Warum ein “Wenn-Dann-Plan” besser ist als ein Zeitplan

Als Selbständige lernen wir, uns selbst zu motivieren – aber reicht Selbstmotivation aus, unsere Ziele zu erreichen?

Viel zu oft kommt uns ein sogenannter “Zielkonflikt” in die Quere: immer dann, wenn das kurzfristig Angenehme das langfristig Nützliche auszuhebeln droht und man lieber in die Kneipe möchte, statt Kundenakquise zu betreiben.

Um Hindernissen dieser Art zu begegnen und im Zweifelsfall die richtige Wahl zu treffen, hilft es, sich einen genialen “Wenn-dann-Plan” zurechtzulegen, der die eigene Willensstärke unterstützt.

“Wenn-Dann-Plan” statt Zeitplan

Ein Zeitplan sagt uns zwar, wann wir was zu erledigen haben. Aber er bereitet uns nicht auf die Fallstricke auf dem Weg zum Ziel vor.

Das erste Hindernis, den ersten Zielkonflikt bestehst du noch mit fliegenden Fahnen. Beim zweiten musst du dich schon mehr anstrengen, die richtigen Prioritäten zu setzen. Und beim dritten bist du eventuell müde und frustriert – und wählst dann doch den bequemen Weg, der dich deinem langfristigen Ziel nicht näher bringt.

Diese Hindernisse kannst du nicht umgehen – aber du kannst dich auf sie vorbereiten.

Exakte Daten und harte Fakten als Argumente

Wenn Ziele mit Zahlen und Daten verankert sind, wirken sie wie ein Motor für deine Willenskraft und helfen dir, dich zu fokussieren. Sie maximieren deine Argumentationskraft, wenn du in einen “Jetzt-oder-später”-Genusskonflikt gerätst.



Beispiel: “Wenn ich jetzt am Webinar teilnehme, kann ich am 1. Februar die Prüfung für meine Zusatzqualifikation ablegen.” Oder: “Wenn ich jetzt auf dem Sofa sitzen bleibe, werde ich den Halbmarathon am 15. Oktober nicht in 2 Stunden 10 Minuten schaffen.”



Solche starken Argumente fehlen deiner Willenskraft, wenn du dir nur vage vornimmst, irgendwann die Zusatzqualifikation zu machen oder irgendwann deine Bestzeit beim Laufen zu toppen. Schreibe die Daten so auf, dass du sie immer vor Augen hast.

Nicht nur Ziele, auch Hindernisse planen

Die Hindernisse werden definitiv auf deinem Weg auftauchen – versprochen. Widme ihnen deshalb bei deiner Planung mindestens so viel Zeit wie deinen Zielen. Wer ein Ziel motiviert verfolgt, steckt seine ganze Energie in die Umsetzung der Pläne, die ihn dorthin bringen sollen. Im Idealfall gibt ihm die Erwartung, dass er alles schafft, was er sich vornimmt, einen ganz gehörigen Push.

Nur: In diesem “High” hat niemand Lust, sich Hindernissen zu stellen, die auf dem Weg zum Ziel auftauchen können. Und schon gar nicht ist man auf sie vorbereitet. Ein Fehler, denn du kannst an einer simplen Stolperfalle stürzen, wenn du darauf nicht vorbereitet bist.

Wenn dein Plan wirklich funktionieren soll, musst du deshalb einplanen, dass Schwierigkeiten auftauchen können. Und du solltest schon im Voraus wissen, wie du darauf am besten reagieren kannst.



Beispiel: Du verfolgst den Plan, am Tag xy eine neue Homepage online zu setzen. Was wirst du tun, wenn du zwischendrin eine Woche krank bist? Oder wenn ein neuer Auftrag hereinkommt, so dass du aus gutem Grund nicht täglich an der Seite arbeiten kannst? Wie gehst du damit um, wenn sich dein Freund oder deine Freundin darüber beschwert, dass du ihn oder sie in dieser Zeit vernachlässigst?



Male dir ein Worst-Case-Szenario aus mit allem, was sich deinem Ziel in den Weg stellen könnte, und schreib es dir in Stichworten auf. Beispielsweise könntest du, falls du krank wirst, dir erlauben, ein einziges Mal den Termin um maximal 8 Tage nach hinten zu verschieben. Wenn du einen neuen Auftrag bekommst, könntest du das damit verdiente Geld investieren, um zu delegieren und einen Fachmann mit dem Bau der Seite zu beauftragen.

Du kannst im Vorfeld mit allen über dein Projekt sprechen, die davon betroffen sind: private und Geschäftspartner, Familie, Freunde. Plane auch Dealbreaker ein – mach dir klar, was so wichtig wäre, dass du dafür auf deinen Plan verzichten würdest. Schreibe diese Überlegungen neben die Krisensituation.

Mach es so lange, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist und das Gefühl hast, alles abgedeckt zu haben. Druck es aus und lege das Blatt griffbereit in die Schreibtischschublade. Du kannst sicher sein: so schlimm wie im Worst-Case wird es höchstwahrscheinlich nicht werden. Alles, was jetzt kommt, kannst du entspannt parieren.

Alternativen für den Fall der Fälle

Der häufigste Grund dafür, dass du ein regelmäßiges Vorhaben abbrichst (z. B. jeden Mittwoch und Samstag einen neuen Blogpost veröffentlichen), ist folgender: Zwei- oder dreimal hintereinander passiert etwas, das dich daran hindert, die Schreibtage einzuhalten: ein Geburtstag, ein Auftrag, die Grippe. Schon bist du aus dem Rhythmus. Und das ist genau der Zeitpunkt, an dem viele dann aufhören, ihr Vorhaben weiter umzusetzen. Sie haben es ja probiert – aber es hat nicht geklappt.

Nicht aber du – wenn du dir bereits einen Plan für genau solche Fälle zurechtgelegt hast.



Beispiel: “Wenn ich einmal nicht zum Posten komme, dann verzichte ich in dieser Woche auf meine Breaking Bad-Session und hole es nach.” Oder: “Ich habe Kontakte zu Gastautoren, die mir bei Bedarf etwas Passendes liefern können. Dafür revanchiere ich mich mit dem gleichen Service.” Oder: “Für diesen Fall habe ich immer ein, zwei zeitlose Posts in petto. Wenn ich einen davon verwende, ersetze ich ihn bei nächster Gelegenheit durch einen neuen.”



Auch hier ist es hilfreich, das Ganze schriftlich zu fixieren und es so in Reichweite zu haben, dass du jederzeit darauf zugreifen kannst, wenn Bedarf besteht: Wenn A – dann B. Wenn du schon im Vorfeld weißt, wie du auf Hindernisse reagieren wirst, musst du dich im Ernstfall nicht mehr zwischen guten und weniger guten Alternativen entscheiden. Du wirst dann ganz von selbst das tun, was dich deinem Ziel näher bringt – ohne innere Widerstände und Kraftaufwand.

Auslöser im Alltag setzen

Das “Wenn-dann-Prinzip ist extrem nützlich, wenn es darum geht, Zielpläne zu erstellen, die wirklich klappen. Bei einem Zeitplan schreibst du lediglich auf, was du wann in welchem Umfang tun willst: „Ich arbeite pro Woche fünf Stunden am SEO für meine Seite.” Wenn diese fünf Stunden das Ergebnis deiner Überlegungen sind, wie viel Zeit du investieren musst, um am Tag xy auf Platz Nummer xy im Suchergebnis zu stehen, ist das schon ein massiver Schritt in die richtige Richtung.

Der “Wenn-dann-Plan” ist allerdings noch effizienter: Im Unterschied zum reinen Zeitplan hat er einen wesentlich höheren Wirkungsgrad. Er hat das Wichtigste für die Umsetzung im Auge – nämlich die Auslöser, die dich dazu bringen, dich im richtigen Moment tatsächlich fürs SEO an den Rechner zu setzen.

Aus diesem Grund arbeitet ein solcher Plan nicht mit reinen Zeitangaben wie “Jeden Tag von 18 bis 19 Uhr.” Stattdessen zeichnet er ein Muster: “Wenn ich abends mit der Arbeit fertig bin, gehe eine halbe Stunde laufen. Nach der Dusche setze ich mich gleich hin und arbeite am SEO.”

Die Wirkung dieses Musters besteht in der Planung von Auslösern, die zu einem gegebenen Zeitpunkt das sinnvolle Verhalten aktivieren – ganz so, als würde dich ein guter Freund nach der Dusche daran erinnern: “Jetzt ist Zeit – pack es an!” Indem du diese Wenn-dann-Situationen schaffst, bringst du deinen Alltag selbst dazu, dir im entscheidenden Moment einen Impuls für das Tun zu liefern.

Irgendwann machst du ohne nachzudenken, was du dir vorgenommen hast. Und das ist ein wirklich smarter Umgang mit deiner Willenskraft. Du brauchst sie nämlich gar nicht, weil du nicht mehr entscheiden musst, was du jetzt tun sollst. Das gibt dir der Auslöser vor.

Fazit

Gute Planung bedeutet, auch die Hindernisse einzuplanen, die auftauchen können. Das kann ein Zeitplan allein nicht leisten. Wenn du wirklich ein Ziel erreichen willst, dann fixiere die Eckdaten so konkret wie möglich: Datum, Leistung, Zeit, Geld – was auch immer.

Bereite dich in Gedanken auf das Worst-Case-Szenario vor. Plane Alternativen ein für die Fälle, wenn du dein Ziel einmal nicht verfolgen kannst. Und setze Auslöser im Alltag, die dich an dein Vorhaben erinnern. Dann kann dich nichts mehr aus der Zielgeraden werfen.

Peter Gerst und Reinhold Stritzelberger sind Business-Coaches, Buchautoren und Keynote Speakers mit langjähriger Trainer-Erfahrung. Sie räumen mit dem Irrtum auf, dass Willensstärke nicht trainierbar ist, und vermitteln ihren Seminarteilnehmern einfache Methoden, diese Kompetenz zu stärken.

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Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Warum ein “Wenn-Dann-Plan” besser ist als ein Zeitplan“

  1. Plausibler Artikel.
    “Wenn” und “Dann” sind zwei sehr effektive und starke Wörter. Das Prinzip von Ursache und Wirkung ist eines unserer grundsätzlichen Denkmuster. So hilft es uns nach diesem Prinzip nicht nur zu planen, sondern auch Leser zu binden – z.B. durch eine Newsletter-Anmeldung die entsprechend der “Wenn-Dann”-Regel gestaltet ist.

    Gruß
    Lukas

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  2. Der Artikel gefällt mir!
    Die Autoren beschreiben hier wie man professionell arbeiten kann und dies macht den Unterschied zwischen einem Business und dem Hobby aus. Beim Lesen habe ich öfter an Napoleon Hill denken müssen, aber mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass die genaue Zielformulierung (Summe die man erreichen möchte und das Datum zu dem es zur Verfügung stehen soll, etc.) für die Selbstmotivation sehr wichtig ist.
    Gut finde ich, dass hier das Planen von Alternativen angesprochen wurde, denn das macht aus meiner Sicht wirklich den Unterschied zwischen einem ernsthaften Business oder Hobby aus.
    Grüße
    Erkan

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  3. Das sind sehr sinnvolle Überlegungen die man im Vorfeld treffen kann.
    Darüber habe ich so genau auch noch nicht nachgedacht, deshalb danke für den wertvollen Tipp.

    Ich glaube die Enttäuschung ist dann auch nicht so groß wenn sich eines der erwarteten Hindernisse in den Weg stellt.

    Beste Grüße

    Denise

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  4. Guter Artikel.
    Ich möchte nur anmerken, dass ich die Komponente Zeit dennoch als überaus wichtig erachte. Warum? Weil sie mir als ungeduldigem Menschen scheinbar nicht schnell genug vergeht.
    Dementsprechend plane ich die Zeit mit ein. Aber nicht als “Deadline”, sondern als Rahmen, der mir zur Verfügung steht. So kann ich arbeiten und mich quasi auf mein eigenes Versprechen verlassen, dass es eben auch mal länger dauert.

    Gruß,
    Ben

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  5. Der Artikel gefällt mir sehr gut. Denn meistens kommt es ja nicht so, wie man denkt und es steuern neue Herausforderungen auf uns zu. Und am besten hat man dann einen “wenn-dann”-Plan. Mit einem Zeitplan komme ich mit meinem Blog oder Fitnesstraining meistens nicht weit. Es passiert zwischen durch einiges und der Zeitplan würde mich unendlich unter Druck setzen. Der Wenn-dann-Plan ist locker flockig und dennoch schaffe ich deutlich mehr, als mit einem Zeitplan. Danke für euren Bericht. 😉

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