups in den USA und Deutschland tätig.

Mich fasziniert die Idee und das Prinzip Crowdsourcing, da es vielen Unternehmen Möglichkeiten eröffnet das enorme Potential an Wissen, kultureller Intelligenz und Leistungsfähigkeit der Crowd nutzbar zu machen.

Zudem ist Paid Crowdsourcing in Zeiten von Arbeitsmarktflexibilisierung eine Facette, die den Arbeitsmarkt bereichert und vielen Menschen einen Zusatzverdienst bietet.

Nicht zuletzt ist Crowdsourcing die logische Fortsetzung des aktuellen Trends zu Cloudcomputing.

2. Was genau steckt hinter clickworker.com und wie funktioniert es?

Crowdsourcingclickworker.com ist ein Anbieter von Paid-Crowdsourcing.

Crowdsourcing ist eine Wortkombination aus Crowd und Outsourcing. Aufgaben und Projekte werden an die Arbeitskraft und Intelligenz einer Masse (Crowd) von Internet-Nutzern delegiert (Outsourcing). Beim Paid Crowdsourcing werden die Internet-Nutzer für ihre Leistungen bezahlt.

Unsere Crowd besteht derzeit aus einem weltweiten Netzwerk von über 170.000 Internet-Nutzern, die bei uns Clickworker heißen. Mit Hilfe dieses enormen Potenzials und unserer stetig weiterentwickelten Online-Technologie, können Auftraggeber große Projekte in den Bereichen Texterstellung, SEO-Texte, Übersetzungen, Web-Recherche, Umfragen, Tagging und Kategorisierung sehr schnell und effizient umsetzen.

Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach. Die Aufträge werden von uns in Mikrojobs zerlegt und vielen qualifizierten Clickworkern auf unserer Online-Plattform zur Bearbeitung angeboten. Tausende von Jobs können so parallel bearbeitet werden und führen zu Ergebnissen im Rekordtempo.

Je nach den Anforderungen des Kunden setzen wir diverse Maßnahmen zur Qualitätssicherung ein. Für jede Aufgabe werden die Clickworker nach individuellen Fähigkeiten trainiert, ausgesucht und kontinuierlich bewertet. Zudem werden die Ergebnisse auf mögliche Plagiate überprüft und auf Wunsch abschließende Qualitätskontrollen durchgeführt.

Aber auch für kleinere Aufträge bieten wir Lösungen an. Im Bereich Texterstellung, Übersetzung und Adress-Recherche kann jeder, privat oder geschäftlich, Jobs über unsere Online-Plattform einstellen.

3. Wie kamen Sie auf die Idee zu clickworker.com und wie verlief der Start?

Gegründet wurde das Unternehmen 2005 nach dem Vorbild und der Idee, der NASA im Rahmen der Mars Mission bei der viele Studenten Aufnahmen der Sonden nachbearbeitet hatten.

Wir waren damals einer der ersten die diese Idee in Europa realisierten. Erste innovative Kunden wagten damals Pilotprojekte. 2008 haben wir unsere Plattform professionalisiert und neue Lösungen für Contenterstellung, Übersetzung und Recherche entwickelt. Die Nachfrage stieg rasant, nicht zuletzt auch aufgrund der steigenden Anzahl der werbebasierten Geschäftsmodelle vieler unserer Kunden.

Während in 2010 noch viele Kunden mit dem Begriff Crowdsourcing nichts anfangen konnten, finden wir heute einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad vor. Trotzdem ist unser Alltag von viel Akquise und “Aufklärungsarbeit” geprägt.

Wir erwarten, dass es auch noch eine Weile braucht, bis Crowdsourcing ähnlich bekannt ist wie Cloud Computing. Wir sehen aber ein großes Marktpotential für die nächsten Jahre.

Mit der von uns veranstalteten Crowdconvention in Berlin in 2011 haben wir bereits einen ersten Beitrag geleistet, um dem Thema Crowdsourcing in Europa eine Plattform zu geben.

4. Wo steht clickworker.com heute? Wie viele Firmen nutzen ihren Service?

Auf Grund der Größe und Reichweite unserer Crowd sowie der Individualität und Bandbreite unserer Services können wir uns wohl zu Recht als europäischer Marktführer im Bereich Paid Crowdsourcing bezeichnen.

Da wir im Auftragsprozess die Aufträge unserer Kunden in Mikrojobs zerlegen, wird dieses Geschäftsmodell auch als “Paid Crowdsourcing” mit dem Zusatz “Mikroworking” oder “Microtasks” bezeichnet.

Es gibt in Europa bis heute nur wenige Crowdsourcing-Unternehmen, mit diesem Geschäftsmodell. Entsprechend bietet der europäische Markt noch sehr viel Potenzial und ist unser Fokus.

Zu unseren Kunden zählen namhafte Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen wie Honda, Deutsche Telekom, PayPal, Groupon, IDG, markt.de, hotel.de, diverse Telefonbuchverlage, u.v.m. Die Anzahl unserer Kunden steigt täglich und bewegt sich heute im vierstelligen Bereich.

5. Was sind die Vorteile ihres Services für Firmen und was hat es mit der Idee der Social Company auf sich?

Vorteile für Kunden im Vergleich zu herkömmlichen Outsourcinglösungen sind: unsere internationale Crowd, die Größe und das Potenzial unserer Crowd, Skalierbarkeit und fehlende Fixkosten bei gleichzeitig hoher Qualität.

Die Idee der Social Company ist heute vor allem in aller Munde, da IBM die neue Strategie verkündet hat, zukünftig auf Crowdsourcing setzen zu wollen. Die Arbeit für bestimmte Projekte soll nicht mehr auf den Plätzen der eigenen Angestellten verteilt werden sondern über das Internet ausgeschrieben und von der Crowd ausgeführt werden. Im Zeitalter des Web 2.0 und Cloud-Computing ist es nur eine logische Folge, dass auch immer mehr Arbeiten aufs Internet ausgelagert werden. Fortschritt kann und sollte man nicht aufhalten, denn er bringt auch viele Chancen mit sich, die genutzt werden sollten.

Unsere Plattform ist jedoch speziell entwickelt worden, um Projekte und Aufgaben umzusetzen, die nicht automatisch von Computern oder Programmen erledigt werden können und/oder für deren schnelle Umsetzung das eigene Personal im Unternehmen einfach nicht ausreicht.

6. Warum sollte man als Clickworker arbeiten? Was kann man damit verdienen?

Die Gründe als Clickworker zu arbeiten beschreibt der O-Ton von Sarah L. aus Neuberg sehr gut:

“Ich bin Studentin der Rechtswissenschaften und arbeite seit etwa 3 Jahren bei clickworker.com.
clickworker.com bietet Schülern, Studenten, Arbeitnehmern, Selbständigen oder auch Rentnern die Möglichkeit sich leicht etwas Geld nebenher zu verdienen. Besonders schätze ich, dass ich jeder Zeit online von Zuhause aus arbeiten kann. Ich bin nicht verpflichtet jede Woche so und so lange zu arbeiten, sondern kann mir meine Zeit frei einteilen.”

Erfahrene Clickworker können bei uns ein Honorar zwischen 8 und 12 Euro pro Stunde erzielen. Für die meisten Clickworker stellt die Bearbeitung der Mikrojobs auf unserer Plattform jedoch “nur” ein Nebenjob dar. Es gibt jedoch auch einige Ausnahme-Clickworker, die ein monatliches Honorar im vierstelligen Bereich erzielen.


7. Wie läuft die Autorenqualifizierung genau und wie sorgen Sie dafür, dass die von den Clickworkern gelieferten Arbeiten die notwendige Qualität besitzen?

Alle Clickworker, die bei uns Texte erstellen möchten, müssen vorab online, auf unserer Plattform, einen Test in der jeweiligen Textsprache als “Basisqualifizierung” bestehen, um überhaupt erste Aufträge im Bereich Texterstellung zur Bearbeitung freigeschaltet zu bekommen. Getestet werden hier die Kenntnisse im Bereich Rechtschreibung, Grammatik und Stil.

Bei größeren und sehr spezifischen Projekten werden, nach Abstimmung mit den Kunden, noch zusätzliche Tests als “Projektqualifizierung” aufgesetzt.

Gesichert wird die Qualität der Arbeit der Clickworker durch ihre Qualifizierung, die sich ergibt aus ihrem Profil und den Informationen zu speziellen Fachkenntnissen und Interessen sowie ihrer Ratingquote, die sich aus ihren Testergebnissen und kontinuierlichen Bewertungen aller Arbeitsergebnisse ergibt.

Clickworker, die sich als “Korrektoren” qualifiziert haben, überprüfen auf Wunsch zudem noch einmal die erstellen Texte.

Final werden die Texte automatisiert noch einmal auf die korrekte Textlänge, eventuelle Schlagwörter und Plagiate geprüft.


8. Es gibt durchaus kritische Stimmen bzgl. solcher Crowdsourcing-Plattformen. Von Lohndumping ist da die Rede und der Abschaffung fest angestellter Mitarbeiter. Was antworten Sie auf solche Kritik?

Wie schon erwähnt, werden in erster Linie solche Projekte bei uns in Auftrag gegeben, die nicht automatisch von Computern oder Programmen erledigt werden können und für Spezialisten zu aufwendig wären. Clickworker stehen somit nicht in Konkurrenz zu hochqualifizierten Fachkräften und sind oft die einzige Lösung zur effizienten Umsetzung der Projekte.

Von “Lohndumping” kann hier auch nicht geredet werden, denn unsere Clickworker können ein Honorar bei uns erzielen, dass oftmals über vielen Stundenlöhnen einiger Berufsgruppen liegt.

Je nach Herkunftsland der Clickworker handelt es sich hier sogar um einen relativ hohen Verdienst. Zudem stehen unsere Clickworker in keiner Hinsicht in einem abhängigen Verhältnis zu uns und können, wie alle Freiberufler, Aufträge je nach Belieben annehmen oder auch nicht.

Wir versuchen immer in den Besprechungen mit unseren Kunden einen fairen Preis festzulegen, mit dem beide Seiten – die Kunden als auch unsere Clickworker – zufrieden sind.


9. Wie gehen Sie die Vermarktung Ihres Dienstes an? Welche Maßnahmen funktionieren gut und wie nutzen Sie das Social Web?

Das Thema Crowdsourcing ist heute bereits viel bekannter als noch vor einem Jahr. Besonders in der E-Commerce und Social-Media Branche fragt man uns heute nicht mehr “Was ist Crowdsourcing?” sondern “Welche speziellen Crowdsourcing-Services bieten Sie an und wie können Sie uns optimal unterstützen?”.

Aber es gibt ja noch viele andere Branchen, für die unsere Lösungen ideal sind und denen das Thema Crowdsourcing noch kein Begriff ist. Hier besteht noch viel Erklärungsbedarf, den man am besten mit kombinierten Maßnahmen in den Bereichen “Persönliche Gespräche” und “Öffentlichkeitsarbeit” abdecken kann.

Hier helfen Social-Media-Plattformen natürlich sehr, um Informationen zu vermitteln und Gespräche sowie Diskussionen anzuregen. Vor allem nutzen wir jedoch die Social-Media-Plattformen und –Möglichkeiten zur Kommunikation mit und zwischen unseren internationalen Clickworkern.


10. Welche Features wollen Sie in Zukunft einführen und wie sehen Sie die Zukunft des Paid Crowdsourcings generell?

Welches Unternehmen plaudert schon seine Pläne und Entwicklungsprojekte aus, bevor sie fertig erstellt und umgesetzt sind? Aber ich kann schon mal verraten, dass sich unsere Kunden in 2012 auf diverse neue und hilfreiche Features freuen können.

Und zum Thema “Zukunft des Paid Crowdsourcing”: Die schnellen Entwicklungen im Bereich IT und die damit einhergehenden vielfältigen Möglichkeiten der Kommunikation und der Datenspeicherung, -bearbeitung sowie –austausch, machen ein physisches Zusammensein von Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Kollegen schon heute in vielen Bereichen nicht mehr zwingend notwendig. Aus diesem Grund denke ich, dass Paid Crowdsourcing bis hin zu kompletten “Social Companies” in den nächsten Jahren noch an Bedeutung zunehmen wird.


11. Könnten Sie zum Schluss des Interviews bitte noch ihre wichtigsten Tipps für erfolgreiche Internet-Startups nennen?

  • Eine Geschäftsidee mit Wachstumspotential an der das Herz der Gründer hängt
  • Ein Gründungsteam bei dem die Chemie stimmt und das durch Dick und Dünn geht
  • Investoren die zur Idee und dem Team passen
  • Den Dialog mit Kunden frühzeitig aufbauen und pflegen
  • Durchhaltevermögen haben und Leistungsbereitschaft zeigen, aber auch hin und wieder ein Wochenende ohne E-Mails und Arbeit verbringen.


Danke Herr Rozsenich

danke für Ihre Antworten und Einblicke.

Peer Wandiger

4 Gedanken zu „Crowdsourcing als Zukunftmodell – Interview mit Clickworker.com“

  1. Hallo,

    ich finde clickworker ist eine gute Möglichkeit etwas Geld dazu zu verdienen.
    Wir arbeiten dort wann wir wollen und wann wir Zeit haben. Oft ist dies wenn
    uns einmal langweilig ist. Es ist sogar möglich einige Aufgaben neben dem
    Fernseher zu erledigen. Sicher ist es nicht der große Verdienst, aber ein
    paar Cent sind es auch.

    freundliche Grüße
    Josef

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  2. Mich hätten ein paar konkrete Beispiele interessiert, was für Aufgaben man z.B. als Auftraggeber dort machen lassen kann. Wäre doch eine Idee für einen Follow-up Artikel für SiN: “Outsourcing von “stupiden” Aufgaben via Clickworker: Beispiele”.

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  3. Ich hatte schon ein paar Aufgaben von Clickworker erledigen lassen. Im großen und ganzen war ich mit dem Service zufrieden. Einige Texte mußte ich aber noch umschreiben und überarbeiten.

    Viele Grüße
    Tom

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  4. Für mich persönlich ist Clickworker in gewisser Weise eine modernisierte Form von Textbroker und Co. Der genannte Stundenlohn zwischen acht und zwölf Euro kann bei ein wenig Erfahrung tatsächlich erreicht werden. Für Neulinge ist es jedoch etwas schwieriger, da der Stundenlohn dann auch schon einmal schnell auf drei oder vier Euro zu Beginn sinkt. Dies eignet sich dann eher nur, wenn man sich als Schüler oder Student ein paar Euros dazuverdienen möchte.

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