Die ersten 3 Jahre sind die schwersten – Tipps für Gründer und Selbständige

Wer glaubt in kürzester Zeit viel Geld als Selbständiger zu verdienen, wird meist eines besseren belehrt.

Die Startphase ist schwierig und oft dauert es 2-3 Jahre, bis regelmäßige und zufriedenstelle Einnahmen erzielt werden.

In diesem Artikel gibt es Tipps und Infos über die schwierige Startphase der Selbständigkeit. Zudem schildere ich meine eigenen Erfahrungen.

Die ersten 3 Jahre sind die schwersten …

heißt es oft und das kann ich nur unterschreiben.

Wer sich selbständig macht muss sich nicht nur an ein ganz anderes Arbeiten gewöhnen, als in einem Job. Zudem muss man sich um alles selbst kümmern und man muss sich überhaupt erstmal ein Einkommen aufbauen.

Viel Arbeit, wenig Zeit, geringe Einnahmen. All das macht vielen Gründern zu schaffen.

Meine Erfahrungen

Ich selber habe ich mich 2006 selbständig gemacht und Websites für kleine regionale Firmen und andere Selbständige entwickelt. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass die ersten Jahre nicht einfach sind.

Es macht zwar ungeheuren Spaß an dem zu arbeiten, was man gern macht und der eigene Chef zu sein, aber das ist eben nur die eine Seite der Medaille.

Meine Einnahmen waren im ersten Jahr sehr niedrig, da ich noch nicht so viele Kunden gewinnen konnte und diese Projekte zudem nicht so umfangreich waren. In dieser Zeit habe ich viel an meinem eigenen CMS gebastelt, was langfristig eine gute Entscheidung war, aber natürlich zu Anfang noch kein Geld eingebracht hat.

Also habe ich vor allem von Erspartem, dem Einkommen meiner Frau und einer Förderung durch den Staat gelebt.

Das zweite Jahr lief schon besser und ich konnte mehr Kunden gewinnen. Zudem brachten die Bestandskunden Geld ein und so machte ich zwar noch keinen Gewinn, aber die Entwicklung war positiv.

Zudem hatte ich mich schon gut an die Aufgaben eines Selbständigen gewöhnt, die über das Fachliche hinaus gehen. Buchhaltung, Planung, Kontrolle, Marketing und mehr.

Im dritten Jahr kam dann die Wende. Nicht nur, dass ich gute Webdesign-Aufträge bekam und für Stammkunden gearbeitet habe, ich habe auch eigene Websites und diesen Blog hier an den Start gebracht.

All das sorgte in der Summe dafür, dass ich im dritten Jahr wirklich gute Einnahmen erzielen konnte, ohne dass man davon nun schon hätte die Rente planen können. Dennoch war es sehr wichtig zu sehen, dass ich wieder ein Einkommen erzielen kann, das es mit dem vorherigen Angestellten-Einkommen aufnehmen kann.

Glücklicherweise ist meine Frau beruflich um Bereich Buchhaltung und Steuern zu Hause, so dass ich auch die schwierige Phase mit dem Finanzamt meistern konnte.

Was macht die ersten Jahre so schwierig?

Es gibt einige immer wieder auftretende Gründe und Probleme, warum die ersten Jahre so schwierig sind:

  • Man startet meist ohne Kunden und deshalb auch ohne Einnahmen. Man muss erstmal Kunden gewinnen, Referenzen aufbauen und für regelmäßig Einnahmen sorgen. Das dauert meist etwas länger und geht nicht über Nacht.
  • Ein regelmäßiges Einkommen aufzubauen ist keine einfache Aufgabe. Selbst wenn man Kunden hat ist es oft nicht so einfach, da diese teilweise nicht vorankommen und man keine Rechnungen schreiben kann. Zudem ist für ein regelmäßiges Einnahmen meist der Aufbau von mehreren Einnahmequellen notwendig. Und leider hat der Tag nur 24 Stunden.
  • Da die Einnahmen zu Beginn oft fehlen oder zumindest zu niedrig sind, muss man von Erspartem leben. Das ist oft unumgänglich, aber leider reicht es meist nicht sehr lange. Deshalb muss man viele Überstunden machen, um so schnell es geht die Einnahmequellen aufzubauen.
  • Viele Gründer müssen auf die harte Tour lernen, dass es für eine erfolgreiche Selbständigkeit eben nicht reicht fachlich sehr gut zu sein. Die kaufmännischen Fähigkeiten sind genauso wichtig und werden oft unterschätzt.
  • Ein weiteres Problem sind für viele Selbständige die Steuern und Abgaben, die meist nach 3 Jahren richtig anziehen. So will das Finanzamt nach dem ersten guten Jahr nicht nur Steuern nachgezahlt haben, sondern fordert auch Vorauszahlungen. Das sorgt für Liquiditätsengpässe.
  • Zu Beginn ist es für viele Selbständige kein Problem viele Überstunden zu machen und auch am Wochenende zu arbeiten. Schließlich macht die Arbeit Spaß und es ist notwendig. Dennoch kann das negative Folgen auf die Gesundheit haben und das hilft langfristig natürlich nicht. Motivationsprobleme und gesundheitliche Probleme können die Folgen sein.
  • Nicht jeder Partner ist so verständnisvoll, wie man sich das wünscht. Oft gibt es nach einer gewissen Zeit Spannungen, sei es weil das Geld knapp wird oder man kaum noch Freizeit macht.

Tipps für Gründer und Selbständige

Was kann man tun, um die ersten Jahre zu überstehen?

  • Ganz wichtig finde ich die dauerhafte Motivation. Um in den schwierigen Zeiten nicht die Motivation zu verlieren, sollte man sich nicht allein wegen der Aussicht auf das Geld selbständig machen oder als Notnagel, weil etwas anderes nicht funktioniert. Stattdessen sollte man lieben was man tut und Spaß daran haben.
  • Eine gute Planung ist wichtig, denn die Grundlagen für den Erfolg legt man schon bei der Planung. Dabei sollte man realistisch denken und möglichst schon Erfahrungen und Marktwerte haben. Zudem sollte man auch die Ausgaben langfristig planen und z.B. das Finanzamt nicht aus den Augen verlieren.
  • Danach kommt es aber vor allem auf das Handeln an. Wer zu viel grübelt und Entscheidungen vor sich herschiebt verliert wichtige Zeit. Deshalb sollte man Dinge einfach ausprobieren, statt darüber ewig nachzudenken. Man lernt auf jeden Fall immer etwas dazu, auch wenn es nicht so funktioniert wie erhofft.
  • Empfehlenswert ist es zudem nicht bei Null zu starten. Stattdessen kann man schon während des Studiums oder im (Noch-)Job Erfahrungen sammeln, Referenzen aufbauen und Kontakte knüpfen. Das ist eine sehr gute Basis für die Selbständigkeit.
  • Auch eine nebenberufliche Tätigkeit ist oft die bessere Alternative zur sofortigen Vollzeit-Selbständigkeit, da man auf diese Weise erste Einnahmen erzielen und Kunden gewinnen kann, ohne schon von diesem Business leben zu müssen. Allerdings ist diese Doppelbelastung nicht dauerhaft zu empfehlen.
  • Viele umgehen die Aufbauphase ihres Business, indem sie ein vorhandenes Geschäft übernehmen. Das kostet natürlich Geld und man benötigt meist einen Kredit. Aber grundsätzlich ist es keine schlechte Idee ein laufendes Business zu übernehmen, da viele Unternehmer in Rente gehen. Und so hat man schon laufende Einnahmen und Kunden.
  • Generell sollte man seinen Fokus auf wenige Dinge richten und nicht versuchen tausend Sachen zu machen. Zum einen wird man eher als Experte wahrgenommen, wenn man sich auf bestimmte Leistungen fokussiert. Zum anderen entwickelt man so eher Routinen und Workflows und kann sich selber verbessern.
  • Man sollte als Gründer die Freizeit nicht vernachlässigen und Energie tanken. Dann schafft man mehr und ist glücklicher.
  • Startet nicht ohne Rücklagen in die Selbständigkeit. Ein gutes Einkommen aufzubauen dauert seine Zeit und das sind bei vielen Selbständigen 2-3 Jahre.

Weitere Erfolgsfaktoren für Gründer und Selbständige.

Eure Erfahrungen und Tipps

Wie verlief euer Start in die Selbständigkeit und mit welchen Problemen habt ihr zu kämpfen gehabt?

Peer Wandiger

15 Gedanken zu „Die ersten 3 Jahre sind die schwersten – Tipps für Gründer und Selbständige“

  1. Ich kann Ihre Erfahrungen nur bestätigen. Es macht auf jeden Fall Sinn, sich erst mal als “Teilzeit-Selbstständiger” zu versuchen. Jede unternehmerische Tätigkeit ist mit einem gewissen Risiko verbunden, und man muss zunächst einen gewissen Kundenstamm aufbauen. Anschliessend bereitet die Selbstständigkeit jedoch auch grosse Freude.

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  2. Schöner Bericht. Ich bin jetzt ca. 3 1/2 Jahre selbständig und es ist immer noch schwierig :), aber ich würde es gegen nichts (Beruflich) eintauschen.

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  3. Hallo, wirklich sehr gelungener Artikel. Ich selber bin schon seit 4 Jahren selbstständig und kann deinen hier genannten Tips nur beipflichten! Gerade was die anfängliche Teilzeit Selbstständigkeit angeht, da man so das Risiko minimieren kann.

    Viele Grüße

    Hannes

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  4. Für mich ist es immernoch das schwerste den Mindset zu entwickeln alleine für mich zu arbeiten. Am Anfang kommt kein Geld rein und man arbeitet quasi ohne Lohn, wenn man das “Angestellten Leben” gewohnt ist. Einem muss erstmal klarwerden, dass die Sachen die ich heute mache eine investition für die Zukunft ist und man die Euros vllt erst in nem halben Jahr sieht.

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  5. Ein guter Beitrag.
    Richtig genial wäre es, wenn du Zahlen nennst 🙂
    Was hast du denn im ersten Jahr an Umsatz gemacht und wie hat er sich entwickelt?

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  6. kann ich bestätigien. Ich bin seit 6 Jahren selbständig, weil ich nach der Ausbildung noch studieren wollte. Um das finanzieren zu können habe ich mich selbständig gemacht, was drei Jahre schleppend lief. Jetzt möchte ich aber keine Festanstellung mehr ausüben, weil die Vorteile der Selbständigkeit vielfach größer sind. Ein großer Vorteil ist aber auch ein Partner, der einem den Rücken freihält, wenn man mal eine Durststrecke hat.

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  7. Das kann ich so nur bestätigen.
    Gemeinsam mit zwei Kollegen habe ich mich Anfang letzten Jahres selbstständig gemacht und wir stecken mitten in der anstrengenden Phase, in der es anfängt gut zu laufen, aber noch ein sehr weiter Weg vor uns liegt. Aber wir haben im letzten Jahr sehr viel gelernt und kommen nun langsam in den Bereich, in dem sich die Arbeit des letzten Jahres bemerkbar macht und auszahlt.

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  8. Diese Startphase ist schwer und kann auch länger wie 3 Jahren dauern. Das muss jeden Gründer klar sein!

    Auch ist es nicht so dass, ihr von die ersten Einnahmen die dann nach Monate kommen alles zum privaten Verbrauch nehmen könnt. Ihr müsst gerade zum Beginn in euren Geschäft investieren.

    Meist lässt sich nach die ersten 3 Jahren zumindest eine gewisse Tendenz aufzeigen. Wenn bis dahin die Einnahmen nicht zumindest langsam reichen um sein Geschäft weiter zu führen und zum Leben wird irgendwas faul sein.

    Wichtig ist zudem zu sagen das z.B 3000 Euro Einnahmen pro Monat nie mit dem Brutto die ein Angestellte verdient vergleichbar ist. Gerade diese Aspekt vergessen viele Gründer

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  9. Ein toller Artikel, Peer und ich kann Deine Erfahrungen weitestgehend teilen. Ich bin nun genau im dritten Jahr meiner Selbständigkeit. Von der Entwicklung her lief es bei mir ähnlich, obwohl ich das große Glück hatte, dass ich von Anfang an direkt Kunden hatte, die ich bereits kannte. Zwar habe ich eine gute betriebswirtschaftliche Ausbildung, dennoch muss ich sagen, habe ich einiges in den letzten Jahren als Einzelunternehmerin gelernt. Das betrifft insbesondere den Umgang mit Kunden, der Projektplanung und Finanzplanung. In meinem Studium habe ich dies in erster Linie anhand von größeren Körperschaften erlernt, als Einzelunternehmer ist das aber nochmal etwas ganz anderes.

    Viele Grüße

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  10. Gute Punkte, Peer. Ich habe eine Ergänzung: Macht keinen Alleingang. Sucht euch jemanden Gleichgesinnten, mit dem ihr das Business aufzieht. Idealerweise ergänzt ihr euch fachlich. Die Chemie muss natürlich auch passen. Dann treibt ihr euch gegenseitig durch Durststrecken und könnt euch den Admin-Kram teilen. Das Vieraugenprinzip macht jede Arbeit wertiger. Und nicht zu unterschätzen: Vorm Kunden wirkt ein Duo oder Trio ganz anders als eine One-Man-Show.

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  11. Danke für den Artikel! Ist echt mal interessant von einer anderen Perspektive zu hören, wie es am Anfang bei der Selbstständigkeit ist.
    Ich übe das ganze nur auf Minijobbasis aus, somit habe ich keine Abzüge und kann auch weiter studieren und nebenbei mich selbst aufbauen. 🙂

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  12. Hey – vielen Dank – sehr spannend. Stimme dem zu. Blogge seit 2011 und es war hart, aber herzlich. Viel probiert, viele Fehler gemacht und viel gelernt. 🙂 Bin immernoch nicht perfekt und noch lange nicht dort, wo ich sein werde (Info: Nobody ist perfect), aber einiges würd ich dann doch jetzt anders machen bzw. nie wieder.

    Im Grunde beginne ich jetzt “richtig”.

    Bin sehr gespannt, wie es weiter geht – jetzt wo es ernst, aber auch leichter wird. 😉
    Motiviert und leidenschaftlich Dranbleiben ist ein Top Tipp!

    Neulich fragt ein Newbie, welcher seit 3 Monaten bloggt und ein echt sch*** Seite hatte, wann er mehr Besucher hat und wie er Geld bekommt. Ich schüttelte nur mit dem Kopf – musste dabei aber auch an mich denken, bzw. an mein früheres ich.

    An die Newbies: Das ist die “falsche” Frage. Frage dich lieber wer du bist und was du den Menschen da draußen geben willst. Was willst du bewegen, tun o.ä. ? Warum, was und wie?

    Und ja, wie Jessica schon schrieb: Hol dir Hilfe und unterstütze andere! Oder baue dir im besten Fall von Anfang an, ein Netzwerk auf.

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  13. Ich bin nun seit Mitte 2010 selbstständig. Also ca. 4 Jahre. Ich kann also sagen dass ich die ersten drei Jahre überlebt habe. Seit dem habe ich stetig selbständig-im-netz verfolgt und kann vieles was hier geschrieben wird bestätigt. Ich muss sagen dass ich in den drei Jahren immer sehr nervös und unruhig war weil ich ja immer dran denken musste, wie ich nächsten Monat wieder den notwendigen Umsatz einfahre. Das Gefühl hat sich mittlerweile entspannt. Aber ist noch vorhanden. Der Umsatz wurde jährlich besser. Interessant ist wie sich der Tätigkeitsschwerpunkt verlagert hat. Angefangen habe ich mit Grafik und Webdesign. Mit der Zeit wurde es weniger und dafür mehr Programmierung. Seit Ende 2013 betreibe ich nun auch einen relativ erfolgreichen Blog. Ich schreibe Testberichte zu Dashcams (dashcamtest.de) und das ist etwas was mir unglaublich viel Spaß bereitet. Ich kann also nur sagen dass es die richtige Entscheidung war! Möglicherweise ist es also notwendig, sich der Marktlage und vor allen Dingen der Nachfrage ständig anzupassen. nicht jedermans Sache aber ich mag die Abwechslung. Ich hoffe das gibt einigen Mut das selbe zu tun! Und natürlich: Vielen Dank an Peer!

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  14. Ich kann nur bestätigen, dass die ersten Jahre der Selbstständigkeit nicht leicht sind. Schliesslich muss man erst das Vertrauen der Kunden gewinnen. Das trifft natürlich insbesondere auf Branchen mit sehr hochwertigen Produkten (Webdesign, oder in meinem Fall Schmuck und Antiquitäten) zu. Trotzdem sollte man nicht aufgeben! Es lohnt sich!

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  15. Sehr guter Beitrag, der genau die Erfahrungen vieler Unternehmer widerspiegelt. Ich bin selbst seit 1 1/2 Jahren “am Markt”, hatte aber auch das Glück von vornherein schon ein paar Kunden zu haben, die ich kannte. Natürlich ist es auch immer vom Geschäftsmodell an sich abhängig. Bekomme ich z.B. kontinuierliche Einnahmen durch monatliche Gebühren, die ich meinen Kunden gegen kontinuierliche Leistung in Rechnung stelle? Oder arbeite ich “projektbezogen”, so dass unregelmäßig Umsatz entsteht. Das Wichtigste ist m.M.n. die Preisgestaltung nicht zu übertreiben. So ist die Wahrscheinlichkeit für Folgeaufträge und Empfehlungen deutlich höher.

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