Amazon ist unbestreitbar einer der einflussreichsten Business–Giganten unserer Zeit. Und meiner Meinung nach steht der Konzern erst am Anfang.
Bei einer solchen Marktmacht bleibt Kritik natürlich nicht aus. Denn die Verbreiterung von Amazon führte und führt zur Zerschlagung kleinerer Unternehmen in den vereinnahmten Themenfeldern.
In diesem Beitrag werfe ich einen Blick auf die Strategien von Amazon und wie diese dem Konzern geholfen haben die Welt zu erobern. Zudem zeige ich, wie Selbstständige von den Strategien lernen können.
1. Massive Skalierung durch Nutzung günstiger Werbeprodukte
Die Älteren unter uns Marketing-Menschen werden sich noch daran erinnern können, dass es eine Zeit gab, als Amazon-Anzeigen die vorderen Werbepositionen in Google belegten. Hier zeigt sich eine Taktik, die viele erfolgreiche Unternehmen einsetzen, um massiv zu skalieren.
Es werden relativ junge, und damit günstige, Werbeprodukte von Plattformen genutzt, die die Aufmerksamkeit der Zielgruppe haben. Deshalb ist Instagram und Facebook-Werbung gerade auch so beliebt. Je jünger eine Plattform und deren Werbeoptionen sind, desto weniger Geld kosten Anzeigen. Mit der Zeit geht der Preis dann entsprechend des gelieferten Wertes natürlich nach oben, wie man zum Beispiel sehr schön bei Google Adwords sehen kann.
Deshalb ist es so wichtig, im Bezug auf Technik-Trends und Startups am Ball zu bleiben und so früh wie möglich zuzuschlagen. Dass ein kleiner Online–Buchshop zu einem der bedeutendsten Unternehmen unserer Zeit wurde, ist in der Hauptsache dieser Werbestrategie geschuldet. Um solche Möglichkeiten zu nutzen, muss jedoch eine gewisse Offenheit vorhanden sein.
Man bedenke nur die ganzen Unkenrufe wegen einer möglichen Spionage der Spracherkennungshardware von Amazon und Google. Natürlich bleibt hier die Privatsphäre auf der Strecke und natürlich bringt diese Entwicklung große Risiken mit sich. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich meine Audio-Strategie nicht auf Vordermann bringe, um im Ökosystem solcher Geräte verkaufen zu können.
Vorbereitung und ein Sinn dafür, wo die technologische und soziale Reise hingeht, sind die Voraussetzungen, um neu aufkommende und damit günstige Werbearten zu erkennen und zu nutzen. Eine negative Einstellung zu moderner Technologie und Debatten über deren Sinn oder Unsinn sind dabei einfach nicht zielführend. Ich finde es wichtig, die eigenen Emotionen aus geschäftlichem Denken herauszuhalten.
Wenn es nach mir ginge, würde ich weder Facebook, noch Instagram auch nur eine Sekunde Beachtung schenken. Und auch wenn jeder in 2 Jahren über Spracherkennungshardware Bestellungen aufgibt, kommt mir so ein Gerät nicht in die eigenen vier Wände. Aber das ist meine individuelle Einstellung im Bezug auf mein Privatleben. Und die beeinflusst in keinster Weise die geschäftlichen Entscheidungen, die ich für mein Online–Business treffe.
Was also das frühzeitige Erkennen und Nutzen vielversprechender Werbemöglichkeiten betrifft, können wir alle von Amazon lernen. Es gab eine Zeit, da war Amazon Googles größter Werbekunde. Jetzt ist es sein größter Konkurrent.
2. Frontend–Verluste gegen Backend–Gewinne
Eine weitere Strategie, die Amazon dabei hilft immer weiter zu wachsen, ist die Konzentration auf das Backend. Hier zeigen sich Geduld, Sachverstand und Schläue der Verantwortlichen.
Amazon versucht nicht, beim ersten Kundenkontakt in die schwarzen Zahlen zu kommen. Vielmehr werden günstige Einstiegs–Angebote genutzt, um Kunden in die betriebsinternen Verkaufssysteme zu locken und dann langfristig mit und an ihnen zu verdienen.
Das zeigt sich beispielsweise an den günstigen Fire Tablets oder am Prime–Versand. Ein Frontend–Verlust wird in Kauf genommen, um im Backend abzukassieren. Was zählt, ist der Lifetime Value (komplette Zeitspanne der Unternehmenstreue) eines Kunden und nicht der erste Abschluss.
Auch Selbständige und Kleinunternehmer im Bereich Internetmarketing sollten über dieses Konzept einmal gründlich nachdenken. Vielleicht muss man am Anfang erst mal ein kostenloses oder sehr günstiges Angebot herausgeben, das echte Qualität und Mehrwert bietet, um dann über drei bis sechs Monate die eigentlichen Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen.
3. Breite und Preis: Ein geniales Konzept von Amazon
Der Konsens im Internetmarketing ist, dass Fokus entscheidend ist. Tiefe ist wichtiger als Breite. So ziemlich jeder Guru und Experte predigt diese Weisheit. Aber wie jedes Unternehmen, das die Welt bewegt, hat Amazon auch hier eine andere Idee, wie die Sache zu laufen hat.
Nicht nur, dass der geneigte Kunde auf Amazon von Kochtopf bis Unterhose alles Mögliche und Unmögliche erwerben kann, nein, der Konzern bietet auch Webservices an und schreckt nicht mal davor zurück, sich mit Whole Foods eine Supermarktkette für Bio–Produkte unter den Nagel zu reißen.
Also, wie um alles in der Welt ist es möglich, dass Amazon damit durchkommt? Sind die Verantwortlichen verrückt geworden und hoffen darauf, im Chaos die Erleuchtung zu finden? Oder haben sie einfach nur Glück?
Die Antwort ist so einfach, wie genial. Man muss nur etwas tiefer blicken, als bei anderen Unternehmen, um die Strategie zu erkennen, die diesem scheinbar chaotischen Geschäftsgebaren zugrunde liegt. Bei der Entscheidung, in welchen Geschäftszweigen Amazon mitmischt, spielen zwei Größen die entscheidende Rolle: Breite und Preis.
Wie groß ist der Absatzmarkt für ein Produkt bzw. für eine Produkt–Kategorie und wie viel billiger kann das Angebot bei gleicher oder besserer Qualität gestaltet werden? Das ist die Frage, die sich Amazon bei der Auswahl neuer Betätigungsfelder stellt.
Und wer sich in einem Bereich bewegt, den Amazon als zum Pflücken reif erachtet, der sollte sich warm anziehen. Denn gegenwärtig und in naher Zukunft ist ein Kampf mit dem Mega–Konzern nicht zu gewinnen. Buchhandlungen und Verlage haben diese Lektion mit existenzbedrohender Ernsthaftigkeit gelernt.
Hier zeigt sich wieder, dass die Geschäftswelt keine Gnade kennt. Anpassen oder untergehen heißt die Devise. Deshalb dränge ich immer darauf, Emotionen aus dem eigenen Business herauszuhalten. Amazons Strategie von Breite und Preis ermöglicht ein rasantes Wachstum in den unterschiedlichsten Bereichen. Auf andere Unternehmen, die dabei im Weg sind, wird keine Rücksicht genommen. Und das schreibe ich ohne Wertung. Es ist, wie es ist.
4. Funktionalität von Amazon ist wichtiger als Aussehen
Die Amazon-Website ist hässlich wie die Nacht. Das musste mal gesagt werden. Wenn man sich das Design vor Augen führt, dann muss man sich fragen, ob es absichtlich so unterirdisch ist, um die Konkurrenz zu veralbern. Aber trotz des optischen Tiefschlags erledige ich die meisten meiner Einkäufe auf Amazon.
Der Produktvergleich, die Auswahl, die Listung, der Preis und die Einfachheit von Bestell– und Bezahlprozess haben es Amazon ermöglicht, zum Inbegriff für das Shoppen im Internet zu werden. Heute ist die Marke tatsächlich so stark, dass der Konzern einen mit ständiger Werbung für Prime und Kreditkarten nerven kann und man bestellt trotzdem wieder und wieder.
Amazon hat Funktionalität immer über das Aussehen der eigenen Website gestellt. Und das ist in diesem Fall auch der richtige Weg. Auf das Ergebnis kommt es an. Wenn ich zum Beispiel überfallen werde und die Polizei rufe, dann ist es mir ja auch egal, ob eine ansehnliche Beamtin vorbeikommt oder ein vierschrötiger Schreibtischtäter. Hauptsache der Polizist hat eine Waffe und kann mich beschützen.
Beim Einkauf zählen Auswahl, Qualität und Preis. Und eine schnelle Abfertigung. Junge Unternehmen, die ihre Marke noch nicht etabliert haben, müssen natürlich etwas intensiver über die Außendarstellung nachdenken, aber wichtiger ist und bleibt die Kernkompetenz. Auch hier können wir uns alle ein Beispiel an Amazon nehmen.
Fazit
Wie so ziemlich jeder große Konzern hat auch Amazon ab und an mit Imageproblemen und Skandalen zu kämpfen. Aber was das Marketing und die Geschäftsstrategie im Allgemeinen betrifft, ist der Internetgigant meiner Meinung nach unerreicht.
Dementsprechend sollte jeder, der in den nächsten Jahren großes im Netz plant, von Amazon lernen.
Autor
Mein Name ist Martin Krein, ich arbeite seit 2011 im Internetmarketing und in meinem Internet Werkzeuge Newsletter teile ich Strategien und Lösungen aus eben diesem Bereich.
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Jetzt mischt Jeff Bezos auch noch in der Raumfahrt mit … da sieht man mal, in welche Dimensionen ein ehemals kleiner Onlineshop wie Amazon vorstoßen kann. =)
Sehr schön geschriebener Artikel! Von dir würde ich auch gerne mehr lesen. Inhaltlich kann ich alles so unterzeichnen. Im Punkt hässliche Webseiten und extrem lukrativ habe ich auch schon gute Erfahrungen gemacht 😉
Danke für den Beitrag!
Beste Grüße,
Lucas
… wobei deine Website ja nicht gerade hässlich ist!! hehe
Danke 😉 Ich habe mehrere. Die meinte ich auch nicht 🙂