Gründungsidee, Herausforderungen, Team und mehr – IT-Startup ionas im Interview

Ein IT-Startup zu gründen bewahrt einen nicht unbedingt davor IT-Probleme zu haben. Diese und andere interessante Erfahrungen schildert mein heutiger Interview-Partner.

Zudem gibt es Tipps, Einblicke und mehr zu einem Startup, welches abseits der großen Gründermetropolen in Deutschland entstanden ist.

Guten Tag Herr Dyllick. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Ich bin der unwichtigere der beiden Geschäftsführer von ionas – Ihr Online Assistent, einem online IT-Dienstleister aus Mainz. Ich kümmere mich bei ionas um sämtliche kaufmännische Themen wie Strategie, Vertrieb, Buchhaltung, Personal und alles andere, was so liegen bleibt.

Mitte der 30er kam ich für mich an einen Punkt, an dem ich realisieren musste, dass, wenn es mit der Selbständigkeit noch etwas werden soll, es wohl jetzt oder nie sei. Mit meinem Bruder Christoph fand ich glücklicherweise den idealen Geschäftspartner. Man weiß, wie der andere tickt, man kennt die Stärken und Schwächen und man kann offen miteinander reden, ohne dass Dinge krumm genommen werden. Als „Techy“ ist er der wichtigere der beiden Geschäftsführer.

Wie sind Sie ins Online-Business gekommen und welche Erfahrungen konnten Sie in der Vergangenheit sammeln?

Bei Banken hat die Online-Revolution schon vor vielen Jahren stattgefunden. Musste man noch vor rund 15 Jahren für Überweisungen in eine Bankfiliale, so haben wohl viele Besucher von “Selbständig im Netz” schon seit längerer Zeit keine Bankfiliale mehr von innen gesehen. Die ING Diba, eine Direktbank, ist die größte Bank nach Einlagen.

Mit der Verbreitung von Internetanschlüssen, die auch breitbandigere Anwendungen erlauben, war es nur konsequent, auch Computer-Support als ein Online-Business zu begreifen. Und ebenso wie das Online-Banking vereint auch Online-Computerhilfe Kosteneffizienz und Komfortgewinn. Wer will schon für ein kleines Computerproblem seinen Computer einpacken und zum nächsten Shop fahren oder einen Techniker zum Termin einbestellen?

In Unternehmen ist IT-Support per Helpdesk ja auch schon seit vielen Jahren gang und gäbe. Ein Anruf und der Agent hilft per Internet. Alles andere ist in einer wettbewerbsintensiven Industrie ja auch nicht mehr abbildbar. Auch bei unseren bisherigen Arbeitgebern war das so.

Mit Ihrem Startup ionas.com bieten sie Computerhilfe per Telefon und Fernwartung an. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Die Inspiration für die Idee kam im Laufe der Jahre durch unsere Eltern und deren Freunde. Ausgestattet mit einer altersbedingten Distanz zur IT sind sie auf Hilfe bei Computerproblemen angewiesen. Der natürliche Ansprechpartner waren – wohl wie bei so vielen – die eigenen Kinder.

Spätestens wenn man eigene Kinder hat, will man aber nicht mehr der Go-to-man für Computerprobleme sein. Gerade bei PC-Problemen ist es ja auch gerne so, dass „ein kleines Computerproblem“ mehrere Stunden verschlingt.

Auf der Suche nach einem zuverlässigen Computerhilfe-Anbieter mussten wir feststellen, dass ein solcher in Deutschland fehlt(e). Anders als z.B. in den USA, wo Geek Squad schon seit vielen Jahren eine landesweit fest etablierte Größe ist, gibt es in Deutschland praktisch nur lokale Anbieter. Die wenigen überregionalen Anbieter, die wir gefunden haben, fanden wir nicht überzeugend. Manche haben sogar richtiggehend schockiert!

An wen richtet sich dieser Service und gibt es dafür überhaupt einen ausreichend großen Markt?

Wir richten uns an alle, die zuverlässige Computerhilfe und Beratung bei IT-Fragen zu schätzen wissen. Für uns sind dies primär die Generation 60+ sowie kleine Unternehmen, die keine eigene IT-Abteilung haben. Wir erhalten aber auch Anrufe von jüngeren Nutzern.

Unterscheiden tut sich natürlich die Art der Fragestellung von Kundengruppe zu Kundengruppe. Ältere Nutzer haben häufig Fragen, die mit dem Internet zu tun haben. Jüngere Nutzer haben Fragen zur Netzwerkadministration bzw. zu Microsoft Office / Excel und Co.. Unternehmenskunden kommen vor allem mit Fragen zu E-Mail und Outlook oder auch mal Fragen zu Web-Programmierung. Alle diese Fragen können wir beantworten.

Gibt es für unsere Dienstleistung einen ausreichend großen Markt? Wir sind angetreten, um diesen Beweis zu erbringen. Wir sind davon überzeugt! Die bisherigen Kundenrückmeldungen bestätigen uns in diesem Glauben. Wir haben viele treue Kunden, die immer wieder zu uns zurück kommen.

Was ist das besondere an ihrem Service und was kostet dieser?

Wir sehen drei Stärken:

  • Wir sind ein inhabergeführtes Unternehmen. Der Kunde ist König – dieses Motto wird bei uns halt noch anders gelebt als z.B. bei der Computerhilfe des ex-Telefon-Monopolisten.
  • Wir sind an 7 Tagen die Woche erreichbar und das nicht nur auf dem Papier. Egal ob Karfreitag oder Weihnachten, wir haben mindestens immer einen Mitarbeiter an der PC-Hotline. Wartezeiten können nicht ganz vermieden werden, aber wir sind bisher ziemlich erfolgreich, unsere Kunden schnell zu bedienen.
  • Wir sprechen Windows, Mac sowie Linux und auch bei Android und iOS können wir helfen. Nicht individuell, aber kollektiv. Das ist die Power eines lokalen Teams. Wenn einer nicht weiter weiß, dann geben wir weiter oder ziehen hinzu.

Wie läuft der Service normalerweise ab? Wie helfen sie konkret den Kunden per Fernwartung?

Wir nutzen für die Fernwartung TeamViewer. Die Software arbeitet sehr zuverlässig und bedarf aufgrund seiner Bekanntheit in aller Regel auch keiner weiteren Erklärung. Viele kennen TeamViewer schon aus dem privaten Umfeld oder vom Arbeitgeber.

Die Hilfesitzungen laufen bei bekannten Kunden immer gleich ab: Der Kunde formuliert seine Frage bzw. sein Problem, wir starten eine TeamViewer-Verbindung und dann kann es auch schon losgehen.

Abgerechnet wird nur die effektive Beratungszeit. Aufbau der Verbindung und Problemschilderung gehen nicht zu Lasten des Kunden. Den Start der kostenpflichtigen Beratung teilen wir dem Kunden auch mit.

Normalerweise arbeiten wir mit dem Kunden gemeinsam an seiner Frage. Dies einerseits, um den Kunden zu befähigen, das nächste Mal ohne Hilfe aus zu kommen. Andererseits auch vor einem möglichen Haftungshintergrund. Wenn in den Tagen nach einer Fernwartungssitzung Probleme auftauchen, dann ist gerne der Dienstleister der Sündenbock. Dies gehört leider auch zu den Realitäten des Computerservice-Geschäfts.

Bei Neukunden nehmen wir vorab noch die Stammdaten auf. Auch muss er uns ein Lastschriftmandat erteilten. Der Vertragsabschluss erfolgt komplett online. Nach rund 5 Minunten kanns losgehen mit der Online-PC-Hilfe.

Welche Fehler oder Probleme treten bei Ihren Kunden immer wieder auf?

Die drei „Evergreens“ der Computerprobleme sind Probleme mit Druckern, Probleme beim Mailversand und merkwürdiges Verhalten von Windows. Letzteres ist dabei das am schwierigsten zu lösende Problem, weil man häufig ja gar nicht so richtig weiß, wo man ansetzen soll.

Interessanterweise sind Druckerprobleme normalerweise gut per Fernwartung zu lösen. Wenn der Kunde mitarbeitet, dann lassen sich auch ohne eigene Hände vor Ort sukzessive Fehlerursachen ausschließen. Es gehört für mich mit zu den schönsten Momenten, wenn ich im Hintergrund einen Drucker einspringen und einen Kunden vor Erleichterung seufzen höre.

Können auch Selbständige von Ihrem Service bzw. Ihren Zusatzleistungen profitieren?

Selbständige – in IT-nahen ebenso wie in klassischen Branchen – sind ganz klar eine unserer Zielgruppen. Wenn man kein eigenes IT-Wissen hat, dann bietet es sich doch an, einen PC-Experten zu fragen. Viele Selbständige sind selbst beratend tätig (Grafik- und Webdesign, Suchmaschinenoptimierung,…) und wissen den Wert guter Beratung zu schätzen.

Auch sehe ich bei Selbständigen schon fast einen ökonomischen Imperativ, unsere Computer-Hotline zu nutzen. Wenn man selbst einen Stundensatz von €100 hat, dann macht es doch Sinn, eine Stunde eigene Fummelei einzusparen und einen Dienstleister für €80 dran zu lassen, zumal der Computer Doktor normalerweise auch schneller ist als man selbst.

Wie lief der Start Ihres Unternehmens und wie haben sie die ersten Kunden gefunden?

ionas wurde Mitte 2014 gegründet. Richtig losgelegt haben wir mit der Computerhilfe-Hotline dann Anfang 2015. Insofern war der Start etwas holprig. Besonders stolz sind wir nicht drauf. Andererseits war der Start der Selbständigkeit nur eines von zahlreichen anderen Projekten bei meinem Bruder und mir. Ich musste noch meine Promotion abschließen und zurück nach Deutschland ziehen. Mein Bruder hatte neben einem zweiten Kind auch noch einen Umzug zu stemmen.

Seitdem entwickelt sich unser Unternehmen stetig, wenn auch nicht ganz in der erhofften Geschwindigkeit. In einem derart fragmentierten und kleinteiligen Markt wie dem unsrigen oben auf zu schwimmen und sich zu etablieren, geschieht nicht über Nacht. Da ist viel Trägheit im Spiel. Man sollte auch nicht vergessen, dass wir als Unternehmensgründer sehr aggressive Wachstumsziele angenommen haben. Hohe Wachstumsraten sind im Businessplan viel leichter aufgeschrieben, als in der Realität ausgeführt.

Als Motivatoren für ionas waren unsere Eltern Kunde #1 und #2. Die weiteren Kunden waren Freunde, Bekannte und Verwandte. Über eine dreimonatige „Kostenlosphase“ kamen zahlreiche Interessenten mit uns in Kontakt und viele konnten wir in die kostenpflichtige Phase mit hinübernehmen.

Gab es Probleme oder Herausforderungen bei der Umsetzung Ihres Startups? Wie wurden diese gelöst?

Als „Problemlöser“ darf man ja eigentlich nicht zugeben, dass man Probleme und Schwierigkeiten hatte. Natürlich kämpften aber auch wir an zahlreichen Fronten gleichzeitig! Die zwei kräftezehrendsten Fronten waren a.) die Mitarbeiter und b.) die interne IT.

Leider verstehen viele Mitarbeiter nicht, was es bedeutet, in einem Startup zu arbeiten. Eigentlich logisch, aber wohl doch nicht klar: Ein Startup hat kein umfangreiches Mitarbeitereinführungsprogramm. Und viele Mitarbeiter-Prozesse laufen bei jungen Unternehmen auch nicht so reibungslos wie bei Großunternehmen. Anscheinend auch nicht zum Allgemeinwissen gehört: Bei Startups muss der Bär zuerst erlegt werden, bevor das Fell verteilt werden kann.

Wenn wir in einer Stadt mit einer ausgeprägten Gründerszene gegründet hätten, dann wären uns manche dieser Probleme evtl. erspart geblieben. Ich sehe darin aber kein Allheilmittel. Sehr wahrscheinlich wären wir dann mit anderen Problemen konfrontiert worden.

Die interne IT für eine effiziente Zusammenarbeit im Team mitsamt einer Hotline-Infrastruktur fit zu machen, ist keine Kleinigkeit. Auch nicht für ITler selbst und erst recht nicht, wenn man kein gehyptes Berliner oder Münchner Startup ist und deshalb aufs Geld achten muss! Wir hatten den Aufwand tatsächlich unterschätzt. Unter anderem auch, weil wir die Hoffnung hatten, irgendwo eine Komplett- oder Teillösung für unsere Bedürfnisse zu finden. Dies war ein Irrtum. Somit haben wir vieles selbst gemacht, was viel Zeit gekostet und uns um viele Erfahrungen reicher gemacht hat.

Aus der „Not“ haben wir schließlich auch eine Tugend gemacht. Mit den ionas-Servern haben wir paketierte all-in-one Serverlösungen für Selbständige und kleine Unternehmen entwickelt. Dies ist aber andere Geschichte.

Wie groß ist ihr Team und wie wird dieses organisiert?

Wir sind aktuell 6 Leute, darunter mein Bruder und ich als Geschäftsführer. Wir sind ein lokales Team und arbeiten alle in unserem Büro in der Mainzer Innenstadt. Wir finden, dass dies große Vorteile gegenüber alternativen loseren Netzwerk-Organisationen hat: Der Wissenstransfer ist durch die enge Interaktion sehr einfach, eine Unternehmenskultur lässt sich leichter leben und auch beim Thema Qualitätssicherung geht nichts über die direkte Zusammenarbeit. Wenn ich als Windows-Experte mal bei einer MacOS-Frage nicht weiter weiß, dann ziehe ich einfach einen meiner Mac-Kollegen hinzu.

Wir glauben, dass die höheren Kosten (Büro,…) langfristig gut investiert sind. Wir haben nicht die Bestrebung die größte Computerhilfe-Hotline in Deutschland zu sein, sondern die beste.

Zum Schluss würde ich mich über Ihre wichtigsten Tipps freuen, wie man seinen Computer am besten vor den Gefahren aus dem Netz schützt.

Die kurze Antwort ist: Den Windows-PC ausmustern und einen Mac oder Linux-Rechner kaufen. Die sind praktisch wartungsfrei.

Wer sich diesen Luxus nicht erlauben kann, der sollte stets drei Dinge im Auge behalten:

  • Windows Updates, sowie die von Chrome/Firefox, Flash, Acrobat Reader und Java regelmäßig einspielen oder – besser – auf automatische Updates stellen.
  • Ein gutes Antivirenprogramm installieren – auch die kostenlosen von AVG, Avira und Avast bieten nachweislich guten Schutz.
  • Datensicherung als letzter Rettungsanker regelmäßig anfertigen – vor Krypto-Trojanern wie Locky schützen nur diese!

Einmalig sollte angesichts der aktuellen Bedrohung durch Krypto-Trojaner auch die Ausführung von Makros in Office-Dokumenten deaktiviert werden. Wie das geht, hat Microsoft hier ausführlich erklärt.

Ansonsten sind unsere Computerhilfe-Experten an 7 Tagen die Woche für genau solche Fragen telefonisch erreichbar. 🙂

Danke für das Interview

Peer Wandiger

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