Einen Online-Shop zu starten und in kurzer Zeit (oder überhaupt) erfolgreich zu machen ist nicht so einfach.
Doch es ist möglich, wie das heutige Praxis-Beispiel “Toms Bike Corner” zeigt.
Im Interview mit dem Gründer des Online-Shops geht es um den Start, Anfangsprobleme, Herausforderungen und Erfolgsgeheimnisse.
Viel Spaß.
Guten Tag Herr Greisinger. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.
Mein Name ist Thomas Greisinger, ich bin 36 Jahre alt, wohne in Rosenheim mit meiner Frau und zwei Kindern.
In meiner freien Zeit gehe ich leidenschaftlich gern Rennradfahren und Mountainbiken. Ich bin in der glücklichen Lage gewesen, mein Hobby zum Beruf zu machen.
Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, war ich als Berater und Software-Architekt in verschiedenen Unternehmensberatungen tätig. Nach mehreren Jahren in dieser Branche, hatte ich das dringende Bedürfnis nach einer beruflichen Veränderung.
Wie ist die Idee zu tomsbikecorner.de entstanden? Sind Sie leidenschaftlicher Biker?
Ich hatte mich immer geärgert, dass man bestimmte Marken und Produkte bei uns einfach nicht bekommen konnte. Alle Geschäfte hatten nur die gängigen Artikel.
Da kam mir die Idee, einfach selbst etwas auf die Beine zu stellen und so habe ich Toms Bike Corner gegründet. Das fing sehr klein mit Ebay an. Mit der Zeit wurden die Verkäufe immer mehr und ich entschloss mich zu etwas mehr Unabhängigkeit von Ebay.
Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach einer passenden Onlineshop-Software gemacht. Mit xt-commerce war relativ schnell ein passendes Werkzeug gefunden, das auch leicht anzupassen war. Mein beruflicher Hintergrund hat mir hierbei natürlich sehr geholfen. Installation, kleinere Anpassungen und Design des Shops konnte ich innerhalb von wenigen Tagen selbst vornehmen.
Zu meiner Überraschung hatte ich nach 2 Tagen schon die erste Bestellung eines Kunden – das war am 5.12.2005 um kurz nach 22.00 Uhr. Das waren nur 4 Tage nach der ersten Installation des Shops.
Als leidenschaftlicher Mountainbiker und Rennradfahrer hat man natürlich auch das Gespür für Neuigkeiten und Trends, um ein solides Sortiment aufbauen zu können. Besonders Produkte die nicht an jeder Ecke zu haben sind, konnte man damals – und natürlich auch heute – gut verkaufen. Die Konkurrenz im Onlinehandel hielt sich damals auch in Grenzen, so dass man auch ohne spezielles Marketing gute Umsätze erzielen konnte.
Seit wann gibt es den Shop und wie lief die Erstellung? Gab es Probleme oder besondere Herausforderungen?
Der Onlineshop gibt es seit dem 1.12.2005. Von der Installation über das Design bis hin zur Anbindung verschiedene externe System, habe ich alles in Eigenregie gemacht.
Das Shop Design war zu Beginn nicht gerade professionell, allerdings hat es seinen Zweck erfüllt. Schon im ersten Jahr konnten wir einen Umsatz von knapp unter einer sechsstelligen Marke verbuchen. Von da an ging es stetig bergauf.
Am Anfang war es schon eine besondere Herausforderung genug Lieferanten zu gewinnen, die sich für einen reinen Onlinevertrieb begeistern konnten. Des Weiteren war zu Beginn die Pflege des Warenbestandes und die Auswahl der geeigneten Software für die Bestandspflege und die Rechnungsstellungen eine große Aufgabe die es zu bewältigen galt.
Wie hat sich der Shop seither entwickelt und welche besonderen Erfahrungen haben Sie gemacht?
Von Jahr zu Jahr ist der Umsatz konstant gewachsen. Damit verbunden ist ein stetes Wachstum an Stammdaten und Bewegungsdaten die es zu pflegen gilt. Im Radsportbereich gibt es Segmente die einem jährlichen Wechsel unterworfen sind. Das alles im Blick zu behalten, ist am Anfang ganz schön schwer.
Zu Beginn musste ich das alles manuell durchführen. Heute gibt es eigens dafür entwickelte Software die alte bzw. obsolete Stammdaten aufspürt und diese in regelmäßigen Abständen auf den Schreibtisch bringt.
Mit dem Wachstum kommt das Thema Lagerhaltung relativ schnell auf den Tisch. Wie ordnet man sein Lager, dass man schnell die benötigten Teile findet und effizient arbeiten kann? Wie viel kann ich überhaupt sinnvoll lagern? Manche Artikel muss man sich auf Lager legen, da die Lieferzeiten so lang sind, dass nur Verkäufe getätigt werden können, wenn man diese sofort verfügbar hat. Einmal wurde ein halber Container Ware zu früh geliefert und ich hatte eigentlich gar keinen Lagerplatz dafür.
Letztlich wurde das Problem durch eine kreative Lösung zeitnah gelöst. Heute schmunzelt man oft über die Anfänge und die Probleme die man hatte.
In Deutschland muss man sich als Shopbetreiber sehr intensiv mit Rechts-Themen beschäftigen. Was sind nach Ihrer Erfahrung die häufigsten rechtlichen Stolpersteine?
Fehlerhaftes Impressum, eine falsche Widerrufsbelehrung oder Fehler in den AGB sind die meisten Stolpersteine.
Erfahrungsgemäß hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich gleich am Anfang von kompetenter Stelle passende Rechtstexte erstellen oder man wartet damit bis eine Abmahnung kommt – und die kommt in aller Regel immer, auch wenn es manchmal vielleicht ein bisschen dauern mag.
Abmahnungen gehören leider schon fast zum normalen Online-Business dazu. Haben Sie selber damit bereits Erfahrungen sammeln “dürfen”?
Das war schon mehrmals der Fall. Die eine oder andere kann man mit kreativen Mitteln wegdrücken, bei anderen muss man einfach zahlen und unterschreiben.
Auf alle Fälle sollte man sich im Vorfeld nach einem kompetenten Anwalt in Sachen Markenrecht, Urheberrecht und gewerblichen Rechtsschutz umhören, um dann im Fall der Fälle einen Ansprechpartner zur Hand zu haben.
Wie sind sie damit umgegangen?
Wie in der vorherigen Frage erwähnt, sind die Ansätze wie man damit umgeht, ganz unterschiedlich gewesen. Da ist von Fall zu Fall extrem unterschiedlich.
Wie man im vorher erwähnten Beispiel sieht, kann man manchmal (nicht immer) auch berechtigte Abmahnung abwehren, indem man sich auf die “Hinterbeine” stellt. Dabei sollte man sich vorher genau überlegen, ob man auch einen “Rohrkrepierer” finanziell hätte stemmen können.
Bevor man einen bestimmten Weg einschlägt, muss man sich die Konsequenzen bewusst machen. Letztlich muss man auch durchrechnen was in einem Worst-Case Szenario auf einen zukommen könnte.
Letztendlich geht es in allem leider immer nur ums Geld. Wer in solchen Sachen von persönlichen Gefühlen getrieben wird, ist meist schlecht beraten.
Welche Marketing-Maßnahmen setzen Sie ein und was funktioniert bei Ihnen besonders gut und was nicht?
Wenn Sie Kundenservice und kurze Reaktionszeiten als Marketing-Maßnahme sehen, dann versuchen wir auf diesem Weg neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu halten. Das funktioniert in allen Branchen sehr gut.
Immer der billigste sein zu wollen, ist meiner Erfahrung nach nicht immer das Beste. Denn niedrige Preise können nur gemacht werden, wenn man an andere Stelle spart. Es gibt glücklicherweise sehr viele Menschen die das auch so sehen und lieber ein paar Euro mehr bezahlen, als auf einen gutem Kundenservice zu verzichten.
Wie gehen Sie mit der Konkurrenz um und was ist nach Ihrer Erfahrung die beste Möglichkeit, gegen diese zu bestehen?
Man muss einfach besser sein als die anderen. Wenn man einen Onlineshop zu einem Thema aufbaut, sollte man sich ruhig die Shops der Konkurrenz ansehen. Was machen diese besonders gut, was könnte man besser machen. Dann macht man sich eine Liste mit Punkten die erfüllt werden müssen und setzt diese Schritt für Schritt um.
Auch sollte man sich fragen, wieso ein Kunde bei mir und nicht bei der Konkurrenz kaufen sollte. Letztlich sollte man es sich zum Ziel setzen den Besten Onlineshop zu seinem Thema zu erstellen.
Dazu gehören auch Tipps, Ratgeber und Verzeichnisse. Wir haben dazu umfangreiche Anleitungen zum Thema Fahrradreparatur und einen Fragen & Antworten Bereich aufgebaut. Auch eine Beschreibung verschiedener Radwege und eine Fahrradhändlerverzeichnis gehören dazu.
Zum Schluss würde ich mich über ihre wichtigsten Tipps für angehende Shop-Betreiber freuen.
Um erfolgreich zu sein, braucht man eine ordentliche Ausdauer. Es gibt Zeiten, da läuft alles wie gewünscht. Davon sollte man sich allerdings nicht sehr beeindrucken lassen. Relativ schnell stellen sich Probleme ein, die es zu lösen gilt. Auch eine gewisse Portion “Lehrgeld” sollte man von Anfang an mit einplanen.
Bevor man startet sollte man sich einen Plan machen, der von oben nach unten abgearbeitet wird. Dabei sollte berücksichtigt werden, wo man aktuell steht und wo man hin will.
Wenn man einen Teil des Plans abgearbeitet hat, sollte man einen Schritt zurücktreten und alles beurteilen. Was habe ich gut gemacht und was funktioniert nicht so wie gedacht?
Über die guten Dinge kann man sich freuen. Die schlechten Dinge sollte man analysieren: Wieso hat das nicht funktioniert? Bin ich von falschen Voraussetzungen ausgegangen? Haben externe Faktoren eine Rolle gespielt? Wie kann ich das in Zukunft vermeiden?
All das hilft einem strukturiert vorzugehen und den Erfolg messbar zu machen. Wenn man erfolgreich sein möchte, braucht man einen guten und detaillierten Plan den man auch bewerkstelligen kann.
Wenn Dritte für die Erfüllung von Aufgaben benötigt werden, muss man sich noch mehr Gedanken machen und diese dem Dienstleister mitteilen. Erfahrungsgemäß gehen solche Projekte dann schief, wenn die Aufgabe nicht detailliert und klar beschrieben wurde.
Es ist oftmals nicht schwer einen Dienstleister zu finden, allerdings kann es richtig schwer werden einen wirklich guten Dienstleister zu finden, der zum einen Ahnung hat und zum anderen seine Aufgabe auch ordentlich zu Ende bringt.
Danke Herr Greisinger
für die Einblicke und Tipps.
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Spannendes Interview. Man merkt an seinen Tipps, dass der Mann analytisch geschult ist (Der Unternehmensberater lässt grüßen).
Sehr offenes und lockeres Interview. Toll
>> Immer der billigste sein zu wollen, ist meiner Erfahrung nach nicht immer das Beste. <<
Das ist m.M.n einer der wichtigsten Sätze in diesem Interview.
Kunden merken es schnell wenn man nur über den Preis auf den Markt will und dafür alles andere links liegen lässt. Und aus eigener Erfahrung (im Bereich Fotografie) sind es genau die 'Pfennigfuchser' die am meisten arbeit machen und die undankbarsten Kunden sind.
Lieber nen Euro mehr aber dafür Qualität …. schade das so etwas immer mehr in den Hintergrund rückt.
Hallo,
ein Online Shop ist in der heutigen Zeit kein Selbstläufer mehr. Es
muss immer und ständig daran gearbeitet werden. Das schlimmste
finde ich die vielen unnötigen und teueren Abmahnungen. Meiner
Meinung ist das nur eine Geldmasche die kleinen Unternehmern
das Geld aus der Tasche ziehen soll. Ich finde diesbezüglich den
Service vom Händlerbund nicht schlecht – was sicher nicht ganz
günstig ist, allerdings die Kosten für eine Abmahnung ausschließen
kann.
Meiner Meinung nach ist das aller wichtigste im Business, dass ein
Shop immer gepflegt ist und sich jeden Tag versucht zu verbessern.
Wie im Artikel bereits geschrieben, liegt der Erfolg darin besser zu sein
als die Konkurrenz (/und/oder auch anders).
freundliche Grüße
Josef Altmann