Existenzgründung als Student – Interview mit accoleo.com

Die Existenzgründung als Student ist durchaus nicht so einfach.

Neben besonderen Regelungen bei den Versicherungen, muss man das Studium und die Selbständigkeit unter einen Hut bekommen.

Darüber und über die Gründung in umkämpften Branchen geht es in einem Interview mit Benjamin Liese, ehemaliger Student und einer der Gründer von accoleo.com.

1. Hallo Herr Liese. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Ich bin Absolvent der WHU in Vallendar und habe gerade meinen BSc in Business Administration gemacht. Schon immer begeisterte mich alles rund um das Thema Innovation und Entrepreneurship.

So ist es für mich nun konsequent gewesen diesen Weg mit Kommilitonen nach dem Studium fortzusetzen und diese Begeisterung in ein tatsächliches Unternehmen zu stecken.

2. Um was geht es auf Ihrer Website accoleo.com genau?

accoleo ist ein moderner Wohnmarkt. Unsere Plattform gibt jedem die Gelegenheit sowohl Gast als auch Gastgeber zu werden. Jeder kann seine freie Übernachtungsmöglichkeit ganz unkompliziert anbieten.

Die Angebote reichen vom einfachen WG Zimmer des Studenten der ein Auslandssemester plant, über die herkömmliche Ferienwohnung im Grünen, bis zum selten bewohnten, exklusiven Apartment des Managers.

Auch ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten wie Boote, Baumhäuser oder Schlösser sind bei uns willkommen!

3. Wie sind Sie auf die Idee zu accoleo.com gekommen und haben Sie dies allein umgesetzt?

Der Gedanke ist vergangenen Sommer entstanden. Koblenz ist eine Studentenstadt und besonders in den Semesterferien bleiben viele Zimmer in Wohngemeinschaften ungenutzt. Zeitgleich gibt es eine hohe Nachfrage bezüglich preiswerter Übernachtungsmöglichkeiten.

Außerdem erwartet Koblenz aufgrund der Bundesgartenschau im kommenden Sommer über 2 Millionen Besucher. Ein Großteil der regionalen Hotels und Pensionen sind bereits weitestgehend ausgebucht und viele Gäste suchen nach Alternativen.

So ist dann letztendlich aus einer einfachen Idee beim Grillen mit Kommilitonen, ein gemeinsames Startup entstanden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat sich daraus ein Team von acht Personen entwickelt, die neben ihren Tätigkeiten an der WHU in Vallendar, an der Uni Koblenz und der FH Koblenz an accoleo arbeiten. Ein echtes Gemeinschaftsprojekt der Region also.

4. Welche besonderen Features setzt Ihr Angebot von der Konkurrenz ab und wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Alleinstellungsmerkmale?

Zunächst einmal konnten wir für den regionalen Markt feststellen, dass trotz des beachtlichen Potenzials, die direkte Konkurrenz für unser Konzept nicht so groß ist, wie man vielleicht erwartet. Über accoleo haben Gäste und Gastgeber die Möglichkeit sich kennenzulernen und über unser Zahlungs- und Bewertungsfunktion schaffen wir auf beiden Seiten Vertrauen.

Darüber hinaus können Benutzer zeitgleich Gast sowie Gastgeber werden und sich so etwa den eigenen Urlaub finanzieren.

Des Weiteren fehlt außerhalb der großen Ballungszentren in Deutschland ein einheitliches und gut durchdachtes Vermittlungssystem für Unterkünfte. Genau dort setzen wir daher an: accoleo schafft ein modernes Netzwerk, wo bisher keine wirkliche Verbindung besteht. Der Nutzer muss sich nicht durch unzählige Seiten auf seiner Wohnungssuche kämpfen, er bekommt alles aus einer Region auch aus einer Hand.

5. Der Wohnungsmarkt ist im Internet recht überlaufen. Was sind Ihre wichtigsten Tipps, um auch in einem Markt mit viel Konkurrenz im Internet erfolgreich zu sein?

Differenzierung und besonders Benutzerfreundlichkeit haben hier oberste Priorität. Es ist wichtig, dass man potenzielle Vorteile gegenüber dem Markt erkennt, hinterfragt und nutzt.

Außerdem muss bei der Umsetzung darauf geachtet werden, dass der User sofort Zugang zu dem Angebot bekommt und auch die Vorteile des Angebots erkennt. Daher haben wir auf eine möglichst schlanke und selbsterklärende Realisierung unseres Konzeptes geachtet.

Da wir fortlaufend mit Benutzern im Kontakt stehen, erhalten wir ein Feedback, dass eine tragende Rolle in der weiteren Entwicklung und Verbesserung unseres Angebots spielt. Am Ende sollte daher immer der Kunde stehen. Seinen Wünschen gilt es zu folgen.

6. Wie sieht das Geschäftsmodell Ihrer Website aus?

Gastgeber können Ihre Übernachtungsmöglichkeit kostenlos inserieren, Ihr Angebot attraktiv gestalten, Preise festlegen und Buchungsanfragen bearbeiten.

Wir übernehmen die Zahlungsabwicklung und bieten beiden Seiten als unabhängiger Partner die Sicherheit eines glatten Ablaufs von der Buchung bis hin zum Check-out. Im Erfolgsfall zahlt der Gastgeber 5% und der Gast 10% des Gesamtbetrages als Provision an accoleo. Ein üblicher Preis bei der Wohnungsvermittlung.


7. Sie haben accoleo.com als Student gegründet. Was ist dabei das besondere und auf was muss man als Student achten?

Alle aus unserem kleinen Team befinden sich im laufenden Semester, schreiben an Ihrer Bachelorarbeit oder streben derzeit eine Promotion an. Hier ist gutes Zeitmanagement gefragt.

Des Weiteren darf man auf keinen Fall den Aufwand unterschätzen, der mit einer Gründung verbunden ist und muss fest damit rechnen, auch einmal Rückschläge einstecken zu müssen.

Ein konkretes Beispiel: Die Resonanz auf unsere Seite übertrifft momentan unsere Erwartungen, daher sind wir im Hintergrund viel damit beschäftigt einen reibungslosen Ablauf für Gäste und Gastgeber zu garantieren. Gleichzeitig stehen die nächsten Klausuren in der Uni schon wieder vor der Tür.

Ein Kompromiss ist hier nur schwer möglich, da an erster Stelle immer das Versprechen steht, welches wir unseren Kunden gegeben haben. Dieser Tatsache sollte man sich vor der Gründung bewusst sein.


8. Wie sind Sie die Vermarktung von accoleo.com angegangen? Was hat gut funktioniert und was weniger gut?

Wir haben das gleiche Problem wie alle Vermittlungsplattformen: Wir brauchen Henne und Ei gleichzeitig um erfolgreich agieren zu können.

Zunächst war es unsere Aufgabe ein Angebot zu schaffen. Hierzu haben wir direkt den Kontakt zu Privatleuten aus der Region und Besitzern von Ferienwohnungen und anderen Unterkünften gesucht.

Außerdem sind wir noch auf die über 10.000 Studenten unserer Stadt zugegangen und haben unser Projekt vorgestellt und immer wieder dafür geworben, leerstehende Zimmer anzubieten.

Auf der Seite der Mieter gehen wir momentan den üblichen Weg über SEM und SEO – wie jeder weiß, ist man dabei nie am Ende angelangt und auch wir haben ständigen Verbesserungsbedarf.


9. Sie schließen gezielt Kooperationen zur Vermarktung ab. Wie geht man auf mögliche Kooperationspartner zu und wie muss man sich so eine Kooperation vorstellen?

Wir gehen gezielt auf die Veranstalter von Großereignissen zu und stellen unser Konzept vor. Da zu diesen Veranstaltungen das herkömmliche Tourismusangebot oftmals nicht genügend Kapazität bietet, stellt accoleo eine attraktive Erweiterung dar. Außerdem spricht accoleo junge und preisbewusste Gäste an, die im Normalfall kein Hotel aufsuchen würden.

Bei einer Kooperation bieten wir gezielt Wohnungen zu einem Ereignis an, werben Gastgeber und passen unseren Webauftritt für Besucher dieser Veranstaltung an. Dafür verweisen Kooperationspartner in der Regel auf Ihrer Webseite auf uns und machen auf unser Angebot aufmerksam.


10. accoleo.com wurde auch schon in einigen Tageszeitungen und regionalen TV-Sendungen gefeatured. Wie schafft man so ein Presseecho?

Medien freuen sich oftmals über Neues aus der Umgebung. Hier heißt es einfach mutig sein und ganz offen den Zugang zu suchen – Eigeninitiative ist gefragt.

Natürlich hat es uns aber auch weitergeholfen, dass wir Studenten der umliegenden Hochschulen sind und damit einen direkten Kontakt hier zu unserer Zielregion besitzen. Innovative Ideen und neue Herangehensweisen sind gefragt, um in den Medien Gehör zu finden. Beides bieten wir.


11. Welche Rolle spielen Facebook und Twitter bei der Vermarktung und wie geht ihr die Sache an?

Existenzgründung als Student - Interview mit accoleo.comSoziale Netzwerke bieten einen zeitgemäßen Kommunikationsweg und verringern die Distanz zwischen Anbieter und Benutzer. Besonders über Facebook erhält man die Möglichkeit, große Aufmerksamkeit für interessante Projekte zu gewinnen.

Damit wir unsere Präsenz hier ein wenig verstärken, werden wir unter den ersten 2.000 “Likes” unserer Facebook Seite ein iPad2 verlosen und freuen uns darauf, in den kommenden Tagen noch weitere User begrüßen zu dürfen.

Mittelfristig denken wir darüber nach, dass sich die Nutzer von accoleo direkt über Facebook bei uns einloggen können via Facebook Connect. Klar ist, dass bei der Vermarktung über Facebook und Twitter der viel zitierte Medienbruch einfach am geringsten ist. Dies haben wir auch für accoleo festgestellt und setzen daher in Zukunft verstärkt auf solche Angebote.


Danke Herr Liese

für die Einblicke in das Gründen als Student.

Wie man sieht, kann ein regionaler Anlass ein guter Grund (und eine gute Anschub-Unterstützung) sein, eine Idee in die Tat umzusetzen. Zudem zeigt das Beispiel, dass kreative Ideen immer noch gute Chancen auf den Erfolg haben und man auch mit regionalen Angeboten viel erreichen kann.

Es muss nicht immer der neue Facebook-Killer sein.

Peer Wandiger

13 Gedanken zu „Existenzgründung als Student – Interview mit accoleo.com“

  1. Das scheint ein wirklich schwieriger Spagat zu sein. Studium und Selbständigkeit sind beides Dinge, die man/frau nicht mal nebenbei macht. Hut hab!

    Viel Glück weiterhin!
    Carsten

  2. Die Seite ist wirklich gut gelungen, zum einen vom Konzept, aber vor allem das Design find ich klasse – minimal und auf den Punkt. Wäre noch interessant gewesen, etwas über die Umsetzung zu erfahren – ob es komplett selbst programmiert wurde oder ein CMS zum Einsatz kam. Die Medien-Resonanz ist natürlich auch ein großer Pluspunkt für das Projekt – insgesamt wirklich gelungen!

  3. Guten Morgen! Also das mit dem Facebook Marketing scheint bei euch sehr gut zu funktionieren. Fast 1.000 Fans. Könnt ihr kurz sagen wodurch das kommt? Sind die Leute so verrückt nach dem iPad oder liken sie einfach alles was ihnen begegnet. Ich frage nach, weil ich von Facebook bisher wenig Ahnung habe und für einige Websites darüber nachdenke.

    Ansonsten dürfte SEO technisch bei euch noch nicht so viel los sein (zumindestens aus Deutschland). Habt ihr das auf dem Plan?

  4. Das Konzept erinnert mich auf den ersten Blick stark an das Couchsurfing Netzwerk, das seit Jahren kostenlos Schlafplätze in aller Welt vermittelt. Durch den Fokus auf das Regionale und Übernachten als Verdienstmöglichkeit ist euer Konzept dann doch etwas anderes.
    Für den nächsten Städtetrip werd ich eure Seite auf jeden Fall mal genauer austesten 🙂

  5. Also das Angebot ist eindeutig ein Copycat von AirBnB aus den USA, die das Konzept schon seit 2006 erfolgreich betreiben bzw von 9flats.com und wimdu.com aus D, die seit diesem Jahr am Markt sind. Airbnb hat erfolgreich bewiesen, dass der Markt für solch ein Konzept besteht, aber ob man gegen die Samwers (wimdu) oder den Qype Gründer Uhrenbacher mit 9flats.com bestehen kann, ich bin skeptisch. Vllt hilft ja die Regionalisierung des Angebots, um sich zu etablieren.
    Zu wünschen wäre es den Gründern, Mut sollte sich auszahlen.
    Grüße

  6. Benjamin hat da wirklich einen tollen Weg gemacht, und ich kann mich Heiko mit seinem Lob für die Seite nur anschließen. Die Idee ist war nicht neu, aber die Aufmachung ist sehr schön, und das Bekenntnis zur regionalen Verankerung finde ich ausgezeichnet.

    Ich wünsche den Jungs noch viel Erfolg!

    Mit besten Grüßen, Tanja

  7. Die Idee mit den günstigen Übernachtungen finde ich super ! Vor allem gefällt mir das Design. Das ja ein Baustein zum Erfolg dazugehört. Die Ansprüche werden höher – auch wenn Facebook nicht dazugehört.

    Viel Erfolg mit der Selbständigkeit und dem Studium. Hoffe, dass Beides vereinbar bleibt.

  8. Interessante Geschichte. Das Design ist Top, nur der Slider passt nicht, diesen hätte mit besser platzieren können und vielleicht mit einer Umrandung- zeichnerisch gestalten können.
    Ansonsten viel Erfolg!

    Grüße,
    Alex

  9. Das ist wirklich eine sehr interessante StartUp Idee. Wenn man es so hört, dann kommt einem schnell der Gedanke auf, das fällt doch jedem ein, aber wohl anscheinend nicht 🙂

  10. Das Problem mit dem laufenden Semester kommt mir nur zu bekannt vor. Auch ich habe mit einigen Kommilitonen eine Firma aufgemacht, die aktuell nebenher läuft. Unsere Softwareidee entwickeln wir aktuell als Projekt im Masterstudium, das wir momentan durchlaufen.
    Der Start ist also nicht so aprupt, wie bei den meisten Startups, sondern wir sind eher noch in der Aufbauphase, arbeiten aber bereits an Softwareentwicklungsaufträgen.
    Mehr zu unserer Gründung und Arbeit auf tspin.de , für die, die es interessiert 🙂

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