Idee, Team, Umsetzung und Vermarktung des ‘Google für Lost and Found’ – Startup-Interview

Idee, Team, Umsetzung und Vermarktung des 'Google für Lost and Found'Eine neue und kreative Startup-Geschäftsidee zu finden ist nicht so einfach.

Meist entsteht eine gute neue Idee aus eigenen Erfahrungen, wie auch bei meinem heutigen Interviewpartner.

Wie die Idee zum Startup entstanden ist, wie die Umsetzung läuft und vieles mehr erfahrt ihr im folgenden ausführlichen Interview..

Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.

Hallo Peer. Danke für die Einladung zum Gespräch.

Mein Name ist Markus Schaarschmidt. Ich bin Geschäftsführer der Neusulting GmbH, einem IT-Dienstleister, der neben Consulting-Tätigkeiten auch eigene Projekte umsetzt. Unter dem Dach dieses Unternehmens habe ich auch das aktuelle Projekt ZentralesFundbüro.de entwickelt.

Vor meiner Selbstständigkeit habe ich Informatik studiert und war während dieser Zeit als Loadmaster, Ground Security Coordinator und Airline Representative bei einer amerikanischen Fluggesellschaft weltweit tätig. Verschiedene Anstellungen bei der Fraport AG und weiteren Firmen im Rhein-Main-Gebiet folgten. Begonnen hatte alles mit meiner Ausbildung zum Informatiker mit Fachrichtung Anwendungsentwicklung bei der Thomas Cook AG. Während meines Studiums 2007 machte ich mich dann schließlich selbstständig.

Welche Erfahrungen konnten Sie im Online-Business bisher sammeln.

Mein erstes Projekt hatte ich in meiner Studienzeit gestartet. Mit Services4less habe ich zusammen mit Anwendern IT-Services entwickelt und optimiert. Als erstes Online-Projekt entstand dann MiniSkript. Damit bot ich eine Online-Druckerei, mit der hauptsächlich Studenten und Softwarehersteller gebundene Reader und Handbücher kostengünstig im DIN A5 Format drucken lassen konnten, unabhängig von der Stück- oder Seitenanzahl.

Dank des Projekts konnte ich wichtige Fragen schon einmal beantworten, die sich beim späteren Aufbau meiner anderen Geschäftsideen ebenfalls stellen würden: Wie finde ich Hersteller, wie funktioniert Vertrieb, welche Marketingkanäle gibt es, etc. Das Projekt war ein Protest gegen die horrenden Druckkosten, mit denen ich selbst als Student konfrontiert war. Ich habe es daher nach der Studienzeit nicht weiter verfolgt.

Services4less baute ich aber weiterhin aus. Ich optimierte das Geschäftsprinzip und so entstand daraus 2013 schließlich die Neosulting GmbH. Einnahmen generierten klassisches Webdesign, Consulting Tätigkeiten, aber auch eigene Projekte. Den ersten größeren Erfolg erzielte ich wohl mit dem patentierten WebcamCover, ein nachträglich anbringbarer Sichtschutz für Webcams. Hier kamen die Erfahrungen von MiniSkript definitiv zum tragen, doch ich ging professioneller vor, um das Produkt deutschlandweit bekannt zu machen.

Nun gehe ich noch einen Schritt weiter und lasse alle meine Erfahrungen in das Zentrale Fundbüro einfließen, das eine weltweite Anlaufstelle in seinem Segment werden soll. Und wenn man sich die derzeitige Entwicklung ansieht, scheint das Konzept aufzugehen.

Wie sind Sie auf die Idee für ZentralesFundbüro.de gekommen?

Mir musste selbst ein Missgeschick widerfahren, um auf die Idee zu kommen. Um genau zu sein war ein vergessener Rucksack der Auslöser, eine übersichtliche Anlaufstelle wie Zentrales Fundbüro aufzubauen.

Den Rucksack hatte ich nämlich an einer S-Bahn-Haltestelle vergessen. Gemerkt habe ich diesen Umstand natürlich erst, nachdem es schon zu spät war – Geldbeutel, USB-Stick und andere persönliche Gegenstände waren damit erst einmal verschwunden.

Weil ich meine Sachen aber wiederhaben wollte, begab ich mich auf die Suche, die letztlich einer Odyssee glich. Vom städtischen Fundbüro Frankfurt, das bis heute keine online Option bietet, über die Fundstellen der Bahn und des örtlichen Nahverkehrs bis hin zu anliegenden Restaurants und Geschäften habe ich alles versucht.

Mitgeteilt wurde mir immer wieder dasselbe: “Es wurde leider noch nichts abgegeben, versuchen Sie es irgendwann anders wieder.” Suchaufträge oder Optionen der Rückmeldung wurden mir zudem nur von den umliegenden Geschäften geboten, nicht aber von den offiziellen Fundbüros.

Online habe ich natürlich ebenfalls mein Glück versucht, doch auch dort waren die Möglichkeiten alles andere als praktikabel. Regelmäßige Scans der Einträge der verschiedenen Fundseiten zeigten mir allerdings, dass die bestehenden Angebote oftmals veraltet, ungepflegt oder thematisch und regional eingeschränkt waren. Letztlich war ich der Überzeugung, ein nutzerfreundlicheres System aufziehen zu können, das als zentrale Anlaufstelle Menschen in einer ähnlichen Situation zukünftig das Leben vereinfacht.

Da ZentralesFundbüro.de ein wirklich umfassendes Portal anstrebt, an dem sich möglichst alle beteiligen, sprach ich Unternehmen mit Kundenkontakt wie Clubs, Hotels, Flughäfen, etc sehr früh an. Diesen schlug ich vor, über eine Schnittstelle ihre Fundsachen direkt ins Onlineportal zu einzustellen. Doch immer wieder wurde ich nach einer Enterpriselösung gefragt, die das Handling von unternehmerischen Lost and Found-Anforderungen insgesamt vereinfacht. So entstand die Idee eines völlig neuen B2B-Geschäftszweigs und letztlich unsere Software- und App-Lösung “Fundbüro Manager”.

Was genau bietet diese Meta-Suchmaschine und für wen ist sie sinnvoll?

Die Lost and Found Landschaft ist im Internet wie “in real life” eine sehr zerklüftete. Existierende Angebote sind oft veraltet, unpraktisch oder auf bestimmte Regionen und Themengebiete begrenzt. Teilweise ist es sehr kompliziert und sogar mit Kosten verbunden, mit dem Finder oder Suchenden in Kontakt zu treten.

Zentrales Fundbüro stellt nun die Ergebnisse von privaten, aber auch von über 700 kommunalen Fundbüros übersichtlich auf einer Weltkarte dar. Und zumindest für die direkt bei uns eingespielten Einträge stellen wir die einfache Kontaktaufnahme sicher.

Die Meta-Suchmaschine richtet sich also an alle, die etwas verloren haben und sich das wiederholte Abklappern von zahllosen Fundbüros und möglichen Verlustorten sparen wollen. Denn auch die manuelle Suche wird durch den angebotenen Suchauftrag überflüssig – dieser informiert den Suchenden anhand von festgelegten Kriterien automatisch über passende Neuzugänge. Aber auch alle, die den rechtmäßigen Eigentümer von etwas Gefundenem schnell erreichen wollen, sind gut beim Zentralen Fundbüro gut aufgehoben. Die hohe Reichweite erhöht immerhin auch die Chance auf Finderlohn, der meistens um ein vielfaches höher vom Suchenden ausgeschrieben wird als es das Gesetz mit seinen 5% vorschreibt.

Für Unternehmen mit viel Kundenkontakt ist unser Fundbüro Manager ebenfalls sinnvoll. Lost and Found gehört bekanntermaßen nie zum eigentlichen Kerngeschäft. Der Zentrale Fundbüro Manager und die passende App verbessert nicht nur den Kundenservice, sondern erleichtert auch das Handling von Fundsachen und Suchanfragen, da viele Prozesse standardisiert und automatisiert werden. Damit einher geht eine höhere Kundenzufriedenheit aber auch Produktivität, da sich Mitarbeiter mehr auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren können.

Wie ist der Service bisher angenommen wurden und wie sieht die weitere Entwicklung aus?

Bisher läuft das meiste nach unseren Vorstellungen. Unsere Milestones wurden bis jetzt stets erreicht und aus den “Kinderkrankheiten” unserer Systeme sind wir zunehmend herausgewachsen. Gleichzeitig müssen wir uns natürlich auch auf die Zukunft vorbereiten. Daher haben wir auch kürzlich einen Server- und Systemwechsel vollzogen. Dadurch ist die Seite spürbar schneller erreichbar.

Im Backend mussten wir ebenfalls ordentlich umkrempeln. Da die Zahl der uns übermittelten Einträge kontinuierlich steigt, waren wir gezwungen, effizientere Wege für die Bewältigung der ganzen Anfragen zu finden. Getreu dem Sprichwort “Der Schuster hat die schlechtesten Leisten”, haben wir etwas spät die Vorteile unserer B2B-Software auch in unser eigenes Management implementiert. Jetzt sind wir glücklicherweise auch selbst up-to-date.

In der Presse sind wir mit über 80 Veröffentlichungen im ersten Jahr seit der Gründung auch gut vertreten. Das liegt zum einen an der konsequenten PR-Arbeit, die wir von Anfang an betrieben haben. Auch das gute Abschneiden bei verschiedenen Businessplan-Wettbewerben hat einen positiven Einfluss gehabt.

Unsere B2B-Lösung Fundbüro Manager wird natürlich ebenfalls optimiert. Aktuell arbeiten wir mit nicht ganz unbekannten Partnern und Nutzern an einer neuen Version der Software, die das Handling der Anforderungen weiter vereinfachen wird. So werden Unternehmen mit dem nächsten Update beispielsweise keine manuelle Anzeige beim örtlichen Fundbüro mehr machen müssen – das übernimmt dann der Fundbüro Manager automatisch. Auch die Rückabwicklung von Fundsachen wird dank neuer Kooperationspartner effizienter zu managen sein.

Allerdings bin ich davon überzeugt, dass geographische Expansion und Softwareupdates nicht ausreichen, um auch langfristig nicht nur an die Spitze zu kommen, sondern auch dort zu bleiben. Daher gilt es, das Serviceangebot als solches ständig auszubauen und mit starken Partnern, auch Exklusivpartnern, voranzutreiben. Wir haben noch viele weitere, teilweise auch ausgefallene Ideen, in der Schublade. Aber alles gleichzeitig umzusetzen ist uns leider nicht möglich – wir sehen uns zwar als das “Google für Lost and Found”, aber vergleichbare Mittel stehen uns leider noch nicht zur Verfügung.

Wie verlief der Planungs- und Umsetzungsprozess? Welche Hindernisse und Probleme mussten Sie überwinden?

Die Idee war zwar schnell geboren, aber für die Umsetzung mussten viele Nachtschichten eingelegt werden. Denn einen Service wie das Zentrale Fundbüro hatte es ja noch nicht gegeben, ich konnte mich also nicht einfach irgendwo bei einem Grundgerüst “bedienen”. Da war viel Laufarbeit und manuelles Suchen gefragt.

Jeder weitere zu erschließende Markt wird ein ähnlicher Prozess vorausgehen, wenngleich wir uns mittlerweile effizientere Herangehensweisen angeeignet haben.

Den Fundbüro Manager zu entwickeln war eher straight forward, da ich als Informatiker aus der Anwendungsentwicklung komme. Hauptsächlich musste hier einfach frühzeitig der Kontakt zu Unternehmen, also unserer Zielgruppe, gesucht werden und deren Anforderungen entsprechend mit in die Planung aufgenommen werden.

Wie haben Sie das Projekt finanziert?

Wie bereits erwähnt ziehen wir das Zentrale Fundbüro unter dem Dach meiner Neosulting GmbH auf, was das Zusammenbringen der notwendigen Ressourcen durchaus erleichtert. Eine Ausgliederung in ein eigenes Unternehmen ist zwar vorgesehen, eilt aber aus meiner Sicht nicht. Das Team sieht das genauso.

Auch unsere zukünftigen Vorhaben, nicht zuletzt die Internationalisierung, können weiterhin aus eigenen Mitteln finanziert werden – wobei sich der Prozess mit einem starken Investor an der Seite natürlich beschleunigen ließe. Daher suchen wir auch erstmals nach Finanzpartnern und sprechen aktuell mit verschiedenen VCs, Business Angels und auch privaten Interessenten. Wichtig ist uns hierbei, dass es eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist, die das große Potenzial der Idee auch wiederspiegelt.

Wie sieht ihr Geschäftsmodell aus? Wie verdienen Sie damit Geld?

Vorab vielleicht erstmal, womit wir kein Geld verdienen: nämlich für das Nutzen der Grundfunktionen. Ich wollte von Anfang an, dass das Zentrale Fundbüro sich ausweitet und eine Anlaufstelle für jeden wird – nicht nur für diejenigen, bei denen der Geldbeutel gerade lockerer sitzt. Suchen, Finden, Einträge einstellen sowie Kontakt zwischen Sucher und Finder sind daher kostenfrei.

Auch am Finderlohn bereichern wir uns nicht, auch wenn dieser vom Suchenden freiwillig auf eine hohe Summe gesetzt wird. Im Schnitt sind das immerhin 80 Euro pro Eintrag, die über unsere Plattform angeboten werden.

Was wiederum kostet, sind Zusatzdienste wie der Suchauftrag, der den Suchenden automatisch per Mail über Neuzugänge informiert, die seinen selbst festgelegten Kriterien entsprechen – z. B. Art des Objekts, Verlustort, Datum, etc. Den verlorenen Ehering, die Kuscheldecke, das Handy mit Fotos, den Familienhund sowie andere Objekte von hohem monetären oder emotionalen Wert sind auch nach längeren Zeiträumen noch interessant zurückzubekommen.

Jeden Tag selbst die neuen Fundeinträge zu überprüfen kann aber mühselig werden, von daher bieten wir diesen Suchauftrag an. Es gibt auch noch weitere Extradienste wie etwa die Premiumplatzierung, um die Aufmerksamkeit auf seine Verlustsache weiter zu erhöhen.

Für den wirklichen Umsatz gehen wir aber nicht den Alltagsnutzer an. Hierfür sehen wir mehr Chancen im B2B-Bereich mit dem Fundbüro Manager. Um die internen Lost and Found-Prozesse zu optimieren, fallen ab einem Volumen von über fünf Einträgen pro Monat Lizenzgebühren an. Die Grenze wurde gesetzt, damit auch sehr kleine Betriebe sich an unser holistisches Netzwerk anschließen können, ohne bei wenigen Fundsachen gleich finanziell belastet zu werden.

Weitere Einnahmequellen werden gerade realisiert, aber Details möchte ich hier noch nicht nennen. Allgemein kann man aber sagen, dass wir zwischen B2C- und B2B-Erlösmodellen unterscheiden, die auch unabhängig voneinander funktionieren.

Sie haben mittlerweile ein Team. Wie organisieren Sie dies und wie finden sie gute Mitarbeiter?

Ein Team waren wir bereits von Beginn an. Antonio Vega, den ich noch aus Schulzeiten kenne, hat mich schon in der Ideenphase unterstützt. Dabei ist es in mehrerer Hinsicht von Vorteil, dass wir uns lange kennen: auch bei meinen vergangenen Projekten hat er wertvolle Hilfestellung geleistet. Daher war klar, dass wir sehr gut zusammen arbeiten können. Dass wir unsere Macken kennen und mit ihnen seit Jahren zurechtkommen, ist da nur hilfreich.

Im Prinzip basiert das Verhältnis und Zustandekommen des Teams durchweg auf persönlichen Bekanntschaften. Klassische Vorstellungsgespräche gab es bei uns noch nie. Eher war es so, dass wir selbst jemanden im Umfeld hatten, den wir aufgrund seiner Expertise dabei haben wollten. Oder wir wurden von Bekannten angesprochen, die von sich aus auf uns zukamen und darstellten, wie sie sich in das Projekt einbringen können. Dieser persönliche Weg ist mir definitiv auch der liebste.

Die Aufgabenteilungen sind prinzipiell klar, aber es gibt natürlich fließende Übergänge. Antonio ist beispielsweise für unsere Presse zuständig, kümmert sich aber auch ums Tagesgeschäft. Diese Mentalität haben alle, niemand ist sich für bestimmte Aufgaben zu schade – so gehört sich das auch in einem Start-up, finde ich. Weitere interne wie externe Teammitglieder decken weiter die Bereiche Finanzen, IT und Entwicklung ab.

Insgesamt sind die Entscheidungsprozesse horizontal ausgerichtet. Zwar habe ich als Geschäftsführer das letzte Wort, aber es stellt sich immer wieder heraus, dass gerade im Austausch untereinander die besten Wege gefunden werden. Wir kommen alle aus sehr unterschiedlichen Branchen wie Informatik, Betriebswirtschaftslehre, Kommunikation, Politik, Philosophie, und so weiter – da werden im Diskurs die verschiedensten Aspekte beleuchtet. So kommen wir am Ende zur optimalen Lösung.

Warum expandieren Sie mit ihrem Angebot in andere Länder und wo liegen da die besonderen Herausforderungen?

Ich will, dass das Zentrale Fundbüro dem “Meta” in Meta-Suchmaschine gerecht wird. Das bedeutet nicht nur, unser Angebotsportfolio weiter auszuweiten. Es geht darum, unseren Service für ein weltweites Publikum erreichbar zu machen. Hierfür müssen wir unsere Bekanntheit erhöhen – und zwar nicht nur von Deutschland aus, sondern direkt vor Ort. Nur so können wir den richtigen Weg finden, die angestrebte Masse auch tatsächlich zu erreichen, im B2C als auch im B2B. Daher bereiten wir uns intensiv darauf vor, als nächstes den englischsprachigen Markt anzugehen. Unter international verständlichem Namen, versteht sich.

Wenn der Erfolg eintritt, werden die großen Herausforderungen dabei sicherlich im Aufbau lokaler Support- und Vertriebsstrukturen auf der einen sowie dem Einhalten der unterschiedlichen Gesetze bezüglich des Fundrechts auf der anderen Seite liegen.

Eine der größten Hürden konnten wir aber glücklicherweise bereits überwinden; nämlich die Plattform überhaupt zu entwickeln. Man darf nicht vergessen, dass wir die erste Meta-Suchmaschine für Verlustsachen sind. Da konnten wir uns nicht einfach von anderen inspirieren lassen, sondern mussten etwas völlig eigenes schaffen. Der Vorteil dabei liegt natürlich darin, dass wir den First-Mover-Advantage haben. Diesen bei unserer Expansion beizubehalten ist eine Frage des Timings.

Sie haben eine eigene App. Wieso und was bringt das bisher?

Hier muss zwischen B2C und B2B unterschieden werden. Die B2C Apps haben wir entwickelt, damit akut Betroffene eine noch einfachere Möglichkeit haben, mobil auf unsere Plattform zuzugreifen, damit sie im Notfall die Seite nicht immer im Browser aufrufen müssen, sondern alles mit einem Klick parat hat.

Das Interesse der Nutzer ist aber begrenzt auf den Zeitraum, innerhalb dessen etwas gesucht wird – ob nun eine Verlustsache oder ein Eigentümer.

Da ZentralesFundbüro.de ein Responsive Design hat, unterscheidet sich die App noch nicht grundlegend von der Browserversion. In Zukunft sind aber weitere Features für mobile Nutzer geplant, ab dann kann es interessant werden. Aber derzeit ist der Unterschied marginal.

Bei der Fundbüro Manager B2B-App sieht es schon anders aus. Gerade für Betriebe, deren Geschäftsmittelpunkt nicht zentral in einem Büro stattfindet wie etwa Clubs, Taxiunternehmen, Hotels, etc., bietet die App eine hervorragende Option, die unternehmerischen Lost and Found Anforderungen auch mobil zu erfüllen, selbst wenn der Nutzer vorübergehend offline ist. Unabhängig oder in Kombination mit der Software findet hier eine echte Arbeitserleichterung statt, die gleichzeitig auch noch den Kundenservice erhöht.

Welche Vermarktungsmaßnahmen setzen Sie ein und was funktioniert am besten?

Hauptsächlich nutzen wir klassische Public Relations Arbeit, um Zentrales Fundbüro zu promoten. Wir stellen immer wieder erhöhte Zugriffszahlen fest, sobald über uns berichtet wird. Auch Kundenanfragen häufen sich in diesen Zeiträumen deutlich.

Ebenfalls sehr wichtig sind für uns aktuell verschiedene Businesswettbewerbe, bei denen wir entweder im Finale stehen oder schon gewonnen haben. Diese bringen nicht nur gute PR: bei den Prämierungsveranstaltungen kann hervorragendes Networking betrieben werden. Die Mundpropaganda ist Gold wert: plötzlich suchen Ansprechpartner das Gespräch mit dir, die du selbst lange vergebens zu kontaktieren versucht hast.

Die Social Media Kanäle sind auch ein wichtiges Vermarktungstool, gerade für ein Unternehmen wie Zentrales Fundbüro, das von Partizipation lebt. Hier halten wir unsere Supporter auf dem neuesten Stand und machen sogar Investoren und Kunden auf uns aufmerksam. Einen klaren Favoriten kann ich hier allerdings nicht wirklich nennen. Zwar sind wir auf Facebook am aktivsten, doch auch über Twitter und Xing sind schon wertvolle Kontakte entstanden.

Außerdem veranstalten wir regelmäßig Gewinnspiele, die wir über unsere sozialen Netzwerke verbreiten. Das wird von den Followern dann gerne mit Freunden geteilt, wodurch ein noch größeres Publikum auf uns aufmerksam wird.

Definitiv effektiv ist Google AdWords. Bei jedem Einsatz stellen wir schnell eine Verdopplung unserer Zugriffszahlen fest. Dass das Schlagwort “Fundbüro” hierbei sehr günstig ist, kommt uns da natürlich entgegen. In Kombination mit Städtenamen wird es da schon etwas teurer, aber immer noch unvergleichbar mit den Stichworten von stärker besetzten Branchen.

Zum Schluss würde ich mich über ihre wichtigsten Tipps für Online-Startups freuen.

Das Wichtigste: IT schläft nicht. Wenn ihr eine originelle Idee habt, könnt ihr sicher sein, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis jemand den selben Gedanken haben wird. Seid also schnell und traut euch was.

Außerdem solltet ihr einen langen Atem haben: auch wenn ihr euer Projekt großartig findet, gilt es immer noch Dritte davon zu überzeugen. Kümmert euch frühzeitig um Investoren, auch in der Ideenphase, wenn ihr euer Projekt nicht mindestens ein bis zwei Jahre selbst finanzieren könnt. Denn Umsätze, Kunden und sagen wir einfach generell alles Positive, das ihr euch ausmalt, wird im Zweifel länger auf sich warten lassen, als ihr glaubt.

Sorgt daher dafür, dass ihr ein Team an eurer Seite habt, das auch mit Durststrecken zurechtkommt. Und frustriert nicht, wenn ihr die selbe Leier immer wieder von euch geben müsst – Erfolg ist meist ein Prozess und nur selten ein Moment. Und mit ein bisschen Glück lohnt es sich am Ende.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

1 Gedanke zu „Idee, Team, Umsetzung und Vermarktung des ‘Google für Lost and Found’ – Startup-Interview“

  1. Mir gefällt die Idee wirklich gut. Und wie ich mich kenne, gehöre ich vielleicht bald zu den loyalsten Nutzern dieses Services 😉

    Viel Erfolg!

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