Vor- und Nachteile von Social Media für Selbstständige und KMU

Passend zur Blogparade “Social Networks im Business nutzen” schildert Jan Bartels die Vor- und Nachteile von Social Media für Selbstständige.

Social Media ist nach wie vor eines der Hype-Themen überhaupt. Zurecht, betrachtet man die Entwicklung von Mitgliederzahlen und Nutzungszeiten der bekannten sozialen Netzwerke, wie Twitter oder Facebook.

Längst bekannt ist, dass Social Media enorme Potentiale für Unternehmen bieten. Daher sind insbesondere die Vielzahl großer Unternehmen schon länger in Social Media aktiv.

Vergleichsweise weniger engagiert gehen Selbstständige und KMU mit der Thematik um.

Ungewissheit und schwarze Schafe

Immer wieder liest man, dass selbst ernannte Social Media Experten generell jedem Unternehmen, unabhängig von der Branche und der Unternehmensgröße, zu einem Social Media Engagement raten.

Der Grund dafür ist klar: Der Anbietermarkt ist mittlerweile sehr eng geworden und sie wollen natürlich Geld verdienen. Kleinunternehmern werden dadurch von Beginn an verunsichert und teilweise mit utopischen Versprechungen geködert.

Die Realität nach einer gewissen Anlaufzeit sieht dann meist weniger rosig aus. Die Erwartungen werden nicht erfüllt und die Unsicherheit im Umgang mit dem Thema Social Media ist noch größer.

Professionelle Berater hingegen wägen vorher gemeinsam mit dem Kunden ab, ob der Einstieg in Social Media wirklich sinnvoll ist und raten durchaus davon ab, wenn Grundvoraussetzungen nicht erfüllt sind. Denn Social Media sind zwar kostenlos in der Nutzung, nicht jedoch in der Betreuung.

Sie erfordern Leidenschaft, stetige Aufmerksamkeit und eben vor allem Zeit, um mit Nutzern zu interagieren, Inhalte zu recherchieren und die Social Media Strategie umzusetzen. Das heißt, dass Human Ressources dafür bereitgestellt werden müssen.

Falsche Vorstellungen

So groß die Euphorie zudem am Anfang oftmals ist, desto schneller verflacht diese im Zeitverlauf, wenn die Facebook Fanseite nach Monaten nur einige 100 Fans hat, Kommentare ausbleiben und eine Interaktion kaum stattfindet. Dies geht in der Regel mit falschen Vorstellungen einher.

Social Media ist vor allem als ein Investment zu sehen. Ähnlich wie bei der Geldanlage, beispielsweise in einen Fonds, gibt es mal positive und mal negative Entwicklungen. Langfristig und nachhaltig betrachtet, kann dieses Investment jedoch lohnen.

Festzuhalten gilt also, dass sich die Erfolge in Social Media nicht von heute auf morgen einstellen. Es gilt ständig am Ball zu bleiben, die Vorstellungen und die eigene Strategie gegebenenfalls zu überprüfen und dementsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Weiterhin gibt es Produkte und Branchen, über welche sich Social Media Nutzer generell lieber austauschen. Produkte, mit denen ein Käufer ein gewisses Erlebnis verbindet, beispielsweise aus der Unterhaltungselektronik oder Mode-Artikel, haben von vornherein eine bessere Ausgangsposition, um Erfolge in Social Media zu erzielen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Nischenanbieter oder Marken mit vermeintlich weniger attraktiven Produkten keinen Erfolg haben können. Dafür ist es aber dann notwendig, sich dem Thema Social Media wirklich anzunehmen, Ressourcen bereitzustellen und sich mit innovativen Marketing Ideen von den Wettbewerbern abzuheben.

Informationen gewinnen und nutzen

Wichtig ist es dem Kunden vorab zuzuhören, zu analysieren, auf welchen Social Media Plattformen diese sich aufhalten, wer die Meinungsführer sind und zu eruieren, ob und wenn ja, welche Plattformen für ein eigenes Social Media Engagement Sinn machen.

Der erste Schritt auf dem Weg in Social Media sollte daher immer ein Social Media Monitoring sein. Dadurch erhalten Übernehmen schnell einen Eindruck, von dem was Nutzer über das eigene Unternehmen schreiben, welche Erwartungen sie an ein künftiges Social Media Engagement haben und wie es um die eigene Reputation bestellt ist.

Auf dieser Grundlage lassen sich viele Insights gewinnen, die der folgenden Strategie ein Fundament geben.

Ein weiterer ernstzunehmender Punkt ist die vorherige Zieldefinition. In Social Media lassen sich generell die verschiedensten Ziele verfolgen. In keinem Fall sollten Facebook und Co. aber als ein weiterer Vertriebskanal gesehen werden.

In Social Media geht es in erster Linie darum, wie der Name schon suggeriert, “sozial” zu sein, also: Inhalte zu teilen, dem Kunden auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihm zu interagieren, Mehrwerte zu bieten und dadurch Vertrauen aufzubauen.

Bekanntheit steigern

Kleinere Unternehmen oder Selbstständige können auf diese Art und Weise ihren Kunden eine zusätzliche Service-Anlaufstelle bieten. Sie können Fragen öffentlich beantworten oder interessante Neuigkeiten mit ihrer Community teilen.

Im Optimalfall danken es einem die Nutzer, indem sie teilenswerten Content an ihr eigenes Netzwerk weitergeben oder sich offline im Bekanntenkreis darüber austauschen. Darüber erschließt sich einem Unternehmen natürlich ein viel breiterer Kreis potentieller Kunden, die auf einen aufmerksam werden. Die Bekanntheit lässt sich also durch virale Effekte steigern.

Positioniert man sich rechtzeitig als Meinungsführer der eigenen Branche, indem man selbst Inhalte erstellt, teilt oder an branchenrelevanten Diskussionen teilnimmt, kommt quasi kaum ein Interessent an dem eigenen Unternehmen vorbei, der nach einem Produkt oder einer Dienstleistung aus der eigenen Branche sucht. Denn Social Media Inhalten wird mittlerweile auch von Suchmaschinenanbietern eine besondere Relevanz beigemessen und sie erscheinen oftmals bereits unter den ersten Suchergebnissen.

Kundenbindung und -gewinnung

Vor einem Produktkauf vertiefen viele Menschen ihre Kaufentscheidung im Internet. Dabei greifen sie auf Bewertungsportale oder Foren- und Blogbeiträge zurück. Vor allem vertrauen sie dabei den Erfahrungen und Meinungen anderer User. Gerade für Selbstständige sind Bewertungen auf beispielsweise Qype oder ciao daher besonders wichtig.

Zum einen sollte man sich die bestehenden Bewertungen anschauen und Rückschlüsse für mögliche Optimierungen im Unternehmen ziehen. Zum anderen sollte es aber auch ein Ziel sein, zusätzliche Bewertungen zu erzeugen. Dies bietet sich aber nicht durch fiktive Beiträge an, welche, wenn sie auffliegen, die Reputation vollkommen zerstören können. Vielmehr sollte man an jedem Kontaktpunkt mit potentiellen Kunden, sei es online wie offline, Leidenschaft ausstrahlen und begeistern. Besonders positive Erlebnisse geben User gerne weiter.

Immer beliebter werden in diesem Zusammenhang sogenannte Location Based Services (LBS). Der Entwicklungsprozess der LBS ist insbesondere in Deutschland noch nicht abgeschlossen. Daher sind heute noch nicht sämtliche Unternehmen auf Foursquare oder Friendticker aktiv. Selbständige und Kleinunternehmer können sich dadurch meist noch Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Indem Kunden beim Check-In mit dem Mobil-Telefon ein Mehrwert geboten wird (beispielsweise: einen kostenlosen Kaffee oder einen Preisnachlass), lässt sich diese Aktion leicht in das Netzwerk des Nutzers transportieren, wenn das Erlebnis außer auf Foursquare oder Friendticker auch auf Twitter, sowie Facebook geteilt wird. Gelegenheitskäufer werden auf diese Weise zu Stammkunden und potentielle Kunden zu Interessenten gemacht.

Die Geschäftsbeziehungen von kleineren Unternehmen beruhen zudem oftmals auf persönlichem Vertrauen und Authentizität. Diese Werte lassen sich in Social Media transportieren, indem Selbstständige Einblick in den Arbeitsalltag geben, Fotos von den eigenen Arbeitsplätzen publizieren, unverfälscht kommunizieren oder der Marke durch Mitarbeiter ein Gesicht geben. Dadurch werden Emotionen bei den Kunden geweckt und die Kundenbindung verstärkt.

Autor Jan Bartels

Jan Bartels ist Gründer und Geschäftsführer der Webbosaurus GmbH, einer Berliner Agentur für Social Media Monitoring und Analyse. Sein duales BWL-Studium absolvierte er in Zusammenarbeit mit einer internationalen Großbank an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

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Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Vor- und Nachteile von Social Media für Selbstständige und KMU“

  1. Social Media Kanäle nutzen kostet nicht viel und ist relativ unkompliziert, daher kann ich es nur jedem ans Herz legen zumindest ein wenig Zeit in diese Medien zu investieren.

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  2. “Professionelle Berater hingegen wägen vorher gemeinsam mit dem Kunden ab, ob der Einstieg in Social Media wirklich sinnvoll ist und raten durchaus davon ab, wenn Grundvoraussetzungen nicht erfüllt sind.”

    Dieser Absatz ist Gold wert.

    Viel zu häufig nehmen “professionelle Berater” sinnfreie Aufträge an, um Geld zu machen. Was sie dabei nicht beachten: Bleibt der Erfolg aus, beginnt der Stress.

    Lieber sage ich 5 von 10 Aufträgen ab und habe zufriedene Kunden als mich auf Aufträge zu stürzen, die nicht einzuhalten sind.

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  3. Guter und umfassender Beitrag. Danke.
    Leider schießen die Facebook-Berater gerade wie Pilze aus dem Boden und jeder 23x umgeschulte Ex-Kellner, Ex-Nachtwächter, Ex-… fühlt sich zum Hobby Informatiker mit Marketingkenntnissen erhoben. Hier gilt es ggf. (wie immer) nicht auf den günstigsten Anbieter, und vor allem auf gute Referenzen zu schauen. Mit Facebook kann man viel machen.. aber man muss auch viel selbst machen. 🙂

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  4. Viele Chancen der lokalen Wirkung von Social Media Marketing werden oft durch fehlende Konzepte und die fehlende Integration in die traditionellen Werbemittel verschenkt. Wie sollen schließlich die Kunden erfahren, dass der Laden XY beispielsweise Check-In Angebote nutzt wenn dies nicht kommuniziert wird. Bezüglich der notwendigen Manpower sollte es auch in kleinen Unternehmen kein Problem sein Social Media Marketing aktiv zu nutzen.

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  5. Ich stimme meinen Vorrednern zu (insbes. Marcus). Leider gibt es zu viele, die sich mit Photoshop auskennen und sich dann als Social Media Berater nennen. Ich bin zwar momentan “nur” Student und setze mich im Rahmen meiner Abschlussarbeit damit auseinander.

    Uns wird im Studium (siehe Link) immer eingetrichtert, dass Social Media Marketing mehr ist als das sichtbare und v.A. zuerst im Hintergrund einiges passieren muss, bevor das erste Posting bei Facebook erscheint. Leider, zumindest zeigt das meine Bachelorarbeit, ist das in vielen KMU genau andersrum. Man macht mal was, weil es ja so einfach geht.

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