Online-Shop Erfolgsfaktoren, Erfahrungen und Tipps – Interview

Einen Online-Shop aufzusetzen ist nicht schwer, ihn erfolgreich zu machen dagegen sehr.

Diese Formulierung, frei nach einen bekannten Sprichwort, ist ein wichtige Erkenntnis, die immer wieder Online-Shop-Betreiber machen müssen.

Und genau darüber spreche ich mit Thomas Kilian. Er hat eine Werbeagentur.

Aus Interesse und Neugier hat er selbst ein paar Online-Shops gestartet und berichtet nun im Interview von seinen Erfahrungen und gibt Tipps.

Hallo Thomas. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Gerne Peer. Ich bin Thomas Kilian, leite die Internetagentur Thoxan GmbH, mit der wir uns auf die “Neukunden-Gewinnung im Internet spezialisiert haben” (dazu habe ich 2009 auch das Buch „Der Igel-Faktor“ veröffentlicht, das Du hier im Blog ja auch schon mal vorgestellt hattest) und betreibe seit einiger Zeit verschiedene Online-Shops, u. a. für moderne Filzprodukte, für Druckerzubehör und für rustikale Loungemöbel aus Gebrauchsholz.

Wirklich spannend, was sich da in den vergangenen 1-2 Jahren entwickelt hat!

Eigentlich betreibst du ja eine Marketing-Agentur. Nun hast du die Seiten gewechselt und bist zum Händler geworden. Was genau machst du?

Naja, “die Seiten gewechselt” ist nicht ganz richtig. Wir sind als Agentur nach wie vor stark im Einsatz, die Nachfrage hat in den vergangenen Jahren sogar zugenommen.

Der Bedarf für gutes Online-Marketing und Social Media ist ja überall zu spüren. Unsere E-Commerce-Projekte sind einfach hinzugekommen …

… und warum hast Du mit zusätzlichen Online-Shops begonnen?

Wir haben als Agentur auch eine Reihe von Online-Shops für Kunden konzipiert und zum Teil recht erfolgreich vermarktet.

Aus diesen Erfahrungen entstand bei uns die Idee, auch selbst in den Online-Handel einzusteigen.

Mit Filz-Geschenke.de haben wir als Agentur einen eigenen Online-Shop, die anderen beiden Projekte mache ich zusammen mit Partnern.

Unser Ziel ist es, eigene Erfahrungen zu sammeln, die uns dann wieder im Projektgeschäft zu Gute kommen (quasi “in den Schuhen unserer Kunden laufen”), aber natürlich auch, um regelmäßigen Umsatz zu machen.

Wie waren deine ersten Erfahrungen mit einem Online-Shop? Mit welchen Startschwierigkeiten hattest du zu kämpfen?

Ich beziehe mich jetzt im weiteren Verlauf mal auf den Filz-Shop, da wir hier wirklich ganz bei null angefangen haben und es auch unser erster “richtiger” Online-Shop war.

Die erste Schwierigkeit bestand in der Auswahl der richtigen Produkte, dies habe ich in einer umfangreichen Artikelserie in unserem Agenturblog dargestellt.

Dann kamen natürlich ganz viele Fragen auf uns zu, was die Technik, die rechtlichen Fragen und den Einkauf (Sortimentsgestaltung) angeht.

Insgesamt hat der Online-Gang von der konkreten Idee bis zur Live-Schaltung über ein halbes Jahr gedauert.

Wie hast du die Themen deiner Online-Shops ausgewählt? Welche Marktforschung hast du betrieben?

Wir haben recht lange gebraucht, um das richtige Thema bzw. die “Nische” zu finden, in der wir als Online-Händler tätig sein wollten.

Auf einer Messe in Frankfurt Anfang 2011 hat uns “Filz” dann irgendwie angesprungen, wir haben dort die ersten Gespräche geführt und anschließend umfangreich recherchiert, ob für moderne Filzprodukte überhaupt genügend Nachfrage besteht.

In der Tat sind die Filztaschen, Schlüsselanhänger und Handytaschen ziemlich begehrt, so dass wir von Anfang an regelmäßige Bestellungen hatten.

In unserem Shop setzen wir ausschließlich auf hochwertige Produkte, die aus reinem Wollfilz hier in Deutschland gefertigt werden. Wir beziehen die Artikel bei namhaften Herstellern wie HEY-SIGN, dekoop und House of Emotions, die ein sehr breites Sortiment im Angebot haben.

Durch die Verknüpfung zum Thema Geschenke gibt es reichlich Nachfrage, denn ob für Geburtstag, Weihnachten oder Ostern – für Geschenke ist fast das ganze Jahr über Saison.

Wo liegen in Deutschland die größten Herausforderungen für Online-Shops?

Wir haben als Agentur und durch unser Netzwerk natürlich eine Menge Know-how und auch Möglichkeiten, einen Teil der Design- und Programmierleistungen selbst abzubilden. Im Filzshop stecken mehr als 400 Arbeitsstunden bis zum Onlinegang, jede Woche kommen für die Aktualisierung der Produkte und vor allem für die Vermarktung weitere Stunden hinzu.

Müsste ich dies ins Ergebnis reinrechnen und auch noch davon leben, wäre längst der Ofen aus. Bis sich ein Online-Shop wirklich (!) finanziert, können Jahre vergehen. Dies liegt einfach – wie im Marketing insgesamt – an der fehlenden Bekanntheit, die sich erst mit der Zeit aufbaut.

Ein weiterer Aspekt ist sicherlich die Lagerhaltung und Verfügbarkeit. Unsere Filzprodukte werden bei den Herstellern auch erst “on demand” gefertigt, durch die verschiedenen Farben und die zahlreichen Varianten wäre es sonst nicht möglich (wer das im Detail nachvollziehen möchte, dem sei dieser Blogartikel empfohlen).

Auch wir können nicht alle Produkte x-fach im Lager haben, deshalb sind uns gerade vor Weihnachten einige Geschäfte durch die Lappen gegangen. Wer ahnt schon, dass ausgerechnet diese eine Tasche in “mango” fünf Mal bestellt wird?

Lieferfähigkeit ist enorm wichtig, aber es muss für uns auch wirtschaftlich bleiben, so dass wir am Ende nicht auf den überzähligen Artikeln sitzen bleiben. Filz ist ja immerhin sehr langlebig, was machen wohl die Händler von verderblicher Ware?

All dies sollte bei der Auswahl der Produkte in die Überlegungen mit einbezogen werden.


Welche Marketing-Maßnahmen nutzt du für die Shops und welche haben davon am besten funktioniert?

Ich sagte ja schon, dass wir es beim Filz mit einer Nische zu tun haben. Bei den Gartenmöbeln sieht das schon ganz anders aus. Aber wir setzen – dafür sind wir nun mal eine Internetagentur – komplett auf Online-Marketing Maßnahmen.

Hier ganz klassisch die Optimierung für Google & Co. (sowohl auf den Shop-Seiten selbst als auch durch entsprechende Verlinkungen), und natürlich Bekanntmachung im Web, über Online-PR, Social Media, Shopverzeichnisse und Blogartikel.


Nutzt du auch das Social Web für die Online-Shops? Wenn ja, wie genau?

Wir haben die wichtigsten Kanäle wie Blog, Twitter-Account und Facebook-Seite soweit eingerichtet, läuft aber für meinen Geschmack noch zu langsam an. Ich bin immer recht ungeduldig und mag es nicht, wenn nur 56 Fans bei Facebook stehen – auf der anderen Seite halte ich nichts davon, “Likes” zu kaufen oder die Zahlen künstlich zu pushen.

Wir haben ein sehr gutes Konzept, wir haben qualitativ äußerst hochwertige Produkte und arbeiten täglich daran, unsere Kompetenzen im Handel auszubauen – ich bin überzeugt, dass sich dies langfristig bemerkbar machen wird.

Wir sind jetzt in der Planung für entsprechende Mehrwerte im Bereich “Geschenkideen”, außerdem möchte ich gerne mehr Bilder und Videos von den Produkten einbinden, so dass der virtuelle Schaufensterbummel ein echtes Erlebnis ist.

Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir ja auch noch eine kleine “Nebenbeschäftigung” mit unserer Agentur haben …


Wie haben sich die Shops entwickelt und was erwartest du für die Zukunft?

Für den Moment bin ich recht zufrieden, beim Filzshop hatten wir gleich den ersten Peak vor Weihnachten, aber auch im neuen Jahr gehen die Bestellungen regelmäßig ein.

Bei TREIBHOLZ können wir aufgrund verbesserter Positionen bei Google einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr feststellen. Allerdings sind Garten- und Loungemöbel eher ein Saisongeschäft, nach dem Sommer geht da kaum noch was.

Insgesamt sind die Online-Shops vom Umsatz her noch nicht in dem Bereich angekommen, um dem Agenturgeschäft den Rang abzulaufen. Aber wenn es neben den guten Erfahrungen, die wir täglich als Online-Händler sammeln, am Ende auch ein paar Taler gibt, will ich mich nicht beklagen.

Du merkst sicher schon, dass es nicht nur die finanziellen Anreize waren, die uns in diese Richtung geführt haben. Wir wollen einfach nicht stehen bleiben, sondern ruhig mal über den Tellerrand schauen, was uns dort noch erwartet. Trotzdem möchte ich im Zeitraum von 3-5 Jahren aus den Online-Shops wirklich ein zweites Standbein machen, es geht hier nicht um “Liebhaberei”.


Zum Abschluss möchte ich noch deine wichtigsten Tipps für eCommerce Einsteiger wissen.

Mein erster Tipp lautet: Zuhören.
Sprecht mit erfahrenen Online-Händlern, sucht Euch Coaches, geht zu Messen, hört Euch um, lest, lest, lest!

Gute Vorbereitung ist alles, dazu gehört aus meiner Sicht erstmal, die Klappe zu halten und von anderen zu lernen. Ich bin echt dankbar für die Impulse, die ich von anderen erhalten habe.

Zweiter Tipp: Ohne Strategie für die Vermarktung, lasst es bleiben!
Einen Online-Shop zu starten, ist schon aufwändig genug. Wer keine Ahnung hat, wie er diesen bekannt machen will und wie er an seine Kunden herankommt, sollte sich die Mühe sparen. Bei manchen Anfragen von potenziellen Kunden kann ich nur den Kopf schütteln, wenn hier für “wenige tausend Euro” ein gesamtes Shop-Konzept inklusive langfristiger Vermarktung realisiert werden soll. Ohne betriebswirtschaftliche und strategische Kenntnis bitte nicht starten!

Dritter Tipp: Eine passende Nische suchen.
Im direkten Vergleich kann ich sagen, dass die Nummer mit den Gartenmöbeln oder den Druckerpatronen sehr viel schwieriger ist als die Vermarktung des Filzshops.

Wir müssen (noch) nicht davon leben und können viele Synergien nutzen, sonst weiß ich nicht, wie lange wir die nötige Puste hätten. Ich bin davon überzeugt, dass es noch immer genügend Nischen gibt, wo sich eine Menge erreichen lässt und die Konkurrenz noch nicht allzu stark ist.

Wünsche allen Lesern dabei viel Erfolg!


Danke Thomas

für die ausführlichen und interessanten Einblicke.

Peer Wandiger

10 Gedanken zu „Online-Shop Erfolgsfaktoren, Erfahrungen und Tipps – Interview“

  1. Aus dem Artikel kommt sehr schön hervor wie aufwendig das Aufsetzen und die Vermarktung eines Online-Shops wirklich sind. Sehr aufrichtig 🙂 Wenn man nun von 400 Stunden Arbeitszeit ausgeht, dann finde ich das nicht wenig und nicht viel. An einem Online-Shop muss stets und stetig gearbeitet werden. Deshalb finde ich die Grundidee als Agentur nicht stehen bleiben zu wollen und Synergien in dieser Form zu nutzen sehr gut.

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  2. Ich hätte gern mehr zum Online Marketing gehört, da auch gerade SEO genannt wurde. Dort geht es ja derzeit sehr rund und die neuen Google Updates machen es nicht einfacher. Wäre interessant, wie ein neuer Shop da mitmischen möchte.

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  3. @ Mario … Das Google Update soll es ja auch nicht einfach machen, sondern ehrlicher. Mittlerweile sprießen die schlechten Seiten wie Pilze aus den Boden und das nur weil alle optimieren, aber nicht mehr an den Nutzer denken.

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  4. Ein Online-Shop muss gepflegt werden wie ein Baby. Hier sitzt man auch gerade wieder an dem Thema und werkelt vor sich hin.

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  5. Danke für die Hintergrundinformationen zum Aufbau eines Online Shops. Ich fands sehr informativ!

    Gerade in der Nische kann man viell. noch sein Platz finden, wo keine großen einem den Rang ablaufen können. Auf Filz wäre ich dennoch wahrscheinlich nie gekommen 🙂

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  6. Mich würde mal brennend interessieren, woher völlig neue Shops wie dieses Gartenmöbel-Ding das Geld her nehmen, um plötzlich im TV Werbung zu machen. Ist das sonst jemandem aufgefallen? Die Spots wirken nicht wie High-End-Produktionen, aber müssen trotzdem eine Stange Geld kosten.

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  7. Cooler Artikel!
    Es ist schön zu lesen, dass auch Profis ein halbes Jahr für einen Shop brauchen und das sollte sich jeder überlegen, der “mal eben” einen Shop eröffnen will! Das raten wir unseren Kunden auch immer. Wir lehnen auch alles ab, was nicht mindestens 3 Monate weit gedacht ist. Das aber nur am Rande!
    Ich finde die Idee gut, selbst mal sein eigener Kunde zu sein! In meinen Augen sollte das viel öfter passieren. Wenn wir uns Kapazitäten dafür geschaffen haben, werden wir es auch probieren.

    In diesem Sinne, viel Erfolg weiterhin 🙂
    Petra

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  8. Viele träumen davon, in Zukunft unabhängig zu sein von Arbeitgebern, die nur mehr befristete Verträge ausstellen oder nie mehr täglich mehrere Stunden zum Arbeitsplatz unterwegs sein zu müssen. Und noch viele andere Beweggründe motivieren immer mehr Menschen, sich über einen Online Shop selbstständig zu machen. Nur wenige denken jedoch daran, dass die Gründung eines Online Shops mehr als nur eine Website mit Shopfunktion benötigt.

    Im ersten Schritt muss sich der zukünftige Besitzer eines Online Shops für ein Produkt entscheiden. Sinnvoll ist es, ein Nischenprodukt zu finden, das vertrieben werden soll. Steht das Produktsortiment fest, muss ein Shop, der auf die eigenen Bedürfnisse und das Produkt abgestimmt ist, programmiert werden. Nicht vergessen werden darf, dass alle Produkte mit aussagekräftigen Texten versehen werden und der Kunde sich gerne durch den Shop leiten lässt.

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  9. Deine Shops sind zu. Sry für mein Kommentar. Aber das was du erzählst hat mir bei der Helfte des Beitrags schon gezeigt, du hast nix drauf. Bist ein schwätzer. Nicht geduldig, solche Menschen werden ihr Lebenlang immer neu anfangen. Dann by.

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  10. Ich hatte selber mal vor einen Shop zu machen aber weiß nicht wie ich es angehen soll.
    wenn ich eine Werbeagentur beauftrage kostet es mehr Geld aber ich habe immer einen Ansprechpartner und einen “guten” shop.
    wenn ich ich selber mache ist es deutlich günstiger.
    was würdet ihr mir empfehlen?

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