Gesundheits- und Sicherheitstipps für Selbständige und Kleinbetriebe

Lange Ausfallzeiten kann sich kein Selbstständiger leisten, da riskante Einkommenseinbußen schnell den Betrieb und den privaten Haushalt gefährden.

Es lässt sich mit einfachen Mitteln einiges bewirken um körperlich und psychisch fit zu bleiben. Dem schon recht abgedroschenen Sprichwort ‘Vorsorge ist besser als Nachsorge’ kann wahrscheinlich nirgendwo soviel Bedeutung beigemessen werden, wie im Bereich der Selbstständigkeit.

Der nachfolgende Artikel geht auf einige Gesundheits- und Sicherheitsaspekte ein, die nicht immer sehr präsent, jedoch für ein effektives und zufriedenes Arbeiten unerlässlich sind.

Gesundheits- und Sicherheitstipps für Selbständige und Kleinbetriebe

775.000 Menschen wagten 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit (Quelle: Kfw-Bank) und auch die Zahl der Freiberufler ist mit 1,2 Millionen enorm.

Allerdings verschwinden innerhalb der ersten fünf Geschäftsjahre ca. 40 Prozent der Neugründungen genauso still, wie sie entstanden sind (Quelle: handelsblatt).

Die Gründe sind vielfältig. Angefangen von einer falschen Einkommenserwartung bis hin zu einem zu hohen Zeitaufwand ist alles vertreten.

Zu einem meist unerwähnten Punkt gehören die Gesundheit und die Sicherheit. Es muss nicht immer das klassische Burnout sein, auch Rückenprobleme, Erschöpfung, ein nervöser Magen oder ständiges Krankwerden führen letztlich dazu, dass die Selbstständigkeit wieder an den Nagel gehangen wird.

Die latente Gefahr sich zu übernehmen ist immer vorhanden, vor allem für Klein- und Ein-Personen-Unternehmen sind die Worte Schonung und Sicherheit fast zu Fremdwörtern geworden. Fakt ist, der Druck ist hoch, egal ob als Angestellter oder als Selbstständiger.

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Gesundheit

Stress versus Zeit
Wer genug Zeit hat, braucht sich um Stress nicht zu sorgen, doch wem die Zeit ungewollt durch die Finger rinnt, wird sich automatisch in einer Stressspirale wieder finden, die auf den ersten Blick schwer zu stoppen ist.

Bevor in einem Unternehmen überhaupt nur an das Planen von Arbeit, Mitarbeitern oder Aufträgen gedacht wird, sollte ein gut durchdachtes Stressmanagement vorhanden sein. Hierzu müssen die Stressauslöser im Betrieb erkannt werden.

Wer Stress hat, möchte sich nicht gerne in Ruhe hinsetzen um zu überlegen, wie er diesen los wird und wo die Probleme liegen, schließlich kostet das Denken wertvolle Zeit, die nicht vorhanden ist.

Hier zeichnet sich klar der fatale Kreislauf ab, der nur mit Konsequenz durchbrochen werden kann. Indem man sich hinsetzt und in Ruhe über Stressfaktoren nachdenkt. Nach dem Erkennen muss ein Handeln erfolgen, ansonsten wird man in wenigen Wochen vor demselben Problem stehen.

Säulen eines fundierten Stressmanagements

  • Kommunikation
    Stress kann mit guten Gesprächen reduziert werden; das mag erst einmal anstrengend erscheinen, doch weisen viele Fachbücher darauf hin, dass sozial eingebundene Menschen psychisch stärker sind wie solche, die im Alleingang Entscheidungen treffen.
  • Humor
    Lachen ist gesund, das ist vom Grundsatz her bekannt. Doch angespannte Situationen mit Humor zu sehen, ist eine Kunst. Allerdings nimmt ein gesunder Lacher jeder Situation die Brisanz; der Körper freut sich über Endorphine und schraubt automatisch die Adrenalinproduktion herunter. Wenn der Druck aus dem Dampfkessel heraus ist, klappt es auch direkt mit der Kommunikation besser.
  • Respekt
    Wer sein Gegenüber mit Respekt und Achtung behandelt, wird diese Eigenschaften in den meisten Fällen wie bei einem Spiegel reflektiert bekommen. Zornausbrüche, übermäßige Kritik, ständige schlechte Laune kommt genauso zielsicher zurück; hier handelt es sich um hochexplosive Stressfaktoren.
  • Delegieren
    Wer heute und morgen sagt „Ich kann, ich erledige, ich plane und ich organisiere das schon“, wird recht schnell ausgebrannt und gestresst sein. Niemand kann alles gleichzeitig; vor allem leidet so auch die Qualität. Ein Kleinunternehmen muss sich darüber im Klaren sein, dass es kosten- und stressintensiver ist, jede anfallende Tätigkeit selbst erledigen zu wollen.

Stress ist in den meisten Fällen kontraproduktiv. Ausnahmen bestätigen die Regel, wer mit Leidenschaft und unter Spannung zu einem festgesetzten Termin ein Projekt erledigt wissen will, kommt manchmal um produktiven Stress nicht herum.

Allerdings sollte diese Ausnahme auch eine solche bleiben. So manches Mal kommt es in einem Betrieb zu unvermeidbarem Stress, wenn es zu Reklamationen, Zeitengpässen oder fehlenden Aufträgen kommt.

Wer für den Alltag ein kontrolliertes Stressmanagement aufweisen kann, wird auch diese Situationen souverän meistern.

Fit und gesund hält den Motor unter Dampf

In der Theorie hört sich Sport und Bewegung toll an, doch bekanntlich ist für viele Kleinunternehmer Sport eher Mord.

Wer den ganzen Tag hochkonzentriert arbeitet, ist vordergründig oftmals nicht in der Lage, seinem Körper nach Feierabend noch Hochleistungen abzuverlangen.

Mit ein wenig Umdenken fällt Bewegung leichter und ist nicht so kraftraubend, wie gedacht.

Rädchen eines gesunden Motors

  • Ernährung
    Wer am Schreibtisch sitzt, muss nicht in Askese leben, um gesund zu bleiben, allerdings ist ständiges fettes und süßes Essen kein guter Energielieferant. Der Körper wird träge; der Mensch wird unleidlich.
  • Vernünftiges Arbeitsgerät
    So wie ein Koch hochwertige Töpfe, Pfannen und Messer erwartet, wenn er gute Arbeit leisten soll, ist ein vernünftiger Bürostuhl Grundvoraussetzung für jeden Schreibtischtäter. Rückenprobleme sind vorprogrammiert, wenn man den ganzen Tag nur auf einem billigen Discountstuhl sitzt. Am Schreibtisch und Monitor sollte ebenfalls nicht gespart werden. Letztlich ist es in jedem Berufszweig wichtig, sicheres und hochwertiges Arbeitsgerät zu benutzen.
  • Bewegung
    Treppen und kurze Gehwege gibt es überall, wer sie regelmäßig nutzt, bringt seinen Kreislauf in Schwung. Das schützt nicht nur vor Kreislaufproblemen, sondern auch vor ständiger Müdigkeit.
  • Schlaf
    Schlaf braucht jeder und zwar eher mehr, wie weniger. Wer ständig mit einem Schlafdefizit arbeitet, wird über kurz oder lang weder leistungsfähig, noch gesund sein. Sorgen und aktuelle Arbeitsprojekte mögen ab und an den Schlaf rauben, doch darf dies nicht zur Gewohnheit werden. Da nicht nur der Mensch sondern auch der Körper ein Gewohnheitstier ist, wird es immer schwerer werden, diesem den nötigen Schlaf zu verpassen.
  • Ausgleich
    Zeit für sich selber – für viele Selbstständige und Freiberufler ein Fremdwort. Dabei braucht jeder psychisch und physisch einen Ausgleich. Wer auf andere Gedanken kommt, bleibt geistig fit und leistungsstark, wer sich rund um die Uhr mit seiner Arbeit beschäftigt, sieht vor lauter Wald die Bäume nicht.

Zugegeben, die Umsetzung ist nicht immer ganz so einfach, zumal die eine oder andere Kraftanstrengung dazu gehört, wenn im täglichen Leben Änderungen anstehen.

Allerdings werden sich schon kleine Veränderungen positiv auswirken; und wer sagt, dass alles zeitgleich umgesetzt werden muss?

Sicherheit

Gute Absicherung erspart unnötige Sorgen
Der deutsche Staatsbürger betrachtet es manchmal mit einem lachenden und einem weinenden Auge, dass er für alles und jedes eine Versicherung besitzt.

Doch als Selbstständiger gehört eine sinnvolle Absicherung einfach dazu, um konstruktiv arbeiten zu können

Standbeine eines sicheren Gerüstes

  • Krankenversicherung
    So mancher Freiberufler und Kleinunternehmer besitzt keine Krankenversicherung, dies ist auf Dauer fatal. Nicht nur dass Krankenversicherungen sehr ungehalten reagieren – Details sollten bei diesen erfragt werden – auch eine ärztliche Behandlung ist problembeladen.
  • Rechtschutz
    Wo kein Kläger, da kein Richter; das kann sich als Selbstständiger sehr schnell ändern. Hinzu kommt, dass viele Rechtsfragen rund um Angestellte, Produkte oder Arbeitsrecht als Laie schwer überschaubar sind; hier sollte eine gute Beratung einfach sein.
  • Berufsunfähigkeit
    Der Name ist Programm; wer nur eine einen Mindestbeitrag in die Rentenkasse einzahlt, wird keine Leistungen ausgezahlt bekommen, wenn eine Berufsunfähigkeit ansteht. Daher sollte sich jeder Freiberufler frühzeitig mit der Thematik auseinander setzen.
  • Versicherungen für den Betrieb
    Eine Vielzahl von Versicherungen deckt fast jede erdenkliche Situation im Unternehmen ab. Hier muss jeder Unternehmer entscheiden, welche Absicherung für ihn in Frage kommt. Dazu mag nicht nur ein kompetenter Versicherungsmakler befragt werden, sondern auch ein befreundeter Unternehmer, der schon einschlägige Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt hat.

Kleine aber feine Details sorgen dafür, dass es auch in einem kleinen Betrieb rund läuft; auch dann, wenn eine Ausnahmesituation eintritt. Getreu dem Motto “Kleinvieh macht auch Mist”“, wird schnell am falschen Ende gespart.

Dies gilt leider besonders für Sicherheitsaspekte; dass sie fehlen fällt nur auf, wenn sie im Ernstfall nicht vorhanden sind. Die restliche Zeit kosten sie Zeit und Geld, beides ist in Kleinunternehmen rar.

Anker für Notfälle

  • Verbandskasten
    Hier sollte nicht das antiquarische Stück aus Großmutters Mottenkiste irgendwo deponiert werden; auch Pflaster haben ein Haltbarkeitsdatum. In einen Kleinbetrieb bis 50 Angestellte gehört ein Erste-Hilfe-Kasten nach DIN 13157. Materialien, die gebraucht wurden, sollten umgehend nachgefüllt werden.
  • Brandmelder
    Klein, günstig und im Brandfall ein wichtiger Helfer – und doch ungeliebt und nicht genutzt; Brandmelder sind in vielen Kleinbetrieben Mangelware. Vor allem Freiberufler, die vielleicht ein Büro im eigenen Heim nutzen, besitzen meist keinen Brandmelder. Wer schon einmal ein Zimmer gesehen hat, welches von der Feuerwehr „bearbeitet“ wurde, entwickelt für einen Brandmelder Dankbarkeit.
  • Feuerlöscher
    Wenn der Brandmelder Alarm tönt, wird der funktionierende Feuerlöscher schnellen Erfolg bringen.
  • Telefonliste
    Falls es in einem Betrieb zu einem Unfall kommt, müssen in Sekundenbruchteilen die richtigen Telefonnummern gewählt werden, egal ob es sich um den Krankenwagen, die Polizei oder auch um Verwandte handelt, die benachrichtigt werden müssen. Da nicht jeder die Notrufnummern im Kopf hat, oder sie durch einen Schock aus dem Gedächnis nicht abrufen kann, sollte eine aktuelle Telefonliste mit allen wichtigen Nummern an gut sichtbarer Stelle im Betrieb aushängen. Diese ab und an zu aktualisieren, kann nicht schaden.

Fazit

Sicherheit und Gesundheit bilden in jedem Betrieb gewissermaßen eine Symbiose. Beide Aspekte kosten Zeit und Geld, allerdings ist das Kosten-Nutzenverhältnis sehr hoch, wenn aufgrund angewandter Techniken der Betrieb effektiv läuft. Und wenn der Betrieb mit wenigen Mitarbeitern auch noch so klein ist, eine kurze Schulung zum Thema Sicherheit sollte einfach sein.

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Auch eine Auffrischung mindestens einmal im Jahr – in Gefahrbereichen sogar öfters – darf nicht fehlen. Hier ist in vielen Betrieben Nachholbedarf nötig.

Selbstständig zu sein bedeutet nicht nur Stress, Sorgen und Zeitnot, sondern auch Unabhängigkeit, Freude und Zufriedenheit. Um alle Faktoren in Einklang zu bringen, bedarf es Ausgeglichenheit und Mut.

Autorin

Karoline Berke liebt das Schreiben und lebt diese Affinität mit Enthusiasmus aus. Sie textet über Anekdoten bis hin zu Fachbeiträgen und hat hierbei immer das Spielen mit Worten im Focus.

Um den Kopf zum Schreiben frei zu haben und neue Ideen zu entwickeln, gilt ihre Freizeit den Border-Collies. Ein zusätzliches Hobby ist die Beschäftigung mit Sicherheitsfragen (siehe securitywelt.de) und auch das Reisen mit coolem Gepäck (siehe koffer-arena.de)

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Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Gesundheits- und Sicherheitstipps für Selbständige und Kleinbetriebe“

  1. Ein sehr gute Artikel, der sich mal dem wichtigen Thema Gesundheitsvorsorge für Selbstständige angenommen hat.
    Zum Thema des richtigen Stressmanagements sei noch ergänzt, dass zur zur Stressvermeidung es auch ganz besonders wichtig ist ein richtigen und gutes Zeitmanagement aufzustellen.

    Mit einer richtigen und vor allem gut durchdachten Zeitplanung, lässt sich auf einfache Art so mancher Stress für selbstständige Unternehmer zumindest stark reduzieren.

  2. Genau, eine gute Zeiteinteilung ist schon die halbe Miete. Sagt sich natürlich so leicht, gerade wenn man den Druck hat. Andere Stressfaktoren werden aber sehr häufig unterschätzt, wie z.B. das ständige Unterbrechen der Arbeit durch E-Mails oder Telefonate.

    Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O und wird häufig unterschätzt. Wenig Zucker, wenig Kohlenhydrate, dafür Obst und Gemüse über den Tag verteilt.

  3. Finde ich sehr gut das auch solche Themen auf deinem Blog behandelt werden. Denn Gesundheit ist das aller wichtigste. Wer ständig mit irgendwelchen Krankheiten zu kämpfen hat, wird es nicht einfach haben, sich effektiv um sein Geschäft zu kümmern. Für mich und meine Gesundheit ist es am wichtigsten, regelmäßig Sport zu treiben. Das bringt mir neue Energie und sorgt auch für einen guten Ausgleich. Ausserdem hat die Arbeit an einem Tag in der Woche zu ruhen. Meistens ist das der Sonntag. Dieser Tag ist ausschließlich für mich selbst gedacht und soll der Entspannung dienen.

  4. Gesundheit ist die absolute Voraussetzung, um als Selbstständiger/Unternehmer Erfolg zu haben. Wer nicht gesund ist und nichts für seine Gesundheit tut, der wird auch in den anderen Aspekten des Lebens niemals vollen Erfolg genießen können.

    Das ist zumindest meine Einstellung. Finde es gut, dass das jetzt auch hier wieder mal behandelt wurde!

  5. Es ist gut, dass solche Artikel geschrieben werden. Manche Menschen sind einfach nicht im Stande sich um sich selbst zu kümmern und sie wundern sich dann, warum sie nicht nur krank sind sondern auch keinen erfolg als Unternehmer erreichen… Ich empfehle allen die Bücher von Tim Ferris zu lesen.

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