Angst vor dem Gründen

Im heutigen Gastartikel von Florian Simeth (florian-simeth.de) geht es um die Angst vor dem Gründen, was die Ursachen dafür sind und wie man damit am besten umgeht.

Ich kenne fast ausschließlich englischsprachige Blogs, die über Dinge schreiben, die mich selbst interessieren. Mit ziemlicher Sicherheit kennt jeder Pat Flynn vom Smart-Passive-Income-Blog oder Maren Kate vom Escape the 9to5 Blog.

Leider gibt es nicht sehr viele seriöse deutschsprachige Blogs, die über passives Einkommen im Internet schreiben. Auf meiner Suche stolperte ich deshalb über diesen Blog. Da ich mich vor kurzem selber selbständig machte und natürlich immer auf der Suche nach Leuten bin, die auch in der selben Situation stecken, war ich froh, einige tolle Infos und Hilfen auf der Website von Peer zu finden.

Generell aber war es die Aussage, dass er selbst über 2 Jahre gebraucht hat, selbständig zu werden und weiterhin erfolgreich zu bleiben, interessant und auch irgendwie “tröstend”.

Es gibt zahlreiche Beiträge über positive und negative Erfahrungen in seinem Blog. Viele Menschen wollen nicht mehr 40 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten. Sie wollen mehr Zeit für sich, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für die eigenen Hobbys oder sich einfach nur selbst verwirklichen.

Die meisten schaffen es aber erst gar nicht, sich überhaupt selbständig zu machen. Warum ist das so?

Angst vor dem Gründen

Wenn man sich Selbständig macht hat man einen coolen Vorteil: Wenn man Glück hat bekommt man – so wie ich – eine kostenlose Ausgabe der starting up, eine Zeitschrift, die einmal im Quartal erscheint. In meinem Fall war es die 03/10.

Dort schrieb die Autorin und Diplom-Betriebswirtin Anne M. Schüller den Artikel “Mit Hirn verhandeln & verkaufen”. Wie der Titel aussagt, ging es in erster Linie um’s Verkaufen. Dort beschrieb sie aber auch folgende zwei Arten der Angst:

Kontrollierbare Angst
Sicherlich war schon jeder in folgender Situation – Ob im Traum oder in der realen Welt (!): Man rennt mit seinem Speer durch den Busch und jagt ein Mammut. Plötzlich kommt ein T-Rex daher.

Was tut man? Man dreht um und rennt soweit die Füße einen tragen können.

Was ist passiert? Der Körper schaltet (durch Angst ums Überleben) in den Turbomodus. Man kann plötzlich viel weiter rennen, viel höher springen und natürlich sieht man nicht zurück. Am besten kein Zeitverlust in Kauf nehmen.

Ist die Gefahr weg, erholt sich der Körper und erlebt noch einmal ein Hoch: man freut sich, dass die Bedrohung im wahrsten Sinne des Wortes “hinter” einem liegt.

Viele Manager lieben dieses Gefühl und das ist auch der Grund, warum sie diesen Job haben und teilweise mehr als 60 Stunden pro Woche arbeiten. Sie müssen ein Ziel erreichen, um jeden Preis und egal, was es kostet. Dabei ist die eigene Gesundheit oft außen vor. Denn die ständige Angst (vor dem Verlust des Zieles) sitzt einem permanent im Nacken. Und das macht schließlich krank.

Nicht kontrollierbare Angst
Nehmen wir an, der T-Rex von oben hört nicht auf, uns zu jagen. Er wird einfach nicht müde und wir finden kein Versteck, kein Ausweg. Angst macht sich weiter breit. Die Angst geht so lange weiter, bis wir keine Leistung mehr erbringen können. Wir werden müde. Wir können nicht mehr weiter laufen und nicht mehr klar denken.

Der Gegner (also der T-Rex in unserem Fall) war einfach zu groß. Das Ziel unüberwindbar. Ein Teufelskreis. Das ist der Grund, warum viele Arbeitnehmer nicht mehr morgens um 8 in die Arbeit gehen wollen. Die Ziele sind zu hoch und die Erfüllung einer Aufgabe liegt unerreichbar weit weg.

Warum macht man eine Arbeit, wenn man die Ziele nicht erreichen kann? Wir haben oft keine Kraft, keinen Bock und wir sind hilflos. Während der Arbeit passiert dann folgendes: ohne Antrieb bewegt man keinen Stein. Man arbeitet “mal so” vor sich hin, macht hier eine Pause und da eine Pause. Man wird ineffizient.

Dass man seine Arbeit eher konzentrieren soll und effizienter werden muss, wissen wir spätestens seit Tim Ferriss und seinem Buch Die 4 Stunden Woche.

Was aber ist die Folge? Wir werden in unserer Arbeit nicht etwa gelobt, sondern oft bekommen wir noch einen auf den Deckel, weil wir nicht schnell genug arbeiten oder unsere Ziele nicht erreichen. Wieder ein Teufelskreis.

Hirnstrukturen zerstören

Anne M. Schüller schreibt deshalb: Arbeitet man ständig in solchen Verhältnissen der Angst, zerstört man seine Nervenbahnen im Gehirn, die für einen Neuanfang wichtig wären.

Das heißt auch: Jüngere Menschen tun sich zwangsläufig leichter, sich selbständig zu machen. Diese kennen ein festes, permanentes Arbeitsverhältnis nicht wirklich (Schüler, Studenten).

Neue Richtungen zu erforschen und etwas ganz neues Auszuprobieren fällt oftmals schwer. Vor allem aber erfindet man sich selbst Ausreden die nicht stimmen, aber Genugtuung bringen:

  • Meine Freunde sagen, die Idee xy wird nicht klappen.
  • Ich brauche das Geld meiner täglichen Arbeit um zu überleben.
  • Ich habe nicht das Zeug zur Selbständigkeit, weil ich Dieses oder Jenes lernen muss.

Gründe gibt es viele. Wenn man etwas genauer darüber nachdenkt sind es aber eher Entschuldigungen. Diese reimt man sich selbst zusammen und kommt folglich nicht weiter, weil sie tiefer in die Gedanken festbrennen, je länger man wartet.

Ziele haben

Mein oberstes Gebot ist deshalb immer: Legen Sie sich ein Ziel fest!

Warum wollen Sie selbständig sein? In erster Linie geht es nicht um die Idee, mit der Sie selbst arbeiten wollen, als vielmehr um den eigenen Lebensweg, die Anerkennung, eine neue, interessante Aufgabe oder die Zeit die man dadurch gewinnt.

Viele Menschen (auch höheren Alters) kündigen von heute auf morgen ihren Job, weil sie einfach nicht mehr zufrieden sind. Erst vor zwei Wochen meldete sich ein Einzelhandelsverkäufer eines Anglershops bei mir per E-Mail. Er ist 27 Jahre alt und wahrscheinlich schon seitdem er 16 ist ein Angestellter (inkl. Ausbildung). 11 Jahre lang hat er gearbeitet bis er plötzlich anfing nachzudenken: “Da draußen in der großen weiten Welt muss es doch mehr geben als das hier drin in dem kleinen Anglershop”.

Angst bewältigen und nach vorne Schauen

Das Problem des Einzelhandelsverkäufers ist folgendes: Er hat Angst, weil er nicht weiß, wie er sein Leben weiter verfolgen will. Er möchte gerne etwas anderes tun, ist aber gefangen in der Welt, in der man sich sicher wiegt.

Zum Beispiel hat man ein festes, monatliches Einkommen, welches man als Selbständiger nie haben wird. Und weil er vorher nie selbständig war, macht ihm das Angst.

Genauso wie z.B. folgende Fragen: “Kann ich meine Miete bezahlen?”, “Kann ich mir noch etwas leisten?”, “Kann ich mir etwas zu Essen kaufen?”, …

Jeder Mensch hat Träume und Ziele. Man muss sie zu aller erst aber erst einmal festhalten. Ob man sie aufzeichnet, aufschreibt oder nur in den Gedanken hat. Ganz egal. Wichtig ist, dass man einen Grund hat, weshalb man morgens aufsteht und seine “Arbeit” erledigt.

Meine oberste Regel ist deshalb immer: “Einfach tun!”. Egal, welche Idee man hat, man muss es einfach probieren. Von nichts kommt eben nichts. Und wenn Sie nur dasitzen und davon träumen, dass Sie vielleicht einmal irgendwann ein Haus am Meer besitzen werden, dann bleibt der Traum eben auch nur ein Traum.

Am besten ist, man tauscht sich mit Gleichgesinnten aus, die in einer Ähnlichen Situation stecken. Das bringt nicht nur Vorteile, weil man Kontakte knüpft, sondern auch den nötigen Motivationsschub für die eigene Idee.
In diesem Sinne: viel Erfolg! 🙂

Anmerkung des Bloginhabers:
Das ist nicht der erste Artikel hier im Blog zum Thema Angst. Ich finde das ein sehr interessantes und wichtiges Thema. Ich habe selber auch schon Angst in meiner Selbständigkeit erlebt, vor allem in Form von Existenzangst.

Und teilweise war diese sehr nützlich, da sie mich produktiver und fokussierter gemacht hat. Andererseits kann sie aber auch sehr nachteilig sein, wenn sie zu einer nicht kontrollierbaren Angst wird.

Das Kredo von Florian die Arbeit “Einfach tun!” kann ich nur unterstützen. Natürlich sollte man sich vor der Selbständigkeit genau vorbereiten und informieren. Dann aber sollte man es tun, wenn es sinnvoll erscheint. Und auch bei der täglichen Arbeit gibt es einfach Tage, an denen man es einfach tun muss ohne Nachzugrübeln. Es gibt Tage, da will gar nichts so einfach gehen und man bekommt den Kopf nicht frei. Da ist es von Vorteil, wenn man anstehende Arbeiten einfach umsetzen kann, ohne ständig zu grübeln oder Angst zu haben.

Denn zu viel Angst lähmt und das können Selbständige wirklich gar nicht gebrauchen.

Weitere Informationen finden sich auch im Artikel “So gehen Selbständige mit Ängsten und Sorgen um

Du hast Interesse einen Gastartikel hier auf “Selbständig im Netz” zu veröffentlichen? Dann einfach eine eMail mit kurzer Vorstellung und Artikelideen an autor@selbstaendig-im-netz.de senden.

Peer Wandiger

22 Gedanken zu „Angst vor dem Gründen“

  1. Hallo Nathanael,
    das stimmt. Uns geht’s ja irgendwie allen gleich. Ich denke aber auch, dass man irgendwie nie genug Geld beiseite nehmen kann. Je mehr Geld man hat, desto mehr investiert man wieder und desto schneller ist es weg. Hat man weniger Geld spekuliert man eher, was man als nächstes tut und wofür man sein “wertvolles” Geld ausgibt… so und so eine Krux 🙂

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  2. Ein sehr treffender Artikel. Auch, wenn der T-Rex zeitlich nicht wirklich zum Mammut passt. 😉
    Was bei ständiger Angst im Betrieb auch passiert ist die innere Kündigung. Ein solcher Mitarbeiter ist bei der ersten sich bietenden Gelegenheit weg, da es in seinen Augen nur besser werden kann. Und der Chef wundert sich, dass ihm die Leute davonlaufen. So erzeugt man sich seinen eigenen Fachkräftemangel.

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  3. Mutig über Ängste zu schreiben!
    Ich finde den Aspekt Zielorientierung in Deinem Artikel sehr gut. Diese Ziele aufzuschreiben usw.
    Man sollte sie praktisch täglich wieder hervorholen und ggf. aktualisieren bis in die Unterziele, Strategien, und Maßnahmen. Das Feedback muss praktisch permanent einfließen.

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  4. @Chris Andersen
    Danke. Du hast recht. Eigentlich sollte der gesamte Prozess generell jeden Tag wiederholt werden. Wie ein kleines Ritual. Warum macht man das bloß nicht, obwohl es so gut wäre? 🙂

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  5. Dieser Satz:
    Viele Menschen wollen nicht mehr 40 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten. Sie wollen mehr Zeit für sich, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für die eigenen Hobbys oder sich einfach nur selbst verwirklichen.

    Passt jedoch nicht zum Selbstständig machen, da jemand der Selbstständig ist, dann doch mehr arbeitet als jemand der einfach nur als Angestellter einen Job ausübt und dann wenn er zu Hause ist, vollständig abschalten kann, was ein Selbstständiger meist nicht kann (Ausnahmen bestätigen die Regel).
    Und daher bestehen eben die Ängste, zum einen das man Pleite gehen könnte, also dem höheren Risiko ausgesetzt wird, und vor allem das man dann ja viel mehr arbeiten muss um überhaupt erfolgreich zu werden.
    Das sind sicher die Haupt-Ängste der Menschen die sie vor dem Selbstständig machen hindert.

    Es ist natürlich auch nicht jedermanns sache, zudem kann auch nicht wirklich jeder Selbstständig sein, da ja auch noch andere Arbeiten ausgeübt werden müssen, insofern sind da ja nur begrenzte Möglichkeiten vorhanden, zumindest ist das auch eine grundlegende Haltung der Menschen die sie davor hindern sich selbstständig zu machen.

    Ängste sind nur deshalb vorhanden weil man sie im laufe der Zeit aufgebaut hat. In Wahrheit braucht man vor nichts Angst haben, da dies alles ja nur reine Kopfsache ist, denkst du über zuviel negative möglichkeiten nach, werden diese auch eintreffen, jemand der Erfolgreich ist, verschwendet keinen einzigen Gedanken über mögliche negative Erscheinungen, sondern beginnt einfach mit der Arbeit und dem erreichen seiner sich zuvor gesetzten Ziele und wird diese meist auch übertreffen – zumindest ist dies bei mir täglich der Fall.

    Leute, werft eure Ängste von Board und fangt endlich an etwas zu tun, ignoriert einfach eure Ängste, denkt positiv und lasst nur positive Dinge an euch, denn selbst in einer kleinen Niederlage sind positvie Aspekte zu gewinnen, ihr müsst diese nur zulassen bzw. erkennen und weiter an euch und euren Projekten glauben – dann wird das schon.

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  6. Hallo,
    ja das Gefühl der Angst in der Selbständigkeit kenne ich nur zu gut. Leider ist es oft auch ein Tabuthema. “Was? Du hast Angst? Was bist du denn für einer? Du bist doch selbständig….” usw. gerade als Selbständiger wird man auch oft mit Kommentaren belagert wie “siehst du, darum bin ich angestellt und habe einen entspannten Tag” uvm.
    Erst wer wirklich schonmal in so einer Situation war weiß, dass Angst dazu gehört und man sich davor auch nicht schämen braucht…

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  7. Ich habe mich nach einem längeren USA-Aufenthalt für die Selbständigkeit entschieden, weil ich dort viele positive Beispiele erlebt habe. Inzwischen weiß ich aber, dass das “Just do it” dort auch wirklich einfacher ist. In Deutschland hat man ja vor allem Angst vor dem Scheitern, denn das ist hier gesellschaftlich nicht akzeptiert. In USA dagegen wird niemand blöd angeguckt, wenn er wieder aufgibt und etwas Neues beginnt. Wenn bei mir die Angst zu heftig wird, versetze ich mich mental “nach USA”, dann geht es wieder….

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  8. Kann ich nur zustimmen. Klar schlaf ich seit der Selbständigkeit etwas unruhiger, der typische “Montags down” kommt auch noch ab und zu und über “entspannte Tage” bei denen man das Hirn abends an der Bürotür abgibt denkt man doch mal ab und zu nach. Allerdings – und da kann ich natürlich nur aus eigener Erfahrung sprechen: Die Selbständigkeit hat mir gut getan in vielerlei Hinsicht. Die Angst war und ist nach wie vor da – aber ich meine, dass es mit der Zeit besser wird, bzw bei mir persönlich schon durchaus geworden ist (Wenn ich an meine Vor- und Kurz-Nach Gründungszeit zurückdenke).

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  9. Ja, das mit der Angst vor dem Gründen kenne ich auch nur zu gut, ich kann auch allen nur Raten sich ein wenig Geld Puffer vorzusparen.. SO hat man auch keine Probleme wenn die Auftragslage mal eng wird und Geld zum gründen braucht man ja sowieso…

    LG
    Mark

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  10. @Wort-Suche: Wenn sich jemand selbständig macht und es “richtig” macht, dann spielt die Anzahl Arbeitsstunden keine Rolle. Denn die Motivation ist wie im Blog erwähnt etwas erreichen zu wollen und Erfolg zu haben. Ausserdem sind die Arbeitszeiten Selbständiger ja sowieso flexibel. Wenn ich am Tag etwas privates zu erledigen habe, dann mache ich das eben. Dafür kann es vorkommen, dass ich schon mal am Samstag oder Sonntag z.B. einen Blogbeitrag schreibe. Ist mir doch egal, wenn es draussen sowieso regnet 😉

    Das schönste am Selbständig sein ist die Tatsache, dass man alles alleine entscheiden kann und keine Abhängigkeit (Chef) da ist, die in vielen Fällen nur Nerven und Substanz kostet. Dafür, und das sei auch erwähnt, braucht man als Selbständiger eine Menge Disziplin und Willen. Und das ist auch wiederum nicht jedermanns Sache.

    Was die Ängste anbelangt, so kann ich nur sagen, dass das alle einmal betrifft. Der Angestellte hat Angst den Job zu verlieren, der Selbständige hat Angst pleite zu gehen und die Mutter hat Angst um Ihre Kinder. Manchmal habe ich auch Angst, dass im Winter das Auto nicht mehr anspringt 😉 Und da bin ich ganz gleicher Meinung, wie du im zweitletzten Abschnitt.

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  11. Aus eigener Erfahrung noch ein paar Worte zum Thema Angstbewältigung: Man denke ruhig einmal mögliche negative Szenarien durch. Was passiert, wenn’s schiefgeht? Geht die Welt unter? Nein. In Deutschland gibt es ein soziales Netz, das das Überleben sichert und immer einen Neuanfang ermöglicht. Hat man sich einmal explizit mit den Risiken auseinandergesetzt, hat man in heiklen Situationen eher den Kopf frei und wird nicht ständig von Angst beeinflusst.

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  12. Wenn man nicht 40 Stunden die Woche arbeiten möchte oder mehr Zeit mit der Familie verbringen will, dann sind das sicher nicht die richtige Voraussetzungen um sich selbstständig zu machen. Denn i.d.R. hat man dann mehr Arbeit und nicht weniger. Und zusätzlich hat man dann kein festes Einkommen mehr, auf das man sich mehr oder minder (sicher ist natürlich kein Arbeitsplatz) verlassen kann.
    Wenn man so denkt, ist das eine total falsche Grundeinstellung. Das ist Wunschdenken, das einfach nicht der Realität entspricht. Wer viel verdient, der arbeitet i.d.R. auch viel. Das ist ein Grundsatz, den man sich wirklich merken sollte denn es ist die Wahrheit.
    Ausnahmen gibt es natürlich auch, aber das sind dann vielleicht 4% von 96% die kaum arbeiten und viel verdienen.

    Und Ängste sind übrigens auch nicht immer etwas negatives. Übertriebene Angst die übegründet ist wie z.b. Angst vor einer schweren Krankheit obwohl man kerngesund ist, das ist etwas negatives.
    Aber Angst vor der Selbstständigkeit würde ich nicht als unbegründet einschätzen. Ein bisschen Angst ist da schon durchaus berechtigt. Schließlich muss man irgendwie seinen Lebensunterhalt bestreiten und vielleicht auch noch den seiner Familie. Und wenn es schief geht, steht man vielleicht mit Schulden da.
    Ein bisschen Angst oder ein schlechtes Bauchgefühl kann auch etwas positives sein. Denn solche Zeichen können einen auch vor Dingen bewahren, die vielleicht nicht das richtige für einen gewesen wären.

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  13. Meine erste Existenzgründung entstand aus einer spontanen Entscheidung heraus. Zeit für Ängste blieb da nicht. das Scheitern hatte dann andere Gründe. Jetzt bin ich dabei es noch einmal zu versuchen, diesmal erst nebenberuflich, was nicht einfach ist bei einem Vollzeitjob plus Studium. Das ist zwar die sichere Methode als den Sprung ins kalte Wasser zu wagen aber das hat finanzielle Gründe. Hätte ich die Möglichkeit würde ich mich sofort wieder selbstständig machen ohne Existenzängste. Und vermutlich würde ich auch auswandern, aber das ist ein anderes Thema…

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  14. Danke für die vielen Kommentare. Ich freue mich, hier auf ein Thema gestoßen zu sein, was – wie wahrscheinlich bei vielen Themen – nicht nur positives Feedback bringt.
    Wie meine Vorredner oben schon beschrieben haben: es ist natürlich so, dass man zwangsläufig irgendwann Angst bekommt. Egal ob man Selbständig ist oder nicht. Die Angst ist in beiden fällen meist negativ und bei Selbständigen vielleicht anderer Natur. Der einige kann besser damit umgehen wie andere. Jeder Mensch ist ja auch nicht gleich. (Damit kommen wir ja schon wieder ein eine Grundsatzdiskussion *g*)

    Natürlich ist es auch so, dass man vielleicht nicht weniger als 40 Stunden arbeitet sondern länger. Aber: der Weg ist das Ziel. Viele Menschen (darunter eben auch viele Blogger) haben das geschafft. Aber auch diejenigen, die es nicht geschafft haben sagen eben: “es ist mir egal, ob ich an einem Blogartikel 2 oder eben 4 Stunden sitze. Es macht mir halt Spaß”. Genauso ist es mit anderen Arbeiten. Vielen geht es vielleicht nur darum, keinen Chef mehr zu haben oder auszuwandern und es dort zu versuchen. Also ist hier das “Losreißen” an sich ein Thema und vorerst nicht die Zeit, die man sich eventuell einspart. Generell wollte ich damit sagen, dass man ein genaues Ziel davon haben MUSS, was man denn mit der eigenen Selbständigkeit erreichen will. Anders funktionierst meiner Meinung erst gar nicht.

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  15. Wie bereits gesagt (und auch von mir an andere Stelle hier im Blog schon sinngemäß angemerkt) ist das hier

    Viele Menschen wollen nicht mehr 40 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten. Sie wollen mehr Zeit für sich, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für die eigenen Hobbys oder sich einfach nur selbst verwirklichen.

    doch nur “Marketing”.

    Man muss immer Kompromisse schließen. Durch viel Arbeit, eventuell mehr verdienen (relativ zum eigenen Ausgangsgehalt) und entsprechend weniger Freizeit haben oder eben weniger arbeiten (z.B. in einer 3/4-Stelle) und mehr Zeit haben, dafür aber auch weniger verdienen.

    Also in meinem Umfeld, gerade bei Familien mit Kind, ist das absoluter Standard. Die Entscheidung ob beide Elternteile voll arbeiten oder auch 1,5 oder 1,75 Stellen ausreichen, gehört eigentlich zum regelmäßigen Diskussionsstoff.

    Natürlich würde man sich gerne selbst verwirklichen, gleichzeitig massenhaft Geld verdienen und bestenfalls noch ständig frei haben. Aber so läuft das in der Realität halt nicht bzw. nur in absoluten Ausnahmenfällen, die keine signifikante Bedeutung haben.

    Ich lese gerne über Themen im Bezug auf die “Selbständigkeit”, auch wenn ich aktuell selbst keine entsprechenden Ambitionen habe, und eventuell stoße ich mich deshalb öfters mal an so Formulierungen, die die Selbständigkeit überspitzt gesagt als “die beste Möglichkeit” darstellen.

    Das ist in diesem Artikel nicht der Fall und mir gefällt auch die Herangehensweise an das Thema “Versagensangst” und Co.! Sehr interessantes Thema, was nicht nur für Selbständige von Bedeutung ist.
    Trotzdem konnte ich mich jetzt nicht zurückhalten, obiges Zitat zu kommentieren. 😆

    In diesem Sinne, …

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  16. Angst ist sicher ein Grund, wobei ich auch den Eindruck habe, daß viele mit der falschen Erwartungshaltung herangehen, auch getrieben durch diverse Seiten (zu denen Selbstständig Im Netz definitiv nicht gehört) die vermitteln das Geld im Netz einfach und schnell verdient ist.

    Gerade am Anfang ist eine erhebliche Frustrationstoleranz nötig, denn in den ersten Monaten ist ohne massiven PPC Einsatz in der Regel nur ein Taschengeld verdient. Da ist nicht die erste Million die schwerste, sondern die ersten 100€. Fehler und Scheitern sind teil des Lernprozesses, den jeder durchlaufen muss, Selbstzweifel sind hier zumindest fürs gerade begonnene Geschäft tödlich.

    Kurz gesagt: Ich denke das Ziel ist nicht unbedingt das Problem, die Leidenfähigkeit auf dem Weg entscheidet.

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  17. Schon einmal das staatlich geförderte Gründercoaching in Erwägung gezogen? Es nimmt erfahrungsgemäß viel Angst weg, wenn man einen erfahrenen Begleiter an seiner Seite hat.

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  18. Ich kann als Gründer nur allen raten, sich diesen Schritt sehr gut zu überlegen, sorgfältig zu planen, dann aber – wenn alles passt und ein guter Businessplan vorliegt – angstfei und forsch an die Sache ranzugehen.

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  19. ja, da muss ich Florian wirklich Recht geben, entscheidend ist auch hier vorallem eines: die Motivation die der jenige Mitbringt. Es bringt nichts nur ein paar Monate begeistert zu sein, nein man muss wirklich von seinem Vorhaben zu 100 Prozent überzeugt sein, sonst gibt man auf halber Strecke wieder auf … am besten wie beim Geld anlegen auch hier mit seinen Projekten einfach streuen und nicht nur auf ein Rennpferd setzen: dauert zwar länger bis man dann sein erstes Geld verdient hat, war mir persöhnlich aber eine gr. Hilfe in Richtung Angst Bewältigung es auch wirklich zu schaffen!

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  20. Da ich mich gerade vor einem halben Jahr auch selbstständig gemacht habe, kann ich alles nur unterstreichen. Die Angst vorm Scheitern ist da, man braucht Ziele und den Enthusiasmus und Durchhaltevermögen.
    Mir haben die letzten Monate aber auch viel positive Energie gegeben – neue spannende Leute kennenlernen, den eigenen Erfahrungshorizont erweitern und selbst über die Zeit bestimmen (dabei braucht man aber auch Disziplin:wink:).
    Ich kann nur das Gründercoaching empfehlen und wenn das nicht möglich ist, weil keine Förderung in Sicht, dann zumindest solche Blogs oder Literatur, die sinnvolle Tipps gibt.
    Für den letzten Schritt braucht man MUT und bloß nicht auf die Nasen im Bekanntenkreis hören, die immer nur warnen und negativ sind. Meist sind das Leute, die den Schritt für sich selbst nie gehen würden.

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  21. Die Angst vor dem Gründen weicht meiner Erfahrung nach meist schnell einem Aktivismus, der auch nicht unbedingt positiv auf die Gründung wirkt, zumindest aber die lähmende Angst beiseite schiebt.

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