Wer als Selbständiger für Kunden arbeitet oder Kooperationen eingeht, benötigt Verträge und andere rechtliche Dokumente.
Doch vor dem Gang zum Anwalt schrecken viele wegen der Kosten zurück und viele Standard-Vorlagen aus dem Netz sind entweder nicht aktuell oder zu allgemein.
Diese Lücke hat das Startup SmartLaw erkannt. Ich spreche mit einem der Gründer über die Umsetzung dieser Geschäftsidee, rechtliche Stolperfallen für Selbständige und Tipps.
Guten Tag. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.
Mein Name ist Daniel Biene. Ich bin Jurist, Gründer und Managing Director von SmartLaw.
Im Jahr 2013 habe ich mit zwei Kollegen SmartLaw gegründet, um das Erstellen von Verträgen und anderen Rechtsdokumenten schneller, einfacher und trotzdem rechtlich sicher zu machen.
Wie sehen Sie den aktuellen Stand des Online-Rechts in Deutschland? Viele Selbständige sind verunsichert, unter anderem durch widersprüchliche Gerichtsentscheidungen.
Wie in zahlreichen anderen Rechtsbereichen ist auch hier immer viel im Wandel begriffen. Vielleicht sogar noch mehr, da die Materie sich im steten Wandel befindet.
An sich ist es gut, dass der Gesetzgeber handelt und Gesetze erneuert, wo alte Rechtsprechung nicht mehr zur heutigen Zeit passt. Für den einzelnen Unternehmer allerdings ist es natürlich eine große Herausforderung, immer auf dem aktuellsten rechtssicheren Stand zu sein.
Dies umso mehr, weil Abmahnungen inzwischen zu einem Geschäftsmodell für bestimmte Anwälte geworden sind. Und es passiert natürlich sehr schnell, die aktuellste Gesetzesnovelle oder BGH-Entscheid zu verpassen oder noch nicht auf der eigenen Seite umgesetzt zu haben.
Das ist ein ernsthaftes Problem für Selbständige, die sich keine laufende rechtliche Betreuung durch einen Profi leisten können oder wollen.
Was bieten Sie auf smartlaw.de an und für wen ist das gedacht? Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Angebot?
Im Sommer 2011 habe ich im Management eines großen Medienkonzerns gearbeitet und brauchte eine Vertraulichkeitsvereinbarung für ein Treffen mit einem potentiellen Partner.
Für mich als gelernten Rechtsanwalt ist das normalerweise kein Problem, aber wie das dann so ist: Die Zeit drängte, eine Standardlösung kam wegen eines Details nicht infrage, und die Kollegen in der Rechtsabteilung steckten gerade in einem großen Projekt.
Im Internet fand sich keine vertrauenswürdige Quelle, sondern nur statische Formulare zweifelhafter Herkunft. Dies obwohl mir klar war, dass es heutzutage technisch möglich ist, solche hoch individualisierten Leistungen im Internet anzubieten. So entstand die Idee zu SmartLaw.
Welche Fragen und Probleme hören Sie von Existenzgründern am häufigsten?
Besonders häufig kommen Fragen zum Ablauf der Gründung oder zum Finden der passenden Rechtsform auf. Ist es besser, gleich eine GmbH zu gründen, oder genügt eine GbR?
Das SmartLaw Team war vor ein paar Wochen auf der deGUT und hat mit vielen Gründern sprechen können. Die meisten erzählen das Gleiche: Am Anfang muss wahnsinnig viel gleichzeitig beachtet und angestoßen werden.
Da fehlt vielen anfangs der Überblick über die Möglichkeiten, die Gründer haben, und welche Konsequenzen es hat, wenn man sich zum Beispiel für die eine oder die andere Gesellschaftsform entscheidet.
Welche Informationsquellen zur Unternehmensgründung werden nach Ihrer Erfahrung am häufigsten genutzt?
Wir haben diese Frage gerade aktuell mehr als 1.000 Erwachsenen in Deutschland gestellt. Wir wollten wissen, wo sie sich informieren würden, wenn sie heute gründen würden.
Die öffentlichen Institutionen wie Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern lagen mit 72% ganz vorn. Gefolgt allerdings von der Suche im Internet (54%).
Wem es im Netz gelingt, zu unterscheiden, wo es relevante, aktuelle und vor allem rechtssichere Informationen gibt, der muss da schon einiges an Vorwissen mitbringen.
Welche Fehler werden am häufigsten von Gründern gemacht, gerade in rechtlicher Hinsicht?
Zur Häufigkeit von Fehlern in rechtlicher Hinsicht gibt es leider keine konkreten Zahlen, aber schwerwiegend können besonders Fehlentscheidungen am Anfang sein.
Eine Gesellschaftsform beispielsweise, die sich im Nachhinein als schlechte Wahl herausstellt, wird schnell zu einer sehr teuren Angelegenheit.
Und wenn diese finanzielle Belastung dann in die kritische Phase des Geschäftsaufbaus fällt, kann das durchaus fatal sein.
Sie bieten maßgeschneiderte Rechtsdokumente an. Wie genau funktioniert das und braucht man dann keinen Anwalt mehr?
Das Erstellen eines Dokuments mit SmartLaw funktioniert für den Nutzer extrem einfach. Auf SmartLaw.de findet man das passende Produkt und wird Stück für Stück durch einen Fragenkatalog geführt. So entsteht ein individuelles Dokument, das man sofort ausdrucken und verwenden kann.
Was im Hintergrund innerhalb des SmartLaw Systems passiert, damit dieses Rechtsdokument entsteht, ist allerdings ungleich komplexer. Da werden nicht einfach nur Paragrafen zusammengeschoben, sondern der Vertrag wird Wort für Wort und Satz für Satz entsprechend der Antworten geschrieben.
Die Fragen und ihre Abfolge sowie sämtliche Textelemente sind dynamisch. Das heißt, sie leiten sich aus den Fakten ab, die der Kunde im Frage-Antwort-Dialog übermittelt. Das Wissen hinter den Fragefolgen sowie alle Texte stammen von Fachanwälten und werden kontinuierlich dem aktuellen Stand der Rechtsprechung und Gesetzgebung angepasst.
Die Software von SmartLaw leistet aber noch mehr. Sie überprüft die Eingaben des Kunden auf Logik. Wer beispielsweise ein Testament aufsetzt und versehentlich Erbanteile von 60, 30 und 20 Prozent eingibt, wird auf den Fehler hingewiesen. Wenn die Antworten einander rechtlich widersprechen, erhält der Kunde ebenfalls einen Hinweis.
Darüber hinaus interpretiert die Software die Eingaben so, dass sich bestimmte Fragen erübrigen. Beispiel befristeter Arbeitsvertrag: Weiß die Software bereits, wie häufig das Arbeitsverhältnis verlängert worden ist und wie lange es insgesamt besteht, schlägt sie die rechtlich noch verbleibendenden Beschäftigungsoptionen vor. SmartLaw sorgt also dafür, dass sich die Entscheidungsbäume auf dem Weg zum Rechtsdokument nicht weiter als nötig verästeln.
SmartLaw füllt damit die Lücke zwischen vorgefertigten Musterverträgen und der Beratung beim Fachanwalt. Privatpersonen und Unternehmen finden schnell, kompetent und vor allem rechtssicher Hilfe in juristischen Alltagsfällen.
Wie sicher kann man als Selbständiger sein, wenn man Ihren Service nutzt?
Wir sichern Ihnen zu, dass Ihr Vertrag der aktuellen Rechtsprechung entspricht, dass Ihre Daten bei uns sicher sind und natürlich dass Sie alle Kosten vorher genau kennen. So können Sie entscheiden, was Ihnen die Sache wert ist, ohne ein “schwarzes Loch” unabsehbarer Kosten aufzumachen.
Was die Rechtssicherheit der Dokumente betrifft: Wir haften für die Korrektheit unserer Verträge und anderer Dokumente als Verlag und investieren sehr viel Arbeit, damit Sie immer Produkte auf Basis der aktuellsten Rechtsprechung finden.
So werden Sie beispielsweise zusätzlich von uns informiert, wenn Änderungen der aktuellen Rechtsprechung Ihre Rechtsdokumente betreffen. Was wir natürlich nicht dürfen und nicht tun, ist konkrete Rechtsberatung im Einzelfall. Das ist Anwälten vorbehalten, und der Gang zum Anwalt ist in komplexeren Fällen mit Beratungsbedarf auch die richtige Wahl.
Wie hat sich Ihre Website seit dem Start entwickelt, und wie aufwändig war es diesen Online-Service umzusetzen?
Als wir im September 2013 online gegangen sind, haben wir nur eine Handvoll Verträge angeboten. Dafür haben wir ein Dreiviertel Jahr für Konzeption, Produktentwicklung und Programmierung bis zum Launch gebraucht.
Seitdem ist unser Angebot auf insgesamt 76 Rechtsdokumente gewachsen, und es kommen zurzeit im Schnitt fünf bis sechs neue Dokumente pro Monat hinzu.
Der Aufwand dahinter ist groß: Jedes Rechtsdokument wird durch unsere Kanzleipartner in allen möglichen Varianten erstellt und geprüft, programmiert, von uns intern getestet, geht wieder zurück an die Kanzleipartner usw.. Das nimmt im Schnitt vier Wochen Zeit in Anspruch, bis ein neues Rechtsdokument online gehen kann.
Zum Schluss würde ich mich über Ihre wichtigsten rechtlichen Tipps für Gründer freuen.
Der wohl wichtigste Tipp: vorher gut informieren und planen.
Hierbei sollte man aber drauf achten, wo man seine Informationen herbekommt. Die Informationsangebote der IHKs können vielen helfen, eine erste Orientierung zu bekommen.
Zum Beispiel kann man den Finanzierungsfinder der IHK Berlin nutzen, um sich einen individuellen Überblick über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten zu verschaffen und den passenden Ansprechpartner bei der IHK zu finden. Dieser wurde übrigens in Zusammenarbeit mit SmartLaw und auf Grundlage der SmartLaw Technik entwickelt.
Wir wiederum bieten auf smartlaw.de einen Rechtsformfinder an: bestens geeignet für alle, die einen ersten Überblick zum Thema und die passende Rechtsform für ein Unternehmen suchen.
Danke Herr Biene
für das Interview.
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Also ich bin der Meinung, wer die Möglichkeit hat, sollte möglichst nicht in Deutschland, sondern im Ausland gründen (wenn es um eine reine Webpräsens geht).
Dann am besten gleich auf Englisch und wenn es auf Deutsch sein soll, dann eben die Schweiz, Österreich oder so…
Denn in Deutschland eine Seite groß zu ziehen macht keinen spaß, was vor allem an den ganzen Abmahnanwälten und den ganzen Datenschutzkram liegt…
(Mir fehlt leider die Möglichkeit, da ich meine Seite nur nebenberuflich betreibe…)
Eine super Funktion und gerade mal 50 Euro für einen Vollzeit-Arbeitsvertrag ist wirklich nicht viel im Vergleich zu einem offline erstellten Dokument vom Anwalt.
@Kai: Da muss ich dir widersprechen, die Gegebenheiten in Deutschland sind vielleicht nicht so ganz ideal, bei weitem jedoch ausreichend, um mit etwas Durchhaltevermögen und Kompetenz etwas hochziehen zu können. Wer sich ein mal mit dem “Datenschutzkram” befasst, der ist anschließend sicher vor Abmahnungen und das wars dann auch.
LG