Startup-Idee, Erfahrungen bei der Gründung, Tipps zum Schreiben und mehr – Interview



Im zweiten Teil des Interviews mit Profi-Texter Till Tauber geht es unter anderem um Hindernisse bei der Gründung, Tipps für die Teamarbeit und die Zukunft der Texter.

(zurück zum ersten Teil)

Gab es besondere Erfahrungen oder Hindernisse während der Gründung?

Die größten Hindernisse lagen bei mir bisher in der Umsetzung der Website. Durch Verwendung eines ungünstig ausgewählten Webprogramms, welches mit umfangreichen Webseiten überfordert ist, kam es zu deutlichen Verzögerungen. Diese Anwendung hat sehr viel Zeit und vor allem Nerven gekostet. Ständige Abstürze, unzählige Bugs und komplizierte Uploads haben mich von der eigentlichen Arbeit abgehalten.

Nach der Umstellung auf WordPress ist das Problem nun behoben. Zudem sehe ich noch ein großes Wachstum im mobilen Bereich. Da kommt man an dem Thema “Responsive Design” einfach nicht vorbei.

Was man außerdem auf keinen Fall vergessen darf, ist die rechtliche Komponente der Gründung. Die AGB, das Impressum und auch Fragestellungen rund um Steuer sowie Sozialabgaben müssen im Vorfeld gründlich geklärt worden sein. Ich empfehle hier den Ratschlag von kompetenten, praxisorientierten Juristen, die solche Themen tagtäglich bearbeiten. Das mag zunächst einiges kosten, ist auf Dauer jedoch eine gute Investition. Größere Steuernachzahlungen oder juristische Auseinandersetzungen haben schon dem ein oder anderen Gründer die Selbstständigkeit gekostet.

Ich kann mir vorstellen, dass die Kundengewinnung nicht einfach war und ist? Wie bist du diese angegangen und was hat am besten funktioniert?

Zunächst waren es natürlich die SEO-Erfolge, welche mehr Interessenten auf die Seite brachten, sodass ich dann mehr Anfragen und Aufträge erhielt.

Nebenbei setzte der Empfehlungseffekt bereits frühzeitig ein, was mir auch zeigte, dass die Dienstleistung den Kundenwünschen voll gerecht wird. So freut es mich auch sehr, wenn meine Kuden nach einer erfolglosen Bewerbungsphase aufgrund der von mir erstellten Bewerbungsunterlagen Einladungen zum Vorstellungsgespräch erhielten.

Mit Kulanz und dem ein oder anderen Gratistipp kann man natürlich ebenfalls viel für die Kundenbindung tun.

Insgesamt glaube ich, dass eine Website eine klare Botschaft vermitteln muss. Stimmt diese, so kann man auch aus eher geringen Besucherzahlen eine gute Auftragslage erzielen. Maßgeblich ist die Kundenperspektive der Website.

Welche Tipps kannst du für den Aufbau eines Teams geben und worauf sollte man besonders achten?

Grundsätzlich finde ich bei Teams wichtig, dass sich die einzelnen Mitglieder auf einen bestimmten Bereich spezialisiert haben, aber gleichzeitig auch ein Grundwissen über angrenzende Themen haben. Im Team muss ein Verständnis darüber vorhanden sein, was der andere tut – und warum. So sind die Schnittstellen abgedeckt, die Abstimmung passt.

Eine sachliche und lösungsorientierte Kommunikation steht aus meiner Sicht an erster Stelle, ebenso wie klar definierte Zuständigkeiten. Vielleicht lohnen sich zusätzlich, je nach Größe des Projektes, ein paar standardisierte Arbeitsprozesse.

Zwischenzeitlich hatte ich – zu Beginn meiner freiberuflichen Tätigkeit – mit einem Webdesigner Kontakt, der mehr mit seinem Wirken als Geschäftsmann beschäftigt war und weniger mit der eigentlichen Arbeit. Es wurde nur geredet, die Ergebnisse blieben aus. Konstruktive Kritik war unerwünscht und wurde persönlich genommen, sodass sich keine effektive Teamarbeit einstellen konnte. Dies war mit einer klaren Verzögerung auf der Zeitskala verbunden. Doch gelernt habe ich daraus sehr viel und betrachte es als einen Erfahrungsgewinn.

Stimmen Worte und Taten überein, sind dazu noch Persönlichkeit wie auch Fachexpertise vorhanden, hat man ein passendes Teammitglied gefunden. Starke Egos sind meiner Meinung nach eher kontraproduktiv. Gemeinsames Essen, ein entspanntes Miteinander sowie ein hohes Maß an Verbindlichkeit führen zu einer sehr angenehmen und produktiven Arbeitsatmosphäre.

Wie hat sich die Situation für professionelle Texter generell in den letzten Jahren geändert?

Aufgefallen ist mir der geringe Wortpreis, zu welchem Textaufträge auf den einschlägigen Plattformen angeboten werden. Bei qualitativ hochwertigen Texten ist der Webtexter dabei deutlich unterbezahlt, was ich sehr schade finde.

Für einen Wortpreis zwischen 2 – 3 ct kann man eigentlich keine anspruchsvollen Texte erwarten. Guter Content kostet einfach – er zahlt sich aber fast immer aus.

Insbesondere sehr spezielle Nischenthemen erfordern einiges an Recherchearbeit, die ebenfalls in den Wortpreis einfließen sollte. Eine noch so gute Schreibweise kann nie über mangelndes Hintergrundwissen hinwegtäuschen, der Mehrwert muss stimmen.

Braucht man in der Zukunft überhaupt noch Profi-Texter? Stichwort ‘robot-generated Content’.

Ein Rechner wird aus meiner persönlichen Sicht nie – so gut die im Hintergrund wirkenden Algorithmen auch sein mögen – Texte wie ein Mensch erstellen können. Dabei vermute ich, dass Google auch sehr bestrebt sein wird, entsprechenden Content aufzuspüren und abzustrafen. Duplicate Content ist sicherlich schon länger eine verlockende “Abkürzung”, die auf Dauer klar zum Misserfolg führen muss.

Als Bewerbungsschreiber halte ich natürlich nichts von künstlich generierten Texten. Der persönliche Stil geht verloren und das eigentliche Schreiben – worauf es bei wirklich gutem Content nun einmal ankommt – bleibt auf der Strecke.

Recherchearbeit und das Verknüpfen von Informationen sowie die schriftliche Präsentation kann ein Rechner aus heutiger Sicht nicht gänzlich übernehmen. Daher mein klares Bekenntnis zur Existenzberechtigung des Profi-Texters. Natürlich bleibt es spannend, mit welcher Dynamik sich dieser Bereich zukünftig entwickeln wird.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Schreibtipps für angehende Online-Selbständige freuen.

Aus meiner Schrifterfahrung im Netz ziehe ich den Schluss, dass die Arbeit schon vor dem eigentlichen Schreiben beginnt. Worauf kann ich mich spezialisieren, wo gibt es unbesetzte Nischen?

Eine umfangreiche Keywordrecherche bleibt da nicht aus. Man muss den potenziellen Leser mit seinem Hintergrund kennen und dort abholen. Wer besucht die Seite und mit welcher Motivation? Welchen Wissensstand hat der User und auf welche Weise ist er bestrebt, diesen zu erweitern?

Hat man anhand dieser Fragen den Inhalt und den Stil eines Textes bestimmt, geht es erst an das eigentliche Schreiben. Ich versuche dabei immer, die Texte in Sinneinheiten zu gliedern und mit aussagekräftigen Überschriften zu arbeiten. An Keywords sollte man dabei schon denken, aber sie dürfen niemals im Fokus stehen. Achtet bitte immer auf eine saubere Ausdrucksweise, gute Rechtschreibung wie auch Grammatik und Zeichensetzung.

Der persönliche Schreibstil entwickelt sich – so habe ich es erfahren – erst nach einer gewissen Zeit. Ist man selbst mit den Texten zufrieden, sind es die Website-Besucher meistens auch. Ansonsten muss man das Schreiben einfach angehen und starten! Je mehr man veröffentlicht hat, umso einfacher wird es mit der Zeit.

Danke Till

für das Interview.

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Startup-Idee, Erfahrungen bei der Gründung, Tipps zum Schreiben und mehr – Interview“

  1. Diesen Service kannte ich bisher nicht. Danke für den Link. Das schaue ich mir näher an. Kenne gleich paar Menschen die solch eine Dienstleistung benötigen und suchen.

  2. Also irgendwas stimmt am oberen Bild nicht. Wer findet den Fehler? 😉

    Den Service selbst finde ich von der Idee her schon interessant, aber irgendwie ist es doch traurig, wenn Leute nicht mal mehr ihre eigene Bewerbung selbst hinbekommen. Mich hätten wirklich ein paar konkrete Zahlen interessiert, um etwa abschätzen zu können, wie der Service tatsächlich in Anspruch genommen wird. Kann mir das ehrlich geasgt gar nicht vorstellen, dass da so viele Leute kostenpflichtige Hilfe benötigen.

  3. Toller Artikel! Leider wird einem der Start in die Selbständigkeit in Deutschland immernoch unnötig schwer gemacht. Bewundernswert wer trotzdem den Mut aufbringt und seinen Weg geht. Weiter so 😉

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