Altersarmut von Selbstständigen! Altersvorsorge und Rentenversicherungs-Pflicht in Zukunft?

Altersarmut von Selbständigen! Altersvorsorge und Rentenversicherungs-Pflicht in Zukunft?Nicht erst seit der Corona-Krise haben viele Selbstständige zu kämpfen und die Altersvorsorge wird von vielen nicht erst seit dieser Krise vernachlässigt, da andere Dinge wichtiger sind oder einfach das Geld fehlt.

Allerdings warnen Experten seit Jahren davor, dass viele Selbstständige von Altersarmut betroffen sein werden und raten dringend dazu die Altersvorsorge ernster zu nehmen.

Auch die Politik hat das Problem erkannt und plant seit langer Zeit Maßnahmen gegen die Altersarmut von Selbstständigen. Welche das sein können, welche Alternativen es bei der Altersvorsorge gibt und wie ich für meine Rente vorsorge, erfahrt ihr im Folgenden.

Warum kommt es zur Altersarmut von Selbständigen?

Immer wieder habe ich Kontakt zu Selbstständigen, die selbst nach viele Jahren gerade so über die Runden kommen. Es reicht zwar zum Leben, aber große Sprünge sind nicht drin. Und auch für die Altersvorsorge ist da teilweise kein Geld da.

Andere Selbstständige hätten das Geld, investieren aber lieber ins Business (was ja auch richtig ist) oder hauen das Geld auf den Kopf. Schließlich ist die Selbstständigkeit anstrengend und viele wollen die Früchte ihrer Arbeit jetzt ernten und nicht erst in ein paar Jahrzehnten.

Das sind alles durchaus nachvollziehbare Gründe, aber Studien zeigen, dass bis zu einem Viertel aller Selbstständigen über keine private Altersvorsorge verfügt und die meisten zahlen ja auch nicht freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung ein.

Das wird über kurz oder lang dazu führen, dass viele Selbstständige in die Altersarmut abrutschen, wenn sie nicht mehr arbeiten wollen oder können. Andere werden degegen weit über das normale Rentenalter hinaus arbeiten (müssen).

Rentenversicherungs-Pflicht?

Noch gibt es in Deutschland keine Pflicht zur Rentenversicherung, aber es wird seit vielen Jahren daran gearbeitet. Bereits 2012 hatte ich in einem Artikel darüber berichtet

Schon vor vielen Jahren hat man eine Krankenversicherungs-Pflicht eingeführt, nachdem viele Selbstständige diese nicht zahlen wollten (oder konnten). Und viele denken, dass sie nie krank werden, was natürlich ein Irrglaube ist.

Dass die Krankenversicherung eine Zusatzbelastung ist, ist natürlich klar, und auch andere Versicherungen sind wichtig und kosten Geld, aber zumindest ist die Krankenversicherung in den letzten Jahren günstiger geworden.

Ähnliches plant man nun wohl auch für die Rentenversicherung und ehrlich gesagt, ist das nicht überraschend. Doch was bedeutet eine kommende Rentenversicherungs-Pflicht in Zukunft wirklich für Selbstständige?

Müssen sich Selbstständige in Zukunft gesetzlich rentenversichern?

Schon seit Jahren arbeitet die Politik an Plänen für eine Rentenversicherungs-Pflicht. Für einige Berufe (wie Erzieher, Tagesmütter, Handwerker, Hebammen, Künstler …) und das Handwerk gibt es schon eine Versicherungspflicht.

Die meisten anderen Selbstständigen können aber durchaus darauf bisher verzichten, was sicher keine gute Idee ist, auch wenn man als junger Menschen das Gefühl hat, die Rente liegt in unendlicher Ferne.

Aktuelle Pläne für eine Rentenversicherungs-Pflicht für Selbstständige sieht vor, dass es neue Selbstständige wahrscheinlich ab 2024 und nur jene unter dem Alter von 45 Jahren betrifft. Dann müssten diese den aktuell gültigen Beitragssatz in die gesetzliche Rente einzahlen (oder einer Alternative, wie im nächsten Abschnitt erklärt). Im ersten Jahr der Selbstständigkeit soll man aber von den Beiträgen befreit sein.

Es gibt aber auch durchaus noch Diskussionen, ob das Alter auf 40 Jahre gesenkt wird und die ersten 3 Jahre beitragsfrei sein sollen.

So oder so wird eine Rentenversicherungs-Pflicht kommen und langfristig gesehen finde ich das auch richtig, denn auch die Rente ist eine solidarische Sache und jeder sollte dazu beitragen. Neben Selbstständigen sollte das übrigens auch Beamte und Politiker betreffen, aber das ist nochmal ein ganz anderes Thema.

Habt ihr für das Alter vorgesorgt?

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Alternativen zur gesetzlichen Rente

Rentenversicherungs-Pflicht bedeutet für Selbstständige aber nicht, dass man zwingend in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen muss. Alternativ soll es auch möglich sein in mindestens gleicher Höhe in die private Altersvorsorge einzuzahlen bzw. solche Vorsorgemaßnahmen nachweisen zu können.

Dazu zählen private Renten-Versicherungen ebenso, wie z.B. die staatlich geförderte Rürup-Rente. Eine private Altersvorsorge ist also als Alternative möglich und in vielen Fällen attraktiver, als die gesetzliche Rente.

Wie das dann aber genau in ein paar Jahren aussehen wird, wenn die Rentenversicherungs-Pflicht für Selbstständige dann kommt, wird man sehen müssen.

Was ist mit bestehenden Selbstständigen und der Altervorsorge?

Eine offene Frage bleibt, wie es mit den schon länger Selbstständigen weitergeht. Es ist zwar gut, dass in Zukunft zumindest jüngere Gründer, die noch nichts oder nur wenig in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, eine Altersvorsorge vorweisen müssen, aber vielen aktuellen Selbstständigen droht immer noch die Alterarmut in ein bis zwei Jahrzehnten.

Hier kann man nur dazu raten, dass man sich umgehend nach Möglichkeiten umsehen sollte, für eine Altersvorsorge zu sorgen. Das kann eine private Rentenversicherung bzw. eine staatlich geförderte Rürup-Rente sein. Aber auch andere Vorsorgemaßnahmen, wie eine Lebensversicherung oder Eigentum kommen hier in Frage.

Auf jeden Fall kann ich nur sagen. Fang nicht zu spät an mit der Altersvorsorge!

Ich kenne Beispiele von nun schon älteren Selbstständigen, die jetzt Angebote für eine Rentenversicherung eingeholt haben. Da müssen sie teilweise deutlich mehr pro Monat einzahlen, als sie am Ende als Rente pro Monat bekommen. Das ist auch wenig überraschend, denn wer mit 30 anfängt einzuzahlen kann natürlich mehr ansammeln über einen deutlich längeren Zeitraum, als wenn man erst mit 50 Jahren damit anfängt.

So sorge ich für meine Rente vor

Ich selbst habe natürlich zu Beginn meiner Selbstständigkeit auch nicht so hohe Einnahmen erwirtschaftet und oft musste ich von Monat zu Monat schauen, wie ich meine Rechnungen bezahle.

Dennoch war mir von Anfang an klar, dass ich eine Altersvorsorge brauche, denn ich wollte weder in die Altersarmut fallen, noch ewig arbeiten, sondern natürlich auch irgendwann meine Rente und meinen Lebensabend genießen.

Also habe ich damals gleich bei der Gründung eine private Altersvorsorge abgeschlossen, die dynamische Erhöhungen der Beiträge nach ein paar Jahren erlaubt hat. Auf diese Weise konnte ich meine Beiträge mit den Jahren erhöhen, als ich auch mehr verdient habe und es mir leisten konnte.

Zudem habe ich noch Ansprüche aus der gesetzlichen Rente, da ich vorher ja einen Job hatte. Allerdings ist das nicht viel.

Eine weitere private Altersvorsorge habe ich ebenfalls vor einigen Jahren abgeschlossen und dazu kommt auch die eine oder andere schon lange laufende Lebensversicherung. Ob sich der Abschluss einer Lebensversicherung heute noch lohnt ist die Frage, aber wenn, dann sollte man auch sehr früh so eine abschließen.

Privates Wohneigentum ist ebenfalls ein wichtiger Teil meiner Altersvorsorge, denn wer keine Miete zahlen muss, spart später viel Geld. Zudem sind unser Einfamilienhaus und unser Bürohaus ja auch Werte, die dann abbezahlt sind und ganz uns gehören werden. Zudem ist es auch denkbar diese mal zu verkaufen oder zu vermieten, was Einnahmen im Alter bringt.

Weitere finanzielle Rücklagen kommen ebenfalls noch hinzu.

Und sowohl meine Frau, als auch ich, haben uns ein Business aufgebaut, dass ebenfalls etwas Wert ist und das man später dann auch mal verkaufen kann, wenn man in Rente geht. Sei es die Firma meiner Frau oder meine Websites. Wobei das Thema Websites als Altersvorsorge nicht unproblematisch ist und ich darauf nochmal in einem separaten Artikel geauer eingehen werde.

In der Summe kann man zwar nie wissen, was die Zukunft genau bringt, aber wir haben versucht uns früh verschiedene Standbeine für die Altersvorsorge aufzubauen. Das klingt gerade dann, wenn man noch jung ist, nicht spannend und spießig, aber je früher man damit anfängt, um so weniger Belastung ist es und umso mehr bekommt man am Ende raus.

Wir haben dabei immer versucht eine gute Balance zwischen “Jetzt leben und genießen” und der “Vorsorge für später” zu finden.

Und wenn man sich die Altersvorsorge nicht leisten kann?

Wie ganz am Anfang beschrieben, ist es nicht immer eine Frage der Wahl, ob man Geld in die Altersvorsorge investieren kann. Ein Teil der Selbstständigen hat gerade genug zum Leben.

Nach der Existenzgründung ist es nicht unnormal, dass man nicht so viel verdient. Man muss das eigene Business erstmal zum Laufen bringen und zum Beispiel einen Kundenstamm aufbauen. Deshalb plant man ja auch die Rentenbeiträge für Gründer erstmal für eine gewisse Zeit auszusetzen.

Aber nach ein paar Jahren sollte sich die eigene Selbstständigkeit positiv entwickelt haben und man sollte mehr als nur über die Runden kommen. Eine Selbstständigkeit ist viel Arbeit und natürlich schwanken auch mal die Einnahmen. Deshalb sollte es das Ziel sein, in guten Zeiten auf jeden Fall etwas zurücklegen zu können bzw. immer genug zu verdienen, um eben zum Beispiel für die Altersvorsorge sorgen zu können.

Doch was ist, wenn man es nie an diesen Punkt schafft und die Selbstständigkeit einfach nicht profitabel genug wird?

Dann sollte man sich schon genau überlegen, ob man dies langfristig so weitermachen will und sollte. Eine unprofitable Selbstständigkeit zu beenden, etwas Neues anzufangen und/oder wieder in einem Job zu arbeiten (und aktuell ist der Fachkräftemangel eine sehr gute Nachricht für alle qualifizierten Arbeitssuchenden) ist nicht das Schlechteste.

Eure Erfahrungen und Meinungen zu Altersvorsorge und Altersarmut

Ich weiß, dass es viele Existenzgründer und Selbstständige gibt, die von solchen Pflichten zur Krankenversicherung oder Altersvorsorge nichts halten. Und wer extrem erfolgreich ist und mit einem dicken Bankkonto in die Rente geht, der hat auch alles richtig gemacht.

Klar ist aber auch, dass das nicht der Normalfall bei allen Selbstständigen ist. Zudem können Krankheiten, Unfälle, Marktänderungen und so weiter dafür sorgen, dass die Selbstständigkeit nicht mehr wie gewohnt läuft oder gar beendet werden muss.

Natürlich könnten manche nun sagen, dass sie das Risiko gern eingehen wollen, aber wir alle wissen, dass diese Personen im Worst Case dann doch wieder nach Hilfe vom Staat schreien. Ich kenne viele Selbstständige, die nur über den Staat meckern, alles Abzocke finden und fordern, dass sich der Staat aus allem raushält, aber bei den Corona-Hilfen als erste in der Schlagen standen.

Was sind also eure Erfahrungen mit der Altersvorsorge und wie sieht diese bei euch aus?

Oder habt ihr sogar schon Erfahrungen mit der Altersarmut von Selbstständigen gemacht?

Peer Wandiger

3 Gedanken zu „Altersarmut von Selbstständigen! Altersvorsorge und Rentenversicherungs-Pflicht in Zukunft?“

  1. Ich denke, dass wir bei der Altersvorsorge gerade vor einem Wendepunkt stehen. Das Umlageverfahren funktioniert ja eigentlich schon länger nicht mehr und musste alleine im Jahr 2019 mit 72 Mrd. Euro vom Bund bezuschusst werden. Für 2021 wird mit mehr als 100 Mrd. Euro gerechnet. Da werden auch ein paar neue Beitragszahler in Form der Selbstständigen wahrscheinlich nicht viel daran ändern. Ich denke Modelle wie der Norwegische Staatsfonds, die nicht alleine von den Beiträgen ihrer Mitglieder abhängig sind, wären grundsätzlich interessant. Bei den Angeboten für die private Altersvorsorge tue ich mir schwer: Meist gehen damit hohe Gebühren und – wenn überhaupt – niedrige Renditen einher.

    Ich selbst investiere für die Altersvorsorge in regelmäßigen Abständen Geld in ein separates, breit gestreutes (Welt-)Wertpapierdepot. Diese Variante in Verbindung mit meinem Business, dass wie bei dir verkauft oder alternativ durch einen Geschäftsführer weitergeführt werden kann, scheint mir zum aktuellen Zeitpunkt am kalkulierbarsten zu sein. Mir wäre es daher lieber, wenn man anstelle irgendeiner Pflichtversicherung auch regelmäßig Geld in ein gesondertes, steuerlich begünstigtes Renten-Wertpapierdepot investieren könnte, auf das man dann erst mit dem Renteneintritt Zugriff bekommt bzw. aus dem dann entsprechende Zahlungen abgerufen werden können.

  2. Hallo Peer,
    seit geraumer Zeit bin ich interessierter Leser deiner Beiträge. Vielen Dank für die vielen gut recherchierten Themen.

    Aus eigener Erfahrung muss ich mich heute zum Beitrag Altersvorsorge für Selbständige zu Wort melden.

    Ich bin Baujahr 1955 und bekomme im August meine erste Rente, welche nach über 30 Jahren selbständiger Tätigkeit natürlich nicht üppig ausfällt.

    Zum Beginn meiner Selbständigkeit im Mai 1990 dachte ich – wie viele andere auch – nicht an das Thema Altersvorsorge. Ein spärerer Eintritt in die Rentenversicherung wäre mit sehr hohen Einzahlungen verbunden und dafür war in den ersten Jahren einfach kein Geld übrig.

    Aus heutiger Sicht kann ich jeden nur dringend empfehlen, dieses Thema nicht zu ignorieren und sich schon in jungen Jahren mit dem Thema Altersvorsorge zu beschäftigen.

    Wie du im Beitrag aufgezeigt hast, besteht auch bei mir die Altersvorsorge aus den Säulen Lebensversicherung und Wohneigentum.
    So lange es die Gesundheit erlaubt, werde ich mein Gewerbe (Büroservice, Scanservice und Sortierservice) natürlich nicht abmelden und so die Rente noch etwas aufstocken.

    Daher mein Tipp, diesen Beitrag nicht nur lesen, sondern am besten noch heute mit der Planung der eigenen Altersvorsorge beginnen.

  3. Hallo Zusammen,
    meine Meinung ist die, dass sich der Staat mal wieder in was einmischen will was ihn gar nichts angeht.

    Die gesetzlichen Rentenmodelle taugen doch alle nichts. oder?

    Wenn man selbständig ist dann sollte man auch soviel Gehirn haben, zu wissen das man selber vorsorgen muss.
    Einen bestimmen Teil des Gewinns legt man als Rücklage zurück so das man mit 50, 60 oder gerne auch später genug Rücklagen hat um noch 80 oder 90 werden zu können und gut ist.

    Aber Vater Staat braucht ja erstmal Geld um die Renten der Babyboomer zahlen zu können und da können dann auch die selbständigen und Beamten zur Kasse gebeten werden.

    Lebensversicherung und Wohneigentum ist auch so ein Schwachsinn.
    Anstatt Lebensversicherung kann man das Geld auch unter Kopfkissen parken. Bei Wohneigentum muss man auch monatliche Rücklagen für laufende oder spätere Kosten schaffen.

    Na gut, Wohneigentum ist schon ok. Wenn man es sich leisten kann. Aber nach z.B 30 Jahren ist so ein Haus auch marode und dann kommen pünktlich zum Einstieg in den Lebensabend hohe Sanierungskosten auf einen zu.

    Auch das muss zuvor mit Rücklagen abgesichert sein.

    Wie gesagt. je nachdem wie man im Alter leben will Rücklagen z.B 500 Euro / Monat schaffen und so anlegen das zumindest die Inflationsrate an Kapitalertrag reinkommt. Das sollte ein leichtes sein.

    Als Webworker könnte man z.B. auch ein Projekt nur für die Altersversorge laufen lassen. Die Gewinne dann in aktuelle Investitionsmodelle investieren z.B Dividendenaktien, wiederverkaufbare Sachwerte, Sammlerstücke, und viele andere Möglichkeiten. Aber so das man auch immer schnell das Geld kommen kann.

    Man kann die Gewinne dann auch in weitere Web Projekte reinvestieren wenn das Geschäftsmodell z.B Nischenseiten gut ausbaubar ist und man noch zeitliche Kapazitäten frei hat.

    Alle selbst organisierten Varianten der Altersvorsorge sind in der Regel ertragreicher als gesetzlich aufgezwungene Varianten.

    Meine Meinung , vielleicht liege ich auch völlig falsch und sollte meinen Kindern auch raten eine Lebensversicherung abzuschließen 🙂

    Grüße Lothar

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