Ideenfindung, Umsetzung und Launch des eigenen eBooks – Interview

Passend zu meiner Artikelserie Schritt für Schritt zum eigenen eBook habe ich ein paar erfolgreiche eBook-Autoren interviewt.

Den Anfang macht Sebastian, der in Thailand lebt und 2 erfolgreiche eBooks veröffentlicht hat.

Im ausführlichen Interview geht es unter anderem um die Ideenfindung, das Schreiben, die Gestaltung, Launch-Tipps und vieles mehr. Dabei gibt Sebastian eine Menge interessanter Einblicke.

Zudem teilt er seine Erfahrungen mit gedruckten Büchern.

Hallo Sebastian. Welche Erfahrungen konntest du mit eigenen eBook bereits sammeln?

Ich habe zwei Reiseführer über die Insel Phuket veröffentlicht, die ich als Ebooks über meine eigene Seite und über den Kindle Store vertreibe.

Beide Reiseführer sind auch via Amazon CreateSpace als Taschenbuch erhältlich.

Wie findest du eine gute Idee für ein eBook?

Die Idee für beide Reiseführer entstand direkt aus dem Kontakt mit meinen Lesern.

Das erste Ebook richtet sich ganz gezielt an Urlauber, die zum ersten Mal nach Phuket reisen. Dabei habe ich sehr viele der Fragen beantwortet, die mir direkt von Lesern in meinem Blog phuketastic.com gestellt wurden.

Für das zweite Ebook habe ich wiederum die häufigsten Fragen und meine beliebtesten Blogposts analysiert. Darüber hinaus habe ich eine Umfrage unter den Lesern veranstaltet. Herausgekommen ist, dass gezielte Tipps zu Ausflugszielen und Routenvorschlägen gewünscht wurden. Genau diesen Reiseführer habe ich dann erstellt.

Ich finde den direkten Kontakt mit den eigenen Lesern den besten Weg um gute Ideen zu finden.

Wie planst du ein eBook?

Grundsätzlich habe ich sehr wenig voraus geplant. Mein Prozess war in etwa wie folgt:

Da ich mit meinem Thema Phuket (immerhin die am meisten besuchte Insel Thailands) eine Nische habe, über die schon fast alles gesagt wurde, war es mir sehr wichtig, dass sich meine Reiseführer von den bestehenden deutlich abheben.

Darum war der erste Schritt eine ganz klare Zielgruppe zu erstellen. Dafür habe ich jeweils Leserumfragen erstellt und ausgewertet. Daraus ergaben sich dann ganz konkrete Zielgruppen.

1. Reiseführer: Urlauber, die das erste Mal nach Phuket reisen und dabei ein Schwerpunkt auf die Urlauber, die vielleicht sogar zum ersten Mal eine Fernreise antreten.
2. Reiseführer: Urlauber, die Phuket gerne intensiv auf eigene Faust erkunden wollen. Am liebsten mit Mietwagen oder Roller. Gerne auch abseits der typischen Touristenorte.

Basierend auf diesen Zielgruppen habe ich dann die Titel der Reiseführer gewählt.

1. Reiseführer: “Das Handbuch für den ersten Phuket Urlaub”
2. Reiseführer: “Phuket auf eigene Faust entdecken”

Danach habe ich mittels einer Mindmap eine Themensammlung erstellt und daraus ein provisorisches, aber bereits sehr detailliertes Inhaltsverzeichnis.

Anhand des Inhaltsverzeichnis konnte ich dann recht schnell einzelne Kapitel und Unterkapitel erstellen.

Als das Rohmanuskript fertig war ging es ans Korrekturlesen und Formatieren. Beim ersten Reiseführer habe ich das noch komplett alleine gemacht und damit mehrere Wochen verschwendet und dennoch unzählige Flüchtigkeitsfehler übersehen. Gerade die Formatierung für den Kindle hat mich zudem viele Stunden und Nerven gekostet.

Beim zweiten Reiseführer habe ich für das Lektorat und die Kindle Formatierung einen Profi herangelassen. Das hat zwar ein paar Euro gekostet war aber jeden Cent in gesparter Zeit und wertvollen Tipps wert.

Welche Schreibtipps kannst du neuen eBook-Autoren geben?

Mir hat es sehr geholfen, dass ich ein Inhaltsverzeichnis mit sehr konkreten Kapiteln und Unterkapiteln hatte, die ich dann “nur noch ausfüllen” musste. Dabei habe ich mir vorgenommen jeden Tag mindestens ein Unterkapitel zu schreiben. Damit machte ich langsam aber sicher immer mehr Fortschritte.

Für mich war dieses Herunterbrechen des großen Projektes in viele kleine Einheiten psychologisch sehr wichtig. So saß ich nie vor dem Computer und wusste nicht worüber ich schreiben sollte, sondern konnte mir immer eines der Unterkapitel vornehmen.

Auf einer ausgedruckten Liste mit allen Kapiteln habe ich dann jeden Tag die geschafften Themen durchgestrichen, was ebenfalls sehr motivierend war.

Welche Software nutzt du zum schreiben?

Ich habe beide Ebooks mit dem OpenOffice Writer geschrieben.

Inzwischen habe ich mir aber Scrivener zugelegt und würde dieses Programm für zukünftige Buchprojekte nutzen.

Wie behältst du die Motivation beim Schreiben? Wie organisierst du das zeitlich?

Wie oben beschrieben war für mich die Nutzung einer sehr detaillierten Kapitelplanung mit Unterkapiteln und die Vorgabe jeden Tag mindestens ein Unterkapitel fertigzustellen sehr hilfreich. Darüber hinaus war es sehr wichtig ein festes Enddatum im Kopf zu haben und dieses dann auch öffentlich zu machen.

Da ich ein Nachtmensch bin habe ich meist abends geschrieben, wenn die Familie bereits im Bett war. Geholfen hat mir dann eine Tasse Tee, Kopfhörer auf, Musik hören und eine Stunde am Stück schreiben, dann etwas Pause und je nach Müdigkeit, Motivation noch eine Stunde oder ins Bett.

Welche Rolle spielt das Design eines eBooks und wie setzt du es um?

Da ich grafisch vollkommen unbegabt bin, habe ich gar nicht erst den Versuch gestartet irgendetwas selbst zu machen oder etwas zu ausgefallenes zu erstellen. Darum sind beide Ebooks im inneren sehr schlicht. Im Grunde nicht viel mehr als etwas formattierte Worddokumente mit einigen Bildern.

Wichtig war mir vor allem das Cover und dies speziell im Hinblick auf den Verkauf über Amazon Kindle. Dort ist es besonders wichtig ein Cover zu haben, bei dem der Buchtitel auf dem kleinen Bild in der Kindleübersicht gut lesbar ist. Der potentielle Käufer muss beim Stöbern auf einen Blick erkennen können, um was es geht.

Das Coverdesign habe ich beide Male outgesourct. Beim ersten Ebook habe ich einen Designer über Elance gefunden. Beim zweiten Reiseführer habe ich das Cover über Fiverr erstellen lassen.

Wie legst du den Preis für ein eBook fest und was ist dabei die beste Strategie?

Ich habe die Preise basierend auf ähnlichen Reiseführern in meinem Segment festgelegt und dabei etwa die Mitte gewählt. Billiger als die Reiseführer der bekannten Marktführer wie Lonely Planet und Co., aber teuer als alle anderen Selfpublisher.

Anfangs hatte ich die Preise sogar noch etwas niedriger, dann habe ich sie Schritt für Schritt hochgesetzt, bis die Verkaufszahlen gesunken sind.

Für den Verkauf über meine eigene Seite habe ich die Ebooks in einem kleinen Paket mit einigen Extras zu einem etwas höheren Preis angeboten.

Ob es die “beste Strategie” gibt weiß ich nicht. In meinem Fall musste ich mich an der Konkurrenz ausrichten, weil es dort viele Vergleichsmöglichkeiten gibt. Bei anderen Themen würde ich mich aber nicht an der Konkurrenz, sondern daran orientieren, wie viel Wert ein Käufer aus dem Ebook ziehen kann.

Wie bzw. wo verkaufst du deine eBooks? Warum und welche Vor- und Nachteile sind damit verbunden?

Ich verkaufe sowohl über den eigenen Blog, als auch über Kindle. Vorteil ist, dass ich damit sowohl Kindle-, als auch Nichtkindle-Nutzer ansprechen kann.

Interessant ist vielleicht auch noch zu erwähnen, dass ich anfangs die Reiseführer nur als Ebooks angeboten haben und sehr viele Zuschriften von Lesern bekam, die um eine gedruckte Version gebeten haben. Gerade bei Reiseführern und sicherlich auch meiner teilweise nicht ganz so internet-affinen Zielgruppe, war der Wunsch sehr groß ein “richtiges” Buch in den Urlaub mitnehmen zu können.

Über die Amazon CreateSpace Plattform war das Taschenbuch sehr einfach und mit nur sehr wenig zusätzlichen Kosten umzusetzen. Inzwischen verkaufe ich 2-3 soviele Taschenbücher als Ebooks. Je nach Thema kann sich also die Umsetzung einer Taschenbuchversion zusätzlich zum Ebook durchaus lohnen.

Der Vorteil über Plattformen wie Kindle und CreateSpace ist, dass ich von den bestehenden Amazonkunden profitiere, die meine Reiseführer dann kaufen. Und darüber dann auf mich und meinen Blog aufmerksam werden. Das bringt mir nicht nur neue Leser, sondern auch ganz neue Geschäftsmöglichkeiten.

Ich bekomme z.B. viele Zuschriften von Menschen, die einen oder beide meiner Reiseführer gekauft haben und mich dann kontaktieren, um weitere Hilfe bei der Urlaubsplanung auf Phuket zu bekommen. Und um diesen Menschen, und den Lesern meines Blogs, weiterhelfen zu können, habe ich eine Reiseagentur gegründet, so dass ich jetzt auch über die Reiseführerverkäufe Geld verdiene.

Wie sieht bei dir die Launch-Phase für ein eBook aus? Wie sorgst du für viel Aufmerksamkeit?

Ich habe sehr frühzeitig damit begonnen auf die geplante Veröffentlichung der Reiseführer hinzuweisen. Anfangs nur mit einigen gelegentlichen Hinweisen in Beiträgen z.B. “dies wird auch Thema in meinem demnächst erscheinendenen Reiseführer” etc.. Und auch auf Facebook gab es den einen oder anderen Hinweis.

Etwa 6 Wochen vor dem Launch habe ich ich einen kleinen Ankündigungspost veröffentlicht und auf der Startseite des Blogs oben gehalten. Darin gab es auch eine Optin-Möglichkeit für eine Prelaunch Liste. Auch über meinen Newsletter und Facebook habe ich auf den bevorstehenden Launch und die Prelaunch Liste hingewiesen.

Dort und auch auf Facebook gab es dann immer wieder Updates zum Fortschritt, Vorabversionen des Covers, einige Auszüge aus dem Reiseführer etc..

Zum Launchtag gab es dann einen Rabatt für alle Abonnenten auf der Prelaunchliste, die das Ebook direkt über meine Seite kaufen wollten. Was etwa 60% dieser Liste in Anspruch genommen haben.

Auch über Amazon gab es für die ersten 24 Stunden einen reduzierten Preis und über den Newsletter und Facebook kamen zahlreiche Käufe auf Amazon zustande, die geholfen haben die Ebooks kurzfristig auf Platz 1 aller Reiseführer im Kindle Store zu pushen. Dadurch kamen dann auch die ersten organischen Verkäufe zustande und über die nächsten Wochen nach dem Launch waren jeweils beide Reiseführer immer in den Top10 der Kindle Bestseller Liste für Reiseführer in Fernost.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für angehende eBook-Autoren freuen.

  1. Definiere ein ganz klare Nische für dein Ebook. Löse also wirklich ein konkretes Problem für eine ganz bestimmte Zielgruppe. Dafür ist es besonders wichtig vorab mit deinen potentiellen Käufern in Kontakt zu treten und herauszufinden, was ihre Probleme und Bedürfnisse sind.

    Deine Blogleser oder auch deine Facebook Fans sind dafür ideal. Schau dir also an, welche Fragen dir immer und immer wieder zu deinem Thema gestellt werden. Daraus kannst du schon einmal eine grobe Vorstellung bekommen, in welche Richtung dein Produkt gehen soll.

    Um konkreter zu werden kannst du einfach Fragen via Newsletter oder Facebook Posts stellen oder auch komplexere Umfragen mit Survey Monkey o.a. erstellen. Darin fragst du nach den größten Hürden, drängensten Fragen zum Thema deines geplanten Ebooks.

    Du kannst die Antworten deiner Leser dann nutzen, um das ideale Produkt zu erstellen. Und ebenfalls sehr hilfreich: du kannst die Formulierungen aus den Antworten für deine Verkaufstexte oder auch deinen Produktnamen nutzen.

    Mein zweiter Reiseführer ist genauso entstanden. Der Name “Phuket auf eigene Faust entdecken” stammt aus mehrern Mails, in denen mir gesagt wurde, dass es keine Informationen gäbe, wie man Wortlaut “Phuket auf eigene Faust entdecken könne”. So einfach kann Namensgebung sein. 😉

  2. Fange frühzeitig damit an auf dein Ebook aufmerksam zu machen und eine Interessentenliste aufzubauen. Je größer deine Liste, desto größer dein Umsatz.

    Meine Umsatzzahlen beim Launches des ersten Reiseführers, beim zweiten und zuletzt bei meinem Thailändisch Onlinekurs sind mit dem Listenwachstum gestiegen.

    Und ich muss zugegeben, dass ich den Aufbau meiner Liste bislang leider sehr stiefmütterlich behandelt habe. Das hat mich (zehn)tausende von Euros gekostet.

    Darum fange so früh wie möglich mit dem Listenaufbau an!

  3. Setze dir ein konkretes Datum für den Launch und mach das öffentlich.

    Es ist sehr leicht die Veröffentlichung immer weiter rauszuschieben und selbst ein (fast) fertiges Produkt nicht zu launchen, weil immer noch Kleinigkeiten fehlen. Wenn du ein fixes Datum hast und dieses über deine Liste, Blog, Facebook etc. angekündigt hast, dann ist es schwer noch einen Rückzieher zu machen und du wirst alles dafür tun, dass es auch erscheint.

  4. Warte nicht bis dein Ebook perfekt ist!

    Du willst ein gutes Produkt herausbringen, das steht außer Frage. Aber, es muss wirklich nicht perfekt sein. Denn das wird es sowieso nicht. 90% ist gut genug. Und wenn das Ebook erst einmal auf dem Markt ist wirst du garantiert Feedback bekommen, dass du dann nutzen kannst um eine bessere Version 2.0 zu erstellen.

  5. Worauf wartest du?

    Mach es einfach. 😉

Danke Sebastian für das interessante Interview.

Peer Wandiger

4 Gedanken zu „Ideenfindung, Umsetzung und Launch des eigenen eBooks – Interview“

  1. Ein sehr ausführlicher Überblick zum Thema E-Books.
    Ich habe selbst auch schon länger geplant und in Erwägung gezogen, ein E-Book zu erstellen und zu veröffentlichen.
    Das sind wissenswirte Hinweise, die man sonst auf den ersten Blick so vielleicht nicht beachtet hätte.

  2. Für mich stellt sich immer wieder die Frage: lohnt sich das? Was kommt bei so einem ebook bei rum?

    Die Zielgruppe muss getroffen werden, die Frage ist dann nur ob der Markt nicht schon gesättigt ist. Sehr sehr schwer abzuwägen.

  3. Ein sehr schönes Interview! Leider fehlt das Wichtigste: ein Link oder Hinweis auf die Bücher von Sebastian. So muss der Leser (ich) umständlich bei Amazon oder Google rumsuchen – geht doch einfacher mit Link; auch auf Sebastians Blog bin ich Aufmerksam geworden – wie soll ich den denn finden bei Google? Nur so als Hinweis für zukünftige Interviews. Bin gespannt, wen du als nächstes interviewen wirst. Ach so: ich bin eine neue Leserin deines Blogs, habe vor, mich auch selbstständig (im Netz) zu machen, erst neben- dann (hoffentlich) hauptberuflich. Danke für die viele Mühe und Arbeit, die du in den Blog hier investierst, womit Menschen wie ich geholfen wird. DANKE, DANKE, alles Liebe dir, Sandya. (Mein erster Kommentar in einem Blog überhaupt – muss sagen: macht Spaß!)

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