Ein eigenes Produkt auf die Beine stellen – Idee, Planung, Umsetzung und mehr im Interview

Ein eigenes Produkt auf die Beine stellenEin eigenes Produkt oder einen eigenen Service zu erstellen, ist für viele Selbständige im Netz ein erstrebenswertes Ziel.

Einfach ist es aber nicht, besonders wenn es sich um ein Online-Tool handelt.

Im heutige Interview spreche ich mit dem Entwickler einer Online-Urlaubsverwaltung über die Entstehung seines Tools. Dabei gibt es Erfahrungen, Einblicke und Tipps.

Hallo Herr Walther. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Hallo liebe Leser, mein Name ist Simon Walther und ich bin Gründer von timetape.de. timetape ist eine papierlose Urlaubsverwaltung für kleine und mittlere Unternehmen.

Ich bin 30 Jahre jung und lebe mit meiner kleinen Tochter und Frau im schönen Aschaffenburg. 2010 habe ich mich als Programmierer selbstständig gemacht, mit dem Ziel, irgendwann ein eigenes Produkt auf die Beine zu stellen, um damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Was machen Sie beruflich und wie sind Sie zur Webentwicklung gekommen?

Im Jahr 2001 startete ich mit der Ausbildung zum Fachinformatiker, die ich 2004 erfolgreich beendet habe. In der Ausbildungszeit hatte ich neben Linux auch Kontakt zu diversen Web-Programmiersprachen. Ich fand das Thema spannend und habe in meiner Freizeit viel gebastelt und rumprobiert. Dabei ist unter anderem auch ein Partybild-Portal entstanden, das mittlerweile aber nicht mehr existiert.

Nach meiner Ausbildung habe ich viele Jahre in einer Programmierschmiede gearbeitet und dort komplexe Shopsysteme für die Handyvertragsbranche entwickelt. In dieser Zeit hatte ich viel mit unterschiedlichen Technologien zu tun und konnte mich so in mehrere Richtungen weiterentwickeln.

Mit timetape.de haben Sie einen Online-Service gestartet. Worum geht es dabei genau?

timetape.de ist eine Urlaubsverwaltung / Abwesenheitsverwaltung für kleine und mittlere Unternehmen. Mit timetape kann jeder Mitarbeiter seinen Urlaub online verwalten: Urlaubsanträge werden also nicht mehr umständlich auf Papier ausgefüllt und eingereicht, sondern schnell und einfach am PC, Notebook oder Smartphone erledigt. Chefs, Vorgesetzte oder Abteilungsleiter geben den Urlaub ebenfalls mit wenigen Mausklicks frei oder lehnen ihn ab.

Durch die Darstellung von Abteilungskalendern, kann jeder Mitarbeiter auf einen Blick sehen, wann die Kollegen Urlaub haben. Die eigene Urlaubsplanung und die Wahl einer möglichen Vertretung, gestaltet sich dadurch einfacher. Für Projekte lässt sich die Manpower besser planen, da Abteilungsleiter anhand übersichtlicher Kalender sehen können, wann welche Mitarbeiter verfügbar sind.

Neben der Urlaubsplanung können auch Abwesenheiten wie zum Beispiel Krankheiten, Berufsschule oder Dienstreisen erfasst werden und von Arbeitskollegen eingesehen werden.

Ein eigenes Produkt auf die Beine stellen - Idee, Planung, Umsetzung und mehr im Interview

Jedes Unternehmen kann timetape individuell konfigurieren und an die entsprechenden Bedürfnisse anpassen. Es können z.B. mehrere Abteilungen, Standorte und verschiedene Arbeitszeitmodelle verwaltet werden. Daneben können E-Mail Texte selbst gepflegt und Abwesenheitsarten definiert werden.

Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen und wie lief die Umsetzung?

Jeder Arbeitnehmer kennt die klassischen Fragen zum Urlaub: „Wie viele Urlaubstage habe ich denn noch?“ oder „Wann haben meine Kollegen Urlaub?“ oder „Warum ist mein Urlaubsantrag schon wieder verloren gegangen?“

Die Mitarbeiter der Personalabteilung müssen auch ständig Fragen nach dem Urlaubskonto beantworten und werden dadurch von ihrer eigentlichen Arbeit abgehalten. Diesen Zustand wollte ich verbessern und ich dachte mir: “Das muss auch effizienter gehen.”

Unterhaltungen mit Freunden, die sich über die schlampige Urlaubsplanung in ihrem Unternehmen beklagten, brachten mich letzten Endes dazu, mir Gedanken zu machen, wie man das besser lösen könnte. Irgendwann war die Idee geboren und ich investierte unzählige Stunden, Abende und auch Nächte in meiner Freizeit, um das Projekt neben meiner Selbstständigkeit, auf die Beine zu stellen.

Die Umsetzung lief recht gut. timetape war nicht das erste Projekt in dieser Größenordnung und daher wusste ich schon, wo ich ansetzen musste.

Haben Sie vorher analysiert, ob daran Interesse besteht und wie schnell sind Sie mit der ersten Version an die Öffentlichkeit gegangen?

Ich habe das Internet nach vergleichbaren Systemen durchsucht, aber nichts gefunden was meinen Vorstellungen bezüglich Umfang und Funktionen entsprach. Außerdem habe ich mich im Freundes- und Bekanntenkreis umgehört, wie die verschiedenen Firmen den Urlaub Ihrer Mitarbeiter verwalten.

Es hat sich schnell herauskristallisiert, dass hauptsächlich noch mit altertümlichen schriftlichen Urlaubsanträgen gearbeitet wird und dass die meisten damit nicht zufrieden waren. Das hat mich weiter motiviert, das Projekt voranzutreiben.

Die Entwicklungszeit bis zur ersten Version hat dann ca. 1 Jahr gedauert.

Welche wichtigen Erfahrungen konnten Sie bei der Umsetzung sammeln? Was würden Sie heute anders machen?

Ich habe mich von Anfang an dafür entschieden langsam zu wachsen, um nicht bei einem größeren Ansturm zusammenzubrechen. Mir war immer wichtig, dass das System stabil läuft und ich fast alle weiteren Wünsche meiner Kunden erfüllen kann.

Gerade wenn das Projekt anläuft und die ersten Kunden Interesse haben, ist es sehr spannend, welche Vorstellungen von Funktionen die Kunden haben. Da zeigt sich dann, ob man alle Eventualitäten bedacht hat.

Heute würde ich aber alles wieder genauso machen, da das System bis jetzt gut funktioniert und stabil läuft.

Für wen ist timetape.de gedacht und welche Vorteile bringt es mich sich?

timetape kann man mit 2, 30, 100 oder auch mit 500 Mitarbeitern nutzen. Ich würde sagen, für kleine und mittlere Unternehmen passt es genau. Die Einarbeitungszeit für Mitarbeiter ist gleich null, da sich timetape intuitiv bedienen lässt und man keine Schulung braucht.

Jeder in der Firma hat ständigen Zugriff auf die Informationen, die er braucht. Dass alles immer und von überall aus erreichbar ist, ist im Internetzeitalter nur ein nebensächliches Argument.

Dank Onlineservice muss nichts installiert werden: Nach einer kurzen Konfiguration, abgestimmt auf die Bedürfnisse des Unternehmens, kann man direkt los legen und Zeit, Papier und damit auch Geld sparen.

Wie genau wird der Service genutzt und gibt es Schnittstellen für die Unternehmen?

timetape kann man mit jedem Internetbrowser bedienen. Das System verschickt selbstständig wichtige E-Mails und informiert die Abteilungsleiter z.B. über den Eingang neuer Urlaubsanträge, oder Mitarbeiter über abgelehnten oder freigegebenen Urlaub.

Zusätzlich kann man sich einen externen Kalender in sein E-Mail-Programm einbinden und ist ständig in Echtzeit informiert.

eine XML-API können alle wichtigen Daten exportiert und in anderen Systemen verarbeitet werden.

Datenschutz ist in Deutschland ja immer stärker ein Thema. Wie sieht das bei timetape.de aus?

Ich denke Datenschutz ist für jeden Menschen auf der Welt ein wichtiges Thema. Niemand möchte, dass mit seinen Daten oder den Daten seiner Firma Unfug getrieben wird.

Die Daten von timetape behandle ich so, als wären es meine eigenen – mindestens! Gehostet wird in Deutschland, bei einem Anbieter aus der Region, mit dem ich schon mehrere Jahre gut zusammen arbeite. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Hosting-Probleme am schnellsten lösen lassen, wenn man unkompliziert den direkten Kontakt zum Anbieter herstellen kann.

Alle Daten von timetape werden selbstverständlich SSL verschlüsselt übertragen. Ab 200 Mitarbeitern biete ich bei bestimmten Systemvoraussetzungen auch eine Installation im eigenen Netzwerk an.

Wie sieht das Geschäftsmodell hinter timetape.de aus? Können Sie davon jetzt oder in Zukunft mal leben?

Ganz klar, ich will von timetape leben können, es soll meine Frau und meine Kinder ernähren können. Geld ist zum Leben notwendig, aber nicht Prio 1.

Mein Ziel ist es nicht Millionär zu werden, das Leben soll Spaß machen und Zeit lassen für Familie, Freunde und Hobby. Mir ist wichtig, dass meine Kunden ein schönes Produkt haben, mit dem sie gerne arbeiten und zufrieden sind.

Zum Schluss würde ich gern noch wissen, wie wichtig Ihnen als Selbständiger Urlaub ist und warum?

Urlaub ist wichtig, um zwischendurch mal den Kopf frei zu pusten und neue Energie zu tanken. Im Urlaub kommen mir oft auch gute Ideen, auf die ich im normalen Arbeitsalltag vielleicht nicht gekommen wäre.

Es muss nicht immer die große Fernreise sein – oft reichen schon ein paar freie Tage, ein Tapetenwechsel, um frischen Wind rein zu bringen. Gerade als Selbstständiger will ich zwischendurch auch mal abschalten können und Zeit mit der Familie verbringen.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

10 Gedanken zu „Ein eigenes Produkt auf die Beine stellen – Idee, Planung, Umsetzung und mehr im Interview“

  1. Dann mal viel Erfolg mit dem Projekt! Du hast sicher noch harte Arbeit vor dir, aber ich denke, dass das ganze auf jeden Fall Potential hat.

    Die Idee macht in meinen Augen auf jeden Fall Sinn. Wenn du es jetzt noch schaffst, das Produkt gut zu verkaufen, dann bist du doch schon echt auf einem richtigen guten Weg.

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    • Hallo Florian,
      vielen Dank für deine Wünsche.
      Wenn ich mir die Wunschliste meiner Kunden so anschaue, habe ich auf jedenfall noch harte Arbeit vor mir 🙂

      Schönes Wochenende, Simon

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  2. Das kann jeder selbst mit ein Paar Klicks in Excel machen, sowohl grafisch als auch farblich, und das ganze noch online auf einer cloud speichern, somit für jeden einsehbar.
    Ich kann mir nicht vorstellen dass jemand bereit ist für sowas geld zu bezahlen.
    Trotzdem viel Glück mit dem Projekt

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    • Hi Dominik,
      danke für dein Feedback.

      Viele meiner Kunden wollen von Excel weg, da die Verwaltung von Urlaubsanträgen und sonstigen Abwesenheiten in Excel einfach zu umständlich war und ist.
      Mitarbeiter in der Personalabteilung und in der Chefetage schätzen timetape, da sie alle Änderungen nachvollziehen können. Außerdem punktet timetape mit einem klar geregelten Beantragungs- und Freigabeprozess. Du hast schon Recht, dass man Urlaub von ein paar Mitarbeitern auch per Excel verwalten kann, aber wenn es größer wird geht einfach der Überblick verloren.
      Bis 3 Mitarbeiter ist timetape übrigens kostenlos, es lohnt sich also auch für kleine Firmen hier professionell zu arbeiten.

      Ich wüsche dir ein schönes Wochenende! Simon

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  3. Das sieht sehr interessant aus. Ich finde, Universitäten und deren Institute könnten so ein System auch gut vertragen. Vielleicht lässt sich das ja irgendwann entsprechend skalieren?

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    • Hi Susanne, danke für dein Feedback. Was genau meinst du mit skalieren? Wegen der größeren Benutzeranzahl?

      Viele Grüße und dir ein schönes Wochenende, Simon

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