Die Urlaubsbranche ist wohl eine der umkämpftesten im Internet. Unzählige Reiseportale und Blogs kämpfen um die Aufmerksamkeit der Nutzer.
Mit zwei Online-Gründern spreche ich heute über deren Erfahrungen in dieser Branche und was für sie die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind.
Zudem gibt es interessante Einblicke in die Teamorganisiation und mehr.
Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.
Daniel Krahn: Hallo! Ich habe zusammen mit Daniel Marx im Sommer 2012 Urlaubsguru.de gegründet. Viele Jahre habe ich zuvor für diverse Medien im redaktionellen Bereich gearbeitet; zuletzt für einen Verlag in Unna. Schon immer reiste ich gerne und schaffte es, für wenig Geld rund um die Welt zu kommen. Für Freunde und bald auch Freundesfreunde suchte ich günstige Reisen, die ich dann ins Internet gestellt habe.
Daniel Marx: Früher habe ich bei einem Software-Unternehmen im Bereich IT-Sicherheit gearbeitet. Das habe ich zuvor auch an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Daniel und ich, wir kennen uns schon seit der Schulzeit. Wir beide haben unsere Jobs gekündigt, nachdem Urlaubsguru.de sich so positiv entwickelt hat.
Wie sind Sie zum Online-Business gekommen?
Daniel Marx: Geplant war das nicht. Wir haben einfach ein Webhosting-Paket für 6,90 Euro bestellt und haben dann die ersten Inhalte ins Netz gestellt. Was als Freizeit- und Feierabend-Projekt begann, beschäftigt heute mehr als 100 Mitarbeiter in zwölf Ländern.
Daniel Krahn: Ja, wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht. Aus dem Bloggen wurde ein richtiges Business, das nicht lokal fokussiert sondern thematisch sehr breit aufgestellt ist. Mit Urlaubsguru.de haben wir sowohl thematisch – als auch von der Reichweite her – alles richtig gemacht. Die Expansion ins Ausland war der nächste, richtige, wichtige Schritt. Diesen Weg gehen wir weiter – zuletzt ging der Holidayguru in Dänemark an den Start.
Mit ihrer Firma betreiben Sie mittlerweile einige Websites und Portale. Aber wie ist ihr Startup entstanden?
Daniel Krahn: Wie eingangs beschrieben hat sich alles mit der Zeit entwickelt. Nachdem Urlaubsguru.de ganz gut lief, haben wir die diversen anderen Schnäppchenportale im Netz analysiert und es ist uns aufgefallen, dass viele von ihnen einen sehr starken Fokus auf Männer legen. Digitalkameras, Kettensägen, Autopolitur – das begeistert selten Frauen. Daher haben wir Schnäppchenfee.de gegründet – den ersten Deal-Blog für Ladys. Und viele weitere Projekte folgten.
Daniel Marx: Weil Kreuzfahrten ein sehr beratungsintensives Feld im Bereich Travel sind, haben wir mit Captain-Kreuzfahrt.de einen Blog rund um Seereisen gestartet. Urlaub mit Hund ermöglicht mein-haustier.de – und bei Prinz-Sportlich.de gibt es alles rund um Fitness und Sport. Die Holidayguru-Plattformen haben das erfolgreiche Urlaubsguru-Konzept in die Welt getragen.
Wie sind sie auf die Ideen zu ihren Website-Projekten gekommen?
Daniel Marx: Viele Dinge fielen uns einfach ein – klassische Geistesblitze. Auch die Entstehungsgeschichte von Urlaubsguru führt darauf zurück. Bedarf erkennen, Talente nutzen und dann nicht lange überlegen, sondern einfach mal drauf los arbeiten und gleich veröffentlichen. Anpacken, statt zu lange zu zögern.
Haben Sie eine Marktanalyse durchgeführt? Wie gehen sie mit der starken Konkurrenz, z.B. bei Urlaubsguru.de um?
Daniel Krahn: Der Erfolg unseres Projekts hat natürlich viele Nachahmer auf den Plan gerufen. Keiner dieser Kopierer hat sich aber unsere Reichweite auch nur ansatzweise erarbeiten können. Natürlich gibt es Konkurrenz – aber die belebt das Geschäft. Wir sind sehr zufrieden und geben lieber Vollgas in der täglichen Arbeit, als uns auf Marktforschung zu konzentrieren und Analysen zu vertrauen, die sich dann nach einiger Zeit in Schall und Rauch auflösen. Damit sind wir sehr erfolgreich.
Zudem schauen wir mehr auf uns: Der Auf- und Ausbau unseres Reisebüro 2.0 – eines Forums, in dem unsere Reisefreaks ganz individuell auf die Suche nach Reise-Schnäppchen für unsere Leser gehen, war uns sehr wichtig. Das ist ein USP, ein Alleinstellungsmerkmal, das so kein namhafter Marktbegleiter bietet.
So große Projekte und Mitarbeiter kosten Geld. Wie hat bei Ihnen die Finanzierung funktioniert?
Daniel Krahn: Wir wachsen mit Gewinn. Jeder Euro, der bei uns ausgegeben wird, ist vorher verdient worden. Weil gerade am Anfang die Kosten gering waren, konnten wir Rücklagen bilden, die uns solides Wachstum ermöglichen.
Daniel Marx: Ganz genau. Bootstrapping ist nirgends so gut und einfach umzusetzen wie im Netz. Wir müssen keine großen Maschinen anschaffen und nicht erst viele Leute beschäftigen, um erfolgreich zu sein. Mit vergleichsweise wenig Aufwand und Kosten kann man viel erreichen – wenn die Ideen da sind. Das ist eine ideale Kombination, um erfolgreich zu sein.
Wie verläuft die Umsetzung eines neuen Projektes und worauf legen Sie dabei besonderen Wert?
Daniel Marx: Bedarf muss da sein – klar. Dann beginnt die kreative Phase: Namen finden, Inhalte generieren und Konzept ausarbeiten. Die richtigen Leute finden, um es umzusetzen und dann: machen! Auch mit dieser schlanken und effizienten Art der Umsetzung haben wir beste Erfahrungen gemacht.
Daniel Krahn: Und während das Projekt läuft, ist es uns besonders wichtig, stets Feedback zu bekommen und zu geben. Wissen zu transferieren – nicht denselben Fehler mehrmals zu machen… Solche Dinge sind wichtig.
Affiliate Marketing ist eine wichtige Einnahmequelle für Sie. Wie optimieren Sie den Einsatz von Affiliate-Links und -Bannern?
Daniel Marx: Ganz genau, Affiliate Marketing macht einen wichtigen Anteil aus – aber nicht den einzigen. Für uns ist es wichtig, an die richtige Zielgruppe die passenden Anzeigen auszuliefern. Wir wollen dem Leser pro Artikel mehrere Möglichkeiten geben. Zu den genauen Maßnahmen der Optimierung kann ich nicht viel sagen, da hat wohl jeder sein eigenes Rezept.
Dass Suchmaschinenoptimierung, knappe, klare Texte und schöne Bilder bei der Gestaltung wichtig sind, dürfte klar sein. Zudem fokussieren wir uns auf Übersichtsartikel, um noch mehr Performance heraus zu holen.
Daniel Krahn: Letztlich ist der Klick auf den Affiliate-Link ja auch das, was unser Leser will. Er ist kein Beiwerk zu einem ansonsten interessanten Inhalt. Nein: Er will in den Urlaub. Er will buchen. Also klickt er auf unseren Link, mit dem wir ihn zum Ziel seiner Suche bringen: Guten Urlaub für wenig Geld. Dass wir dann – ohne Mehrkosten für den User – bei erfolgreicher Buchung eine Provision für unsere Arbeit erhalten, finden wir durchaus fair.
Streben Sie in Zukunft noch weitere Einnahmequellen an?
Daniel Marx: Das konnten wir bereits in vielerlei Hinsicht umsetzen. Zu den Details dieser Quellen möchte ich jedoch aus naheliegenden Gründen keine Angaben machen. Da sollte man dann selbst kreativ werden.
Welche Rolle spielt das Social Web bei der Vermarktung und wie nutzen Sie es konkret?
Daniel Marx: Eine sehr große Rolle. Gerade auf Facebook haben wir mit vielen Millionen Fans eine breite Basis für den weiteren Erfolg. Daher investieren wir hier auch durchaus veritable Beträge in weiteres Wachstum. Auch andere Social Media-Kanäle sind für uns sehr interessant.
Daniel Krahn: Wie wir es konkret nutzen? Wir posten Beiträge – als reinen Text, mit Bildern, neuerdings oft auch mit Videos und generieren so Traffic für unsere Seite. Und das mit wachsendem Erfolg.
Sie haben mittlerweile mehrere Firmen-Standorte. Wie organisieren Sie die Arbeit und das Team?
Daniel Krahn: Obwohl gerade am Hauptstandort in Holzwickede (Kreis Unna) die meisten Kollegen im Großraumbüro arbeiten, wirkt es hier nicht laut und hektisch, sondern fast schon gespenstisch ruhig. Das liegt sicher daran, dass sich vieles im Chat bei Skype klären lässt. Kaum jemand telefoniert; manchmal setzen sich Teams oder Arbeitsgruppen in kleinen Kommunikations-Inseln zur Seite und besprechen ihre Anliegen direkt.
Mit den Standorten in Wien und Rio de Janeiro ist es ähnlich. Vieles läuft über die Skype-Gruppe, in der alle Kollegen eingeloggt sind; wenn wichtige Meetings anstehen, kommen die Kollegen nach Deutschland oder wir fahren dort hin. Erst kürzlich hatten wir ein Teamleiter-Meeting in Wien. Zu den Firmen-Events werden die Mitarbeiter aus dem Ausland quasi eingeflogen.
Sie setzen einen „Feel Good Manager“ ein. Was ist das und was bringt das?
Daniel Marx: Am Anfang haben bei uns vor allem Freunde und Freundesfreunde gearbeitet. Da konnte man im kleinen Team nach der Arbeit auch noch mal etwas trinken gehen oder bei einem Schnitzel den Tag oder die Woche besprechen.
Mittlerweile haben wir mehr als 100 Mitarbeiter und können „nicht mal eben so“ irgendetwas unternehmen. Das muss koordiniert werden – die vielen Events, kleine wie Yoga, Fußball oder Beachvolleyball, aber auch die großen wie Sommer- und Oktoberfeste, eine Fahrt in den Heide-Park Soltau, der Weihnachtsball, und, und und…
Darum kümmert sich unser Feel Good Manager – und seit einigen Tagen unsere Feel Good Managerin Evelyn. Über ihren Vorgänger Bastian haben viele Medien groß berichtet. Vor seiner Tätigkeit bei uns war er als Kitesurf-Lehrer tätig. An den Strand ist er nun zurückgekehrt und wir hatten auf die Neuausschreibung der Stelle mehrere hundert Bewerbungen. Jetzt kümmert sich Evelyn mit kleinen Aktionen dafür, dass sich alle wohlfühlen und sich alle verstehen – auch im wahren Wortsinne. Sie organisiert Sprachkurse, begleitet internationale Kollegen bei Behördengängen oder Bank-Angelegenheiten und hilft, wo es nur geht. Sie betreut unsere Praktikanten-WG’s. Erst gab es eine, mittlerweile sind es vier: Voll möblierte Wohnungen, die den Praktikanten aus allen Teilen der Welt das Ankommen in Westfalen sehr erleichtern.
Daniel Krahn: Zusätzlich ist die Feel Good Managerin bei UNIQ auch Ansprechpartner bei individuellen Problemen. Evelyn bietet regelmäßige Sprechstunden an; ist hier manchmal Fels in der Brandung. Viele Initiativen gehen auf ihre unkonventionellen Ideen zurück. Jedes Geburtstagskind wird mit einem geschmückten Arbeitsplatz überrascht; es gibt Geschenke und kuriose Mittagspausen-Events. Evelyn setzt wichtige Impulse, dass harte Arbeit für ein gemeinsames Ziel zwar wichtig ist – aber die Freude im Betrieb darunter nicht leiden muss.
Und was das bringt? Wir sind überzeugt, dass zufriedene Mitarbeiter eher zu Bestleistungen bereit sind als unzufriedene Kollegen. Das kennen wir aus unserer Zeit als Angestellte auch noch. Wir haben uns überlegt: Wenn jeder Mitarbeiter nur ein bis zwei Prozent mehr Leistung abruft, dann hat sich die Stelle der Feel Good Managerin schon bezahlt gemacht.
Zum Schluss würde ich mich über ihre wichtigsten Tipps für neue Online-Startups freuen.
Daniel Krahn: Das Internet hat das Leben vieler Menschen von Grund auf verändert. Wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass man im Reisevertrieb neue Wege gehen kann. Ausgehend von dieser Pionierarbeit würde ich sagen, dass es genau das ist: Neue Lösungen für (alte) Probleme anbieten; an die Kosten denken und mit Gewinn wachsen. Das lässt sich leicht sagen und nicht jedes Projekt lässt sich ohne Startkapital realisieren. Für uns war es aber der richtige Weg.
Daniel Marx: Wer nicht bereit ist, auch mal 60 Stunden die Woche zu arbeiten, der hat als Gründer wohl keine so gute Ausgangsbasis. Generell ist es gut, sich früh Berater zu holen und Entscheidungen auch zu treffen. Oft beobachten wir, dass gerade Online-Startups wichtige Dinge vor sich her schieben. Das Netz bietet so viele Möglichkeiten. Man muss sie nur nutzen!
Danke für das Interview.
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Wunderbarer Einblick! Ich verfolge Urlaubsguru schon seit 2012. Die Entwicklung ist wirklich beeindruckend. Viel besser macht das in Deutschland niemand. Ich habe es zumindest noch nicht gesehen. Aus einem Blog so ein Business zu machen ist wirklich der Hammer. Bin gespannt wie das weiter geht.
Urlaubsguru nutze ich auch selber für meine Urlaubsplanung, da ist es natürlich sehr interessant hinter die Kulissen zu blicken. Besonders interessant finde ich den Feel-Good-Manager, davon hatte ich noch nichts gehört, werde mich darüber jetzt noch detaillierter informieren.
Ich bin allerdings nicht durch social-media darauf aufmerksam geworden, sondern ganz old-school durch Mund-zu-Mund Propaganda.
Tolle Seite, macht weiter so … und sucht mir weiter gute Urlaubsdeals. Japan wäre super, zu meinem geliebten Sushi 😉
Danke für die Möglichkeit des Interviews, Peer! Und auch vielen Dank für deine lobenden Worte, Jens.
Danke Peer für das tolle Interview. Auch an die Jungs, viel Erfolg weiterhin mit dem Projekt.
Interessant wäre auch das Interview mit mydealz.de. Grüße.
Komisch das mir Urlaubsguru bisher nicht bekannt war. Ich dachte bisher immer, dass im Urlaubsschnäppchenbereich ,Urlaubspiraten ganz vorne ist. Und wenn wir mal ehrlich sind unterscheiden sich diese beiden Wettbewerber nicht sehr stark. Selbst die Funktion auf beiden Seiten ähneln sich doch sehr. Deswegen erkenne ich nicht zwingend den angesprochenen USP von Urlaubsguru
Hey ihr beiden (sorry, ihr drei – mit Peer),
herzlichen Dank für den Blick hinter die Kulissen. Auch ich verfolge euch schon einige Zeit und habe auch schon über euch gebucht. Besonders klasse finde ich euer Reisebüro 2.0 und die Möglichkeit, dort kostenlose Anfragen zu stellen. eure Leute sind klasse, die haben bisher IMMER günstigere Flüge gefunden, wie ich.
Macht bitte weiter so…
Viele Grüße
Micha
Guten morgen zusammen, schöne Erfolgsstory von den Jungs. Da sieht man mal wieder das mit einer guten Idee, viel Herzblut und Fleiss und Erfolgswillen, auch etwas großes geschafft werden kann ohne Millionen Venture Capital. Painspotting und Boostrapping funktionieren eben doch. Weiterhin viel Erfolg.
Interessant, dass auch in solchen Nischen, die eigentlich sehr stark umkämpft sind, noch großes Potenzial steckt was genutzt werden kann. Vor allem seine Aussage, dass die Konkurrenz als “Beflügelung des Marktes” gesehen werden sollte, finde ich als neue Perspektive sehr spannend, da es oft so ist, dass man die Konkurrenz als Stoppsignal auffasst.
Danke für dieses hilfreiche Interview – weiterhin viel Erfolg!
Extrem interessantes Interview! Nutze Urlaubsguru regelmäßig und hätte niemals gedacht, dass alles nur mit einem Hobby anfing und schließlich zu einem großen Unternehmen mit 100 Mitarbeitern herangewachsen ist. Mich würde interessieren, inwieweit die Urlaubspiraten eine Konkurrenz darstellen, wer zuerst da war und wie sich der Wettbewerb auf das Wachstum auswirkt.
Grandios, schon ca. 100 Mitarbeiter. Wie schnell ein Unternehmen wachsen kann. Ich hoffe die Mitarbeiterzufriedenheit leidet nicht unter dem ständigen Wachstum. Ansonsten ein sehr gutes Interview mit vielen Einblicken.
Schönes Interview. Ich wusste garnicht, dass Urlaubsguru erst 2012 gegründet wurde. Schon wirklich beeindruckend, was aus so einem kleinen Hobbyprojekt werden kann. Da kann man wirklich nur sagen: Hut ab vor den Jungs, ihr habts geschafft! Wie können diese ganzen unzähligen Uralubsportale eigentlich alle nebeneinander koexistieren ? Es gibt ja da wirklich viele gute und auch große andere Portale..