Einblicke in ein Hörbuch-Startup

Ich bin ein Fan von Hörbüchern und Hörspielen, wie viele von euch sicher schon wissen.

Deshalb habe ich gern die Gelegenheit ergriffen mit einem kleinen Hörbuch-Startup ein Interview zu führen.

Darin geht es um Ideen, Umsetzung, Geschäftsmodell, Crowdfunding und mehr.

Viel Spaß damit.

Hallo Ines. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Mein Name ist Ines, ich bin eine aus dem Team diehoeragenten und seit 20 Jahren im Vertrieb und Marketing tätig.

Wie bist du zu Hörbüchern gekommen und was fasziniert dich daran?

Ich habe im Bereich Werbung und Marketing schon alles gemacht – Anzeigenverkauf, Radiowerbung, Agenturarbeit und da ich gerade im Bereich Radio viel mit Stimmen zu tun hatte und ein Hörbuch- Hörspiel-Fan bin, lag es nah diesen Bereich, den ich liebe, mit dem, den ich gern tue, zu kombinieren.

Welche Vorteile bieten Hörbücher gegenüber Büchern?

Hörbücher kann man überall hören, beim Sport, im Auto, in der Bahn – eben das klassische Argument, das man überall lesen kann.

Zudem bedient ein Hörbuch den, der über das Hören lernt und es lässt viele Bilder und ganze Filme im Kopf laufen. Viele hören es zum Einschlafen oder entdecken es mit ihren Kindern wieder, sei es durch die Lieblingsserien, die sie weitergeben oder weil eben die Zeit zum Lesen fehlt, weil wir immer mobiler werden.

Dazu kann man Hörbücher auf nahezu alle Medien hören- sei es Handy, Tablet, PC, Player oder sogar TV, im Stream, von der CD oder als digitalen Download.

Du hast die DieHöeragenten UG gegründet. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Ich wollte meine Agentur auf solide Füße stellen mit der Option Menschen, die dieselben Ziele haben, an meinem Unternehmen zu beteiligen. Da bietet sich die UG einfach an- weniger wegen der Haftung, sondern eher wegen der Anteilsabgabe als “Mitkämpferbindung”.

Die Agentur stand für mehr Verkauf, mehr Umsatz, mehr Kunden. Das wurde auch teilweise von mir realisiert, nur reicht es eben nicht, wenn man allein von seinem Produkt begeistert ist und so habe ich mich Ende 2013 dazu entschlossen, die Richtung der Agentur zu ändern.

Das ist ja das Schöne, wenn man Kapitän auf dem eigenen Schiff ist- man kann die Segel neu ausrichten und einem neuen Wind folgen.

Wie sieht das neue Geschäftsmodell aus? Wie verdienst du Geld?

Ich habe in Kooperation mit 52North Studio einen Hörbuchverlag für kleine Verlage und Autoren ohne Verlagsbindung gegründet.

Hier vertonen wir eBooks oder Bücher, die sonst keine Chance hätten und schicken diese Perlchen in die Ohren unserer Kunden. Geld verdienen wir über den Verkauf, die Produktion ist kostenfrei.


Wie ist der Hörbuch-Markt so und wie stark ist der Konkurrenzkampf?

Der Hörbuchmarkt hat in 2013 nochmal gut zugelegt, etwa um plus 3,9 Prozent. Egal ob Bellestrik oder Sachbuch – gehört wird immer und alles.

Der Konkurrenzkampf ist nicht hoch, eher sind alle Verlage freundschaftlich verbunden, nicht in einem Arbeitskreis, wo man gemeinsame Projekte bespricht, sondern auch auf den Pressebörsen oder auf den Buchmessen.

Sicherlich ist ein jeder Verlag daran interessiert DEN Verkaufsgaranten zu bekommen – aber auch hier gibt es viele Schmuckstücke, mit denen keiner gerechnet hat und die tolle Verkaufszahlen hatten.


Was planst du für die Zukunft und welche Zukunft siehst du für das Hörbuch?

Die Zukunft liegt im Download, auch wenn jetzt alle Haptiker die Hände über den Kopf schlagen, aber auf Grund der vielen Abspielmöglichkeiten, wird die CD langfristig abgelöst.

Auch Kooperationen mit Marken oder Unternehmen, die Hörbücher als und mit Kundenbindungsprogramme anbieten, gehen eher auf Downloads, als auf CDs. Die CD wird nie verschwinden, ohne Frage, genauso, wie die Kassette oder die Vinylplatte wieder eine Hochzeit hat, aber der Download ist schnell, flexible und simpel.

Die Zukunft der diehoeragenten wird diesen Weg für die Hörbuchproduktionen 100% nutzen und wenn wir CDs in den Handel bringen, dann nur Schmuckausgaben, also Sammelboxen oder ähnliches.

Dazu werden wir nun endlich die Hörpartys bundesweit ausbauen- sie ähneln einer Tupperparty. CDs werden auszugsweise gehört, ich mache fieserweise bei einem Cliffhanger Schluss, und dann können die 7-8 Leute bestellen.

Diese Bestellungen gehen an die Hörverlage und der Verkäufer vor Ort bekommt eine VK-Provision und Reziexemplare zum Vorführen. Eine schöne Sache, um mit dem, was man eh gern macht, Geld zu verdienen und immer Top aktuell zu sein.


Du hast noch einige andere Projekte. Was hat es z.B. mit CrowdFans.de auf sich?

CrowdFans.de ist auch so eine “Evolutions” Sache – Buchverlage haben immer wieder gefragt, ob wir nicht Orte zum Lesen haben und die Hörverlage hätten auch immer gern Lesetouren mit ihren Sprechern zu den Hörbüchern als Werbekampagne gemacht, nur haben sie nicht den Etat eines Buchverlages oder zu wenig Zulauf durch die Fans.

Auf Facebook ist immer alles so wunderbar unverbindlich. Alles sagt Ja, ich komme, aber am Ende sitzt nur die Mutter und der Typ, der kurz was fragen wollte und sich nicht mehr raustraut, da.

Der Rest denkt, es würde ja nicht auffalen, das er/sie nicht kommt, es sind ja noch 299 Leute da…

Mit CrowdFans hat der Autor, Verlag, Hörverlag, Label & Künstler endlich feste Zahlen, kann die Karten vorab verkaufen und bietet auch noch Gegenleistungen, wie beim Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) gewohnt.

Bald werden wir die erste Hörproduktion crowdfunden und eine große Livegeschichte. Da freuen wir uns sehr drauf und sind ganz stolz, dieses Projekt gewonnen zu haben.

Crowdfunding ist ja nicht nur Finanzierung der Fans, sondern auch eine wahnsinns Marketingaktion – egal ob das Projekt erfolgreich ist, oder nicht – die Werbung ist viral und geht durch alle sozialen Netzwerke.

Hier werden wir zu dem Thema in 2014 viele Workshops halten – zum einen, um zu zeigen, was Crowdfunding kann und warum es eine Alternative zur Bank oder Investor ist, zum anderen, um Projektstartern eine Hilfe bei ihrem Projekt zu sein.

Andere Projekte sind QR Technik und StartUp Beratung – beides in der Red Hall Solutions.


Hast du zum Schluss noch ein paar aktuelle Hörbuch-Empfehlungen für mich?

Oh oh, mich darf man so etwas nicht fragen, ich bin ein Krimi Fan, vorzugsweise Edgar Wallace. Als Hörbuch empfehle ich Dir ‘Wunder’ von R.J.Palacio. Der zehnjährige August leidet an einem Gendefekt. Sein Gesicht ist stark entstellt, seit seiner Geburt musste er oft operiert werden. Eine Schule hat er nie besucht.

Trotzdem ist August es gewöhnt, angestarrt zu werden. Und jetzt soll er in die fünfte Klasse kommen. Natürlich ist es sein sehnlichster Wunsch, dort nicht weiter aufzufallen. Doch das ist gar nicht so leicht, wenn man so witzig, klug und großzügig ist wie August. Ein unvergesslicher Roman über einen ganz besonderen Helden.

Eine vielstimmige Hörbuchinszenierung mit Andreas Steinhöfel, Sascha Icks, Boris Aljinovic, Nina Petri u.v.a. Eine echt tolle Geschichte, ohne künstliches Drama.

Dann die zwei Hörbucher von Marc Uwe Kling und seinem Känguru – unbedingt hören!

Tom Shark 1 und 2 sind sehr hörbar, aber Hörspiele und mein alles wird gut Hörbuch ist und bleibt Terry Pratchett “Kleine, freie Männer”, gelesen von Boris Aljinovic.

Ich danke Dir für die Interview-Einladung und für Deinen tollen Blog, der mich immer wieder inspiriert und den ich auch gern an “meine” StartUps weiterempfehle.


Ich danke Dir

für das interessante Interview.

Peer Wandiger

8 Gedanken zu „Einblicke in ein Hörbuch-Startup“

  1. Sehr interessantes Interview :)!! Habe ich das richtig verstanden, dass man, wenn man schon eine eigene Community zu einem bestimmten Themenbereich aufgebaut hat und entsprechende Ebooks verfasst hat, das Ganze über die Höragenten vertonen lassen und dann über ihr System verkaufen lassen kann, ohne in Vorleistung zu gehen? Daneben wäre noch gut zu wissen, ob man dabei bestimmte Rechte abtreten muss oder nicht.

    Also insgesamt wirklich eine tolle Sache … und zum Thema Download, da stimme ich zu 100% zu. Schon aufgrund der Anzahl der verschiedenen Endgeräte, die genutzt werden, ist der digitale Download die maßgebliche Größe bei allem, was mit Audio zu tun hat … vielleicht in naher Zukunft vermehrt als unkomprimierte wav dateien, um dann von da aus das Format auf die individuell genutzte Hardware des Hörers zuschneiden zu können…da haben mp3s dann doch einen kleinen Nachteil 😉

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  2. Hi Peer
    ich lese schon eine ganze Weile hier mit. Aber dass du dir ausgerechnet diese Frau für ein interview raussuchst “überrascht” mich. Ich will und darf hier nichts schlimmes sagen aber es gibt ein paar Menschen die aus ziemlich triftigen Gründen mit den Geschichten und unternehmerischen “Talenten” dieser frau nichts mehr zu tun haben wollen. Du hattest mal einen Artikel über Vorsicht bei geschäftlichen Partnerschaften geschriebn glaub ich. Vielleicht noch mal lesen.

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  3. @ Steffi
    Ich habe einen netten Kontakt mit der Dame geknüpft und kann selber nichts negatives berichten.

    Ich denke du verstehst, dass ich nicht jeden Interview-Partner erstmal jahrelang kennen kann und sein komplettes Profil analysiere.

    Deshalb ist es mit diesem Interview wie bei allen anderen auch. Es handelt sich weder um Werbung noch um einen Empfehlung, sondern um Einblicke und Infos.

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  4. Liebe Steffi,
    gern kläre ich in einem perösnlichen Gespräch, was Du meinst und ich tippe Du wohnst im Berliner Umland 🙂 Steffi, Du kleene Maus 🙂

    @all, ja man kann Bücher und eBooks über die hoerbuchmanufaktur-berlin.de vertonen lassen OHNE Rechte zu verlieren

    sonnige grüße
    Ines

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  5. Der Hörbuch-Markt wird ebenso wie der eBook-Markt stetig bergauf gehen, da diese “neuen” Möglichkeiten zwar anfangs von der Zivilisation abgeleht werden, da unbekannt, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase jedoch akzeptiert und folgendessen auch genutzt werden.

    Danke für den Artikel !

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  6. Und wieder eine Neuerung im eBook – Hörbuch Bereich. amazon und audible US verknüpfen ihre Technik auf einem Player – wenn ihr auf ein Wort tippt, dann geht es im Hörbuch weiter.
    Spannend für Pendler mit Bahn und Auto.
    Hier in Deutschland ist es, laut audible GER, noch nicht geplant, sagen sie 🙂
    Sprich also mehr denn je für ungekürzte Hörbücher, denn sonst nützt die technik nichts

    sonnige Grüße
    Ines

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