Über das Internet kann man eine Masse von Menschen erreichen. Viele davon haben oder bieten etwas, was anderen weiter helfen kann oder deren “Probleme” lösen kann.
Man muss in der Masse von möglichen Lösern nur den einen finden, der die Lösung hat oder liefern kann – oder diejenigen zusammenbringen, die gemeinsam eine Lösung erarbeiten können.
Dazu kann man die Problemstellung an möglichst viele verbreiten, oder entsprechende Crowdsourcing-Hilfsmittel nutzen, die helfen, in der Crowd die richtigen Ansprechpartner zu identifizieren und anzusprechen.
Das Wissen und die Fähigkeiten der Masse zu nutzen verbirgt sich hinter dem Begriff “Crowdsourcing”.
In vielen Medien wird immer öfter von prominenten und erfolgreichen Beispielen berichtet, viele neue Plattformen und Angebote entstehen und viele neue Ideen und Ansätze, wie man die Crowd durch das Internet nutzen kann, werden entdeckt.
Crowdsourcing ist ein Trend, den auch kleine Unternehmen oder Selbständige durchaus nutzen können und sollten.
Crowdsourcing für Unternehmen
Das Potential ist dabei noch lange nicht ausgereizt, viele kennen die Möglichkeiten noch nicht oder fürchten die teils auch negative Macht der Crowd (z.B. sogenannte “Shitstorms” in Sozialen Netzwerken, bei denen die Crowd ein Unternehmen manchmal regelrecht auseinandernimmt).
Auch muss man sich gut überlegen, wie man die Qualität von Ergebnissen sicher stellt, wenn die Crowd eine Masse von verschiedenen Vorschlägen liefert. Nicht alle der nutzbaren Portale bieten dafür immer die richtigen Hilfsmittel an.
Die Entwicklung der Technik steckt dabei gerade noch in den Kinderschuhen. Die Zukunft wird immer mehr neue Nutzungsmöglichkeiten und Angebote bringen. Es werden immer mehr Erfahrungen mit den Reaktionen der Crowd gemacht und ausgewertet, die bestehenden Portale bauen ihr Angebot ständig aus und neue innovative Portale bieten z.B. bessere Bewertungsmöglichkeiten für von der Crowd gelieferte Ergebnisse.
Aber schon jetzt gibt es viele Möglichkeiten für sinnvolles Crowdsourcing – gerade auch für kleine Unternehmen und Selbständige, die einzelne Fragestellungen und Aufgaben erledigt haben wollen.
Dabei kann der Vorteil sowohl in der Nutzung der Crowd liegen, als auch als Teil der Crowd zu agieren und damit ein Taschengeld nebenher zu verdienen oder Auftragslücken zu füllen.
Gleichzeitig sollte man sich als Unternehmen aber davon lösen, Crowdsourcing als reinen Kostensenker zu begreifen. Häufig sind die spannendsten Beispiele für Crowdsourcing nicht die, bei denen eine billige Lösung gesucht wird, sondern die, bei denen nach der besten (oder überhaupt einer) Lösung gesucht wird.
Im Folgenden gebe ich einige Beispiele für Crowdsourcinganwendungen und Portale und auch einige Beispiele, die auch für kleine Unternehmen und Einzelunternehmer interessant sind:
Produktentwicklung und Brainstorming
Auch große Projekte setzten zur Produktentwicklung schon auf Crowdsourcing, wie z.B. Fiat, die zur Entwicklung eines Autos schon mal ein eigenes Corwdsourcingportal bereitstellen.
Doch auch in viel kleinerem Rahmen kann die Crowd die Produktentwicklung unterstützen. Sogar die Eisdiele an der Ecke kann davon profitieren, bei der Frage, um welche Eissorten das Sortiment ergänzt werden sollte. UnserAller stellt dazu eine passende und einfach zu nutzende Plattform bereit.
Vergangene Beispiele auf unserAller zeigen, dass das Konzept auch für einfache Ideen und Fragestellungen funktioniert und liefern Ideen für eigene Nutzungsmöglichkeiten. Diese Art der Einbeziehung der Crowd in die Produktentwicklung dient dabei ebenso der Kundenbindung und dem Marketing, wie dem Herausfinden von Kundenwünschen.
Sucht man einfach nach Ideen kann auch eine Brainstorming-Plattform wie BonSpin helfen. Das kann besonders dann hilfreich sein, wenn man Alleinkämpfer oder nur ein kleines Team ist und gerne ein paar Denkanstöße von außerhalb der gewohnten Denkpfade haben möchte.
Auf BonSpin wird dabei mit Prämienpunkten gearbeitet, diese werden von dem Ausschreibenden an gute Ideen vergeben. Hat man eine gewisse Anzahl von Punkten gesammelt, kann man sich Prämien aussuchen oder die Punkte bar auszahlen lassen.
Sowohl beim Brainstorming als auch bei unserAller kann man natürlich nicht nur Fragen stellen, sondern auch immer an der Beantwortung und Diskussion von Fragen von anderen teilnehmen.
Microtasking am Beispiel Clickworker, Mechanical Turk, Workhub
Diese Angebote dienen der Bearbeitung von einfachen, oft wiederkehrenden bzw. in großer Zahl zu lösenden Aufgaben, die ein Computer nicht bearbeiten kann wie z.B. Rechercheaufgaben, die Kategorisierung von Bildern, kleine Übersetzungen – oder auch das Schreiben von kurzen Texten.
Hier kann man sowohl Geld verdienen als auch Geld ausgeben, d.h. man kann Aufgaben einstellen und Aufgaben lösen, je nach Bedarf.
Interessant ist das auch für kleine Unternehmen, die keine Kapazitäten übrig haben, relativ wenig anspruchslose aber zeitaufwendige Aufgaben intern zu erledigen, insbesondere, wenn diese in unregelmäßigen Abständen anfallen.
Bezahlt werden dabei meist Hungerlöhne. Bietet die jeweilige Plattform die Möglichkeit, selber den Preis für die Erledigung der Aufgaben zu bestimmen, dann sollte man in Erwägung ziehen, zumindest halbwegs realistische Preise zu zahlen. Das steigert nicht nur die Zufriedenheit der Arbeiter, sondern auch die Qualität der Ergebnisse.
Amazon Mechanical Turk bietet dabei sicherlich die meisten Möglichkeiten, was die einstellbaren Aufgaben angeht, arbeitet aber derzeit vor allem in USA. Lohn wird nur auf US-amerikanische Konten ausgezahlt oder als Gutscheine für die US-Seite des Amazon-Online-Shops abgegolten.
Kontrovers diskutiert wird im Internet (diverse Blogs, Frage- und-Antwortseiten und sogar auf Facebook-Seiten) das Angebot von Clickworker.com. Die Angaben zu erreichbaren Stundenlöhne variieren zwischen unter 3€ und über 10€ – eine deutliche Differenz.
Kritik gibt es auch an der Qualitätskontrolle, denn auf Clickworker scheinen teilweise die Bearbeiter der Aufgaben ein besseres Fachwissen als die Kontrolleure mitzubringen.
Bei allen Microtask-Angeboten, sollte man sich als Nutzer die Aufgaben sorgfältig danach aussuchen, was man mit seinem Vorwissen schnell und gut bearbeiten kann. Sonst sinkt der Stundenlohn schnell unter die Schmerzgrenze.
Workhub wird in Zukunft sicher eine interessante Alternative, ist aber leider derzeit noch im Beta-Betrieb. Das Startup aus Berlin bietet dabei eine App, bei der Aufgaben auf dem Smartphone erledigt werden können. So kann der Arbeitende unproduktive Zeiten z.B. bei Zugfahrten oder Wartezeiten an Flughäfen produktiv nutzen und etwas hinzu verdienen.
Wenn man so ansonsten ungenutzte Zeit nutzen kann, ist vielleicht auch ein nicht allzu hoher Stundenlohn akzeptabel.
Outsourcingangebote mit Beispielen verschiedener Designplattformen, Twago
Für eine Reihe von Leistungen, die oft an Dienstleister außerhalb des Unternehmens vergeben werden, gibt es inzwischen Plattformen, auf denen man die Aufgabe mit einem Preis belegen und an die Crowd vergeben kann.
Die Crowd macht dann Lösungsvorschläge aus denen man einen aussuchen kann. Das Geschäft wird dann direkt online abgeschlossen – der Vertrag kommt also direkt online auf der Plattform zustande.
Bei Designplattformen wie 99designs.com, designenlassen.de und 12designer.com kann man z.B. Logos, Flyer, Briefpapier designen lassen. Zwischen eingereichten Vorschlägen kann dann gewählt werden. Kosten fallen für die Einstellung der Ausschreibung an.
Nachteil ist hier, dass es oft recht mühsam ist, gute Vorschläge auszuwählen und an jeden Einzelnen Feedback mit Verbesserungsvorschlägen zu geben. Zudem besteht kein gut funktionierendes Qualitätsmanagement und die Qualität der eingereichten Vorschläge entspricht nicht immer den Erwartungen.
Ein immer häufiger auftretendes Problem bei dieser Art des Crowdsourcing: Besteht kein Bewertungssystem für Ergebnisse und der Anreiz, wirklich gute Vorschläge einzureichen ist zu niedrig, dann leidet die Qualität.
Auf der anderen Seite steigt der Arbeitsaufwand für den Auftraggeber möglicherweise massiv, wenn man ein hohes Budget ansetzt, denn gehen viele Vorschläge ein, dann müssen diese auch gesichtet werden und benötigen Feedback.
Längst beschränken sich Ausschreibungen im Internet nicht mehr auf Designaufträge. Sie suchen einen Dienstleister, der Ihnen ein Problem zu einem von Ihnen vorgegebenen Preis löst? Das geht z.B. auf Twago.
Dienstleister können hier nach passenden Projekten suchen und gleich auf der Plattform ein Lösungsangebot machen. Der Ausschreibende wählt dann direkt auf der Plattform den Dienstleister aus, die Plattform verdient dann an dem Projektabschluss einen Prozentsatz Vermittlungsgebühr.
Geeignet ist das eher für “kleinere” Aufträge, bei denen der genaue Projektinhalt von vornherein genau definiert ist und auch die Bedingungen für die Durchführung und die Erfüllung der Projektbedingungen genau angegeben werden können.
Bei größeren Aufträgen bzw. bei Aufträgen, bei denen erst in Gesprächen mit dem Auftragnehmer die Durchführung, der genaue Projektumfang und die Rahmenbedingungen festgelegt werden kann – z.B. wenn man selbst kein Fachexperte ist und den Aufwand nicht realistisch einschätzen kann – dann sollte ein persönlicher Kontakt sicher einem Abschluss über eine derartige Plattform vorgezogen werden.
Auf Twago selbst kommen vornehmlich IT-Projekte zur Ausschreibung, vielleicht ein Ort für den ein oder anderen Zusatzauftrag.
Innovationsplattformen
Nicht nur fest vorgegebene Projekte kann die Crowd lösen, auch bei Innovationen kann sie wertvolle Dienste leisten.
So werden auf Innovationsplattformen durchaus wertvolle Fragestellungen ausgeschrieben. Auf innocentive wird ähnlich wie auf Twago der gesamte Vertrag online durch innocentive abgeschlossen.
Innocentive stellt auch die Auszahlung und die Verteilung an die Löser von Problemen sicher. Anders als auf Twago kommt der Projektabschluss aber nicht auf Angebot hin zustande sonder bei Lösung.
Die Mitmacher erhalten auch in Online-Projekträumen die Möglichkeit sich zu Teams zusammen zu schließen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Dafür sind die Fragestellungen aber auch auf innovative Lösungen ausgerichtet und meist nicht mit Standardantworten und -Lösungen zu erfüllen.
Wer Lust hat, schlau ist und Zeit hat, kann sich mal unter den Aufgabenstellungen umschauen, vielleicht ist etwas aus dem eigenen Fachgebiet dabei. Ähnliche Plattformen gibt es einige (in Deutschland z.B. clu.de), innocentive ist allerdings die etablierteste und schreibt wirklich regelmäßig Projekte namhafter Auftraggeber aus.
Crowdsourcing im Unternehmensumfeld ist mit diesen vorgestellten Nutzungsansätzen noch lange nicht am Ende. Immer neue Ideen und Ansätze werden in Plattformen und Prozesse umgesetzt. Z.B. verfolgt WaDuNo den Ansatz, Fachwissen durch die Crowd er- und abfragen zu lassen.
Die Crowd liefert hier sowohl die Fragen als auch die Antworten und entscheidet, wie hoch eine richtige Antwort einzuschätzen ist. Ist der Fragenkatalog in einem Spezialgebiet groß genug, kann hier sowohl der Wissensstand als auch Lernfortschritte abgefragt werden.
Der Vorteil durch die Crowd ist dabei das umfängliche Wissen und die verschiedenen Sichtweisen, die in die Tests einfließen. Mögliche Einsatzgebiete sind das Recruiting oder auch in der Fortbildung. WaDuNo steht noch am Anfang, zeigt aber wie vielfältig das Einsatzgebiet von Crowdsurcing sein kann.
Fazit
Es gibt viele, teilweise sehr unterschiedliche Ansätze, wie man die Crowd im Netz im Unternehmensumfeld einsetzen kann. Nicht alle Ideen sind heute schon optimal umgesetzt und werden in Zukunft sicher noch optimiert werden.
Zudem werden in Zukunft noch weitere Konzepte, Plattformen und Angebote für Crowdsourcing auf den Markt kommen und so die Nutzungsmöglichkeiten deutlich erweitern.
Dennoch kann man als Unternehmer und als Dienstleister bereits heute Crowdsourcing schon zu seinem eigenen Vorteil einsetzen. Dabei kann man sowohl als Teil der Crowd agieren, als auch die Crowd zur Lösung von Aufgaben im Unternehmen einsetzen.
Man sollte dabei nicht immer nur darauf aus sein, eine Aufgabe von der Crowd besonders “billig” gelöst zu bekommen. Häufig ist es interessant, zu versuchen eine bessere oder sogar die beste Lösung zu erreichen. Spannend wird Crowdsourcing auch zunehmend für die Vermittlung von Aufträgen, Ideenfindung, die Suche nach Lösungen und einfach zum Netzwerken.
Autorin
Susanna Gebauer ist Gründerin und Geschäftsführerin von exploreB2B, einer neuartigen Social Media Kommunikationsplattform für den B2B-Bereich.
Susanna ist promovierte Mathematikerin und hat einige Jahre als Strategie- und Management-Beraterin gearbeitet. Ihre unternehmerische, praktische Erfahrung prägt auch den Aufbau von exploreB2B.
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Also ich habe selbst designenlassen.de genutzt um das Logo meiner Firma entwerfen zu lassen und fand das eigentlich echt super. Für relativ wenig Geld konnte ich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Vorschläge meine Favoriten auswählen und diese durch gezieltes Feedback weiter verbessern. Mit dem Ergebnis war ich echt zufrieden.
Also, wir haben unsere CI auch auf diese Weise erledigen lassen. Nun sind wir zufrieden, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Bei den Designplattformen kann ich noch logoarena.de empfehlen, die haben sich aber nur auf Logos per Crowdsourcing konzentriert…
Nachdem wir uns lange mit lokalen Agenturen ärgern mussten, habe ich mich selbst für designenlassen.de entschieden. Würde ich immer wieder machen! Das neue CI von unserem Unternehmen gefällt mich sehr gut und was noch besser ist, wir kommen seit dem viel besser bei den Kunden an.