Büro oder Homeoffice für Selbstständige im Netz?

Das eigene Büro ist für viele Selbstständige sicher ein Traum. Aber oft genug reicht es erstmal “nur” für ein Homeoffice.

In diesem Artikel gehe ich auf die Vorteile von Büro und Homeoffice genauer ein und was das im Umkehrschluss bedeutet. Dabei schildere ich auch meine eigenen Erfahrungen.

Zudem gebe ich Tipps, was für welche Selbstständige die bessere Wahl ist.

Ich freue mich natürlich auch sehr über eure Erfahrungen zu diesem Thema.

Büro oder Homeoffice für Selbstständige im Netz?

Manche schwören seit Jahren auf ein Homeoffice, andere halten ein externes Büro für unverzichtbar.

Ich habe ein eigenes Homeoffice in meinem Haus, aber auch ein externes Büro, welches ich vor ein paar Jahren bezogen habe.

Dass beides Vorteile hat, habe ich den mehr als 13 Jahren meiner Selbstständigkeit am eigenen Leib erfahren.

Vorteile des Homeoffice

Ich gehe im Folgenden auf die Vorteile des Homeoffice gegenüber einem externen Büro ein.

  • Kosten-Ersparnis

    Es ist natürlich erheblich kostengünstiger in den eigenen 4 Wänden zu arbeiten. Ein Büro von annehmbarer Größe kostet je nach Standort mehr oder weniger Geld, belastet die eigenen Einnahmen aber auf jeden Fall.

    Das ist der Hauptgrund für viele Selbstständige erstmal in den eigenen vier Wänden mit einem Heimbüro zu starten.

  • Familienfreundlich

    Ich war früher als Angestellter über 2 Stunden täglich unterwegs, um zum Arbeitsplatz und zurück zu kommen. Diese Zeit entfällt nun und das merke ich deutlich.

    Ebenso sehe ich meine Kinder nun deutlich häufiger als früher und kann die Arbeit problemlos für etwas Familienzeit unterbrechen. Es ist kein Problem dann später nochmal im Heimbüro etwas zu arbeiten.

  • Nachtarbeit

    Ist irgendwas dringend zu erledigen, kann ich problemlos Nachtschichten einschieben und habe es dann nicht so weit ins Bett. 😉 Auch wenn man das natürlich nicht übertreiben sollte.

  • Kurze Wege

    Wie schon erwähnt habe ich nun keine langen Wege mehr zur Arbeit. Das hat mich früher viel Zeit gekostet und diese kann nun entweder für sinnvolle Arbeit oder die Familie genutzt werden.

    Stau, viel Verkehr, Parkplatzsuche, all das entfällt bei einem Heimbüro.

  • Flexiblere Arbeitszeiten

    Die Arbeit im Homeoffice ermöglicht eine relativ freie Zeiteinteilung. Man kann die Tagesplanung relativ unabhängig gestaltet, was ich als sehr angenehm empfinde.

Vorteile eines externen Büros

Büro oder Homeoffice für Selbstständige im Netz?Allerdings hat auch das externe Büro Vorteile, die man nicht vernachlässigen sollte.

  • Networking

    In einem Büro hat man oft mehr Kontakt zu anderen Selbstständigen. So sind vor allem Gründerzentren eine sehr gute Möglichkeit sich täglich mit anderen Selbstständigen auszutauschen. Von den daraus entstehenden Projekten und Kontakten gar nicht zu reden.

  • Professionalität

    Ein Büro wirkt i.d.R. professioneller, als ein Homeoffice. Potentielle Kunden werden oft einen Selbstständigen mit Büro für erfolgreicher halten, als jemanden im Homeoffice (nicht alle, aber tendenziell ist das noch immer so).

    Für Kundengespräche und Vertragsverhandlungen eignet sich ein neutraler Ort wie das externe Büro einfach besser.

    Ebenso bekommt man von Verwandten und Bekannten oft erst mit einem externen Büro die richtige Anerkennung. Eine veraltete Einstellung, aber leider oft noch so.

  • Weniger Ablenkung

    In einem Büro wird man weniger von trivialen Dingen wie Abwasch, Gartenarbeit oder der Familie abgelenkt. Viele können in einem Büro einfach effektiver arbeiten.

    Ich habe damit zwar weniger Probleme, aber für manch einen war es ein notwendiger Schritt.

  • Eigene Einstellung

    Als Vorteil für das Homeoffice wird oft die Möglichkeit gesehen, “im Bademantel” zu arbeiten. Zumindest muss man sich nicht so sehr herausmachen.

    Ich sehe das aber eher als Nachteil. Zumindest aus meiner eigenen Erfahrung. Für den Gang ins Büro muss man früh raus dem Bett raus und sich ordentlich fertigmachen. Das halte ich auch in meinem Homeoffice so, auch wenn ich keinen Anzug anziehe. Aber auch ins Homeoffice “gehe ich arbeiten” und bin dann nicht mehr zu Hause.

  • Höhere Motivation

    Ein eigenes Büro zu haben, motiviert schon ungemein. Man fühlt sich oft auch erst dann als richtiger Selbstständiger und agiert entsprechend gegenüber potentiellen Kunden.

    Das professionellere Auftreten kann sich positiv auf Vertragsverhandlungen auswirken.

  • Mitarbeiter

    Wer Mitarbeiter anstellen möchte, kommt um ein Büro meist nicht herum. Schließlich ist es meist nicht machbar (und auch nicht gewollt), dass die Mitarbeiter im Heimbüro arbeiten.

  • Feierabend

    Man kann das eigene Büro verlassen und Feierabend machen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Das verhindert sehr gut, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit komplett verschwinden und die Work-/Life-Balance darunter leidet.

Wann sollte man was wählen?

Die Vorteile der beiden Varianten sind nicht von der Hand zu weisen. Um sich zu entscheiden, muss man die jeweilige Situation eines Selbstständigen genau analysieren.

Folgende Punkte sollte man dabei beachten:

  • Habe ich viele Kundenkontakte -> Büro
  • Wenig direkte Kundenkontakte -> Homeoffice
  • Kann ich diszipliniert arbeiten -> Homoffice
  • Lasse ich mich leicht ablenken -> Büro
  • Plane ich mein Business auszubauen und Mitarbeiter anzustellen -> Büro
  • Will ich wirklich Feierabend machen -> Büro
  • Möchte ich zeitlich flexibel arbeiten -> Homeoffice
  • Brauche ich Kontakt zu anderen Selbstständigen -> (Gemeinschafts-)Büro
  • Arbeite ich lieber alleine -> Homeoffice
  • Will ich Geld sparen -> Homeoffice

Der Hauptgrund, warum Selbstständige im Homeoffice arbeiten (die Kosten), sollte eigentlich nicht das wichtigste Entscheidungskriterium sein. Es gibt so viele andere Faktoren, die man bei der Wahl beachten sollte. Die Kosten sollten, wenn überhaupt, nur zu Beginn der Selbstständigkeit eine Rolle spielen.

Am Ende muss man aber vielleicht auch beides einfach mal ausprobieren, um zu merken, was einem besser liegt.

Meine Erfahrungen

Ich habe lange Zeit im Homeoffice gearbeitet, wobei ich da von Anfang an eine klare Trennlinie gezogen habe. Dort habe ich gearbeitet und nicht noch Fernsehen geschaut oder mit dem Kind gespielt.

Wenn die Tür meines Heimbüros zu ist, dann möchte ich auch nicht gestört werden. Das ist auch heute noch so.

Vor ein paar Jahren haben wir aber die Entscheidung getroffen in ein externes Büro umzuziehen. Da meine Frau auch selbstständig ist, hat sich das angeboten.

Und das war für mich auch ein wichtiger Schritt, denn endlich konnt ich das Büro verlassen und nach Hause gehen, ohne dass ich nochmal mit der Arbeit anfangen musste.

Mittlerweile hat es sich eingependelt. Durch unseren Welpen arbeite ich derzeit wieder etwas mehr zu Hause, aber bin auch im externen Büro. Perspektivisch möchte ich schon wieder mehr im externen Büro sein, da ich dort mehr Kontakt zu anderen Menschen habe und einfach besser Feierabend machen kann.

Mein Beispiel zeigt aber auch, dass es nicht immer das eine oder das andere sein muss. Je nach Bedarf und aktueller Situation kann man sich für das eine oder das andere entscheiden.

Wie haltet ihr das mit dem Büro bzw. dem Homeoffice?

Mich würde interessieren, wie ihr das seht.

Arbeitet ihr zu Hause und wenn ja warum? Oder sitzt ihr tagsüber im Büro?

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und hat sich eure Einstellung diesbezüglich mit der Zeit vielleicht geändert?

Peer Wandiger

9 Gedanken zu „Büro oder Homeoffice für Selbstständige im Netz?“

  1. Das größte Problem beim Home Office ist, dass jeder denkt, du wärst den ganzen Tag “zu Hause” und wärst für alles bereit. Dass du arbeitest und dir quasi von Morgens bis Abends auch keine Ablenkungen erlauben darfst, daran denkt keiner. Man benötigt also viel Disziplin, wenn das effektiv klappen soll. Und Mitmenschen, die das begreifen und respektieren. Wenn deine Frau nämlich alle fünf Minuten was von dir will und nicht versteht, dass das jetzt Arbeitszeit ist, ist der Ärger vorprogrammiert.

    Wenn das gegeben ist, ist Home Office super. Kein weg nach Hause. Mittags die eigene Küche und den Kühlschrank. Gewohnte Umgebung, in der man sich wohlfühlt. Hat schon jede Menge Vorteile.

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  2. Schade dass bei vielen Arbeitgebern noch die Präsenzpflicht zählt und nicht das Arbeitsergebnis.
    Ist genau wie DKeu schreibt. Viele denken, man würde zuhause nur Däumchen drehen.
    Ich freue michüber jeden Tag, an dem ich von zuhause arbeiten darf. Spart 2 Stunden (total) Arbeitsweg und die Ablenkungen aus dem Großraum behindern meine Produktivität nicht.

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  3. Hallo Peer, vielen Dank erstmal für deine vielen Gedanken und Ideen, hier deinen sehr hilfreichen Block immer wieder mit Leben zu füllen. Das hat mir in den letzten Monaten gut weitergeholfen. Zum Thema…. Ich arbeite aktuell im Home Office. Gut, ich lebe alleine, daß macht es einfacher. Ja, ich habe durchaus Freiheiten, wenn schönes Wetter ist, an den See zu fahren oder Essen zu gehen. Trotzdem arbeite ich stundenmäßig mehr als früher als Angestellter. Aber eben viel effektiver. 2 Stunden Fahrweg waren jeden Tag normal für mich und das habe ich 30 Jahre lang gemacht. Neulich stand ich wieder einmal länger im Stau. Da ist mir erst bewusst geworden, wie sehr es mich damals belastet hat. Das will ich nie wieder ! (als Dauerbelastung wohlgemerkt) Ich arbeite auch am Samstag und Sonntag an meinen Projekten, denn ich arbeite gerne daran. Alleine an einem Projekt zu arbeiten, schafft Konzentration und im nu sind wieder Stunden vergangen. Da merkt man auch einmal, wieviel Zeit notwendig ist, um konzentriert eine Problemlösung zu erreichen. Als Angestellter mit viel Ablenkungsmöglichkeiten würde es dann (für mich) bedeutend länger dauern. Meine ehemaligen Kollegen zum Austausch vermisse ich nicht wirklich, dafür bin ich im Moment einfach zu sehr auf meine Projekte fokussiert und die können auch mit meiner jetzigen Thematik wenig anfangen. Leider bin ich auch immer etwas ungeduldig, was die ersten Erfolge angeht. Aber ich habe auch etwas Zeit, es zu entwickeln. Sollte aber meine Planung für das nächste, spätestens übernächste Jahr aufgehen, werde ich überlegen, den geschäftlichen Teil in ein extra Büro (gerne als Bürogemeinschaft) in der Nähe zu verlegen. Synergieeffekte mit anderen Freelancern und Kollegen, die am selben Thema arbeiten und der Austausch können schon sehr hilfreich sein. Aber das ist auch mit Kosten verbunden, die ich mir jetzt noch nicht leisten werde.

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    • Deine Erfahrungen kann ich fast 1:1 teilen. Ich war auch immer lange unterwegs zur Arbeit und als Selbstständiger habe ich an einem Tag mehr geschafft und bewegt, als sonst fast in einer Woche im Job.

      Doch mit der Arbeit am Wochenende solltest du vorsichtig sein. Auch ich habe das gemacht, weil es einfach Spaß gemacht hat. Aber irgendwann habe ich doch gemerkt, dass es für die Gesundheit nicht gut ist. Man muss sich auch mal erholen.

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      • Ja, da hast du recht und die Zeit für Erholung und das Abschalten nehme ich mir auch. Ich habe ein kleineres Segelboot knapp eine halbe Stunde entfernt in den Niederlanden liegen und das ist jedesmal wie Kurzurlaub und ich kann gut dabei abschalten, vor allem wenn richtig Wind ist. Dann wird es sportlich und ich muss mich voll auf’s Segeln konzentrieren. Meine Art der Entspannung und des Abschaltens. Familie und Freunde kommen auch nicht zu kurz. 🙂

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      • …und mal Montags Segeln zu gehen, wenn alle auf der Fahrbahn nebenan im Stau stehen schafft auch echt die Gewissheit, das richtige zu tun.

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  4. Hallo Peer,
    ich hatte schon beides: Büro und Homeoffice. Jetzt stehe ich vor einem Umzug und bin daher auf Deinen Blog gestoßen. Denn wieder stellt sich die Frage: Büro oder Homeoffice?
    Woran vielleicht man noch denken sollte, ist die Größe der Wohnung. Ist sie zu klein, kann man das Homeoffice nicht als Betriebsausgabe geltend machen. Man zahlt also u. U. Gewerbesteuer, weil man sich in der kleinen Wohnung auch noch beschränkt. Nicht so toll!
    Eine größere Wohnung suchen ist natürlich klasse, aber falls man das Gewerbe irgendwann einmal aufgibt, steht man mit den höheren Kosten da.
    Was für mich auch noch für das Büro spricht, ist die Tendenz, sich in seinen Elfenbeinturm zurückzuziehen und nur noch in Jogginghose vor sich hinzuschludern. Schnell schiebt man die Firma vor, wenn man nicht mehr rausgeht und schottet sich so von anderen Menschen ab. Schließlich kann man noch ein paar Euronen mehr verdienen, wenn man den Compi doch noch mal hochfährt. Muss nicht passieren – geht aber überraschend schnell … 😉
    VG, Petra

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