Startup-Interview – Idee, Umsetzung, Crowdinvesting und mehr

Startup-Interview - Idee, Umsetzung, Crowdinvesting und mehrDie Finanzierung eines Startups ist nicht immer so einfach.

Über die Erfahrungen mit Crowdinvesting spreche ich heute mit einem Gründer.

Zudem geht es um die Geschäftsidee, die Umsetzung, Team-Arbeit und mehr.

Außerdem gibt es praktische Tipps für Gründer.

Guten Tag Stefan. Bitte stell Dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer, ich bin Stefan, der Gründer und Geschäftsführer von “Die Bewerbungsschreiber” (die-bewerbungsschreiber.de) und verantworte dort die Bereiche Marketing und Business Development.

Mein Studium der Wirtschaftswissenschaft habe ich 2010 an der Ruhr-Uni in Bochum abgeschlossen und war danach für ein Jahr als Online-Marketing Manager bei svh24 tätig.

Wie ist die Idee zu die-bewerbungsschreiber.de entstanden und was genau bietet ihr dort an?

Ehrlich gesagt war es vielmehr die Idee meines Freundes Tim, der im privaten Kreis Bekannte und Freunde, u. a. auch mich, bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen unterstützte.

Er setzte eine Website auf und holte mich ins Boot, weil ich gerade ein Praktikum im Bereich SEO bei finanzen.de absolviert hatte. Von nun war ich dafür verantwortlich, dass wir Besucher und Anfragen generieren.

Wie hat sich die Bewerbung durch die digitale Welt verändert? Macht eine klassische Papierbewerbung überhaupt noch Sinn?

Na ja, mittlerweile verschickt nur ein geringer Teil unserer Kunden die Bewerbung per Post. Der Versand per PDF ist einfach schneller und günstiger.

Das Eintragen von Daten in Firmenportale ist nervig und wird auch von unseren Kunden kritisch gesehen, da müssen zukünftig andere Lösungen her.

Ich glaube auch nicht, dass der klassische Postversand in naher Zukunft komplett ausstirbt. Es gibt immer noch Personaler, die Papier vorziehen. Ich kenne es von mir selbst. Ich sitze den ganzen Tag vor dem Rechner. Wenn ich Abends auf dem Weg nach Hause bin, kaufe ich auch mal eine Zeitung, um darin lesen zu können.

Aber definitiv wird sich das Thema Bewerbung auch weiterhin stark verändern. Wir wollen diesen Prozess mitgestalten.

Welche Fehler werden nach deiner Erfahrung bei Bewerbungen häufig gemacht?

Es werden zu viele kostenlose Muster benutzt. Das ist eine Katastrophe. Wir bekommen mittlerweile Hunderte von Unterlagen im Monat. Optisch gibt es keine großen Unterscheidungsmerkmale, inhaltlich oftmals leider auch nicht.

Viele nutzen Bewerbungsgeneratoren, das ist sehr schade. Menschen übernehmen Sätze 1:1. Am Ende besteht kein Bezug zur Stellenausschreibung, es fehlt einfach an Individualität.

Wer ist die Zielgruppe deines Services und wie habt ihr herausgefunden, ob es überhaupt Potential für so einen Service gibt?

Vom Studenten bis zum High Potential ist bei uns Alles fast gleichverteilt vertreten. Insofern haben wir keine Kernzielgruppe, die Situation der Menschen ist entscheidend.

Wir hatten während des Studiums Bock irgendwas Eigenes zu machen. Tim erkannte die Nachfrage im privaten Kreis, ich wollte ohnehin mein erstes eigenes SEO-Projekt starten. So kamen wir zusammen und haben es einfach gemacht.

Dass es sich so entwickelt, hätten wir zunächst nicht unbedingt vermutet.

Die Gründung des Startups fand im Team statt. Wie waren deine Erfahrungen diesbezüglich und welche Vorteile bringt das?

Ein Team ist für mich ungemein wichtig. Als Tim einen Übernahmevertrag bei RWE unterzeichnete, war das hart für mich. Ich brauche Jemanden an meiner Seite, der meine Schwächen ausbügelt und mit dem ich mich austauschen kann. Damals habe ich ernsthaft überlegt wieder zurück in ein Angestelltenverhältnis zu gehen.

Glücklicherweise habe ich zufällig meinen alten Kommilitonen Holger auf einer Überraschungsparty anlässlich seines Geburtstages getroffen und konnte ihn schnell von meiner Idee überzeugen.

Wie lief die Umsetzung von die-bewerbungsschreiber.de? Welche Herausforderungen mussten überwunden werden?

Die größte Herausforderung war finanzieller Natur. Wir hatten im Grunde kaum Startkapital.

Als ich dann 6 Monate ohne Gehalt überbrücken musste, kamen Zweifel. In meinem Umfeld haben meine Freund ihre ersten sehr gut bezahlten Jobs angenommen und ich stand wieder bei Null. Das war teilweise schon hart. Ich weiß nicht, ob ich diese Phase ohne meine Eltern so gut überstanden hätte.

Ihr habt als Finanzierungsmodell das Crowdinvesting gewählt? Warum und wie sind da bisher deine Erfahrungen?

Das war eine sehr bewusste Entscheidung. Geld hätten wir auch einfacher und günstiger besorgen können. Wir haben jedoch das Problem, dass unsere Dienstleistung an sich noch nicht allzu bekannt ist.

Wir erhoffen uns von der Kampagne viele neue Fans, die unsere Idee in die Welt tragen.

Und wir können zum jetzigen Zeitpunkt schon sagen, dass dies auch eingetreten ist.

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? Wie verdient Ihr Geld?

Unser Kerngeschäft ist die Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Eine weitere Einnahmequelle sind unsere Premiumdesigns, die gegen Aufpreis mitverkauft werden.

Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit der Optik von Bewerbungsunterlagen und wollen hier weiterhin innovativ voranschreiten.

Außerdem ist das Thema Personal Branding sehr spannend für uns und bietet hohe Einnahmepotenziale.

Ihr bietet eine “Geld zurück Garantie” an. Warum und ist das nicht ein Risiko?

Wenn wir Fehler machen, stehen wir dazu. Ganz einfach. Natürlich sollten Fehler nicht passieren, aber unsere Mitarbeiter sind halt auch nur Menschen. Dann ist es aber auch gerechtfertigt, dass der Kunde zumindest einen Teilbetrag zurückerhält.

Natürlich gibt es Fälle, bei denen wir merken, dass der Kunde einfach nicht bezahlen möchte, obwohl er zufrieden ist. Es gibt jedoch bestimmte Bedingungen an denen eine Rückerstattung geknüpft ist. Diese sind auch in unseren AGB dargelegt.

Bei der Durchsetzung unserer Forderungen schrecken wir auch nicht vor juristischen Schritten zurück. Die Quote der Inanspruchnahme dieser Geld-zurück-Garantie ist im Übrigen sehr gering.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für neue Online-Startups freuen.

Da fallen mir spontan drei Dinge ein:

  1. Man braucht Durchhaltevermögen, um auch mal Durststrecken überwinden zu können.
  2. Begeisterung in jeder Form. Wenn ich von meiner Idee überzeugt bin und morgens gerne aufstehe um zur Arbeit zu fahren, dann bin ich auf dem richtigen Weg. Ich selbst bin sehr dankbar dafür, dass ich mein Leben so gestalten darf, wie ich es tue.
  3. Zahlen, Zahlen, Zahlen: Man muss sich selbst reporten. Unsere zu Beginn definierten KPIs sind auch noch heute Ziele, nach denen wir uns messen. Wir tracken vieles und analysieren die Ergebnisse. Ein Online-Business kann nur mit einem vernünftigen Zahlenwerk optimal wachsen.

Danke Stefan

für das Interview.

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Startup-Interview – Idee, Umsetzung, Crowdinvesting und mehr“

  1. Mich würde interessieren, woher die Gründer bzw. die Bearbeiter oder Optimierer eine besondere Kompetenz im Bewerbung schreiben haben. Und wie bei einem Wachstum neue Mitarbeiter (“Bewerbungsschreiber”) rekrutiert und ausgebildet werden.

    Die 140 Euro (ca. 3 Bearbeitungsstunden ohne persönlichen Kontakt) für eine Bearbeitung der Bewerbung von Professionals finde ich nicht besonders viel. Da wären meine Erwartungen an das Ergebnis nicht sehr hoch.

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  2. Hi André,
    Bewerbungen zu schreiben ist kein Ausbildungsberuf oder Ähniches. Es gibt auch keine (gesetzliche) Regelungen, an die man sich halten muss. Im Endeffekt geht es nur darum dem Personaler das Signal zu senden: “Ich will diesen Job”.

    Unser Know-How haben wir uns seit 2009 angeeignet. Wenn neue Mitarbeiter zu uns stoßen, bekommen Sie eine intensive Einarbeitung. Wir haben auch ein sehr umfangreiches Handbuch verfasst.

    Gruß
    Stefan

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  3. 140 Euro? Finde das verdammt viel, besonders als Arbeitloser kann man sich diese Summe doch oft kaum Leisten? Wahrscheinlich wird ein Teil der Aufträge vom Arbeitsamt finanziert? 🙂

    Auf jeden Fall eine gute Idee. Ich wünsche dem Gründer viel Erfolg.

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  4. Interessantes Interview 🙂 Das Portal bzw. die Idee ist nicht schlecht. Wie sieht es denn mit der Ausbildung der Bearbeiter von die-bewerbungsschreiber.de aus? Oder sind es Leute die aus einer anderen Branche kommen, also nicht in Sprachen und eventuell Germanistik studiert haben?

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  5. Hätte ich euch damals gekannt, ich hätte sogar drauf gezahlt!
    @Jens 140€ sind eigentlich nichts, wenn man sofort einen Job findet, bei dem man mehr verdient als das Arbeitslosengeld. Mir wärs das wert so schnell wie möglich wieder in die Berufswelt zu kommen.

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  6. Interessanter Artikel. Besonders das Thema Crowdinvesting interessiert uns. Es würde uns mal interessieren ob hier jemand Praxiserfahrungen mit einer Plattform für Crowdinvesting hat. Gruß, David

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