Blog als Marketinginstrument nutzen

Im heutigen Interview spreche ich mit Norbert Weider.

Ich bin schon vor geraumer Zeit mit Norbert in Kontakt gekommen.

Er hat selber einen Blog gestartet und darüber hinaus einige andere interessante Projekte umgesetzt. Zudem nutzt er seinen Blog etwas anders, als ich meinen.

Deshalb habe ich ihn zu einem Interview gebeten. Heraus gekommen ist ein umfangreicher Artikel mit vielen Einblicken und Tipps.

1. Hallo Norbert. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer, zunächst mal danke für deine Interviewanfrage, die ich gerne angenommen habe. Mein Name ist Norbert Weider, ich bin 32 Jahre alt und lebe in der Nähe von Bonn.

Ich unterstütze in erster Linie kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich Marketing, Social Media und Ideenentwicklung. Daneben begeistere ich mich auch privat für Themen wie Entrepreneurship, neue Arbeitswelten und entwickle manchmal mehr Ideen als es mir selbst lieb ist.

Über die genannten Themen schreibe ich auch in meinem Blog.

2. Du hast ragazzi-group.de vor einer Weile relaunched. Wieso und was hast du verändert?

Als ich im April 2010 mit dem Bloggen angefangen habe, wusste ich zwar worüber ich schreiben wollte, hatte aber nur eine wage Vorstellung in welche Richtung es langfristig gehen sollte.

Der Titel des Blogs war damals “Ragazzi Group´s Lifestyle Design”. Inspiriert durch Bücher wie “Die 4 Stunden Woche” von Timothy Ferriss und “Kopf schlägt Kapital” von Prof. Dr. Günter Faltin, sowie meinen eigenen Erfahrungen, habe ich angefangen über Entrepreneurship und Marketing zu schreiben.

Damals allerdings mit dem Fokus auf das was Ferriss eben “Lifestyle Design” nennt.

Als sich meine Pläne mit der Zeit konkretisierten, war schnell klar, dass sich das mit dem damaligen Design der Seite, nicht meinen Vorstellungen entsprechend umsetzen lässt.

Auch der Fokus auf “Lifestyle Design” erschien mir nicht mehr besonders glücklich gewählt. So interessant ich das Thema auch finde, inzwischen besteht doch die Gefahr, damit in eine Ecke gestellt zu werden, in der sich dubiose “Internetmarketer” tummeln, die einem das Blaue vom Himmel versprechen.

Lifestyle Design wird hier viel zu oft mit “schnell und automatisiert Geld verdienen im Internet” übersetzt. Natürlich auch ohne dafür besonders viel tun zu müssen. Davon wollte ich mich klar distanzieren.

Neben dem Blog, und das ist viel wichtiger, sollte ein Unternehmen entstehen. Also musste als erstes ein neues Design her, mit dem ich meine Vorstellungen umsetzen konnte.

3. Nun besteht deine Seite aus einem Magazin und einem Marktplatz. Worum handelt es sich dabei und warum diese Trennung?

ragazzi-group.deAls du mir die Fragen geschickt hast, stimmte das noch so. Den Marktplatz der ursprünglich mal als Link- und Quellensammlung für, Gründer, Webworker und Freelancer  gedacht war, gibt es nicht mehr.

Ich musste mir eingestehen, dass es zu viel Aufwand wäre diesen entsprechend zu pflegen und mich letztlich nur Zeit kosten würde, die ich an anderer Stelle sinnvoller einsetzen konnte.

Inzwischen ist die Seite in die Bereiche Magazin, Leistungen, und “Über uns” aufgeteilt. die beiden letzteren sind, wie man sieht, noch im Aufbau.

4. Du planst zudem in Zukunft Service-Leistungen anzubieten. Kannst du da schon genaueres verraten?

Im Prinzip plane ich das nicht nur, sondern tue es in Teilen auch seit geraumer Zeit.

Meine Leistungen beziehen sich auf die Bereiche (Online) Marketing und Webdesign für Existenzgründer bzw. KMU.

Das Leistungsportfolio wird in Zukunft jedoch etwas angepasst, um einige wenige Bereiche ergänzt und natürlich auch konkret dargestellt. Näher möchte ich darauf jetzt noch nicht eingehen.

Was ich aber noch sagen möchte ist, dass ich hier keine Agentur im klassischen Sinne aufbaue. Einerseits gibt es genug davon, anderseits halte ich das klassische Agenturmodel für überholt und nicht mehr zukunftsfähig.

Ich arbeite bereits heute mit einem kleinen Netzwerk, das ausschließlich aus langjährigen Freunden und Weggefährten besteht. Dabei soll es aber langfristig nicht bleiben. Im Hintergrund wird fleißig an der Umsetzung meiner Pläne gearbeitet.

Ich weiß, dass andere an ähnlichen Projekten arbeiten und auch darüber schreiben. Ich habe mich entschieden, dies still und leise zu machen. Wenn es dann soweit ist, wird man es auf der Seite lesen können.

5. Wie bist du überhaupt zum Bloggen gekommen und was sind für dich dabei die wichtigsten Erfolgskriterien?

Zum Bloggen bin ich eigentlich aus einer Laune heraus gekommen. Ich habe selber immer viel in anderen Blog gelesen und ich hatte einfach Lust über das Thema Entrepreneurship und Marketing zu schreiben. Gleichzeitig wollte ich aber auch herausfinden ob ich mit einem Blog eine gewisse Grundlage für meine weiteren unternehmerischen Pläne schaffen kann.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind neben lesenswerten Inhalten vor allem Ausdauer, Kontinuität und Kontaktfreudigkeit.

Die Inhalte können noch so gut sein, wenn aber nicht aktiv daran gearbeitet wird, diese auch an den richtigen Stellen zu verbreiten, so werden die Besucher ausbleiben. Markus Hövener vom Magazin “Suchradar” hat dazu einen interessanten Gastartikel über Content Strategie geschrieben.

Wer zudem nicht die nötige Ausdauer besitzt wird auch nicht weit kommen. Gerade am Anfang sind die meisten noch hoch motiviert. Die Ernüchterung kommt dann wenn sie merken, dass die großen Besucherströme ausbleiben. Viele geben an diesem Punkt auf.

6. Welche Maßnahmen setzt du ein, um mehr Leser auf ragazzi-group.de zu bekommen? Welches Maßnahmen haben gut funktioniert und welche nicht?

Zunächst mal achte ich darauf, dass zumindest die SEO-Grundlagen erfüllt sind. Wobei da sicher noch einiges zu verbessern wäre.

In der Anfangszeit habe ich viel experimentiert, Kommentare auf anderen Blogs, Forenbeiträge, Social Bookmarks und vieles mehr. All das was man eben in unzähligen Artikeln im Netz so an Tipps findet. Heut beschränke ich ich mich überwiegend auf Twitter, Facebook, und einige wenige Social News Portale.

Von den Besucherzahlen her bin ich natürlich weit weg von dem was du hier an Besuchern hast. Jedoch habe ich den Eindruck, dass die Artikel im Blog genau die richtigen Leute erreichen und dem ein oder anderen auch sicher nützlich sind. Twitter und Facebook helfen dabei recht gut.

Damit bin ich auch bei meinem wichtigsten Punkt. ich versuche überwiegend Artikel zu schreiben die meinen Leser einen gewissen Mehrwert bringen. Das kann z.B. ein Checkliste zu Social Media Marketing sein oder auch ein bekanntes Thema das originell verpackt ist.

Auch hier kann man sagen Katzen funktionieren immer 😉


7. Verdienst du mit deinem Blog Geld? Wenn ja, welche Einnahmequellen setzt du ein?

Die direkten Einnahmen meines Blogs sind nicht der Rede wert. Ich habe eine Zeit lang über Direktvermarktung einige Werbepartner gewinnen können, die Banner geschaltet haben. Auch ein bezahlter Artikel und eine gesponsorte Blogparade waren dabei. Allerdings bin davon wieder abgerückt. Derzeit habe ich hier und da noch ein paar Affiliate Links eingebaut und habe eine kleine Box mit Amazon Empfehlungen. Von großen Einnahmen kann man hier wirklich nicht sprechen. Es war aber auch nie mein Ziel auf diesem Weg Geld mit dem Blog zu verdienen.

Viel erwähnenswerter sind die indirekten Einnahmen bzw. die Kundenkontakte die entstehen. Ein Großteil meiner Aufträge im Bereich Marketing sind nicht zuletzt das Resultat dieses Blogs. Was ich besonders interessant finde, da ich hier bisher nie öffentlich Leistungen angeboten habe. Ich möchte dazu mal ein konkretes und aktuelles Beispiel aufgreifen wie eins zum anderen gekommen ist.

Aufgrund meines Artikels über Facebook Shop Anwendungen hat mich das Webstandards-Magazin gefragt ob ich zu dem Thema nicht einen ausführlicheren Artikel für ihr Magazin schreiben möchte. Das Angebot habe ich natürlich dankend angenommen. Über den Artikels im Webstandards-Magazin wiederum kam ein Kontakt zu einem neuen Kunden zustande den ich jetzt bei der Vermarktung einer Konferenz in Berlin unterstütze.

Letztlich ist das Zustandekommen dieses Auftrags also auch auf meinen Blog zurückzuführen. Ich könnte noch einige solcher Beispiele nennen. Für mich ist der Blog in erster Linie ein Marketinginstrument und keine direkte Einnahmequelle

Interessant ist auch, dass ich immer mal wieder Anfragen bekomme, die nichts mit meinem eigentlichen Tätigkeitsfeld zu tun haben. Diese leite ich dann nach Absprache an Partner oder mir bekannte Unternehmen weiter.


8. Hast du manchmal mit Motivations- und Zeitproblemen zu kämpfen? Wie gehst du damit um?

Motivationsprobleme habe ich in der Regel selten, da mir das, was ich tue, wirklich Spaß macht. Natürlich kommt das hin und wieder mal vor, ist dann aber von recht kurzer Dauer.

Das Thema Zeitmangel ist allerdings ein recht großes Thema, das auch gerade sehr aktuell ist. Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt, dem ist sicher aufgefallen, dass ich in letzter Zeit nur sehr wenig neue Artikel veröffentlicht habe. Ich bin mit dieser Situation auch nicht sonderlich zufrieden und werde dafür noch eine Lösung finden müssen.

Ich bin zur Zeit recht viel mit Kundenprojekten beschäftigt und komme daher wenig zum Schreiben. Da ich mit diesen Projekten mein Geld verdiene, gehen sie natürlich vor. Außerdem bin ich jemand der auch aktiv seine Freizeit nutzen möchte und nicht von morgens bis abends am Rechner sitzen will.

Mein erster Lösungsversuch war weitere Autoren zu gewinnen, was mir auch gelungen ist. Allerdings werden diese Autoren nicht bezahlt. Damit kann ich natürlich auch keine Forderungen stellen, wenn es bei ihnen zeitlich auch mal knapp wird. Ich bin ohnehin froh, dass Sie für das Magazin schreiben, denn Sie haben wirklich tolle Artikel beigesteuert.

Ich werde in naher Zukunft wieder selber regelmäßig Artikel schreiben und eine Lösung finden, so dass eine Sommerloch wie dieses nicht mehr entsteht.


9. Welche Blogplattform nutzt du und auf welche Plugins könntest du nicht verzichten?

Als Plattform nutze ich WordPress und bin damit auch sehr zufrieden. Neben einigen Plugins die die meisten sicher kennen werden, nutze ich folgende:

1. Disqus Kommentar System – Meiner Meinung nach das schönste und komfortabelste Kommentarsystem.

2. WP Hide Post – Ein sehr schönes Plugin, das es erlaubt Artikel an verschiedenen Stellen im Blog zu verbergen. So kann man z.B. einen Artikel nur in einer Kategorie anzeigen lassen nicht aber auf der Homepage.

3. Page Links To – Erlaubt es Seiten oder Artikel auf eine URL seiner Wahl weiterzuleiten.


10. Wie stark nutzt du Social Networks und welches Potential siehst du dort für Blogger?

Twitter und Facebook nutze ich relativ stark. Wobei ich auch dort sicher noch nicht das Optimum rausgeholt habe.

Wenn man richtig damit umgeht, dann ist das Potential für Blogger dort recht hoch. Allerdings hängt das auch stark von der Zielgruppe ab. Denn es ist nicht nur wichtig die Netzwerke selber zu nutzen, vor allem die eigenen Leser müssen sie nutzen.

Beispielsweise ist Twitter in manchen Kreisen weit verbreitet in anderen jedoch kaum. Es gilt also herauszufinden wo die potentiellen Leser am besten erreicht werden können.


11. Dein wichtigster Tipp für einen erfolgreichen Blog.

Ich tue mich immer schwer damit den allgemeingültigen, wichtigsten Tipp zu geben. Gerade bei einem Blog hängt das sehr stark von der Zielsetzung ab. Wobei man, neben der Kontinuität, vielleicht sogar gerade das als Tip nennen könnte.

Jeder der einen Blog startet sollte sich fragen welches Ziel er damit verfolgt. Alles weitere hängt dann davon ab.

Mein Ziel ist es potentielle Kunden auf mich aufmerksam zu machen und interessierten Lesern nützliche Artikel zu liefern. Dazu brauche ich keine 100.000 Besucher im Monat.

Möchte man jedoch Werbepartner gewinnen, so braucht man massenhaft PageViews, um auch wirklich nennenswerte Einnahmen zu erzielen.

Somit ist eine klare Zieldefinition vielleicht doch der wichtigste Tipp den man geben kann.


Danke Norbert

Peer Wandiger

8 Gedanken zu „Blog als Marketinginstrument nutzen“

  1. Hallo Peer,

    wieder mal ein sehr schönes Interview.

    Ich weis nicht ob das anderen Nutzer auch so geht aber deine Post sind so lang das ich bei der recht kleinen Schrift ab und zu Probleme habe Sie zu lesen (Trage allerdings auch eine Brille). Hast du mal drüber nachgedacht ein Plugin einzubauden die das fixt. Also das der Nutzer sich die Schriftgroße vergrößern kann? Zurzeit kopiere ich mir die Inhalte immer in Word und vergrößere Sie da nicht gerade optimal. LG André

  2. @ Nathanael
    Habe ich schon vorgehabt. Allerdings ist dafür der Aufbau einfach viel größer. Vorbereitungen, Terminplanung, Aufnahme, Nachbearbeitung, Transkription (damit ich aus SEO-Sicht etwas davon habe) …
    Da ist ein eMail-Interview weniger zeitaufwändig.

    @ AndreM
    Bei jedem modernen Browser kann man die Schriftgröße verändern. Das sollte dafür eigentlich genau das richtige sein.

  3. Wirklich interessant, wie gut ein Blog funktioniert um Kunden zu gewinnen (vor allem solche, die auch ein Budget haben). Das wird von den meisten Freiberuflern meiner Meinung nach ziemlich unterschätzt. Übrigens ist ein Blog auch für Nicht-Selbständige ein sehr gutes Vehikel um sich bei potentiellen Arbeitgebern als Experte zu positionieren.
    Ich hoffe ebenfalls auf neue Artikel in Norberts Blog, was er postet ist jedes Mal sehr lesenswert.

  4. Gerade in Nischen liegt da viel Potential brach, wenn man Blogs als Marketing-Tool betrachtet. Im Prinzip kann man die Seite (den Blog) als eine Art Affiliate Projekt betrachten, nur dass man quasi Merchant und Publisher selbst in einem ist, und über seine Dienstleistung schreibt, Tipps gibt etc. Aber das große Problem ist der Zeitfaktor – hat man sich einen Kundenstamm aufgebaut, dann ist es so wie Norbert schreibt: Man muss sich auf’s Geld verdienen konzentrieren, und die Blog-Frequenz lässt nach. Aber gerade für Gründer definitiv ein guter Tipp! Allein die Alexa-Statisitik gibt RG’s Strategie recht – gelungene Artikel eben.

  5. Blogs sind ein ausgezeichnetes Marketinginstrument um die eigene Kompetenz zu zeigen.
    Doch neben guten Artikel ist auch die SEO-Arbeit nicht zu vernachlässigen. Selbst wer guten Content produziert muss für Links sorgen um auch über die Suchmaschinen gefunden zu werden.

  6. Interview ist Ok aber unter dem Titel hätte ich mir doch bisschen mehr Content in die Richtung “Blog als Servicetool für den Kunden” gewünscht bzw. wie man einen Blog i.V.m. den potentiellen Kunden nutzen kann um die Erfolgschancen von Innovationen zu prognostizieren etc.

  7. Hallo ein gutes und interessantes Interview, das einen beflügelt. Das WP-Hide Plugin kannte ich bis dato noch nicht. Und die Meinung zu den Social Media Kanälen Twitter und Facebook kann ich gut teilen. Vielen Dank. Gruss

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