Risiken in der Cloud – Pro und Contra von Online-Services für Selbständige

Risiken in der Cloud - Pro und Contra von Online-Services Die Cloud wird immer wichtiger.

In den letzten Monaten habe ich immer wieder Anbieter vorgestellt oder interviewt, die Cloud-Services bereitstellen.

Von einfachen Foto- oder Mailservices, über ToDo-Dienste und Online-Speicher, bis hin zur Dokumentenverwaltung oder Online-Rechnungs- und Projektmanagement-Anbietern waren viele verschiedene Angebote dabei.

Dabei fällt auf, dass fast jeder Selbständige in irgendeiner Form die Cloud nutzt und das oft sogar unbewusst.

In diesem Artikel werde ich kurz auf die Cloud eingehen und deren Vorteile vorstellen. Schwerpunkt des Artikels werden aber die Risiken sein, welche die Cloud für Selbständige und Freiberufler mitbringt.

Die Cloud für Selbständige und Freiberufler

Wie schon gesagt, nutzt so gut wie jeder Selbständige und Freiberufler in irgendeiner Form bereits die Cloud.

Die eigene Website bei einem Hoster, der Mailserver oder der Fotosharing-Anbieter sind mittlerweile normal und werden ganz selbstverständlich genutzt.

Bei anderen Cloud-Diensten tun sich Selbständig und Freiberufler dagegen schwer. Dabei unterscheidet man vor allem 3 Bereich des Cloud Computing:

  • Infrastructure as a Service (IaaS)
    Darunter versteht man die Bereitstellung von Rechenleistung, Speicherplatz und ähnlichem. Es ist der einfachste Dienst und enthält keine Software oder sonstiges. In der Praxis sind das z.b. Online-Festplatten.
  • Platform as a Service (PaaS)
    Einen Schritt weiter geht dieser Service-Typ. Hier werden neben der Hardware auch Software-Dienste angeboten. So könnte es ein Betriebssystem sein, eine Datenbank oder auch eine Middleware-Komponente, deren Zuteilung und Einstellungen man transparent vornehmen kann. Die PaaS kann z.B. die Grundlage für einen eigenen Webservice sein.
  • Software as a Service (SaaS)
    Der gängigste Typ sind allerdings die “Software as a Service” Angebote. Dabei steht die Anwendung im Fokus und man kann als Kunde bestimmte Funktionen nutzen, ohne die dahinter stehende Infrastruktur zu kennen oder irgendeinen konkreten Einfluss darauf nehmen zu können. Hier sind Services wie Online-Rechnungs-Services und ähnliches zu nennen.

Natürlich nutzen mittlerweile auch Privatpersonen intensiv solche Cloud-Dienste. Flickr, Apple-Cloud etc. sind stark im kommen. Dennoch konzentriert sich dieser Artikel auf die Anforderungen von und Risiken für Selbständige und Freiberufler, da sich diese gegenüber Privatpersonen doch deutlich unterscheiden.

Die Vorteile der Cloud

Die Vorteile der Cloud sind unbestritten. Nicht umsonst werden immer mehr solche Services genutzt:

  • Verfügbarkeit
    Cloud-Angebote sind im Grunde von überall und mit jedem internetfähigen Gerät nutzbar. Man muss bei einem Kunden auf Projektdaten zugreifen? Mit einem Browser und dem Passwort ist das kein Problem.
  • Aktualität
    Gute Cloudanbieter pflegen ihr Angebot und bieten somit immer die aktuellsten Features an. Auf dem Rechner des Anwenders muss dagegen nichts installiert werden und der eigene Rechner muss in der Regel auch nicht besonders leistungsfähig zu sein.
  • Flexibilität
    Es gibt zu fast jedem denkbaren Anwendungsfall mindestens einen Cloud-Anbieter. In der Regel hat man sogar die Auswahl unter vielen Anbietern. Man kann zudem recht schnell mehr Funktionen/Leistung hinzu buchen.
  • Start-Kosten
    Es fallen in der Regel keine Investitionskosten für Hard- und Software an, da Cloud-Dienste meist nutzungsbasiert abgerechnet werden.

Diese Vorteile sind für viele Unternehmen sehr reizvoll, da man zu sehr geringen Kosten leistungsstarke Services nutzen kann und auch nicht so viel personelles Know How bereitstellen muss.

Risiken in der Cloud

Dem gegenüber stehen allerdings die Risiken der Cloud. Im Folgenden möchte ich einige davon vorstellen:

  • Sicherheit
    Ganz oben auf der Liste der Risiken steht die Sicherheit der Daten. Hier haben Unternehmen die meisten Bedenken und deshalb ist dies auch der Hauptgrund, warum immer noch viele zögern die Cloud geschäftlich zu nutzen. Zumindest bei sensiblen Daten ist man sehr zurückhaltend. Wer gibt interne Daten zu Kunden, Finanzen und Co. gern an Dritte raus?

    Die Bedenken sind nicht ganz unbegründet. So ist der Transportweg der Daten genauso ein Problem, wie die Sicherstellung, dass kein Dritter Einblick in die Daten bekommt.

    Ebenso sind große Cloud-Anbieter natürlich ein immer beliebteres Angriffsziel für Kriminelle, um Daten zu stellen, den Anbieter zu erpressen oder sonstigen Missbrauch zu betreiben.

  • rechtliche Aspekte
    Gerade für deutsche Unternehmen spielen rechtliche Aspekte ebenfalls eine wichtige Rolle. So ist der Ort der Lagerung ein wichtiger Aspekt, da die Rechtslage in anderen Ländern natürlich anders ist und man z.B. den Zugriff von Regierungen auf die Daten verhindern möchte.

    Ebenso ist der Datenschutz sehr wichtig. Bestimmte Daten dürfen nicht außerhalb der EU gelagert werden.

  • Zugang
    So vorteilhaft es klingen mag, dass man per Browser von überall auf seine Cloud-Daten zugreifen kann, so problematisch kann das auch sein. Fehlt das Internet oder gibt es Störungen, kommt man nicht an seine Daten.

    Zudem kommt es leider immer wieder vor, dass auf einem anderen Rechner Viren vorhanden sind und diese z.B. das Passwort ausspähen, wenn wir uns dort bei unserem Cloud-Services anmelden.

  • Skalierung
    In der Theorie ist ein großer Vorteil der Cloud-Services, dass man flexible Leistungsressourcen nutzen kann. Allerdings sind die Gesamt-Ressourcen solcher Online-Services natürlich auch begrenzt. Und wenn sehr viele Nutzer auf so einen Service einströmen, dann kann das große Probleme mit sich bringen.

    So gab es erst vor kurzem ein Problem beim Launch von Wunderlist 2, einem Online-ToDo-Service. Neben technischen Problemen des großen Updates gab es zudem Überlastungen der Server, so dass viele Selbständige und Freiberufler tagelang nicht auf ihre ToDo-Listen zugreifen konnten.

    Hier ist man also davon abhängig, dass der Anbieter für eine ausreichende Skalierbarkeit sorgt.

  • Insolvenz
    Was passiert, wenn der Cloud-Anbieter Pleite geht? Wo bleiben die Daten und kann der Anbieter den Service einfach an jemanden anders verkaufen?

    Das sind Sonderfälle, die man als Nutzer vielleicht ignoriert, die aber im Ernstfall große Probleme mit sich bringen können.

  • Anpassung
    Es gibt zwar mittlerweile sehr viele Cloud-Services und man kann sich den am besten Passenden aussuchen, aber dennoch spielt das Thema Anpassung eine wichtige Rolle.

    Cloud-Services sind meist nicht so stark individuell anpassbar, wie das bei einer lokalen Lösung oft der Fall ist.

    Das kann zudem Probleme bei der Integration in andere lokale Lösungen mit sich bringen.

  • Kosten
    Zu guter Letzt sind die Kosten bei Cloud-Lösungen so eine Sache. Man spart sicher bei den Anfangsinvestitionen, aber auf Dauer kann es teuer werden. Schließlich basieren solche Clouddienste oft auf einer nutzungsbasierten Abrechnung, was über einen langen Zeitraum meist teurer wird, als eine einmal gekaufte Software.

Werden die Risiken in der Cloud überbewertet?

Die Liste der Risiken ist lang und sicher gibt es noch den einen oder anderen Punkt, den man hätte aufnehmen können.

Allerdings stellt sich die Frage, ob die möglichen Risiken in der Praxis wirklich diese große Rolle spielen. Oder sind die Befürchtungen übertrieben?

So ist z.B. die Sicherheit der eigenen Daten lokal oft nicht gegeben. Dafür fehlt in vielen, vor allem kleineren, Firmen einfach das Know How. Es ist erschreckend, wie blauäugig viele kleine Firmen mit Virenschutz, Backup von Firmendaten etc. umgehen. Ebenso ist die lokale “Lagerung” von Daten durch Brand, Wasserschaden, Einbruch, Technikschäden etc. keineswegs so sicher, wie manch einer glaubt.

Andere Cloud-Risiken, wie z.B. die Insolvenz eines Anbieters, sind eher theoretischer Natur und werden selten eintreten. Dagegen kann man bestimmte Risiken umgehen, indem man sich z.B. einen Anbieter aus Deutschland nimmt und somit rechtliche Probleme vermeidet.

Insgesamt denke ich, dass viele Bedenken gegenüber Cloud-Angeboten überzogen sind. Es ist für viele eben noch recht neu und so müssen sich die Nutzer erstmal daran gewöhnen.

Worauf sollte man achten?

Dennoch sollte man die Risiken nicht ignorieren und auf ein paar Dinge achten.

Eine intensive Planung sollte der Auswahl eines Anbieter voraus gehen. Die eigenen Anforderungen müssen genau definiert und die gewünschten Leistungen festgelegt werden. Dazu sollte man alle betreffenden Mitarbeiter einbinden. Ebenso sollte man definieren, was die Lösung unbedingt können muss und welche Funktionen unverzichtbar sind.

Ebenso sind gesetzliche Anforderungen und Schnittstellen zu vorhandenen Lösungen zu beachten.

Man sollte sich die Frage stellen, welche Daten und Leistungen man über Cloud-Services nutzen möchte. Bei sehr zeitkritischen bzw. sensiblen Daten sollte man besonders vorsichtig sein und Fallback-Lösungen für den Notfall planen.

Danach sollte man passende Anbieter prüfen und testen. Dem Service Level Agreement (SLA) kommt dabei eine besondere Rolle zu. Darin werden die wichtigsten Eckpunkte definiert und besonders die Vorgehensweise bei Problemen festgelegt. Man sollte z.B. nicht vergessen zu klären, wie die Abwicklung ist, wenn man kündigt.

Ausführliche Tipps zur Auswahl von Cloud-Anbietern finden sich in einem anderen Artikel hier im Blog.

Fazit

Die Cloud ist eigentlich nicht wirklich etwas neues. Schon seit vielen Jahren werden bestimmte Services aus der Cloud genutzt, ohne dass es den Leuten besonders auffällt. Nun aber “wandern” auch typische Offline-Anwendungen in die Wolke und das bringt Probleme bzw. Risiken mit sich, die man nicht ignorieren sollte.

Ich persönlich nutze die Cloud vor allem für (zeitlich) unkritische Dienste und nicht so sensible Daten. Ein kurzfristiger Ausfall ist deshalb kein großes Problem. Sensible Daten und Software nutze ich noch immer lieber lokal. Aber auch das wird sich wahrscheinlich in Zukunft ändern. Man muss sich halt nur daran gewöhnen und Erfahrungen sammeln.

Zudem ist die Cloud mittlerweile ein nützliches Backup-Medium, was das Risiko des Verlustes meiner wichtigsten Daten stark verringert.

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Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Risiken in der Cloud – Pro und Contra von Online-Services für Selbständige“

  1. Super Artikel immer weiter so, fande es relativ aufschlussreich hatte schon lange nichts mehr über die Cloud gelesen da frischt man doch gerne mal sein Gedächtnis auf

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  2. Hallo Peer,

    meine 2 cents: Ich finde man muss es davon abhängig machen, wie sensibel die Daten und Dienste sind die man in der Cloud hat. Beispiel: ich benutze Dropbox für das Backup meiner wichtigen Projektdokumente und Buchhaltungsdaten. Die Buchhaltungsdaten habe ich in einem verschlüsselten Laufwerk (einem Mac-Sparseimage) abgelegt. Ich mache regelmässig Backups mit Timemachine. 
    Das funktioniert ziemlich gut, weil ich auf die Projektdaten auch von anderen Rechnern aus zugreifen kann, die kaufmännischen Sachen gleichzeitig gut abgesichert sind und ich ein doppeltes Backup habe. 
    Bookmarks und Notizen habe ich bei Evernote, ich kann sie so von überall erreichen, aber wenn sie weg wären dann wäre das für mich nicht das Ende meiner wirtschaftlichen Existenz. 
    Ich habe einmal aufs falsche Pferd gesetzt als ich für die Knowledgebase unseres Produktes (BlackTri Optimizer, eine cloudbasierte A/B-Testing-Software) einen SaaS-Dienst verwendet habe. Der wurde plötzlich kostenpflichtig und teuer. Seitdem verwenden wir WordPress. 
    Lieben Gruss
    Eckhard

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  3. Für mich wäre das Thema Cloud Hosting sehr interessant. Zahle nur für Ressourcen die auch benötigt werden! Allerdings ist das aktuell wohl nur was für richtig fette Seiten!? Mal eben eine Instanz dazu schalten, warum nicht^^ Aber Core/RAM/Storage pro Zeit, da liegt man schnell bei 50,- EUR. Dann doch lieber einen kleinen Root-Server. Erinnert irgendwie an Handyverträge: Prepaid VS. Flatrate 😀

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  4. Danke für tolle Zusammenfassung! Heutzutage merken wir sogut wie gar nicht wie tief wir schon in e-Society leben! Egal wo wir sind….

    Ich glaube Cloud Welt wird immer größer, habe sogar schon von Microsoft gehört, dass die keine Betriebssysteme mehr rausbringen sonder online per Cloud wird ein BS angeboten. Hmm… ob die das realisieren können!?

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  5. Ich denke auch, man muss genau überlegen, welche Daten für wen Interessant sind, und welchen Aufwand man betreiben muss / sollte um die Daten zu schützen und zu sichern.
    Ansonsten, nehme ich die Cloud als praktische Gelegenheit gerne an.

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  6. Natürlich kommt es vor allem auf die Sensibilität der Daten an, ob die Cloud eine geeignete Lösung ist oder eben nicht. Das ist ja auch der Grund, warum mittlerweile viele Softwareanbieter beides anbieten – eine Inhouse-lösung oder eine Cloud.

    Der Artikel ist sehr aussagekräftig formuliert -vielen Dank dafür. Es gibt wie so oft Vor- und Nachteile!

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