Wie man sich entbehrlich macht und so das eigene Business sichert

Der Titel des Artikels klingt vielleicht etwas komisch.

Man ist es als Angestellter gewohnt genau das Gegenteil anzustreben. Schließlich will man unentbehrlich sein, um nicht gefeuert zu werden.

Als Selbständiger kann man aber nicht gefeuert werden. Stattdessen ist es meist das Problem, dass man unentbehrlich ist, weil man fast alles selbst macht.

Doch was passiert, wenn man durch Krankheit oder Unfall längerfristig ausfällt? Die Räder bleiben stehen und auch das Einkommen sinkt mehr oder weniger schnell.

Deshalb sollte man als Selbständiger irgendwann darüber nachdenken, wie man sich entbehrlich machen kann.

Wie stark hängt dein Business von Dir ab?

Ich denke, dass diese Situation viele Selbständige kennen.

Schließlich macht man sich ja meist vor allem mit seinem eigenen Know How und seiner eigenen Arbeitskraft/-zeit selbständig.

Ob nun der Webdesigner, der Kundenaufträge erledigt oder der Website-Betreiber, der Inhalte schreibt, die Vermarktung übernimmt etc.

Und wenn man selber ausfällt, bleiben die meisten Räder stehen, wie auch eine Umfrage unter meinen Lesern gezeigt hat:

Was passiert, wenn du längere Zeit nicht arbeiten kannst?

  • Mein Business bricht ohne mich zusammen. (48%, 48 Stimmen)
  • ich arbeite sowieso nicht mehr selber, sondern zähle nur noch das Geld. (19%, 19 Stimmen)
  • Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. (18%, 18 Stimmen)
  • Ich habe mein Business zu großen Teilen outgesourced. Es läuft auch eine Weile ohne mich. (8%, 8 Stimmen)
  • Ich habe Mitarbeiter, die eine Weile ohne mich klar kommen. (7%, 7 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 100 (max. 1 Stimmen)

Mein eigenes Business ist relativ stark von mir selber abhängig. Ob es nun das Webdesign für regionale Kunden ist oder meine Blogs. Ich bin zum größten Teil dafür verantwortlich, dass mein Business läuft.

Würde ich nun langfristig ausfallen, würde sicher ein nicht unbeträchtlicher Teil meiner Einnahmen wegfallen. Zumindest würden die Einnahmen nach und nach sinken.

Doch was macht dagegen?

Arbeit raus geben

Es fällt mir selber schon recht schwer Arbeit an andere raus zu geben. Ich bin jemand, der genaue Vorstellungen vom Endergebnis hat und in den letzten Jahren habe ich viel Know How und Erfahrungen gesammelt, die ich täglich natürlich nutze.

Und auch wenn ich es nach sehr stressigen ersten Jahren meiner Selbständigkeit geschafft habe, meine Arbeitszeit zu senken und mehr Freizeit zu haben, so ist mir in den letzten Monaten doch eines klar geworden: Ich möchte bestimmte Tätigkeiten nicht mehr selber machen.

Das hat mehrere Gründe. Neben der Erkenntnis, dass ich bestimmte Routine-Arbeiten nicht mehr selber machen möchte, sondern mich auf neue Projekte konzentrieren will, spielt natürlich auch das Thema “Entbehrlichkeit” eine wichtige Rolle dabei.

Mein Ziel ist es deshalb, mittelfristig eine Struktur vor allem für meine eigenen Online-Projekte zu schaffen, die auch ohne mich funktionieren würde. Diese würden sicher nicht auf 100% weiterlaufen wenn ich ausfalle, aber zumindest würde es nicht zusammenbrechen. Das ist mein Ziel.

eigene Projekte unabhängig machen

Es gibt eine Reihe von Aufgaben und Tätigkeiten, die ich mir vorstellen könnte, mittelfristig in andere Hände zu legen.

  • Routine-Aufgaben
    Zum einen gibt es da eine ganze Reihe von Routine-Aufgaben, die täglich Zeit kosten. Mail-Anfragen der unterschiedlichsten Art zum Beispiel. Dazu müsste ich allerdings mal wirklich notieren, was alles dazu gehört und meine Vorgehensweise und Eckpunkte im Umgang mit den Routine-Aufgaben niederschreiben.
  • Mit-Autoren
    Das habe ich mittlerweile angestoßen. Gastautoren können angeben, ob sie gern regelmäßig auf SiN Artikel veröffentlichen möchten. In den kommenden Monaten werde ich sicher auf diesem Weg den einen oder anderen festen Mit-Autoren für Selbständig im Netz finden. Da muss aber natürlich die Chemie stimmen.
  • Routine-Inhalte
    Es gibt auch eine Reihe von Inhalten, die immer wieder neu aufgelegt werden und die ich ebenfalls in andere Hände legen würde. Solche Dinge wie die “Links der Woche”, die “Einnahmereports anderer Blogs”, Interviews führen, Einbau der Gastartikel etc. müssen nicht unbedingt von mir geschrieben werden.

    Auch News, für die man nicht unbedingt viel recherchieren muss, könnten von Mit-Autoren übernommen werden.

  • Direktvermarktungs-Management
    Es ist meine stabilste Einnahmequelle, aber auch eine Zeit fressende. Jeden Monat muss ich Werbekunden anschreiben, ob sie ihre Bannerschaltung verlängern wollen, neue Werbekunden finden, Rechnungen schreiben, Banner einbauen etc.

    Man könnte zwar auch einen externen Vermarkter beauftragen, aber da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe seit langer Zeit hier fast immer 100% Auslastung, was bisher kein Vermarkter auch nur annähernd bieten konnte.

  • Community-Betreuung
    Die Betreuung des Selbständig im Netz Forums und der Kommentare in meinen Blogs ist ebenfalls zeitaufwändig. Natürlich würde ich mich dabei nicht vollkommen raushalten wollen, gerade wenn sich Fragen an mich richten. Aber einen Teil könnte sicher auch ein kompetenter “Mitarbeiter” erledigen.
  • Technik
    Die Technik ist ein weiterer Punkt. Ich bastle selber immer wieder gern an meinen Blogs und optimiere kleine Dinge und teste andere. Trotzdem könnte ich mir auch im technischen Bereich vorstellen, dass jemand anderes die wichtigsten Dinge erledigt. Updates von WordPress samt Backup und evtl. Problembehebung mit Plugins etc. und der Einbau neuer Features.
  • Monetarisierung
    Noch so eine Fleißaufgabe. Manche Einnahmequellen sind mit einem Klick eingebaut. Doch oft ist es doch aufwändiger. So predige ich ja unter anderem, dass viele Affiliate-Programme nur in thematisch genau passenden Artikeln eingebaut werden sollten. Und natürlich muss auch getestet werden, indem unterschiedlich Banner etc. eingebaut werden.

    Nicht zu vergessen weitere externe kleine Affiliate-Sites etc.

Würde ich all diese Tätigkeiten outsourcen, würde ich sicher mindestens 50% meiner Arbeitszeit einsparen und in andere Tätigkeiten investieren können.

Nicht outsourcen kann und möchte ich …

Es gibt aber auch einige Tätigkeiten, die ich nicht abgeben möchte.

  • Ideen und neue Projekte
    Immer wieder kommen mir Ideen für neue Projekte. Dies möchte ich natürlich selber umsetzen und dafür wäre dann mehr Zeit.
  • Aktionen
    Spezielle Aktionen auf Selbständig im Netz und anderen Blogs würde ich natürlich selber weiterhin umsetzen. Bei allem Outsourcing wäre es natürlich noch mein Blog und ich möchte die Kontrolle über die Entwicklung und besondere Inhalte behalten.
  • eigene Artikel
    Natürlich würde ich weiterhin viele Artikel veröffentlichen. Schließlich ist das eines meiner Erfolgsgeheimnisse in den letzten Jahren gewesen. Ich schreibe gern und viel und die Blogs sollen auch in Zukunft “meine Handschrift tragen”.

Es geht mir also nicht darum, irgendwann nur noch am Strand zu liegen und die Blogs und Websites von anderen führen/füllen zu lassen. Stattdessen geht es mehr darum, “Randaufgaben” abzugeben und auch die Inhaltserstellung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Wie entbehrlich möchte ich sein?

Wie man sieht, gibt es schon einige Dinge, die ich outsourcen könnte.

Dennoch stellt sich mir die Frage, wie entbehrlich ich sein möchte.

Um weiter wachsen zu können und meine Projekte auch bei einem Ausfall meinerseits lebensfähig zu halten, sollte man zwar einiges in andere Hände geben, aber sicher nicht alles.

Gerade Blogs sind doch sehr stark mit Blogger selber verbunden, ganz anders als das z.B. bei Affiliate-Sites oder ähnlichem ist.

Und da mein Herz auch sehr an meinen Blogs hängt, würde ich gar nicht so extrem outsourcen, wie das z.B. Timothy Ferriss in seinem Buch “Die 4 Stunden Woche” propagiert.

Mir macht meine Arbeit Spaß und ich bin noch längst nicht an dem Punkt, wo ich den ganzen Tag frei haben möchte und andere für mich das “Business” betreiben sollen.

Doch je nach Business mag das für euch anders sein. Der Online-Shop-Betreiber oder der Affiliate-Websitenetzwerk-Besitzer sieht das vielleicht deutlich emotionsloser. Da ist sicher auch ein Outsourcing von 90 und mehr Prozent möglich.

Mein Weg

Deshalb sind die oben genannten Punkte sicher auch nicht für jeden nachzuvollziehen. Der eine würde viel weniger abgeben, während ein anderer noch viel mehr outsourcen würde.

Ich möchte meine Projekte in Zukunft weiterführen und maßgeblich für deren Inhalt verantwortlich sein. Zeitfressende Routine-Aufgaben möchte ich aber auslagern und insgesamt die Basis dafür legen, dass meine Projekte auch bei meinem Ausfall weiter laufen können.

Das wird auf jeden Fall noch eine spannende Aufgabe und ich freue mich drauf.

Peer Wandiger

14 Gedanken zu „Wie man sich entbehrlich macht und so das eigene Business sichert“

  1. Spannende Frage über die ich letztens auch mit einem Bekannten gesprochen habe.

    Er würde sich gerne auf einige neue Bereiche der Firma konzentrieren, allerdings verdient der ursprüngliche Zweig das Geld und hat auch noch gut Potential nach oben. Dieses Kerngeschäft ist aber so stark von seinem Kopf / Netzwerk abhängig, dass jeder Rückzug voll durchschlägt und dann natürlich das Kapital für die neuen Ideen fehlt.

    Schwere Entscheidung, wenn man das alte Geschäft im Prinzip nicht mehr mit Herzblut machen möchte und da zusätzlich auch noch andere Mitarbeiter dran hängen…

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  2. Es gibt leider (selbständige) Berufe, die ohne den Chef einfach nicht funktionieren können (Arzt oder Anwalt). Man kann zwar ein Teil der Aufgaben kurzfristig auf die Kollegen übertragen aber langfristig ist es keine Lösung. Gott sei Dank gibt es für uns gute Versicherungsangebote, die im Falle der Krankheit helfen, so dass man finanziell nicht ganz untergeht, aber das Geschäft kann man nur retten, wenn man es schafft rechtzeitig einen (guten) Nachfolger einzuarbeiten.

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  3. das ist wirklich ein hoch interessantes Thema, wo noch mehr Austausch gewünscht wird.

    Besonders gefällt mir der Schlachtplaln sprich der Zielplan. Sehr professionell.

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  4. Also ich habe auch vor in Zukunft viel mehr outzusourcen.
    Ich habe einfach mehr Ideen als freie Kapazitäten. Sobald ich einen konstanten Umsatz habe und es sich lohnt, werde ich das auf jeden Fall einmal testen.

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  5. Hallo!

    Sehr wichtige und gute Punkte die Du da anschneidest!

    Natürlich finde ich auch, das die eigene Handschrift im Blog noch wiederzufinden sein sollte um das was man erreicht hat nicht zu verlieren bzw. zu verfremden!

    Egal wie gut ein Gastautor auch ist, man merkt aber doch auch die Person in den Artikeln…das hat sich bei Dir und Deinen Artikeln schon so verfestigt und natürlich lieben die Besucher (denke ich) Deine eigene Art des schreibens…

    Weiter ist auch immer diese Hürde…etwas an andere abzugeben, was man mit viel Fleiss, Liebe und vor allem Arbeit aufgebaut hat…da kommen immer die Gedanken…wird es weiter die selbe Qualität haben…

    Es ist immer eine recht schwere Entscheidung, aber irgendwann wird die Arbeit für eine Person allein auch zu viel und man muss auch Arbeiten abgeben…

    MfG

    Csaba

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  6. Viele Internetmarketer beginnen damit, sich ein Business im Netz aufzubauen, gerade weil sie weniger und selbstbestimmter arbeiten wollen – und enden dann bei erheblich mehr Wochenarbeitsstunden als sie jemals für ihren Arbeitgeber gearbeitet hätten. Natürlich muss man beim Aufbaue eines Geschäfts (egal ob on- oder offline) mehr Zeit und Arbeit investieren, aber nur zu oft, steckt man in dieser Tretmühle irgendwann fest.
    Und da die meisten von uns mehr oder weniger “Einzelkämpfer” sind, bleibt eben auch alles, wirklich alles an uns hängen. Was also passiert, wenn wir krank werden ode aus einem anderen Grund eine Weile nicht arbeiten können?
    Darüber sollten wir uns zeitig genug Gedanken machen und für ein entsprechendes Backup sorgen.
    Herzliche Grüße
    Kirsten Erlenbruch

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  7. Im Marketing , besonders auf Landing Pages sollte man immer ,,Ich” schreiben und verwenden. Das WIR mögen die meisten User nicht wirklich , ein Bezug erzeugt man immer wenn man ,,Ich” schreibt.

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  8. Es ist doch ein riesiger Unterschied zwischen einem Selbständigen, der sich einen neuen Job schafft, indem er sich in seiner Spezialdisziplin(Webdesign, Fotographie, Grafikdesign etc.) selbständig macht, und einem Unternehmer, der ein Firma aufbaut und die Leitung eines Teams übernimmt.
    Darin besteht dann letztlich auch der Unterschied im Einkommen. Die meisten Selbständigen arbeiten sehr viel mehr als ein Angestellter, haben ein deutlich höheres Risiko und verdienen dennoch nicht mehr als ein Angestellter.
    Um die eigene Firma voranzutreiben muss sich ein Unternehmer auf Umsatzfördernde Massnahmen fokussieren und alle anderen, besonders wenig lukrative, Aufgaben delegie

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  9. Hallo Peer,

    danke, dass du dieses wichtige Thema ansprichst. Es ist ein Problem vieler Selbstständiger, immer alles selbst machen zu wollen. Ich musste es auch erst mühevoll lernen, Arbeiten abzugeben und anderen Menschen zu vertrauen. Wenn man das einmal verstanden hat, gestaltet sich der Alltag plötzlich viel leichter.

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  10. Interessant muss ich sagen. Gleich beim Lesen des Titels dachte ich an das Buch “4 hour workweek”, und war dann wenig erstaunt, weiter unten den Namen Tim Ferriss zu lesen.
    Ich habe mich auch schon gefragt, warum Du gewisse regelmässige Themen, allen voran die Einnahmen-Reports von D und E Seiten, noch nicht outgesourct hast. Aber vielleicht kommt das ja bald 😉
    Selbst denke ich, dass Content und SEO die wichtigsten Tätigkeiten sind, die ich aber für wichtige Seiten selbst durchführen möchte. Aber ich spiele auch mit dem Gedanken, einmal eine neue Seite zu starten, bei der der Grossteil der Arbeit outgescourct wird und ich mich nur um die Struktur und die Monetarisierung kümmern muss. Werde ich mal anpacken.

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  11. Hallo Peer

    Genau dieses Problem hatte ich auch schon mal. Ich bin in den Urlaub gefahren und alles im Büro blieb liegen. Das ist nicht sehr toll wenn man aus dem Urlaub zurück kommt.
    Ich verlager daher seit einiger Zeit, vieles nach außen aus.
    Der tolle Nebeneffekt ist. ich habe mehr Zeit für andere Dinge.

    Auch bin ich gerade das Buch am lesen von Ferris. Also ich muss sagen ein Hammer Buch. Kann es nur empfehlen.

    LG
    Philipp

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  12. Ganz einfach ist der Schritt natürlich nicht, so viel vom Inhalt der eigenen Seiten von anderen schreiben zu lassen. Wie von Csaba schon angesprochen, kommen einem da sicher die Gedanken, ob es auch weiterhin qualitativ das gleiche Niveau erreichen wird.
    Aber andererseits, und das ist wohl wichtiger, ist man dadurch gegen den Ausfall durch Krankheitsfälle oder Unfälle abgesichert. Wenn man einige Wochen oder gar Monate im Krankenhaus verbringen muss, ist das sonst schnell das Aus.

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  13. Toller Artikel. Vor allem ein Thema über das man als Blogbetreiber mittelfristig nachdenken sollte.
    Allerdings ist der Punkt “Mitautoren” bzw. Outsourcing generell immer mit Kosten verbunden. Möchte ich mich entbehrlich machen, geht dies zwangsläufig zu Ungunsten des Gewinns.

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  14. Also ich finde, das der Chef eines Unternehmens.. auch wenn es ein kleines Unternehmen ist, der größte Motivator für seine Angestellten ist. Wenn der Chef beispielsweise jeden tag nur für ein Paar Stunden im Büro ist, wird das die Mitarbeiter kaum motivieren .

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