Mythen der Selbständigkeit – 3.Rund ums Arbeiten

Mythen der Selbständigkeit - ArbeitenIm dritten Teil meiner Artikelserie über Mythen in und falsche Vorstellungen von der Selbständigkeit, geht es heute um das Thema “Arbeiten”.

Ich habe insgesamt 6 Mythen zusammengetragen, die sich vor allem bei Außenstehenden, aber auch bei angehenden Gründern hartnäckig halten.

Dabei geht es um den Arbeits-Alltag als Selbständiger und wie sich dieser von dem eines Angestellten unterscheidet.

Arbeits-Mythen

Ich habe in der Vergangenheit einige Mythen rund um den eigentlichen Arbeitsalltag und wie man als Selbständiger seine Zeit verbringt gehört.

Ich selbst hatte vor der Existenzgründung zwar nicht ein völlig naives Bild vom Alltag eines Selbständigen, aber natürlich sieht man eher die positiven Dinge und kennt nicht die ganze Wahrheit.

  • Selbständige können sich ihre Zeit völlig frei einteilen und alles selbst bestimmen.
    Viele Außenstehende träumen von der Selbständigkeit, da sie da angeblich völlig unabhängig sind und arbeiten können, wenn sie möchten.

    Dieser Mythos ist zumindest teilweise falsch. Dass man als Selbständiger natürlich deutlich mehr Entscheidungsfreiheit hat ist richtig. Man kann sich seine Branche und seine Kunden aussuchen, wobei letzteres natürlich auch eine Frage der Auftragslage ist.

    Zudem kann man die weitere Entwicklung des eigenen Business natürlich selbst bestimmen und muss sich nicht von einem Vorgesetzten etwas aufzwingen lassen.

    Auf der anderen Seite ist es aber naiv zu glauben, dass Selbständige machen können was und wann sie wollen. Arbeitet man mit Kunden muss man sich oft an deren Arbeitszeiten orientieren, besonders wenn der Kommunikationsbedarf hoch ist.

    Zudem ist das mit der freien Entscheidung so eine Sache, wenn der Kunde bestimmte Wünsche äußert und man ihm nicht davon abbringen kann. Es kann sehr frustrierend sein, wenn man als Selbständiger Dinge umsetzen muss, die man selbst so nicht gemacht hätte. Da fühlt man sich wieder wie ein Befehlsempfänger im Job.

    Zudem ist es bei den meisten Selbständigen so, dass es eher weniger Freizeit gibt und man die Arbeit erledigen muss, die anfällt. Gerade im Crunch-Times, also wenn Projekte fertig werden müssen, ist von freier Wahl der Arbeitszeit nicht viel übrig.

    Selbständige im Internet haben zumindest den Vorteil, dass sie oft etwas unabhängiger von Kunden sind und deshalb tatsächlich etwas mehr Freiheiten bei der Tagesgestaltung haben. Hat man dann aber Partner und Kind/er, dann ist das auch wieder recht schnell vorbei. 😉

    Die Freiheiten bei der zeitlichen Gestaltung des eigenen Arbeitstages sind in gewissem Rahmen vorhanden, werden aber von Außen meist überschätzt.

  • Selbständigkeit ist wie angestellt sein, nur freier und man verdient besser.
    Noch so ein Mythos. Viele sind der Meinung, dass man als Selbständiger eigentlich auch nicht viel anders macht, als im Job, aber dafür viel mehr verdient.

    Meist ist es in der Realität umgekehrt. Zum einen hat man als Selbständiger viel mehr um die Ohren als nur die eigentliche fachliche Arbeit. Man muss sich zusätzlich um Bürokram, Steuern, Marketing etc. kümmern.

    Zudem kommt zumindest ein Teil der Selbständigen gerade so über die Runden. Der Schritt in die Selbständigkeit bedeutet nicht automatisch, dass man auch mehr verdient als ein Angestellter.

    Und was bedeutet schon “mehr verdienen”. Selbst wenn man als Selbständiger erstmal mehr Geldeingang auf dem Konto hat, so muss man davon Steuern, Altersvorsorge, Krankenversicherung und mehr bezahlen, während dies bei Angestellten schon vom Brutto abgezogen wurde, bevor sie ihr Netto ausgezahlt bekommen.

    Und dass die ersten Jahre einer Selbständigkeit ganz besonders hart sind, hatte ich hier im Blog auch schon mehr als einmal thematisiert.

    Natürlich ist das Potential zum Geld verdienen für Selbständige oft nicht schlecht, aber dafür hat man viel mehr zu tun und der Weg zum überdurchschnittlichen Verdienst ist keinesfalls einfach.

  • Selbst und Ständig
    Immer wieder höre ich Leute diesen Spruch sagen und ich kann ihn ehrlich gesagt nicht mehr hören.

    Nicht deshalb, weil dieser pauschal falsch ist. Als Selbständiger (gerade in der Anfangszeit) ist man nun mal immer Selbständig und kann das im Kopf nicht einfach ausschalten. Dementsprechend arbeitet man auch viel und muss sich um alles selbst kümmern.

    Dennoch suggeriert dieser Spruch, dass dies der Dauerzustand wäre und erstrebenswert ist. Doch das sollte es nicht sein. Während es in der Anfangszeit sicher oft so ist, sollte man mit der Zeit wieder mehr Freizeit haben, bestimmte Arbeiten outsourcen und im Kopf das Abschalten von der Arbeit lernen.

    Burnout und Krankheiten sind nämlich die Folge, wenn man auf Dauer nur noch selbständig ist und nicht anderes macht.

    Ich mag dagegen den Spruch “Ich arbeite um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten”. Das sollte man sich als Selbständiger immer mal vor Augen führen und überlegen, ob es bei all dem Spaß an der Arbeit und den vielen Dingen, die sicher noch gemacht werden müssen, nicht auch noch mehr als die Arbeit gibt.

    Als Selbständiger arbeitet man viel und es fällt oft schwer im Kopf ganz los zu lassen, aber dennoch sollte es auf Dauer nicht das Ziel sein, nur “selbst und ständig” zu arbeiten.

  • Man kann als Selbständiger überall arbeiten.
    Viele gehen mit der Vorstellung in die Selbständigkeit im Netz, dass sie im Sommer vom Freibad aus arbeiten und ansonsten viel im Park, Cafe oder auf der Terasse sitzen und produktiv sind. Nach meiner Erfahrung ist das eher selten der Fall.

    Natürlich bietet die moderne Technik besonders Selbständigen im Netz die Möglichkeit per Laptop oder sogar Tablet außerhalb des klassischen Büros zu arbeiten.

    Dennoch ist es für viele Tätigkeiten nicht praktisch am Strand zu liegen oder im Cafe zu sitzen. Man braucht teilweise Ruhe um sich zu konzentrieren oder auch um Telefonate zu erledigen.

    Die Sonne blendet im Sommer ganz besonders, so dass man auf den meisten Displays kaum noch was erkennt. Zudem brauchen viele eine größeren Monitor, als das bei einem mobilen Gerät möglich ist. Und was ist, wenn man etwas scannen will oder etwas ausdrucken muss?

    Es gibt sicher noch weitere Gründe, die zumindest für einen guten Teil der Selbständigen das Büro in der Regel unverzichtbar macht. Man sollte sich vorher schon genau überlegen, wie die eigene Arbeit genau aussieht und dann ehrlich analysieren, was man davon wirklich außerhalb des eigenen Büros produktiv machen kann.

    Es mag sicher Arbeiten geben, die man mit einem Laptop im Freien machen kann. Die Regel wird es für die meisten Selbständigen aber eher nicht sein.

  • Ohne einen Chef ist es viel stressfreier.
    Genervte Angestellt, die von ihrem Chef drangsaliert werden, sehen in der Selbständigkeit eine Chef- und damit stressfreie Lösung.

    Und es ist natürlich so, dass man selbst der Chef ist und damit deutlich weniger Probleme mit Wutanfällen, cholerischem Verhalten und sonstigen Schikanen hat. Es mag zwar bei manchen Selbständigen auch mal unangenehme Kunden geben, die einen wie einen Angestellten behandeln wollen (das hatte ich früher auch mal), aber auch das ist nicht von Dauer.

    Allerdings ist das Leben als Selbständiger deshalb nicht weniger stressig. Es ist anderer Stress, der einem zusetzt. Neben dem Stress des Geldverdienens und der Existenzsicherung, den man nicht unterschätzen sollte, gibt es noch anderen Stress.

    So arbeitet man oft mehr und setzt sich damit körperlichem Stress aus. Deadlines etc. tragen ebenfalls ihren Teil bei. Und weil man für alles verantwortlich ist, können natürlich auch rechtliche Probleme, Ärger mit dem Finanzamt oder anderen Behörden, unzufriedene Kunden usw. Stress verursachen.

    Hat man seine Selbständigkeit aber erstmal etabliert und kann auf ein gewisses finanzielles Polster und eine einigermaßen sichere Zukunft blicken, ist es tatsächlich etwas stressfreier.

    Der Stress in der Selbständigkeit mag ein anderer sein, aber weniger ist es nicht wirklich.

  • Ich schaffe alles allein!
    Bloß kein Geld ausgeben! Das denken sich die meisten Existenzgründer und das ist durchaus nachvollziehbar. Auf Dauer kann sich das aber negativ auswirken.

    Als Existenzgründer hat man meist noch recht geringe Einnahmen und deshalb versucht man alles allein zu machen. Das ist zu Beginn auch gar nicht so verkehrt und oft sinnvoll.

    Der Trick ist jedoch, dass man irgendwann den Absprung von dieser Vorgehensweise schafft. Wer langfristig alles alleine manchen will schadet wahrscheinlich nicht nur seiner Gesundheit, sondern bremst auch das Wachstum der eigenen Firma aus.

    Man kann nun mal nicht alles perfekt und zudem hat der Tag nur 24 Stunden. Deshalb ist es ab einem bestimmten Zeitpunkt sinnvoll und wichtig, Aufgaben abzugeben und sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren.

    Leider schaffen es viele Selbständige nicht diesen Schritt zu gehen, da sie lieber erst noch etwas mehr verdienen wollen, bevor Sie Geld für das Outsourcing ausgeben. Doch oft ist es andersherum. Man muss erstmal Geld ausgeben, damit man mehr verdienen kann.

    Langfristig sollte man nicht der Alleinunterhalter bleiben, sondern Aufgaben abgeben und so das Wachstum der eigenen Firma ermöglichen.

Fazit

Rund um die Arbeit eines Selbständigen gibt es einige falsche Vorstellungen. Zumindest ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht alles so rosarot ist, wie manche es sehen.

Dennoch bereue ich den Schritt nicht und finde dass die Vorteile überwiegen.

Ich freue mich wieder über eure Meinung dazu und ganz besonders natürlich über andere Ansichten und Erfahrungen.

So geht es weiter

Im vierten Teil der Artikelserie über Mythen in der Selbständigkeit geht es um den Erfolg und was diesen eigentlich ausmacht.

Peer Wandiger

24 Gedanken zu „Mythen der Selbständigkeit – 3.Rund ums Arbeiten“

  1. auch wenn ich mir jetzt den unmut hier zuziehe, aber den großteil der mythen erlebe ich als richtig. um konkret zu werden: ich teile mir meine zeit völlig frei ein und fühle mich dadurch freier. ich arbeite nicht ständig. ich arbeite nie, weil ich nichts von dem was ich tue, als arbeit empfinde. ich habe den gesamten februar einen roadtrip durch die USA gemacht, 5.000 kilometer. mein business konnte ich weiter führen. beim thema stress war ich eigentlich überzeugt, dass unter bloggern ein wenig anderes mindset herrscht.

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  2. 😉 Ich schließe mich dir komplett an 😉
    Vor allem den Spruch “Ich arbeite um zu leben und lebe nicht um zu arbeiten” würde ich gerne öfter hören!

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  3. @ Markus
    Es geht hier um die Mythen der Selbständigkeit und nicht nur um Blogger. Deshalb habe ich dieser Artikel auch nicht primär aus Blogger-Sicht geschrieben.

    Es freut mich, dass es bei dir so gut läuft. Gerade wenn man den letzten Punkt beachtet und eben nicht alles allein macht, ist man in der Zeiteinteilung freier.

    Ich denke allerdings, dass viele Selbständige mal nicht so einfach einen Monat Urlaub machen können und das Business läuft problemlos weiter. Außer natürlich sie sind Travel-Blogger. 😉

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  4. Finde ich sehr gut zusammengefasst. Du triffst eigentlich alles auf den Punkt – vor allem die Aussage zu selbst und ständig. Ich denke man sollte mehrgleisig fahren und zumindest ein Standbein haben das nicht zu 100% von der eigenen Zeit abhängig ist. Das ist sinnvoll um Krankheiten, Urlaube oder ähnliches zu überbrücken und einen gleichmäßigen Cash-Flow zu generieren.

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  5. @ Markus: Ich glaube, dass das von vielen Faktoren abhängt, ob die genannten Punkte auf einen zutreffen oder nicht. Zum Beispiel ist das von der Branche abhängig in der ich mich bewege, ob ich im Homeoffice arbeite oder nicht, wie ich selbst ticke – also meine Persönlichkeit, und natürlich wie groß ich das Ganze aufziehe – also mit oder ohne Angestellte.

    Alles in allem finde ich die Aussage aber schon berechtigt, dass es Mythen sind, denn sie treffen allesamt nicht pauschal zu. Nicht jeder arbeitet selbst und ständig. Nicht immer kann man sich die Zeit frei einteilen als Selbständiger. Für viele ist das Selbständigsein sogar weit mehr stressig als das Angstelltendasein, da sie sich aufgrund von Existenzängsten etc. selbst fertig machen. Da kenne ich so einige..

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  6. Das mit dem aus dem Park oder im Café arbeiten kann ich so unterschreiben. Habe auch erst gedacht so wird es laufen aber im Endeffekt hockt man dann doch alleine daheim vorm PC weil man da Ruhe hat und besser schreiben kann.

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  7. Es ist doch eigentlich das ewig gleiche Spiel. Ist man selbstständig, tauscht man einen Chef gegen hunderte und immer noch seine Zeit gegen Geld. Ist man Unternehmer und verkauft Produkte, hat man wirklich keinen Chef mehr und entkoppelt Zeit von Einkommen.

    Ich finde, solange nicht zwischen selbstständigem Dienstleister und selbstständigem Unternehmer, der Produkte verkauft, unterschieden wird, sind solche Diskussionen immer etwas mühselig.

    Ich glaube, dass man als Selbstständiger vor allem dann unabhängig und frei wird, wenn man entweder als Dienstleister so viel Kohle verdient, dass man sich seine Kunden wirklich aussuchen und einfach ein halbes Jahr frei machen kann oder wenn man ein Produkt hat, was sich größtenteils selbst verkauft.

    Mit diesem Denkmodell betrachtet ist eigentlich völlig klar, welche der obigen Mythen bei welchem Fall zutreffen und welche nicht.

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  8. Endlich teil Drei 🙂
    Ich fand schon die ersten zwei Teile sehr interessant, habe mich auf teil 3 total gefreut.
    Es stimmt schon das wenn man selbständig ist, ist man sein eigenen Chef aber es ist durch aus nicht stress frei, weil man hat umso mehr Verantwortung. Was die Sachen mit Sicherheit nicht stress frei mach.
    Und ich finde die Zeit Einteilung als selbständiger das A und O ansonsten wird man irre und ich finde als frisch gebackener Selbständiger, muss man das die erste Zeit lernen.

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  9. “Selbst und Ständig” das ist wohl der meistgesagte Satz, wenn man jemanden von seiner Selbstständigkeit erzählt. Dabei kann man den Arbeitsalltag absolut mit einem Angestellten vergleichen, nur, dass man sein eigenes Geld verdient und sein eigenes Geld ausgibt.

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  10. Gerade als jemand, der eine ganze Weile in einem kleinen mittelständischen Unternehmen gearbeitet hat, dass komplett in den Händen einer selbständigen Familie lag: Der Stress, der sich gerade in hektischen Zeiten bei den Selbständigen aufbaut, wird gewollt oder ungewollt auch auf die Mitarbeiter projiziert. Der Stress lässt halt Chefs auch mal cholerisch oder genervt werden. 😉

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  11. Ein gute Artikel mit viele Wahrheiten.

    Im Cafe zu arbeiten scheint auf den ersten Blick toll, funktioniert aber kaum wirklich. Zu viel Ablenkung und für wirklich gute Arbeit meist auch nicht die nötige Ruhe.

    Vor allen beim letzten Punkt selber alles machen muss jeder Selbständiger darauf achten, ob dies wirklich wirtschaftlich ist.

    Gut zum Beginn wo eh kaum Geld vorhanden ist, wird man alles alleine machen müssen. Aber sobald die ersten regelmäßige Einnahmen kommen, sollte jeder ein Teil davon nehmen um damit die oft lästigen, zeitintensive oft leicht zu erledigten Arbeiten von andere externe Dienstleister ab arbeiten zu lassen.

    Vor allen weil man in diese freie Zeit dann sich wieder um sein Kerngeschäft kümmern kann.

    Ein virtuelle Assistent ist auch meist nicht teuer. Ab 15 Euro pro Stunde bekommt man so was!

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  12. Ich bin selbständig (und selbst ständig) – denkend ! Darunter fielen auch meine Entscheidungen, in verschiedenen Abschnitten meines Lebens als Arbeiter, als Angestellter, als Dienstleister oder freiberuflich zu wirken. Die Abwägung der Vor- und Nachteile hinsichtlich meiner jeweils auf diese Schaffensabschnitte bezogenen Lebens-Ansprüche (Einkommen, Freizeit, soziales Wirken) können im Nachhinein als jeweils immer geeignet und richtig, nie als generell besser oder schlechter angesehen werden. Die selbst gestellte Vorgabe, dabei nie etwas “gegen mein gutes Gewissen” tun zu müssen, halte ich für den Garanten meiner entsprechenden Zufriedenheit mit all diesen verschiedenen Arbeitsformen, egal ob ich gerade viel oder wenig verdiente oder eine 15- oder 80-Stunden-Woche zu leisten hatte. Seine Selbständigkeit nur an der Höhe des potentiellen Einkommens oder am wöchentlichen Arbeitspensum zu bemessen, ist letztendlich zu wenig (weit und selbständig gedacht) …

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  13. Ich würde sagen, auf Selbständige trifft das in etwa so
    zu, wie Peer es hier beschreibt – allerdings nicht auf Unternehmer.

    Der gesamte Alltag eines Menschen hängt aus meiner
    Sicht ausschließlich(!) von seinen bewussten Entscheidungen
    ab.

    Niemand wird als Selbständiger z.B. gezwungen, auf jeden
    Hans-und-Franz-Kunden einzugehen, selbst wenn die Auf-
    tragslage mal schlecht sein sollte.

    Wenn man schon bei Gründung seines Geschäftes eine
    Art Service für “Alles” macht (wie viele Webseitengestalter z.B.),
    legt man schon den Grundstein für Überarbeitung, schlechte
    Auftragslage oder schlimmstenfalls für den späteren Untergang.

    Was einen Menschen davon abhält, den Lifestyle zu leben, den
    er sich wirklich wünscht, sind oft Hemmungen in bestimmten Dingen.
    (z.B. “Was wird meine Frau dazu sagen?” oder “Oh nein, mein
    Lebenslauf sieht dadurch nicht mehr perfekt aus”)

    Mein Buch hab ich darum Selbst OHNE Ständig genannt, damit
    dieser Spruch “selbst und ständig” mal aus dem Weg geräumt wird 😉

    Übrigens, ich “arbeite” manchmal 18 Stunden pro Tag. 5 Tage am Stück.

    Dabei geht es mir aber wie Markus Cerenak, ich empfinde es nicht als
    Arbeit, weil ich 80% meiner Zeit in Dinge investiere, die einen nach-
    haltigen Wert bringen und bei denen ich Zeit und Geld voneinander lösen
    kann.

    Beste Grüße!

    Tim

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  14. Peer, Du sprichst mir aus der Seele. Der Artikel über die Selbständigkeit ist Dir echt sehr gut gelungen. Besten Dank dafür !

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  15. Gefällt mir 🙂 Für mich ist ein wichtiger Punkt, auch mal Nein sagen zu können, zu bestimmten Aufträgen, Kunden, oder Geschäftspartnern – ein Luxus, den sich Angestellte nur selten leisten dürfen.

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  16. Sehr guter Artikel, Peer! Das stimmt alles komplett. Auf Arbeiten auf einer “Wiese im Freien” habe ich mich gefreuet, aber nie umgesetzt 😉 Die Sonne stört und es ist zu laut 🙂 Das Büro eignet sich schon besser! Arbeitet ohne Chef genieße ich aber doch sehr.

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  17. Auch mal bewusst nein zu sagen zu ein Kunden oder Projekt weil die Wünsche vom Kunden nicht zu die Realität passen oder was noch viel öfters kommt, der Preis der hierfür bezahlt wird oft unter alle Kanone ist, hört sich zwar toll an.

    Wer aber wie es auch viele Selbständige ähnlich ergeht, doch schon beinahe auf jeden Auftrag angewiesen ist, wird nur 2 mögliche Wege haben.

    Entweder ich lehne solche Aufträge ab und muss aber damit leben das es vielleicht auch für viele Monate in meine Kasse sehr knapp wird.

    oder

    Ich nehme zähneknirschend solche Aufträge an, alleine weil mein Kühlschrank auch mal wieder befüllt werden muss.

    Sicherlich jeder Selbständige muss auch zumindest nach ein paar Jahren ein paar Reserven haben um mal auch schlechte Zeiten überbrücken zu können. Aber da alleine der feste Kostenblock (Versicherungen, Steuern, Verbrauchsmaterialen, etc) immer vorhanden ist, braucht man auch in die schlechte Zeiten auch jeden Monat eine beachtliche Summe um dies zu begleichen.

    Da sind selbst die vielleicht 6000 Euro in die “Kriegskasse” schon verdammt schnell weg.

    Dies wissen auch die Auftraggeber zu genau und alleine deswegen gibt es so viele Aufträge die so schlecht entlohnt werden.

    Unter den Motto, es wird sich schon ein dumme finden der für diese nicht kostendeckende Preis arbeiten wird.

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  18. Ich habe mich im Septmber 2012 selbständig gemacht und muss sagen, dass ich mir das mit der freien Zeiteinteilung anders vorgestellt habe. Aber zumindest weiß ich das ich das für mich und niemanden sonst mache. Daher steckt auch eine ganz andere Motivation dahinter als wenn ich mich in einem Angestelltenverhältnis befinden würde.

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  19. Ich denke auch das viele eine falsche Vorstellung von der Selbständigkeit haben!

    Ich bin Selbständig, aber für mich würde es nie und nimmer funktionieren vom Cafe aus zu arbeiten, alleine schon da ich mindestens zwei PCs für die Arbeit benötige mit je 2 Monitore…

    Die erste Zeit ist auch nicht gerade einfach gewesen…man arbeitet sehr viel, muss Kunden suchen, Werbung machen…eigentlich alles was in einem Unternehmen mehrere Personen als Aufgabe haben!

    Auch wird oft vergessen das das Geld nicht zu 100% einem gehört…auf dem ersten Blick kommt zwar einiges herein, jedoch hat man auch Zahlungen, Versicherungen…und dann noch etwas für das Finanzamt weg legen (was viele oft vergessen oder aufschieben).

    Mit der Zeit kommt man dann immer besser in das Organisieren und in alle Abläufe, natürlich nur wenn man auch an diesem Punkt konsequent arbeitet, aber dann geht das schon…

    Jetzt würde ich die Selbständigkeit nicht mehr tauschen wollen, was am Beginn aber oft ein Gedanke war und man viel Durchhaltevermögen benötigt…

    Aber gut das es immer wieder mal Artikel gibt, die mit solchen Mythen aufräumen!!!

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  20. Hallo zusammen im Forum, Euer hohes Diskussionsniveau kommt gut rüber! Zu Peter (18): Ich bin selbstständig und habe neulich einem potentiellen Kunden, der mich zu gefühlten Leiharbeitskonditionen verpflichten wollte, einen Korb gegeben – trotz Argument Kühlschrank. Einfach damit es nicht immer so weiter geht. Sonst habe ich 25 h Arbeit am Tag und finanziere damit doch nur meine Altersarmut vor.

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  21. Sehr guter Artikel. Ich bin selbst Selbstständiger und kann den Artikel nur bestätigen. Tauschen würde ich nie. Ich bin glücklich und zufrieden, so wie es jetzt ist.
    Ich finde als Selbstständiger hat man mehr Vorteile als Nachteile gegenüber den “normalen” Angestellten.

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  22. Hallo Peer,
    Teil 3. Schön zusammengefasst.

    Zu der “Selbst und Ständig” habe ich ein Tipp.
    Man soll sich ein Hobby zulegen, was mit der Arbeit gar nichts zu tun hat.
    So hat man Zeiten, wo man zwangsläufig nicht in der Arbeit ist, nicht erreichbar.
    Zum beispiel: Golfspielen. Oder man macht feste Termine mit der Familie, dass man was unternehmt.
    ZB. 1 Mal die Woche ins ZOO.
    Dadurch verhindert man, dass man nach einiger Zeit ausbrennt.
    Da ist auch die Gefahr des Burn-outs viel kleiner.
    Viele Grüße
    Peter

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  23. @ Peter
    Da hast du auf jeden Fall Recht. Früher wollte ich eigentlich aus allen meinen Hobbies eine Website machen, aber das habe ich dann doch nicht getan. Man braucht einfach etwas, was nichts mit der Arbeit zu tun hat.

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