Das Thema Steuern ist für viele Existenzgründer und Selbständige nicht nur ein Buch mit sieben Siegeln, sondern zudem ein notwendiges Übel. Viel lieber würde man sich mit seiner eigentlichen Selbständigkeit beschäftigen.
Doch leider kann man das Thema nicht gänzlich vermeiden, zumal es hier um bares Geld geht. Wer bei der Steuererklärung schlampt oder wichtige Fristen verpasst, für den kann es teuer werden.
Und da jeder Euro, den man spart, nicht mühsam erarbeitet werden muss, lohnt sich die Beschäftigung mit dem Thema.
In diesem Interview spreche ich mit Barbara Specht vom Business-Software Anbieter Lexware. Im Gespräch geht es unter anderem um negative Folgen, wenn man sich nicht um seine Steuern kümmert, wichtige Tipps und mehr.
Guten Tag Frau Specht. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.
Guten Tag – mein Name ist Barbara Specht und ich bin seit 2010 für Haufe-Lexware als Produktmanagerin tätig.
Bevor ich zu dem Freiburger Unternehmen kam, habe ich das Marketing-Team der Firma Intertek im US-amerikanischen Boston unterstützt.
Ich bin diplomierte Volkswirtin und habe Volkswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing & Operations Research an der Humboldt Universität in Berlin studiert.
Wie wichtig ist nach Ihrer Erfahrung das Thema Steuern für Selbständige?
Viele Selbstständige beschäftigen sich ungern – und deshalb häufig nur oberflächlich – mit dem Thema Steuern. Tatsache ist, dass man ziemlich schnell Ärger mit dem Finanzamt bekommen kann, wenn man die steuerrechtlichen Grundlagen nicht beachtet oder Fristen nicht einhält.
Außerdem hilft ein gewisses steuerliches Grundverständnis dabei, Steuern zu sparen oder zumindest nicht zu viel zu bezahlen.
Welche Folgen drohen, wenn man sich als Selbständiger mit dem Thema Steuern nicht (ausreichend) beschäftigt?
Ob mit oder ohne Steuerberater, wenn man einfach loslegt und sich keine Gedanken über die steuerlichen Konsequenzen macht, gibt es am Ende oft ein böses Erwachen: hohe Steuernachzahlungen oder Probleme mit dem Betriebsprüfer können die Folge sein.
Auf was sollte man als Existenzgründer beim Thema Steuern besonders achten?
Ein großes Thema ist die richtige Rechtsform bei der Existenzgründung.
Ein Einzelunternehmen oder eine Partnergesellschaft (z. B. GbR) sind in den ersten Jahren nach der Existenzgründung meist die steuerlich sinnvollsten Rechtsformen. Denn bei einer GmbH müssen auch bei kleinen Gewinnen oder Verlusten Geschäftsführergehälter gezahlt und Kosten für die gesetzlich vorgeschriebene Bilanzerstellung einkalkuliert werden.
Verluste der GmbH lassen sich nicht mit anderen (privaten) Einkünften des Unternehmers ausgleichen (z. B. Einkünfte aus nichtselbstständiger Tätigkeit als GmbH-Geschäftsführer); ein Verlustausgleich ist nur innerhalb der GmbH möglich.
Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften hingegen können Verluste grundsätzlich mit anderen Einkünften des Unternehmers verrechnet werden.
Wo liegt Ihrer Erfahrung nach vor allem noch finanzielles Potential für Selbständige beim Thema Steuern? Welche Chancen/Möglichkeiten bleiben meist ungenutzt?
Thema Fahrtenbuch und private Pkw-Nutzung: Häufig wird dem Finanzamt hier viel Geld geschenkt, weil es Konsequenz und Disziplin erfordert ein ordnungsgemäßes Fahrtenbuch zu führen.
Je nach persönlicher Situation führt ein individuell berechneter geldwerter Vorteil auf Basis der tatsächlichen privaten Nutzung zu einem weitaus niedrigeren Betrag als bei der pauschalen Besteuerung nach der Ein-Prozent-Regelung.
Immer wieder fragen mich Leser, auf was man steuerlich achten muss, wenn man neben einer Fest-Anstellung nebenberuflich Selbständig ist.
Viele nebenberuflich Selbstständige sind überrascht, wenn der Einkommensteuer-Bescheid ins Haus flattert: Auch die Nebeneinkünfte müssen versteuert werden.
Anders als bei der monatlichen Lohn- und Gehaltsabrechnung, wird die Steuer auf die Nebeneinkünfte nicht automatisch vom Finanzamt einbehalten. Sofern keine vierteljährlichen Einkommensteuer-Vorauszahlungen geleistet werden, können so schnell 1.000 EUR Steuernachzahlung zusammenkommen.
Was sind die Vorteile einer Steuer-Software (Desktop und/oder Online)?
Durch die Software spart man sich das Geld für den Steuerberater und – mit einem gutem Programm und den richtigen Steuertipps – holt man gleich noch mal mehr Geld vom Finanzamt zurück.
Gute Programme sind für die meisten Steuerfälle gewappnet und absolut ausreichend.
Selbst wenn der Nutzer mit einer Nebentätigkeit als Selbständiger noch etwas dazu verdient, eine Wohnung vermietet oder in einer Eigentumswohnung lebt, können diese Angaben problemlos mit der Steuer-Software erledigt werden.
Hochwertige Lösungen sind intuitiv und auch für den “Steuer-Laien” problemlos zu bedienen.
Auf was sollten Selbständige bei der Auswahl einer Steuer-Software besonders achten?
Kunden haben generell die Auswahl zwischen verschiedenen Lösungen und Preismodellen – abhängig von ihren Anforderungen und ihrem Beratungsanspruch. Bei Lexware bieten wir zum Beispiel spezielle Lösungen für Selbständige und Kleinstunternehmen an.
Bei smartsteuer.de können die Nutzer den Funktionsumfang kostenlos ausprobieren und zahlen erst bei Abgabe der Steuererklärung.
Generell ist es für Selbständige sinnvoll, eine Lösung zu wählen, die flexibel ist – sprich, die sich mit wachsendem Geschäft / Firma ausbauen bzw. upgraden lässt.
Was sind ihre wichtigsten Steuer-Tipps für Selbständige?
Zunächst einmal sog. vorweggenommene Betriebsausgaben: Betriebskosten, die bereits vor der Betriebseröffnung und in der Startphase der Unternehmensgründung anfallen, mindern den Gewinn.
Vorsteuerbeträge aus Eingangsrechnungen mindern die eigene Umsatzsteuer-Zahllast. Wichtig hierbei ist, dass der Unternehmer eine ordnungsgemäße Rechnung besitzt, in der die Umsatzsteuer ausgewiesen ist.
Ein weiterer wichtiger Tipp: Der Zuschuss für eine Unternehmensgründung aus der Arbeitslosigkeit heraus ist steuerfrei und unterliegt auch nicht dem sog. Progressionsvorbehalt.
Danke Frau Specht für das Interview.
Eure Fragen
Ich werde in Kürze ein Interview mit einem Steuerberater führen. Wenn ihr konkrete Fragen habt, die das Thema Steuern betreffen, dann freue ich mich über eure Kommentare. Ich werde diese dann in mein Interview einbinden.
Umfrage
Macht ihr eure Buchhaltung und Steuererklärung selber?
- Ja, ich mache meine Buchhaltung und Steuererklärung komplett selber. (45%, 1.427 Stimmen)
- Ich sammle nur Belege. Um den Rest kümmert sich eine Buchhaltungsbüro/Steuerberater. (34%, 1.065 Stimmen)
- Die Buchhaltung mache ich selber, aber der Steuerberater macht den Abschluss. (21%, 655 Stimmen)
Teilnehmerzahl: 3.147 (max. 1 Stimmen)
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Ein Softwaretipp von mir: Für nebenberuflich, aber auch hauptberuflich Selbstständige sollte die Software Easy Cash & Tax (Freeware) in Kombination mit Elster in der ersten Zeit vollkommen ausreichen. Bei Easy Cash & Tax gibt es diverse Plugins, wie zum Beispiel eine Elster-Schnittstelle für die monatliche Umsatzsteuer-Voranmeldungen. Man kann die Zahlen aber auch per Hand in die Elster-Vorlagen übertragen und abschicken. Ich war schon vor einigen Jahren damit zufrieden, und bin es heute auch noch. 🙂 Man muss also nicht gleich viel Geld in eine Buchhaltungssoftware stecken.
Ich nutze die Steuer Spar Erklärung nun seit 4 Jahren und bin überaus zufrieden mit den Tipps, Hinweisen und Hilfestellungen. Selbst als Selbständiger mit tausenden Buchungen pro Monat lässt dieses Programm nicht zu wünschen übrig – naja… vielleicht die fehlende Möglichkeit eine SuSa Liste zu bilden, aber die verlangt i.d.R. kaum jemand.
Ich nutze ebenfalls die Steuer-Spar-Erklärung der Akademischen Gesellschaft. Es gibt neben der normalen Version für alle auch welche für Selbständige, Lehrer und Rentner. Als Mac-User musste ich jahrelang die Windowsversion in einer VM laufen lassen – das ist Gott sei Dank vorbei. Seit 2011 gibts auch eine Mac-Version (auch für Selbständige), die super läuft. In meinem Blog habe ich einen ausführlicheren Bericht über die SSE geschrieben (und oben mit meinem Namen verlinkt).
Ich persönlich muss zugeben, dass ich selber nichts mehr mache und alles an den Steuerberater gebe. Vor allem aus rechtlicher Sicht fühle ich mich hier besser.Leider kostet das ganze auch etwas, aber bevor es der Staat bekommt 😉
Bei den Preisen der Steuerberater ist solche Software eine gute Sache, aber ich sehe das wie Andy, die rechtliche Seite ist beruhigender. Ich meine ganz ehrlich, die Steuerberater haben im Endeffekt auch bloß (wenn auch viel teuere) Software und wenn die den Jahresabschluss machen, dann klicken die paar mal und dann kommt der raus, dass kostet dann gleich paar hundert Euro und man ärgert sich.
Aber bei gewissen Entscheidungen, z.B. Autokauf privat oder auf Firma, 1% Regelung ja oder nein, wie man sich korrekt verhalten muss nach dem Kauf (Fahrtenbuch etc.) da ist ein echter Mensch mit dem man reden kann doch unersetzbar. Von daher wäre vielleicht eine Software gut, wo man eine Jahresgebühr zahlen kann, wo man im Gegenzug eine Beratung bekommt am Telefon, wenn man diese will/braucht.
Die Steuererklärung ist mit großem Zeitaufwand verbunden. Und deswegen entscheident, ob ich es dem Steuerberater übergebe oder selbst mit einer Software die Erklärungen übernehme. Ich kenne einige Unternehmer, die den Dienst einer teuren und renommierten Steuerkanzlei in Anspruch nehmen, weil diese eine “gute Beziehung” zum hiesigen Finanzamt haben.
Außerdem keine Angst haben vor Fragen an das Finanzamt. Ich habe stets gute Erfahrungen gemacht einfach dort anzurufen und mich zu erkundigen.
Die Finanzbeamten sind Euch meist wohlgesonnen, und sie haben auch überhaupt kein persönliches Interesse Euch in irgendeiner Weise finanziell zu schaden. Soll heißen, selbst wenn ihr mal etwas aus einer Grauzone fragt, wird sich der Finanzbeamte das nicht akribisch aufschreiben und eure Steuererklärung in X Jahren genau daraufhin überprüfen.
Meiner Erfahrung nach optimiert der Finanzbeamte eher auf seinen Arbeitsumfang (wenn ihr fragt, bevor ihr etwas einreicht, bedeutet dies oft weniger Arbeit für den Finanzbeamten, da weniger Schriftverkehr etc.)
Hallo,
ich denke als Selbständiger sollte man sich zumindest ein wenig mit dem Thema Steuern auskennen. Blindes Vertrauen in eine Software oder den Steuerberater finde ich unprofessionell und gefährlich.
Wer sich mit den Themen Einkommen- & Gewerbesteuer noch gar nicht beschäftigt hat, findet vielleicht meine beiden Artikel darüber interessant:
Einkommensteuer: http://www.das-unternehmerhandbuch.de/2013/02/12/einkommensteuer/
Gewerbesteuer: http://www.das-unternehmerhandbuch.de/2013/03/27/gewerbesteuer/
Viele Grüße
Heike