Brauchen Selbständige einen Blog? – 2. Kundengewinnung und Kundenbindung

Wie schon im ersten Teil dieser kleinen Artikelserie angesprochen, kann ein Blog viele Vorteile mit sich bringen.

Doch im Grunde interessiert einen Selbständigen nur eines, und das sind Einnahmen.

Deshalb möchte ich heute der Frage nachgehen, welche Rolle ein Blog bei der Kundengewinnung spielen kann. Zudem ist noch zu klären, ob ein Blog auch bei der Kundenbindung von Nutzen sein kann.

Ein Blog muss kein Internet-Tagebuch sein

Erst vor kurzem habe ich wieder mal eine interessante Diskussion mitbekommen. Darin stellte die Autorin fest, dass ein Blog kein Internet-Tagebuch ist.

Zumindest muss es das heute nicht mehr sein. Als Blogs vor vielen Jahren entstanden sind, war das sicher mal so. Die Leute habe ihre Gefühle, Erlebnisse, Geheimnisse in ihrem Blog veröffentlicht. Das hatte mit Business natürlich nichts zu tun.

Doch mittlerweile ist das Spektrum, welches Blogs abdecken, viel, viel größer geworden. Es gibt natürlich immer noch viele Internet-Tagebücher, aber darüber hinaus bietet das Medium Blog deutlich mehr Vielfalt und das eben auch im Bereich Business.

Deshalb sollte man sich von der Bezeichnung Internet-Tagebuch lösen und Blogs endlich als das sehen, was sie sind. Eine weitere Art Website, die ihre Schwerpunkte unter anderem bei chronologischen Veröffentlichungen, Lesernähe und persönlichem Branding hat und vielfältig genutzt werden kann.

Kundengewinnung

Kundengewinnung steht bei den meisten Selbständigen ganz oben auf der Prioritätenliste. Deshalb sollte klar sein, dass ein Blog für einen Selbständigen kein Selbstzweck sein darf (von Ausnahmen mal abgesehen).

Stattdessen muss ein Blog, in den ein Selbständiger regelmäßig Zeit (und damit Geld) investiert, einen konkreten Nutzung bringen, also neue Kunden.

Ein Blog bringt ein paar besondere Vorteile mit sich, die sich positiv auf die Kundengewinnung auswirken:

  • persönliche Ebene
    Mit einem Blog kann man eine stärkere persönliche Ebene mit den Lesern (darunter eben auch die potentiellen Kunden) aufbauen, als das meist mit einer klassischen Website der Fall ist. Damit kommt ein Blog dem persönlichen Gespräch im Laden deutlich näher.

    Diese persönliche Ebene spiegelt sich in den Inhalten wieder, die keine Produktwerbung, PR-Phrasen und ähnliches sein dürfen. Stattdessen sollte man einen Blog so führen, als würde man den potentiellen Kunden direkt gegenüberstehen: Persönlich und natürlich trotzdem seriös.

    Gelingt dies, ist das eine guter Baustein auf dem Weg zu neuen Kunden.

  • Vertrauen
    Durch die andere Art der inhaltlichen Darstellung kann man in einem Blog mehr Vertrauen schaffen.

    Mehr Einblicke in die eigene Arbeit als Selbständiger, Beispiele, “Beweise” für die erfolgreiche Arbeit sind in einem Blog essentiell.

    Indem man sich nicht hinter einem Firmennamen versteckt, sondern als Person auftritt und z.B. direkt mit den Lesern in den Kommentaren diskutiert, kann man sich zudem einen Vorteil gegenüber den vielen eher anonymen Firmenwebsites verschaffen.

  • Longtail
    Ein Blog bietet gegenüber eine klassischen Firmenwebsite einen weiteren Vorteil. In einem Blog kann man oft besser den Longtail bedienen. Während man auf der Website die Hauptthemen behandelt (Unternehmen, Produkte, Leistungen) und sich dort auch nicht zu sehr in Details verzetteln sollte, kann man in einem Blog auf viel detailliertere Longtail-Themen eingehen.

    Meist bietet es sich an, aus den eigenen Erfahrungen während der Selbständigkeit Blogartikel zu machen. Diese haben natürlich eine ganz andere Wirkung und sorgen zudem dafür, dass man ein viel breiteres Themenspektrum abdeckt.

    Ein Kunde von mir, eine Anwaltskanzlei, bloggt regelmäßig über neue Urteile. Die Artikel bringen in der Summe den Großteil des Traffics und sorgen immer wieder für neue Kontakte.

Um von diesen Vorteilen bei der Kundengewinnung profitieren zu können, muss man ein paar Voraussetzungen erfüllen:

  • Inhalte auf Zielgruppe abstimmen
    Die Inhalte für einen Firmenblog können vielfältig sein. Ich habe in einem anderen Artikel bereits 31 Artikel-Ideen vorgestellt.

    Als bloggender Selbständiger sollte man “das Ohr am Kunden” haben. Wenn man seinen bestehenden zuhört, dann kommt man auch immer wieder Ideen für passendes Artikel.

  • Aus Sicht der Zielgruppe schreiben
    Während eine Firmenwebsite meist primär aus Produkt- oder Unternehmenssicht erstellt wurde und “Werbung” für die eigenen Leistungen macht, geht ein Blog einen anderen Weg.

    Man orientiert sich vor allem an der Zielgruppe und schreibt über Themen, die diese interessieren. Produktwerbung sollte eigentlich kaum vorkommen und schon gar nicht aufdringlich.

    Stattdessen sollte der Blog wirklich lesenswert sein und der Leser ein positives Nutzungserlebnis haben.

    Natürlich enthält ein Blog auch eigene (businessbezogene) Erlebnisse und Beispiele, aber auch das ist deutlich interessanter, als plumpe Werbung.

Mit interessanten, unterhaltsamen und lesenswerten Inhalten kann man mit einem Blog nicht nur viele neue potentielle Kunden erreichen, sondern man knüpft den ersten Kontakt auf Augenhöhe und in einer persönlicheren Art und Weise, als das mit einer Firmenwebsite möglich ist.

Allerdings muss man hier auch sagen, dass eine Firmenwebsite natürlich ebenfalls ihre Vorteile hat. Dort finden sich eher die Fakten und Daten, was von einem Teil der Internet-Nutzer genauso gesucht wird.

Durch die unterschiedliche Ausrichtung und Herangehensweise ergänzen sich Firmenwebsite und Blog oft sehr gut.

Kundenbindung

Man sollte bei der Jagd nach neuen Kunden nicht vergessen, dass bestehende Kunden ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor sind. Diese kennen einen bereits und deshalb ist der Aufwand, diese zu wiederkehrenden Kunden zu machen, deutlich geringer.

Nun stellt sich allerdings die Frage, ob ein Blog auch für die Kundenbindung sinnvoll ist?

Das ist sicher nicht so pauschal zu beantworten, aber in vielen Fälle kann man mit einem Firmen-Blog auch bestehende Kunden erreichen. Natürlich werden aus klassischen Kunden meist keine Stammleser, so wie man es von Blogs wie diesem hier gewohnt ist.

Trotzdem kann man internetaffine Kunden durch einen Blog immer wieder erreichen und damit binden.

Ein gutes Beispiel wird auf usabilityblog.de vorgestellt.

In dem die bestehenden Kunden direkt eingebunden werden und man diese nach dem Kauf mit Beispielen, Tipps, Anleitungen, Tricks und Empfehlungen versorgt, bietet man einen großen Zusatznutzen.

Man kann sogar einen gewissen Teil des Service im Blog abwickeln, ohne aber den 1:1 Service zu ersetzen.

Ob der eigene Blog sich zur Kundenbindung eignet, sollte man sich vorher gut überlegen, denn natürlich kosten die entsprechenden Inhalte ebenfalls Zeit und Arbeit. Zudem hängt es stark von der angebotenen Leistung bzw. den eigenen Produkten ab, ob ein Bedarf an Tipps, Beispielen etc. überhaupt im Nachhinein besteht.

Das Potential zur Kundenbindung ist allerdings grundsätzlich vorhanden.

Sind Blogs relevant für das Offline-Business?

Nun werden viele Leser der Meinung sein, dass dies für ein Online-Business ja alles schön und gut ist, aber was haben Offline-Unternehmen davon.

Ebenso kommen immer wieder Beispiele, wie der Bäcker aus dem eigenen Ort. Was soll ihm ein Blog bringen?

Dazu muss man sagen, dass gerade Läden, Geschäfte, Restaurants und andere Anbieter immer stärker vom Internet profitieren. Natürlich unterschiedlich stark, aber statt zu den gelben Seiten zu greifen, nutzen die meisten Menschen heutzutage einfach Google, um Unternehmen mit Offline-Dienstleistungen zu finden.

Und ich bin der Meinung, dass viele Unternehmer von einem Blog profitieren können.

Oben habe ich ja bereits von der Anwaltskanzlei berichtet, die neue Mandanten (oder zumindest Kontakte) auch über den eigenen Blog generiert.

Wenn ich nochmal das Bäcker-Beispiel aufgreife, so sehe ich da ebenfalls Potential. Schließlich wäre es etwas besonderes, wenn ein Bäcker mal Einblicke in seine Backstube und den Arbeitsalltag gibt.

Besondere neuen Kreationen und Anekdoten würden so einen Blog sicher lesenswert machen. Dabei geht es gar nicht darum, in kurzer Zeit direkt viele neue Kunden zu generieren. Aber so ein Blog könnte den Bäcker über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machen und einfach das Vertrauen in seine Produkte und Leistungen mit der Zeit erhöhen.

Und das wirkt sich mittel- bis langfristig positiv auf die Umsätze aus.

Fazit

Ich bin davon überzeugt, dass Blogs sowohl für die Neukundengewinnung, als auch für die Kundenbindung gut geeignet sind.

Allerdings sollte man immer die eigene Situation betrachten und dann die passende Strategie wählen.

Auch Offline-Selbständige können mit einem Blog durchaus punkten, was aber ebenfalls von den jeweiligen Situation abhängt.

Am Ende muss jeder für sich entscheiden, wie wichtig ihm/ihr die Vorteile sind, wie er/sie selber so einen Blog auf Dauer umsetzen kann/will und ob einem die positiven Auswirkungen den notwendigen Aufwand Wert sind.

So geht es weiter

Im dritten und abschließenden Teil gehe ich darauf ein, wie man den Start eines Firmen-Blogs vorbereiten sollte und wann man am besten los legt.

Peer Wandiger

10 Gedanken zu „Brauchen Selbständige einen Blog? – 2. Kundengewinnung und Kundenbindung“

  1. Ich finde diese Serie wirklich sehr hilfreich, gerade dann, wenn man sein Unternehmen nicht Online betreibt. Die angeführten Argumente sprechen dafür, auch einen – für mich relevanten Blog zu erstellen. Mal sehen!

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  2. Ich habe schon bei der Nischenseiten-Challenge bei dir und Sebastian mitgelesen, das hat mir echt viel geholfen.

    Eine kleine Frage bzgl. Seo hätte ich allerdings. Denkst du es ist besser Kommentare zuzulassen (wie auf deinem Blog) oder diese komplett zu deaktivieren? Ich betreibe keinen Blog, sondern eine Webseite, auf der ich letztendlich Produkte verkaufe. Ich bin der Meinung eine Webseite ohne Kommentare wirkt oft professioneller (aber natürlich nicht in allen Fällen.)

    Mich würde deine Meinung dazu sehr interessieren.

    Danke
    Mark

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  3. Hi Mark,
    das ich ein seh interessantes Thema. Da gibt es keine klare Antwort.

    Tendenziell können Kommentare auf Unternehmensseiten Probleme bereiten, aber sie sind auch eine große Chance.

    Dazu wird es von mir nochmal einen separaten Artikel geben.

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  4. Schöner Artikel.
    Ich persönlich denke, dass vor allem für Kleinunternehmer, wie die angesprochene Bäckerei, ein Blog vor allem wegen dem Longtail Sinn macht. Denn Tatsache ist, dass es für kleine Läden wohl recht schwierig ist, ihre Kunden wirklich an die Website zu binden. In dem Sinne, dass diese täglich vorbei schauen.
    Und dazu ist es ebenfalls sehr schwierig im Web überhaupt irgend eine Relevanz zu erreichen, wenn man nur eine kleine Firmenwebsite hat.
    Man muss sich einfach vor dem Bloggen überlegen, warum man es macht, denn sonst kommt es wahrscheinlich nicht sehr gut.

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  5. Interessanter Artikel. Danke! Als Gewerblicher Blogger sollte man seine Texte aber bitte vor veröffentlichung Korrekturlesen. Es fällt mir als Kunde negativ auf, wenn der Chef in jedem dritten Satz einen Rechtsschreibfehler versteckt.

    Viele Grüße

    Henry

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  6. Gelungener Artikel!

    Ich sehe das ebenfalls so – ein Blog bringt eine Kombination aus Persönlichkeit und Kompetenz rüber. Ein Kunde kann sich auf diese Weise schneller einen ersten Eindruck von dem Dienstleister verschaffen. Normale Firmenseiten wirken oftmals sehr trocken, aber in Kombination mit einem Blog wird die Seite erheblich aufgewertet, deshalb ist ein Blog für mich das Salz in der Suppe …!

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  7. Ich betreibe seit gut eineinhalb Jahren ein Coaching-Blog. Und da berichte ich tatsächlich von eigenen Erfahrungen. Und ab und zu greife ich ein Buch auf, das mir gut gefallen hat und schreibe dann einen Artikel über die Themen von denen ich glaube dass sie meine Leser interessieren. Durch Google Analytics sehe ich genau, welche Themen ankommen und welche nicht.

    Allerdings bekomme ich kaum oder gar keine neuen Kunden dadurch, aber es hilft enorm für die Kundenbindung und ich werde auch oft oft aus Themen aus meinem Blog angesprochen.

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  8. Zu dem Beispiel mit dem Bäcker würde ich hinzufügen dass die Bäckerei den Blog auch dafür nutzen könnte die jeweiligen Tages sonder Angebote zu publizieren. Zum Beispiel: Heute frischgebackene IrgendwasTorte. Die bestehende Kundschaft würde so vielleicht am gleichen Tag vorbei gehen und genau dieses Produkt verlangen. Blog Leser würde ich hauptsächlich offline ansprechen, am besten im Laden selber.

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  9. Absolut richtig! Ein Blog ist sicher ein wertvolles Kommunikations- und Kundenbegeisterungs-Medium. Der Blog sollte – wie Sie schreiben – persönlich sein, also direkt ansprechen UND echte Probleme besprechen und somit einen informativen Mehrwert bieten. Somit haben ein Blog und Social Media Marketing sicher ein und die selbe Herausforderung zu bedienen, dass hier Leben abgebildet werden muss. Ein verstaubter oder nicht lebender Blog ist weniger Wert als totes Kapital. 🙂 Beste Grüße!

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  10. Content-Marketing ist viel viel Arbeit, aber mittelfristig zahlt es ich einfach aus. Wir sind kürzlich mit einem neuen Projekt für ein Kundenbindung-Tool gestartet (Link in meinem Namen) und je spezieller die Themen sind, desto aufwendiger ist das Blogging, auch ist es schwer da mal schnell einen Freiberufler zu finden. Am Ende textet man dann doch selber.
    Grüße aus München
    Philipp

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