Startup gründen, Marke etablieren und eine Crowdfunding-Kampagne – Interview

Ein eher ungewöhnliches Startup hat mein heutiger Interview-Partner gegründet.

Es handelt sich um ein Mode-Label und im Interview geht es um die Idee, den Aufbau einer Marke, Probleme mit den Suchbegriffen und mehr.

Zudem schildet er seine ersten Erfahrungen mit einer aktuellen Crowdfunding-Kampagne.

Hallo Lando. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Mein Name ist Lando und ich bin 23 Jahre alt.

Zurzeit hole ich mein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und habe 2013 ein eigenes Modelabel gegründet.

Seit wann bist du online aktiv und welche Business-Erfahrungen konntest du bisher im Netz sammeln?

Die ersten Erfahrungen im Onlinebusiness konnte ich mit 20 machen. Damals hat meine Mutter sich selbständig gemacht und ich war für den Vertrieb zuständig.

Angefangen hat alles mit Ebay, dann kam die erste Website. Natürlich hatte ich am Anfang überhaupt kein Schimmer, wie das ganze Onlinebusiness überhaupt läuft.

Nach ein paar Monaten, als natürlich keine Bestellungen kamen :-), fing ich dann an mich mehr zu informieren und entdeckte sozusagen das Onlinebusiness für mich.

Wie bist du auf die Idee gekommen ein Modelabel zu gründen?

Die Idee ein eigenes Label zu gründen kam ganz spontan, wie ich auch schon im Video bei Startnext erzählt hatte. Wir wollten damals in den Urlaub und ich war auf der Suche nach neuen Shirts. Unzählige Läden und Onlineshops abgeklappert, nur leider nie wirklich was gefunden.

Entweder war die Qualität gut oder die Designs waren gut, beides ging nicht und schon gar nicht war hinter den Designs wirklich eine Botschaft, einfach kein Herz.

Dann kam mir die Idee was eigenes auf die Beine zu stellen. Ich fing dann 2013 an die ersten Designs zu machen und Anfang 2014 gingen diese dann auch in Produktion. Die Überwindung dazu war das schlimmste, denn jeder kann sich glaube ich vorstellen wie viel Geld da am Anfang fließen muss, die Ersparnisse waren also weg. Aber wer nicht wagt der auch nicht gewinnt!

Wie lief der Aufbau deiner Website ll-roxx.de und was waren die besonderen Herausforderungen?

Der Aufbau der Website ll-roxx.de war relativ einfach, da ich ja schon vorher Erfahrungen darin gesammelt hatte.

Das schwierige, was mich auch jetzt noch beschäftigt sind die Keywords. Alle Keywords, die zu LL Roxx passen würden, haben leider zu wenig Suchvolumen. Für das Wort ‘T-Shirt’ will ich aber natürlich auch nicht optimieren.

Mittlerweile bin ich aber der Ansicht, dass die Leute, die Roxx wollen, auch nach Roxx suchen sollen, womit wir auch schon bei der nächsten Frage sind.

Wie vermarktest du dein Label online und was funktioniert dabei besonders gut?

Angefangen habe ich mit Ebay und der Website. Bei Ebay ist das Problem, dass man, um vorne dabei zu sein, schon viele Verkäufe und viele Bewertungen braucht um überhaupt unter den beliebtesten Artikeln angezeigt zu werden. Wenn aber niemand deine Marke kennt, ist das ziemlich schwierig.

Als nächstes kam dann natürlich das Thema Adwords. Ein paar Verkäufe kamen auch zustande, nur der ROI war im dicken Minus. Und Keys wie T-Shirt braucht man gar nicht erst buchen, wenn man nicht über ordentlich Marketingkapital verfügt.

Facebook hatte ich ebenfalls für kurze Zeit ausprobiert, mehr als Likes brachte dies jedoch auch nicht.

Nach kurzer Zeit kam ich dann noch auf das Affiliatemarketing, meldete mich kurzer Hand bei Adcell an und erstellte eine Kampagne. Dort lief bis heute aber noch überhaupt nichts, diese Zeit und das Geld hätte ich besser verplanen können.

Das waren eigentlich die Hauptmaßnahmen die ich probiert hatte, dazu kamen noch viele Offline-Maßnahmen, die aber meist am Budget gescheitert sind. Das goldene Werbemittel für mich habe ich somit noch nicht gefunden.

Derzeit startest du eine Crowdfunding-Kampagne. Warum und was ist das Ziel? Sind andere Finanzierungsmethoden nicht möglich?

Nach dem ersten Jahr haben sich schon einige Shirts verkauft und die Resonanz ist super. Meine Freunde, die auf der Straße mit einem Shirt laufen, werden sogar manchmal angesprochen woher das Shirt sei und bei Google wird der Begriff ‘LL Roxx mittlerweile’ 20 mal im Monat gesucht.

Das alles hat mir dann gezeigt das ich nicht aufgeben darf, denn manchmal ist man einfach kurz davor alles hinzuschmeißen.

Mit der Crowdfunding-Kampagne will ich nun Geld sammeln um richtig durchzustarten. Ich will neue Kleidungsstücke designen und natürlich die Marke bekannt machen.

Über andere Finanzierungsmethoden habe ich nicht viel nachgedacht, denn welche Bank würde einem 23 jährigen mit nur einem Traum in der Hand Geld anvertrauen?

Wie genau läuft so eine Crowdfunding-Kampagne ab? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?

Der Ablauf einer solchen Kampagne ist eigentlich gar nicht so schwer. Als erstes meldet man sich dort an und beschreibt sein Projekt.

Danach muss man einen Legitimationsnachweis von seiner Bank einschicken lassen. Das ist kein übliches Postidentverfahren und hat mich so einiges an Nerven gekostet die Bankmitarbeiterin zu überreden das zu unterschreiben.

Anschließend muss man noch ein Video von sich selbst machen, in dem man sich vorstellt und sein Projekt beschreibt. Das war für mich eigentlich das Schwierigste, denn sowas hatte ich zuvor noch nie gemacht und war dementsprechend aufgeregt, was man sicher auch in dem Video sehen kann. 🙂

Zum Schluss bietet man seinen Unterstützern dann noch Geschenke an, aber dazu später mehr.

Um dann wirklich in die Finanzierungsphase zu kommen, braucht dein Projekt erstmal Fans, bei mir sind es 100. Aus diesem Grund würde ich mich natürlich riesig freuen wenn Ihr auch meine Fans auf startnext.de/roxx werden würdet. Das ist natürlich mit keinen Kosten oder Verpflichtungen verbunden.

Danach können dann alle Leute in dein Projekt investieren und sollte der Betrag in einer vorgegebenen Zeit zusammen kommen, erhält man die Summe. Ist es nur ein Euro weniger, wird der Betrag wieder an die Unterstützer zurückgezahlt.

Welche ersten Erfahrungen konntest du auf startnext.de sammeln?

Meine ersten Erfahrungen auf Startnext waren sehr gut.

Alles wird sehr verständlich erklärt und wenn es doch mal Probleme geben sollte, ist der Support sehr hilfsbereit.

Welche Summe peilst du an und wie hast du diese ermittelt? Was bekommen die Unterstützer im Gegenzug?

Bei meinen Rechnungen kam ich schließlich auf die Summe von 25.000 Euro. Darin sind neue Shirts, Tanktops, Pullover, Caps und Mützen enthalten. Der Rest wird für Marketing ausgegeben. Gerne hätte ich eine kleinere Summe gehabt, aber wie schon im Video gesagt, lasse ich alles in Deutschland produzieren um arme Länder nicht noch mehr auszubeuten, denn das steht nicht hinter LL Roxx!

Die Unterstützer bekommen im Gegenzug Geschenke. Diese sind immer von der Summe abhängig, die investiert wird. Bei mir sind es z.B. als Geschenke limitierte Caps und Mützen und z.B. 2 Jahre umsonst die neueste Kollektion bekommen. Die Leute, die dich unterstützen, brauchen natürlich einen kleinen Anreiz.

Was ich mir dann zusätzlich noch ausgedacht habe ist ein ROXX Tattoo. Sollte die Kampagne Erfolg haben, werde ich mir ROXX tätowieren lassen um einfach zu zeigen, dass ich es ernst meine und dazu stehe!

Was passiert, wenn die Finanzierung nicht klappen sollte? Was ist dein Plan B?

Der Plan B heißt sparen bis es weiter gehen kann, ganz einfach. 🙂

Ich versuche einfach positiv zu denken, denn alles andere hält einen nur von der Arbeit ab.

Zum Schluss würde mich interessieren, wo du dich und dein Label in 10 Jahren siehst.

Ich würde mir wünschen in 10 Jahren von meinem Label leben zu können und damit das zutun was ich möchte.

Ich bin nämlich der Ansicht das jeder Mensch das tun sollte was ihn glücklich macht und nicht den ganzen Tag damit verbringt Sachen zu tun die ihm nicht gefallen.

Aus diesem Grund hoffe ich allen, die gerade an ähnlicher Stelle stehen, nochmal Mut zum Weitermachen gegeben zu haben! Ihr seit nicht alleine.

Danke Lando

für das Interview.

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Startup gründen, Marke etablieren und eine Crowdfunding-Kampagne – Interview“

  1. Sympathisches Interview, allerdings ist der Online-Markt für Kleidung sehr hart umkämpft, das Kapital für Marketing sollte entsprechend hoch angesetzt sein. Statt Crows-Funding würde ich mir einen kompetenten Partner ins Boot holen, der Know-How und vielleicht etwas Moneten mitbringt.

    LG

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  2. Mir kam als erster Gedanke zum Thema Marketing Modeblogger in den Sinn. Von denen gibt es echt viele und die haben nicht nur einen großen Leserkreis sondern sind auch in sozialen Netzen aktiv. Mit ein wenig Fantasie und Geduld kann man sicherlich auch bei Instagram und Pinterest völlig kostenlos ein paar neue Interessenten gewinnen und so zum Bekanntheitsgrad der Marke beitragen. Ich würde in diesem Fall nicht versuchen das Pferd über Google aufzuzäumen. Einfach mal am Wochenende hinsetzen und ein paar Modeblogs heraussuchen und die Damen und Herren freundlich per Mail fragen, ob sie nicht einen Beitrag schreiben würden. Zu einem kann ich vielleicht den Kontakt herstellen und zum Thema Social Media fallen mir auch ein paar Dinge ein, die man machen könnte.

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  3. Hallo,

    cooles Interview!
    Zurzeit gibt es eine Menge StartUps welche T-Shirts vertreiben möchten.
    AdWords muss man gar nicht erst reingucken, Zalando und Co. treiben die Preise ganz schön nach oben, da kommt kein Lean- Startup ran.
    Man müsste versuchen das StartUp Viral erfolgreich zu machen.

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  4. Puuuh. Schwieriges Thema hast du dir da ausgesucht. Wünsche dir viel Erfolg, auch wenn ich zugeben muss, dass die Shirts persönlich nicht meinen Geschmack treffen.

    Verfolge zum Start den Tipp von Susanne mit den Modeblogs.

    Viel Erfolg.

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  5. Interessantes Interview, interessantes Projekt, alles gut. Aber Startnext ist ein Totalausfall. Wer sich darauf verlässt, ist verlassen. Besser schon mal Plan B auspacken, anstatt dort viel Zeit und Energie zu vergeuden.

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  6. Crowdfunding-Kampagnen eignen sich, mal abgesehen von den relativ kleinen Finanzierungssummen, bestens als Marketingsinstrument. Gerade im Fall von Lando ist eine solche Plattform eigentlich perfekt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. @TexReflex: Klar, 25.000 Euro reichen natürlich nicht, aber Crowdfunding muss ja nicht die einzige Geldquelle sein.

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