Online-Shop Erfahrungen und Praxistipps – Interview mit Liebesschloss.de

Im heutigen Interview spreche ich mit Sebastian Hensel.

Er betreibt eine Online-Agentur, eigene Online-Projekte und unter anderem einen Online-Shop.

Über seine Erfahrungen und Praxistipps mit diesem Shop geht es im Folgenden.

Viel Spaß dabei.

Guten Tag Herr Hensel. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Mein Name ist Sebastian Hensel, ich bin 24 Jahre alt, wohne in Berlin mit meiner Freundin und zwei kleinen Katzen. Mein berufliches Baby ist die Agentur “socialmeta”, die ich seit 2008 führe.

Wir, etwa ein Dutzend freie Mitarbeiter und ich, machen – im wahrsten Sinne der abgenutzten Phrase – was mit Medien. Wir drehen (Musik-)Videos, erstellen und konzipieren Webseiten und vertreiben Radiosendungen.

Dies tun wir einerseits für einen Kundenkreis, der von der Online-Ausgabe der Lifestyle-Zeitschrift inTouch, über den Ostdeutschen Sparkassenverband bis hin zu Bands wie den Killerpilzen oder der MTV-Legende Ray Cokes reicht.

Unser Herzblut sind andererseits allerdings eigene Projekte, die wir konzipieren, realisieren und betreuen.

Welche Erfahrungen konnten Sie in der Vergangenheit im Web sammeln? Hatten Sie bereits andere Projekte?

Bereits seit 1998 erstelle ich Webseiten. Damals wollte ich mit gerade einmal 10 Jahren unbedingt Spieleredakteur werden, habe zwischen zahlreichen Erwachsenen in einem VHS-Kurs gelernt Webseiten zu programmieren und somit einen Weg gefunden meine Tests von “Monkey Island”, “Day of the Tentacle” und Co. zu veröffentlichen. 🙂

Aus dem reinen Hobby ist im Laufe der Jahre mehr geworden. Seit 2008 erdenke, konzipiere und realisiere ich Webseiten, die zusammen mit meinen anderen selbstständigen Tätigkeiten, für meinen Lebensunterhalt sorgen.

Mittlerweile erreichen die von uns betreuten Webseiten monatlich zusammen etwa eine Million Besuche, wir haben mit Kunden zusammen zahlreiche Webseiten, eCommerce-Shops und CMSe erstellt bzw. angepasst und es war Zeit für den nächsten Schritt.

Wie sind Sie auf die Idee zu liebesschloss.de gekommen?

Oftmals führen mich Termine nach Köln, wo ich bei der Einfahrt zum Hauptbahnhof mit dem Zug jedes Mal an der Hohenzollernbrücke vorbeifahre. Und genau diese ist seit 4, 5 Jahren das Mekka für Verliebte. Paare jeden Alters hängen dort Liebesschlösser – kleine Vorhängeschlösser mit persönlicher Beschriftung – auf und werfen die Schlüssel ins Wasser. 40.000 Schlösser hängen da mittlerweile!

Die Idee für den Onlineshop liebesschloss.de ist dann aus einem ganz persönlichen Bedürfnis heraus entstanden. Ich wollte meiner Freundin zum Valentinstag dieses Jahr auch ein solches Liebesschloss schenken und in Berlin aufhängen. Allerdings habe ich bei meiner Recherche weder einen ansprechenden Shop noch einen, der hochwertige Gravuren anbietet, gefunden. Vielerorts wird mit einem Laser-Verfahren das Schloss bearbeitet und das ist einfach nicht stilecht und schön. Das sieht aus wie aufgedruckt. Ich wollte für unser Liebesschloss eine echte – eine sogenannte – Diamantgravur, wie man sie auch von Ringen und Co. kennt!

Haben Sie vor der Umsetzung des Shops den Markt geprüft? Wenn ja, wie?

Die Mitbewerber waren mir durch meine private Recherche vertraut. Die Größe des Marktes habe ich anschließend durch Abfragen mit dem Google Adwords-Keyword-Tool erahnen können.

Dann war mir klar: da suchen noch mehr Leute nach schönen Liebesschlössern!

Wie klein oder groß darf Ihrer Meinung nach eine eCommerce Nische sein, um profitabel zu sein?

Tatsächlich ist das in meinen Augen komplett von der Anzahl der Mitbewerber, deren Produkten, der Gewinnspanne an den verkauften Produkten und dem Zeitpunkt, wann man den Break-Even-Punkt hinter sich lassen kann und ob man solange eine Investition in der nötigen Höhe für Maschinen, Webseiten-Entwicklung o.ä. tragen kann, abhängig.

So kann sich auch winzigste Nischen mit 100 Suchabfragen im Monat lohnen, wenn es keinen Mitbewerber gibt, man kaum Investitionen hat und die Gewinnspanne angemessen und somit größer ist als das Geld, das für den Pflegeaufwand (SEO, SEM, Marketing) aufgewendet werden muss. Wenn dann auch noch der tatsächliche Gewinn passt, ist alles super!

Wie lief die Umsetzung der Website? Welche besonderen Herausforderungen mussten Sie bewältigen?

Der Anspruch an uns selbst war, dass wir den Besuchern unseres Shops klarmachen müssen, warum sie bei uns einkaufen sollen. Unsere Schlösser sind beste Vorhängeschlösser aus deutscher Produktion und unsere Gravurtechnik ist edel und hochwertig. Allerdings hat dies alles natürlich auch seinen Preis. Wir sind quasi der Apfel unter den Liebesschloss-Anbietern.

Durch eine ansprechende und einfache Webseite, die den Kunden führt und zeigt warum es sich lohnt bei uns einzukaufen, haben wir uns bemüht zu überzeugen. Ich hoffe das ist uns gelungen…

Scheinbar ja, denn es funktioniert: obwohl viele Mitbewerber mit ihren Dumpingpreisen per Google Adwords werben, verkaufen wir unsere Produkte.


Arbeiten Sie mit externen Lieferanten zusammen? Wie haben Sie diese gefunden und die Zusammenarbeit organisiert?

Wir arbeiten in der Tat mit einigen Lieferanten zusammen. Dadurch allerdings, dass wir uns entschieden haben nur ein Liebesschloss-Modell, bei dem wir die Qualität garantieren können, anzubieten, war die Lieferantensuche schnell zu bewältigen.

Wir haben uns von diversen Firmen (Verpackungs- und Schlossherstellern) Muster schicken lassen und uns gemeinsam im Team für die perfekten Produkte entschieden.


Wie lief die Vermarktung von liebesschloss.de? Was hat funktioniert und was nicht?

Bei der Vermarktung haben wir uns von “Selbstständig im Netz” und im besonderen der Nischenseitenchallenge inspirieren lassen.

Neben klassischen Google Adwords-Anzeigen in der Nische (alles andere führt zu keinen guten Conversion-Rates), haben wir ein Partnerprogramm auf liebesschloss.de installiert, das sich von anderen Partnerprogrammen durch hohe Provisionen (bis zu 35%, Standard: 25%), einen geringen Auszahlungsbetrag (10 Euro) und eine schnelle Auszahlung (14 Tage) unterscheidet. Konkret können kleinere und mittelgroße Seiten (z.B. auch Liebesschloss-Nischenblogs) schnell Geld verdienen.

Wir wollen somit eine Alternative zu etablierten Partnerprogrammen aufbauen, die sich z.B. auch dann lohnt, wenn man nur ein paar tausend Besucher im Monat hat und saisonal (z.B. Weihnachten, Valentinstag, Ostern) auf Liebesschlösser aufmerksam macht. So können schnell mal 30, 40 Euro verdient und tatsächlich ausbezahlt werden. Sollten es allerdings durchschnittlich im Monat mehr als 1.000 Euro Provisionen sein, erhöhen wir die Provisionsrate sogar auf 35%.

Uns ist wichtig, dass jeder, der an dem Projekt arbeitet, auch daran verdient.

Um tatsächlich den Challenge-Gedanken zu leben, haben wir die Winter-Challenge ins Leben gerufen. Jeder der jetzt einen eigenen Blog zum Thema “Liebesschlösser” startet oder auf seiner bestehenden Webseite das Partnerprogramm integriert und mindestens 100 Liebesschlösser verkauft bis zum 31.12.2012, dem schenken wir das neue iPad im Wert von 479 Euro.

Ihre Benutzer sind daher allesamt herzlich zu diesem attraktiven Partnerprogramm eingeladen. Alle Informationen gibt es auf http://liebesschloss.de/Partnerprogramm.


Nutzen Sie auch das Social Web zur Vermarktung und wenn ja, wie?

“socialmeta” betreut eine Vielzahl von Facebook-Seiten und durch die dort gewonnene Erfahrung haben wir uns konkret gegen eine eigene Facebook-Seite entschieden.

Diese lohnt sich vielleicht bei Firmen mit mehreren Produkten oder Produkten, die man mehrfach kauft. Ein Liebesschloss ist allerdings bekannt, wird wenn es gewollt ist einmal gesucht, gekauft und verschenkt. Wir sind keine Marke, wir sind nur die Seite, wo es die schönen Schlösser gibt.

Zudem ist es wichtig, dass der Partner möglichst nichts davon mitbekommt – die Gefahr, wenn der Schenker eine Liebesschloss-Seite liket, dass dann das Geschenk nichts wirklich spektakuläres ist, wäre zu groß. Aus diesem Grund ist Facebook für uns uninteressant.

Um Like-Buttons kommt man dennoch natürlich nicht herum und die gibt es auf liebesschloss.de auf jeder Unterseite.

Sollte mit der Zeit Google+ aus Rankingsicht wichtiger werden, würden wir auch hier einzig und alleine deswegen ein Profil anlegen und pflegen. Wir hoffen aber nicht, dass Google bald soweit geht, da in unseren Augen der Erfolg einer Seite auf einem nicht erfolgreichen Social-Network für einen Such-Algorithmus uninteressant sein sollte.


Was sind ihrer Erfahrung nach die wichtigsten rechtlichen Anforderungen bei der Erstellung eines Online-Shops?

Hier kann man tatsächlich viel falsch machen, muss man aber nicht. Wir haben von vorne herein den entsprechenden Betrag für einen ordentlichen Check durch einen Anwalt einkalkuliert. Unsere Kanzlei der Wahl waren “ab&d Rechtsanwälte” (www.abd-partner.de) aus Berlin, die jung und frisch auftreten und die ich an dieser Stelle noch mal direkt empfehlen möchte!

Wir haben den Shop möglichst perfekt für den Anwalt-Check vorbereitet, getan was wir wussten, aber dennoch sind wir keine Rechtsspezialisten. Das können andere besser! Etwa 1000 Euro haben wir für diesen Posten ausgegeben, die mich jetzt ruhig schlafen lassen.


Zum Schluss würde ich mich über ihre wichtigsten Tipps für neue Online-Shops freuen.

Es ist nicht wichtig, dass Sie einen perfekten Businessplan haben. Der ist höchstens für einen Kapitalgeber interessant. Vielmehr ist es essenziell, dass Sie hinter dem Shop stehen und selbst dort gerne einkaufen würden. Ein Shop ist mehr als ein 08/15-Affiliate-Nischenprojekt. Ein Shop kostet Arbeitszeit und das fernab vom Verpacken der Produkte. Seien Sie sich bewusst, dass ein Shop aufwändig gepflegt und vermarktet werden muss. Wenn Sie das beherzigen und eine gute Nische – das macht heute in meinen Augen am meisten Sinn für einen Mittelständler – gefunden haben, dann können Sie erfolgreich werden!


Danke Herr Hensel

für die Informationen und Einblicke.

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Online-Shop Erfahrungen und Praxistipps – Interview mit Liebesschloss.de“

  1. Sehr interessantes Interview. Der Shop wirkt aber ziemlich überladen, hochwertig finde ich ihn nicht. Die Handynummer im Kopfbereich wirkt unproffesionell. Das Produktvideo passt sehr gut, aus Kunden- und Suchmaschinensicht, allerdings würde ich es kleiner einbetten. Erstaunlich finde ich, dass Ihr keinen Ausschluss des Widerrufsrechts habt, immerhin werden die Schlösser ja individuell für den Kunden bearbeitet. Auch wenn Ihr nur einen Artikel habt, finde ich die Idee sehr gut. Ich liebe Nischenprodukte, auch wenn diese Bezeichnung mittlerweile schon ein abgeleckter Stein ist. Ich wünsche Euch auf jeden Fall viel Erfolg bei Euren Projekten.

  2. @David:

    Die Meinung, dass der Shop überladen wirkt, kann ich nicht teilen, da wir extra darauf geachtet haben den Bestellprozess möglichst einfach und “effektiv” zu halten. Mit 3 Klicks und der Eingabe der beiden Wunschzeilen kann das gewünschte Liebesschloss im Warenkorb landen. Wir haben lange überlegt, ob wir diesen Kaufprozess über mehrere Seiten ziehen, dann uns aber dagegen entschieden, weil wir so die Absprungrate durch dauernd neuladende Seiten verringern wollen.

    Tatsächlich haben wir beim Widerrufsrecht lange überlegt und uns für die gewählte Variante entschieden. Wir wollen, sollte der Kunde mal unzufrieden sein, ihm gerne auch ein angepasstes Schloss auf Kulanzbasis “schenken”. Das soll nicht die Regel sein, aber ist für uns ein Kundenservice, da ein solches Gravurdesign ja in gewisser Weise auch ein Blindkauf ist. Kommt bei 1 von 100 Bestellungen vor. Das passt für uns.

    Die Handynummer werden wir tatsächlich bald angehen und prüfen da momentan die verschiedenen Möglichkeiten. Wir werden demnächst hier einige Anbieter testen und wollen langfristig auf eine Premium-Nummer zum normalen Telefonkostenpreis gehen. Wenn Du da Anbieter empfehlen kannst, freue ich mich auf jeden Hinweis.

    Die Bilder/Videos haben wir darüberhinaus absichtlich in der gewählten Größe eingebunden. Das soll ein Stilmittel sein, ist aber auch nicht maximal final. Wir werden mit der Zeit wachsen, sicher irgendwann in nächster Zeit auch farbige Schlösser anbieten und dann die Bildauswahl und auch die -größe anpassen.

    Danke für Deine Hinweise. Und ja: Nischenprodukte klingt für mich auch nach reiner SEO-Kost, aber irgendwie muss man ja das benennen was man da veranstaltet und es ist ja nun mal ein Shop in der Nische! 😉

  3. Hallo Sebastian, danke für Deine Antwort. Ich korrigiere mich: Auf mich wirkt der Shop überladen. Der erste Eindruck einer Seite zählt. Ich finde die Startseite sehr unübersichtlich und denke, etwas mehr Weißraum kann nicht schaden. Aber das ist natürlich nur meine subjektive Meinung. Das der Kunde mit 3 Klicks bestellen kann, ist für die Konversion sicher von Vorteil. Dennoch ist dieser Vorteil durch die, meiner Meinung nach optimierungsbedürftige Benutzerfreundlichkeit nicht klar ersichtlich. Wenn ich z.B. auf “Liebesschloß jetzt bestellen” klicke funktioniert der Link. Viele Nutzer jedoch klicken vorrangig auf Bilder. Bei Eurem Slider passiert bei mir nichts. Wenn Ihr Euch das Widerrufsrecht gut überlegt und einkalkuliert habt ist es ja okay. Hier kommt es natürlich auch auf die Menge der Bestellungen und die Zielgruppe an. Eine Premium Telefonnummer zum Ortstarif finde ich auch nicht optimal, in Zeiten wo sehr viele eine Flatrate haben. An Eurer Stelle würde ich es mit einer kostenfreien Nummer versuchen. Eine 0800 Nummer kommt beim Nutzer immer gut an und da Ihr Euch ja in einer Nische bewegt, wird das Anrufaufkommen gewiss auch überschaubar sein. Stilmittel definiert ja jeder anders, aber ich persönlich bevorzuge minimalistisches Design. Wenn man die Entwicklung beobachtet, stellt man leicht fest, dass weniger mehr ist. Ich werde Eure Seite auf jeden Fall weiter beobachten. 🙂

    Nur meine 2 Pfennig

  4. Ich finde die Idee einfach genial-genau so muss ein Unternehmer seine Idee finden!
    Allerdings muss ich dem Vorredner zustimme- ich musste ewig suchen, bevor ich verstanden habe wie man bestellt. Überladen, sehr überladen..bzw. es fehlt einach ein wenig Platz zwischen den Videos und dem Schlossbild- und es sollte dierekt zur Bestelung führen!!

  5. Hallo Sebastian,

    deine Schlösser gefallen mir sehr gut. Sie wären etwas für unseren Valentinstags-Geschenke-Shop. Gerade für Frauen sollte die Idee super geeignet sein.

    Gern kannst dich mal an mich wenden. 🙂

    Viele Grüße
    Uwe

  6. Ich habe auf meinen Reisen quer durch die Welt schon oft solche Schlösser hängen gesehen. Wie zum Beispiel in Salzburg oder in St. Peterburg. Schön das immer mehr Städte auch bei uns nun diesen “Liebesbeweis” dulden.

    LG
    Thomas

  7. Ich bin seit Ende Oktober / Anfang November beim Partnerprogramm von liebesschloss.de angemeldet und fahre damit gute Ergebnisse.
    Heute habe ich mich sogar mit Sebastian persönlich getroffen! Wirklich ein netter und cooler Typ mit wahnsinnig vielen Ideen! Ich wünsche Sebastian weiterhin viel Erfolg mit seinen Projekten.

  8. Es ist sehr interessant zu beobachten, dass das Liebesschloss Thema immer mehr den Weg in den Mainsteam findet. Die Shops und Angebote sprießen in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden 🙂 Ich werde mich jetzt auch für das Partnerprogramm anmelden. Viel Erfolg!

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