Mythen der Selbständigkeit – 5. Geld

Mythen der Selbständigkeit - 5. GeldIm heutigen fünften Teil meiner Artikelserie über Mythen der Selbständigkeit geht es um das Thema “Geld”.

Geld zu verdienen ist natürlich meist der Hauptgrund, warum man sich selbständig macht. Schließlich müssen Rechnungen bezahlt werden und deshalb kann man nicht nur dem eigenen Hobby frönen, sondern es muss dabei was rumkommen.

Welche falschen Vorstellungen manch Außenstehende und angehende Gründer bzgl. dem Geldverdienen haben, möchte ich in diesem Artikel zeigen.

Geld-Mythen

Das Geld ist sicher das heikelste Thema rund um die Selbständigkeit. Zum einen muss man als Selbständiger Geld verdienen, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten und z.B. für das Alter vorzusorgen.

Doch mal abgesehen davon, dass einem manche das einem nicht gönnen, gibt es einige falsche Vorstellungen davon, was Selbständige verdienen und wie viel man z.B. verdienen sollte.

  • Als Selbständiger scheffelt man richtig Kohle
    Selbständige verdienen doch generell mehr als Angestellte.

    Eine verbreitete Meinung ist, dass Selbständige und Unternehmer mehr verdienen als Angestellte. So einfach ist es aber nicht.

    Ich kenne einige Selbständige, die ganz gut über die Runden kommen, aber mit Sicherheit nicht besser dastehen als Angestellte. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall, da Selbständige neben den laufenden Lebenshaltungskosten auch fürs Alter komplett selber vorsorgen und z.B. ihre Krankenversicherung komplett selber bezahlen müssen.

    Ein kleiner Teil der Selbständigen ist sogar auf Hartz IV angewiesen, auch wenn es nur rund 3% aller Selbständigen sind.

    Richtig ist aber auch, dass erfolgreiche Selbständige oft deutlich mehr verdienen (können) als Angestellte. Genauso wie man als Selbständiger die Risiken und alle Kosten der Selbständigkeit selber tragen muss, so kann man dann eben auch den Erfolg komplett selbst einstreichen.

    Dennoch ist es aus meiner Erfahrung so, dass ein großer Teil der Selbständigen hart dafür arbeiten muss, ganz gut über die Runden zu kommen.

    Man sollte nicht glauben, dass die Selbständigkeit automatisch bedeutet, dass man finanziell deutlich besser dasteht als ein Angestellter.

  • Selbständige arbeiten weniger und verdienen mehr
    Selbständige können sich ihre Zeit frei einteilen und haben mehr Freizeit bei gleichzeitig mehr Einnahmen/Profi.

    Ich habe ja bereits in Teil 3 dieser Artikelserie den Mythos der völlig freien Zeiteinteilung angesprochen.

    Die Realität bei vielen Selbständigen sieht allerdings so aus, dass vor allem in den Anfangsjahren deutlich mehr Stunden gearbeitet wird, als das bei Angestellten der Fall ist. Rechnet man dann noch die oft übersichtlichen Einnahmen auf die Stunden um, kommt man auf einen Stundenlohn, der besorgniserregend ist.

    Wer also beim Gang in die Selbständigkeit erwartet, dass man sofort mehr verdient und dafür weniger arbeitet, wird sich eine “blutige Nase” holen.

    Langfristig ist es dagegen möglich, dass man sich etwas aufgebaut hat und die Einnahmen relativ hoch sind und man sich nicht mehr so abstrampeln muss wie am Anfang. Die Zahl der Selbständigen, die wirklich sehr viel Kohle scheffeln und meist am Strand rumliegen, ist aber sehr überschaubar.

    Zudem ist es leider so, dass beileibe nicht alle Gründungen auch dauerhaft bestehen bleiben. Nach einer Studie der KfW aus dem Jahr 2011 sind 15% der Gründungen nach einem Jahr schon wieder Geschichte. Nach 3 Jahr gibt es rund 1/3 nicht mehr.

    Man sollte nicht mit der Erwartung in die Selbständigkeit gehen, dass man weniger arbeiten muss und mehr verdient. Besonders zu Beginn ist in der Regel genau das Gegenteil der Fall.

  • Man kann in kurzer Zeit Reich werden
    Als Selbständiger kann man in kurzer Zeit reich werden, ganz besonders im Internet, wo es doch kein Problem ist viel Geld zu verdienen.

    Gerade bzgl. des Internets gibt es zumindest bei einigen Menschen die Vorstellung, dass man in kurzer Zeit Reich werden kann. Und leider gibt es immer wieder sogenannte Experten, die das behaupten, meist um ihre eigenen eBooks etc. zu verkaufen.

    Ich habe mich diesem Mythos bereits in einem Artikel ausführlich gewidmet.

    Dort habe ich ausführlich und deutlich dargestellt, dass die Selbständigkeit im Netz in vielen Punkten einer Offline-Selbständigkeit ähnelt. Und das bedeutet viel Arbeit, Durchhaltevermögen, Risiken und keine Garantie.

    Man sollte sich von den hin und wieder durchaus auftretenden Erfolgsstories von Startups, die z.B. von Google und Co. gekauft werden, nicht blenden lassen.

    Als Selbständiger wird man in der Regel nicht reich und schnell geht es schon mal gar nicht. Wer hier eine Abkürzung sucht, weil er keine Lust zum Arbeiten hat, sollte sich das mit der Selbständigkeit nochmal genau überlegen.

  • Es reicht, wenn ich so viel verdiene, wie in meinem vorherigen Job
    Wenn man so kalkuliert, dass man unter dem Strich so viel verdient, wie man vorher in seinem Job netto verdient hat, dann sollte das doch reichen.

    Leider kommen durch diese Denkweise die vielen Dumpingpreise zustande, die manche Branchen schon recht kaputt gemacht haben. Wer kann als Selbständiger schon mithalten, wenn ein Konkurrent dieselbe Leistung für die Hälfte anbietet.

    Allerdings wird dieser Konkurrent daran nicht lange seine Freunde haben, schließlich muss auch er irgendwann all das bezahlen, was ein Angestellter von seinem Nettolohn nicht mehr bezahlen muss.

    Altersvorsorge ist ein Beispiel für die Kosten, die man als Selbständiger zu 100% hat. Das gleiche gilt für die Krankenversicherung.

    Hinzu kommt, dass Selbständige nicht nur die Umsatzsteuer wieder abführen müssen, sondern auch Einkommensteuer auf die eigenen Einnahmen zahlen müssen.

    Das sind alles Kosten, die bei einem Angestellten bereits abgezogen wurden, wenn er sein Netto erhält.

    Hinzu kommt, dass kaum eine Selbständigkeit immer gleich läuft und es auch mal Durststrecken gibt. Für diese muss man in guten Zeiten ebenfalls vorsorgen, so dass das angepeilte Einkommen einen Risiko-Zuschlag enthalten sollte.

    Ein weiterer großer Fehler, der oft gemacht wird, ist eine viel zu hohe prognostizierte Arbeitsauslastung. Kein Selbständiger kann 100% seiner Arbeitszeit für abrechenbare Kundenprojekte arbeiten. Mal abgesehen davon, dass man nicht immer volle Auftragsbücher hat, benötigen Verwaltungsaufgaben ebenfalls eine Menge Zeit.

    Rechnet man das alles zusammen, sollte man mindestens das Doppelte des gewünschten Netto-Einkommens anpeilen.

    In diesem Artikel habe ich das Thema “Stundensatz-Kalkulation” ausführlich behandelt.

    Selbständige haben sehr viel mehr Kosten als Angestellte und deshalb bleibt oft nur 50% oder sogar weniger von den Einnahmen dann wirklich “netto” übrig. Das sollte man bei der Planung auf jeden Fall berücksichtigen.

  • Selbständige können alles von der Steuer absetzen
    Selbständige sind viel besser dran als Angestellte, da sie alles von der Steuer absetzen können und damit sogar Geld sparen.

    Das ist auch so ein Mythos, den ich immer mal wieder höre. Wenn man diesen Aussagen Glauben schenkt, dann machen die Selbständigen sogar noch etwas gut, wenn Sie Geld ausgeben.

    Dem ist natürlich nicht so. Richtig ist, dass die Mehrwertsteuer bei betriebsbedingten Ausgaben mit der Mehrwertsteuer der Einnahmen verrechnet werden kann. Und auch bei der Einkommenssteuer wirken sich betriebliche Kosten gewinnmindernd aus und verringern die zu zahlende Einkommenssteuer.

    Auf diese Weise kann man also durchaus Kosten sparen und bekommt Betriebsmittel günstiger, als wenn man sich diese privat kaufen würde. Allerdings vergessen hierbei viele, dass man trotzdem das Geld ausgeben muss. Man kommt also etwas günstiger an notwendige Artikel und Leistungen für die Firma, aber Geld kosten diese immer noch eine Menge.

    Natürlich gibt es auch Selbständige, die private Ausgaben als geschäftlich angeben und auf diese Weise die MwSt. sparen wollen. Aber das ist Steuerhinterziehung und damit strafbar.

    Man kann bei Betriebsausgaben zwar teilweise etwas Geld sparen, aber nichts desto trotz muss man Geld aufbringen und dieses natürlich erst einmal erwirtschaften. Selbständige im Netz haben allerdings verhältnismäßig wenige Kosten und deshalb spielt das dort eher eine geringere Rolle.

Fazit

Auch dieser Artikel soll nicht demotivieren, sondern dazu beitragen, dass Existenzgründer nicht mit falschen Erwartungen und Vorstellungen in die Selbständigkeit starten, sondern von Anfang an richtig kalkulieren.

Dass man langfristig erfolgreich sein und gutes Geld verdienen kann ist unbestritten, aber der Weg dorthin ist weder einfach, noch gibt es eine Garantie auf Reichtum.

Wer mit realistischen Erwartungen in die Selbständigkeit startet, ist auf jeden Fall besser vorbereitet.

So geht es weiter

Im 6. Teil dieser Artikelserie geht es um die Kosten der Selbständigkeit.

Peer Wandiger

26 Gedanken zu „Mythen der Selbständigkeit – 5. Geld“

  1. “Es reicht, wenn ich so viel verdiene, wie in meinem vorherigen Job”

    Dieser Mythos kommt wohl vorallem daher zu stande, weil viele sich gar nicht im klaren ist woraus ihr Gehalt besteht. Viele wissen leider noch nicht mal was Brutto und Netto ist und das der Arbeitgeber ja noch zusätzlich was abdrückt.

  2. Hallo Peer!

    Wieder einmal kann ich hier voll zustimmen. Richtig viel Kohle scheffeln meiner Erfahrung nach nur wenige (und ich habe viel Einblick in das Finanzielle bei Selbständigen, da ich in einer Steuerberatung arbeite). In den ersten Jahren schon gar nicht. Es gibt viele, die grade so eben über die Runden kommen. Und es gibt auch welche (allerdings eher die Minderheit), die Verluste machen – zumindest vorübergehend.

    Und das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt, den man bedenken sollte: Als Selbständiger hast du auch viel mehr Risiko wie als Angestellter. Du kannst als Selbständiger auch Verluste machen. Meist haftest du dann auch mit deinem Privatvermögen. Oft ist es so, dass im Anschluss eines Konkurses auch der Privatkonkurs droht. Deshalb bin ich der Meinung, dass man es Selbständigen auch durchaus gönnen kann, wenn sie mehr verdienen. Da es auch wieder anders kommen kann und wichtige Kunden ausfallen, wegbrechen etc…

    Somit reicht es auch meiner Meinung nach nicht, wenn man so viel verdient wie in einem vorigen Job. Besonders nicht in guten zeiten, wo die Wirtschaft gut läuft. Da sollte man auch daran denken, Rücklagen zu bilden. Schlechtere Zeiten kommen bestimmt.

    Zum Punkt Selbständige arbeiten weniger: Es kann durchaus sein, dass das zutrifft. Wenn dann aber auch meist erst nach einigen Jahren, nachdem sich alles etabliert hat. Zu Beginn arbeitet man meist viel mehr. Selbständige gehen sehr stark in Vorleistung. Sie investieren viel Zeit ohne gleich etwas dafür zu verdienen. Sie können sich in vielen Fällen auch gar nicht sicher sein, ob das dann auch nachgefragt wird. Sprich ob sie überhaupt dafür entlohnt werden. Ganz anders der Angestellte, der seinen Lohn am Monatsende auf jeden Fall erhält.

    Liebe Grüße
    Martin

  3. Es gibt sogar Selbständige, die “Stundenlohn” statt “Honorar” sagen und anscheinend meinen, das sei irgendwie dasselbe. Dann ist es kein Wunder, wenn mancher Angestellte neidisch reagiert…

  4. Der Artikel beschreibt sehr anschaulich die Probleme der Selbstständigkeit. Aus eigener über 20 jähriger Erfahrung in der Selbstständigkeit kann ich dem nur zustimmen. Leider wird aber immer noch geglaubt, Selbstständige können immer und von jedem gemolken werden, sie haben ja Geld im Überfluß. Auch zur Arbeitszeit gibt es völlig falsche Ansichten, eine 60 Std.-Woche es fast normal. Also Danke für diese deutliche Klarstellung

  5. Leider sind diese Mythen weit verbreitet. Was natürlich vor allem daran liegt, dass viele Leute sehr Eindimensional denken: Stundenlohn ist Stundenlohn, egal ob Angestellter oder Selbständiger. Und auf Basis von diesen Annahmen bekommen dann die Angestellten große Augen, wenn ein Selbständiger 60 Euro die Stunde verlangt.

  6. Das ist wieder ein Super toller Artikel geworden auch wieder sehr Lesenswert und ich hoffe das diese Artikel Serie noch lange nicht zu Ende ist;)
    Denn ich habe sie bis jetzt sehr interessant gefunden.
    Ich finde es entspricht ein bisschen was man so Internet zu lesen bekommt nach dem Moto; nach einer Woche mit nur 1stunde pro Tag wird man Steinreich und ganz ehrlich wer sich nach diesem Moto selbständig macht kann es gleich an den Nagel hängen. Auf jeden Fall ist es ein steiniger Weg sich selbständig zu machen, vor allem die ersten zwei Jahre bis das ganze ins Rollen kommt braucht man auf jeden Fall viel Geduld und nerven dafür.

  7. Geld ist die absolut falsche Motivation für die Selbstständigkeit. Sollte Geld das einzige Ziel sein, ist die Unzufriedenheit vorprogrammiert, selbst wenn das Ziel erreicht werden sollte. Wie es der Zufall will, habe ich auf meinem Blog gerade einen Artikel über meine Motivation geschrieben. Geld und Prestige spielen da keine Rolle.

  8. Ich habe auch gedacht, dass ich als Selbstständiger auf einmal alles von der Steuer absetzen kann, aber Pustekuchen. Als Kleinunternehmer geht das meines Wissens nicht. Dann braucht es wohl noch ein Jährchen 🙂

  9. Irgendwie macht mir der Artikel ein wenig Angst. Dass es so viele Fallstrike gibt hätte ich nicht gedacht. Beispielsweise war der Punkt mit der Steuer klar, aber nicht direkt und bewusst im Kopf… bin am grübeln.

  10. Hmm, so einige Argumente find ich etwas dürftig betrachtet.

    Thema Krankenversicherung: Als Selbstständiger zahle ich monatlich weniger (private KV) als damals als Selbstständiger. Es kommt halt drauf an, in welcher Situation man steckt. Der Unterschied dürfte aber als freiwilliges Mitglied bei einer gesetzlichen KV maximal 300€ pro Monat ausmachen.

    Angestellter: Hälfte von 15,5%, Selbstständiger: volle 15,5%. Beiträge sind gedeckelt.

    Thema Rente: Ist die Frage, ob ein Angestellter sich nicht ohnehin privat um seine Rente kümmern sollte. Dann gibt sich das nicht mehr so viel.

    Thema Umsatzsteuer: Als selbstständiger Dienstleister gehe ich zu meinem Auftraggeber, verhandle meinen Stunden- oder Tagessatz und schlage DANN die MwSt drauf. Umsatzsteuer ist nur relevant, wenn ich ein Produkt an Privatpersonen vertreibe, die in der Regel in Preisen inkl. MwSt rechnen.

    Thema Einkommenssteuer: Ist in etwa genauso hoch wie als Angestellter. Das gibt sich nichts.

    Steuer absetzen: Das Argument ist zwar richtig, dass ich trotzdem das Geld aufbringen muss. Wenn ich aber ein iPhone 5 haben will und das zufällig sowieso als Entwicklungsgerät für meine Apps brauche, dann komme ich billiger weg als ein Angestellter, die sich das Ding zum Vollpreis kaufen müssen. Ich kann zum einen die MwSt abziehen und dann noch Steuern sparen, wenn ich den Kauf von der Steuer absetzen kann. Das geht natürlich nur bei Sachen, die man auch als Unternehmensausgabe deklarieren kann.

    @ Jakob:
    Wenn du keine Umsatzsteuer ausweist, kannst du diese auch nicht zurückbekommen, das ist richtig. Aber als Kleinunternehmer kannst du Unternehmensausgaben ja trotzdem von der Einkommenssteuer absetzen. Wenn du 10.000€ pro Jahr einnimmst und dein Webserver 100€ im Monat kostet, kannst du natürlich pro Jahr 1.200€ an Serverkosten abziehen und zahlst nur noch auf 8.800€ Steuern (wovon du wiederum 8.000€ Freibetrag hast, aber das führt zu weit).

    @ Thomas:
    Im Endeffekt ist der Unterschied bei der Steuer nicht so groß. Dafür gibt es auch Steuerberater. Wenn du als selbstständiger Dienstleister arbeiten willst (also nach wie vor Zeit gegen Geld tauschst), musst du vor allem unbezahlte Krankheitszeit, unbezahlte Unternehmensorganisation, unbezahlte Kundenakquise mit einbeziehen und deinen Stundenlohn entsprechend hoch ansetzen. Das Thema Steuern ist aber halb so wild.

  11. @ Chris
    Sicher weiß ein Teil der Gründer was der Unterschied zwischen Netto und Brutto ist und hat sich auch darüber informiert, wann welche Steuern fällig werden usw.

    Allerdings habe ich auch andere Erfahrungen gemacht und manch einer geht leider viel zu naiv und uninformiert in die Selbständigkeit, gerade was die Finanzen angeht.

  12. @Chris: meiner Meinung nach ist eher deine Betrachtung etwas dürftig 😉

    1) KV: vielleicht zahlst du jetzt in der privaten KV noch weniger, aber nach 20 Jahren oder bei Beginn der Rente kommt hier oft das große – und böse – Erwachen. Der Unterschied ist durch den vollen Beitrag auch in der GKV zu einem Angestellten teilweise enorm, Deckelung liegt irgendwo bei 800 (?) Euro pro Monat.

    2) Angestellte haben gerade im Bezug auf die Rente insbes. bei größeren Unternehmen DEUTLICHE Vorteile, da hier verschiedene Betriebsrenten Modelle zur Verfügung stehen. Dazu kommt der halbe AG Anteil zur ges. RV

    3) Was du als Unternehmensausgabe anpreist haben die meisten Angestellten in vergleichbaren Lohngruppen schon lange. Angefangen beim kostenlosen Firmen-Laptop, über Handy etc. Lässt sich übrigens als Werbungskosten im Zweifel auch teilweise steuerlich absetzen, was den ähnlichen Effekt hat wie eine BA

    4) “Der Unterschied bei der Steuer ist nicht so groß” – kurzes Schmunzeln 😉 Hast du dich schon einmal mit der Steuerbelastung für Kap-Gesellschaften beschäftigt? Anders als bei Freiberuflern/ Personengesellschaften fällt hier nicht verrechenbare Gew-Steuer + Körperschaftssteuer + EK-Steuer an. Bei 100k Gewinnausschüttung bleiben ca. 50.000 Privat netto übrig. Das Thema Steuern ist deshalb gerade für Unternehmer NIE “halb so wild” 😉

  13. Hi Peer,

    danke für den Artikel!

    Mythen aufdecken ist immer cool! 😉

    Das mit dem Schnell-reich-werden-Mythos kann ich nur bejahen. Im Internet gibt es zwar den Vorteil der Automation, aber dennoch muss man Zeit und harte Arbeit reinstecken (wie bei einem normalen Business auch).

    Gruß
    Vladislav

  14. @Michael:
    Danke für deine Ergänzungen, habe auf jeden Fall was mitnehmen können. Muss aber trotzdem nochmal auf deine Punkte eingehen.

    1) Der Deckel liegt derzeit bei 610€ (15,5% von 3937,50). Wenn du als Angestellter so viel verdienst wie als Unternehmer, zahlst du also als Unternehmer die 50% drauf, die normalerweise der Arbeitgeber zahlt. Also maximal 305€.

    2) Okay, ich war in keinem großen Unternehmen angestellt, daher mag das für den einen oder anderen sicherlich attraktiv sein.

    3) In der Regel dürfen Firmengeräte nicht für den Privatgebrauch eingesetzt werden. Wenn doch, dann nur, weil der Arbeitgeber ein Auge zu drückt. Die Auflagen zum Datenschutz und der Haftung sind z. T. enorm was Firmenmaterial bei Privatnutzung angeht. Das machen viele Arbeitgeber nicht mit und schließen Privatnutzung einfach aus.

    Der Nachteil bei großen Unternehmen ist dann meist wieder, dass man oft irgendwelche ollen Kamellen bekommt. Dass ein Unternehmen wie Daimler seinen Mitarbeitern allen mal einen ein iPhone 5 verpasst ist unwahrscheinlich.

    4) Nein, hab ich nicht. Aber die Zielgruppe, die hier mitliest, hat in der Regel keine Kap-Gesellschaft, sondern lässt sich von der Steuer abschrecken, die man angeblich so abdrücken muss. Für die meisten Einzelnunternehmer und Selbstständigen ist der Steuersatz vergleichbar mit den Steuern aus dem Angestelltenverhältnis. Das ist vereinfacht ausgedrückt, reicht aber für den Anfang aus.

  15. Eine gute Zusammenfassung!

    Vor allen beim Punkt, errechnet Preis beim Selbständigen ist nicht gleich zu setzen mit Stundenlohn beim Angestellten ist wichtig. Leider gibt es viele Neulinge die hier nicht richtig kalkulieren und dann Dumping Preise anbieten. Nach kurze Zeit verschwinden diese wieder vom Markt und schon sind die Preis auf Dauer im Keller.

    Zu Krankenversicherung.

    Natürlich kann ein jüngere Selbständige mit die PKV günstig fahren. Selbst für Gründer kostet die GKV auch bei die Gründer Tarife die es oftmals gibt für die KK und PV um die 300 Euro im Monat.

    Dagegen erhält man die PKV oft schon viel billiger.

    Nur muss sich jeden im klaren sein, das die PKV im Alter deutlich teure wird. Zudem ist diese nicht daran gekloppelt wie viel Ihr an Einnahmen habt.

    Wer später im Ruhestand ist muss sich darauf gefasst machen das die PKV im Monat leicht 800 und mehr Euro haben will. Diese Faktor muss jeder mit einrechnen. Dabei fragt die PKV nicht ob ihr so viel Geld habt, sondern die verlangen diesen Betrag einfach.

    Auch sollte sich keiner zu viel erwarten von die in jungen Jahren gezahlte Altersrückstellungen bei der PKV. Diese dämpfen auf keinen Fall die Beiträge auf ein dauerhaften niedrigen Niveau.

    Und wer einmal zu PKV wechselt muss sich im klaren sein das diese Schritt endgültig ist. Es gibt kaum eine Möglichkeit später wieder in die GKV zurpck zu kehren. Lasst euch nicht von irgendwelche Aussagen wie “wenn ihr die PKV nicht mehr bezahlen könnt, dann sucht ihr euch einfach ein Teilzeitjob und schon seit ihr wieder in die GKV”.

    Diese Rechnung funktioniert nicht, schon weil es nicht so einfach ist so ein Nebenjob zu bekommen und selbst wenn dies gelingt ihr mindestens 1 Jahr darin beschäftigt sein müsst, damit ihr überhaupt eine Chance habe in die GKV zu kommen.

  16. Hallo,

    danke für den tollen Artikel. Ich lese diese Serie wirklich sehr gern. Da einem viele Sachen bekannt vorkommen und manches schon heiße Diskussionen ausgelöst hat.

    Freu mich schon auf deinen nächsten Beitrag.

  17. Eine schöne Zusammenfassung! Ich war erst vor kurzem bei einem Beratungstermin zum Thema Selbstständigkeit und der nette Herr hat mich unter anderem auch genau auf diese Punkte hingewiesen. Ich glaube, dass viele Selbstständige vom schnellen Geld träumen, ohne sich davor jedoch auch über die Gefahren und Risiken klar zu werden.

  18. Laut Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensverteilung_in_Deutschland liegt der Median der Einkommensverteilung für Unternehmer mit knapp 14.000EUR pro Jahr fast 10.000 EUR unter dem für Angestellte. Der Median ist quasi die “ungewichtete Mitte”, also der Punkt, bei dem die eine Hälfte mehr verdient, und die andere Hälfte weniger.

    Dass der Median für Unternehmer so niedrig ist, liegt allerdings auch an diesen ganzen Scheinselbständigkeiten: Bofrost-Fahrer z.B. sind alle Unternehmer, und viele von denen kommen auf einen Stundenlohn von unter 5EUR Brutto, ähnlich wie Franchisenehmer bei großen Bäckereiketten, usw.

    Grundsätzlich verdient man als Selbständiger/Unternehmer allerdings schon mehr als als Angestellter. Zumindest wenn man nicht krank wird, kein wichtiger Zulieferer oder Großkunde in die Binsen geht, kein betriebsnotwendiges Gerät ausfällt, und was nicht alles… Daher ist es, wie Martin oben bereits erwähnt hat, wichtig, Rücklagen zu bilden. Wenn das Geschäft erstmal läuft, sollten das sicher 3-6 Monatsumsätze sein.

  19. Mythos Nr.3: “Man kann in kurzer Zeit Reich werden” ist mein Liebliengsmythos. Es gibt so viel Spam und Werbung diesbezüglich im Internet, dass es schon langsam lächerlich ist..Und trotzdem gibt es viele, die das glauben, da es schon “richtig gute”-fake Videos gibt, welche eben einen verwirren können : )

    Danke für diese Liste,
    lg aus Wien

  20. Danke Peer erstmal für die Auflistung. Ich denke die meisten, die mit solchen Mythen kokettieren haben auch keinen wirklich ernstzunehmenden Businessplan erstellt.
    Darüberhinaus sollte eine werdende Selbstständigkeit aus einer gefestigten Arbeitssituation heraus erfolgen und nicht aus Verzweiflung o.ä.

    Dann finde ich es überaus wichtig, das man mit der Selbstständigkeit, die man ausübt, Leidenschaft verbindet, weil sie sonst nur Leiden schaft ;-).

    Ich bin derzeit noch Angestellter, möchte mich aber mittelfristig auch Selbstständig machen. Einen Businessplan habe ich bereits schon. Dazu verschiedene Projekte geplant.

    Bei dir auf dem Blog finde ich immer die passenden Tipps das ich meine Ziele irgendwann auch erreiche.

    LG Marc

  21. @Jan

    Rücklagen zu bilden um mal 3 bis 6 Monate lange schlechte Zeiten überbrücken zu können ist zwar richtig und hört sich auf den ersten Blick auch richtig an.

    Leider ist dies aber für viele Einzel Selbständigen kaum zu erreichen. Selbst wenn es mal gute Zeiten gibt die länger dauern und mal entsprechende Rücklagen gebildet werden können, kommt es doch in die letzten Jahren eher dazu das diese gute Zeiten kaum lange genug sind um wirklich die nötigen Rücklagen zu bilden.

    Wir reden hier um Gesamtsummen zwischen 10 000 und 15 000 Euro.

    Übrigens.

    Die BoFrost Fahrer sind angestellte Verkaufsfahrer und erhalten ein geringe Festgehalt plus ein Anteil am Verkauf.

    Bei Eismann sind die Fahrer hingegen alle selbständige Unternehmer die aber faktisch alle nur Scheinselbständige sind.

  22. Sicher scheint es für einen Angestellten so, als habe ein Selbständiger “unmengen” an Geld zur Verfügung. Klar verdient man hier auch mal bei dem ein oder anderen Auftrag sehr gutes Geld in wenig Zeit, aber die Ausgaben darf man nie vergessen. Für die Steuer etwas zurücklegen, Versicherungen usw.
    Ein Selbständiger muss sich um sehr viel selbst kümmern, und dafür soll es auch einen entsprechende Entlohnung geben.

  23. @Peter

    Die Sache mit Bofrost stimmt natürlich, habe ich auch grad gelesen. Da habe ich wohl etwas verwechselt.

    Aber die Sache mit den Rücklagen muss mmN auf Dauer, also wenn das Geschäft läuft, eingehalten werden, vor Allem als Einzelunternehmer. Sich dauerhaft von einem Monat zum anderen zu hangeln, schafft nicht nur Unsicherheit, sondern vor Allem auch Stress und Existenzängste, die dann schneller zu Konzentrationsstörungen und Krankheit – und somit Verdienstausfall – führen.

    Dem zu urteilen, was ich so gehört habe, scheitern die meisten kleineren Unternehmen daran, dass keine oder zu wenige Rücklagen gebildet wurden. Tritt dann irgendein unerwartetes (und meist auch unverschuldetes) Ereignis ein, wie z.B. längere Krankheit, familiäre Geschichten, die Wirtschaftskrise 2008, oder – ganz profan – irgendein Google-Update, dann steht man ganz ohne finanzielles Polster schnell im Regen…

  24. Hallo Peer,

    wirklich guter Artikel und auch ich lese diese Reihe besonders gerne! Vielleicht könnte man noch ergänzen, dass man als Selbstständiger auch mal gar kein Geld verdient wenn man z.B. krank ist oder im Urlaub. Mein Mann hatte vor Kurzem drei Wochen Urlaub (er ist angestellt) und das wäre bei mir als Selbsständige nicht möglich.

    LG Sandra

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