Wie es Selbstständigen gelingt, Krisen zu überwinden und wieder Spaß an der Arbeit zu haben!

Wie es Selbstständigen gelingt, Krisen zu überwinden und wieder Spaß an der Arbeit zu haben!Wie können Selbstständige Krisen nicht nur überwinden, sondern sie sogar als Sprungbrett für weiteres Wachstum nutzen und wieder Spaß an der Arbeit haben?

In diesem Beitrag teilt Business-Coach Alexander Graf von Bullion seinen praxiserprobten Fahrplan, mit dem du jede Krise meisterst.

Welche Krisen hast du in deiner Selbstständigkeit bereits erlebt und wie bist du damit umgegangen?

Wie es Selbstständigen gelingt, Krisen zu überwinden

Jeder hat mal schwierige Zeiten, einen Auftrag, wo es nicht so läuft, oder wo man den Kunden verliert. Jeder kennt das. Egal ob selbstständig, Unternehmer, oder in Festanstellung.

Vielleicht funktioniert ein Geschäftsmodell nicht mehr, das Unternehmen geht im schlimmsten Fall pleite, oder man muss sich neu orientieren. Oder man wird krank, das Haus fackelt ab, oder der Partner trennt sich.

In jedem Lebensbereich kann eine große Herausforderung zu einer Krise werden. Aber generell sind die großen Lebenskrisen Identitätskrisen. Wir wissen aus der Wissenschaft, dass unsere Identität auf fünf Säulen beruht. Und wenn mehrere dieser Säulen zusammenbrechen, dann empfinden wir das als schwere Lebenskrise. Die 5 Säulen sind:

  1. Arbeit und Leistungsfähigkeit
  2. Körper und Gesundheit
  3. Soziale Beziehungen
  4. Materielle Sicherheit
  5. Werte und Ideale

Die Arbeit ist natürlich eine ganz zentrale Säule, weil viel dranhängt. Unsere materielle Sicherheit und zentrale Motive, wie Selbstwirksamkeit und Anerkennung. Und natürlich auch wichtige Beziehungen zu Mitarbeitern und Kunden. Mit denen verbringen wir häufig mehr Zeit als mit unserer Familie. Unsere Arbeit ist wichtig, um sich sicher zu fühlen im Leben.

Für uns als Selbstständige sind diese einzelnen Lebensbereiche häufig eng miteinander verwoben. Das heißt, wenn in einem Lebensbereich eine größere Krise entsteht, dann springt diese leicht über auf andere Lebensbereiche.

Wenn wir beispielsweise Schwierigkeiten haben neue Kunden zu gewinnen, dann schlafen wir nachts auch gleich schlecht. Und wenn wir Stress in der Firma haben, sind wir vielleicht auch nicht ganz so präsent mit unserer Familie, nicht mit der Aufmerksamkeit bei unseren Kindern und bei unserem Lebenspartner. Obwohl die uns eigentlich bräuchten. Das belastet die Beziehungen.

Selbstständige und Unternehmer kommen oft aus finanziellen Gründen in eine Krise

Für Selbstständige hängen Krisen häufig mit den Finanzen zusammen. Es kann sein, dass wir wichtige Kunden verlieren, oder keine neuen Aufträge bekommen. Da können Schwankungen uns in Schwierigkeiten bringen.

Außerdem sind viele Selbständige einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Deshalb ist auch das Thema Gesundheit ein Dauerbrenner. Wenn Selbstständige mal krank werden, haben sie häufig nicht die Strukturen und Prozesse und nicht die Mitarbeiter, die den Ausfall auffangen können.

Ein anderes Problem: Heutzutage verändern sich die Märkte so schnell, dass manche Geschäftsmodelle quasi über Nacht nicht mehr funktionieren. Dann muss man sich neu erfinden.

Eine Aussage, mit denen häufig meine Klienten zu mir kommen, ist: “Grundsätzlich liebe ich meine Arbeit. Aber ich habe den Spaß daran verloren..” Ich habe herausgefunden, dass es dafür zwei zentrale Gründe gibt.

Der eine Grund ist: Ihnen fehlen wichtige Kompetenzen, die notwendig wären, um mit dem Business erfolgreich zu sein. Damit meine ich nicht Fachkompetenz, sondern Rollenkompetenz in 3 wichtigen Rollen.

  1. Führungskraft – Die besten Mitarbeiter gewinnen, halten und entwickeln
  2. Unternehmer – Strategisch denken und Strukturen und Prozesse aufbauen
  3. Neukundengewinner – Ausreichend Wunschkunden für das Unternehmen gewinnen

Der andere Grund ist auf einen Motivations- oder Wertekonflikt zurückzuführen. Das heißt: Sie wollen eigentlich gar nicht in den Rollen tätig sein, in denen sie gefordert sind. Sie haben keine Lust auf Führung, Neukundengewinnung, oder strategische Tätigkeiten. Häufig hängen dieses nicht wollen und das nicht können eng zusammen. Wenn so ein Zustand länger anhält, dann belastet das sehr und kann in eine Krise führen.

Beim Abschied vom Alten hilft “Professionelle Verzweiflungskompetenz”

Wenn man in einer Krise drinsteckt, geht es früher oder später darum zu akzeptieren, dass das Alte vorbei ist und, dass es so auch nicht zurückkommen wird.

Ich denke gerade an einen meiner Mentoren, dem wurde auch mal diese Frage gestellt: Was macht man in so einer Situation, wo man vielleicht auch in einem Dilemma drin ist? Und wie kann man das als Berater begleiten?

Die Antwort: Es geht darum, gemeinsam mit dem Klienten professionell zu verzweifeln.

Was heißt das konkret? In der Praxis ist es ja so, dass wir gegen eine Krise ankämpfen. Wir versuchen, eine Niederlage zu vermeiden und strampeln uns deswegen ab. Wir versuchen ganz, ganz viel, um eben nicht am Tiefpunkt anzukommen. Wir strampeln so lange, bis wir erschöpft sind.

Aber anstatt dann anzuerkennen, dass der Weg zu Ende ist und dass wir hier einen alten Zopf abschneiden müssen, um was Neues anzufangen, fangen wir immer wieder von vorne an, uns abzustrampeln und machen wieder alle möglichen Sachen, um eine Niederlage zu vermeiden.

Deshalb ist es als Berater dann erstmal die professionelle Aufgabe, diesen Teufelskreis zu unterbrechen. “Professionell verzweifeln” ist ein schöner Begriff, weil er so paradox klingt. Er beschreibt gut, was in der Situation das einzig Hilfreiche ist. Man macht also gar nichts. Man akzeptiert die Einsicht: Wie bisher geht es nicht weiter. Und dann geht man, alleine, oder gemeinsam mit einem Berater, durch einen Prozess des Abschieds.

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Durch einen bewussten Abschied wird Energie für den Neuanfang frei

Ein Abschied gelingt am besten, indem alles ausgesprochen wird, was uns noch an das Alte bindet. Das gilt für den Abschied von einem Business, aber auch für den Abschied von langjährigen Weggefährten. Vollende dafür die folgenden Sätze, entweder in Richtung Deines alten Business, oder in Richtung der Menschen, von denen du Abschied nimmst.

  1. Ich erinnere gerne …
  2. Ich nehme Dir übel …
  3. Ich bedauere / bereue …
  4. Das nehme ich gerne mit …
  5. Das gebe / lasse ich zurück …

Fragen wie diese geben deinem Abschied eine klare Richtung und sorgen so für einen guten Abschluss. Mit meinen Klienten gehe ich noch viel genauer auf diese Fragen ein. Denn wenn diese Dinge geklärt und ausgesprochen sind, sind wir frei vom Alten und haben Energie, um kraftvoll etwas Neues zu beginnen.

Auf diese Weise kommt das Gute an der Krise zum Vorschein. Die Freiräume, die Möglichkeiten, der Sinn. Es zeigen sich neue Wege und man kommt wieder in eine positive Gestaltungskraft.

Weitere sinnvolle Fragen in dieser Phase zielen darauf ab, aus der Krise zu lernen:

  • Was kann ich denn lernen aus dieser Krise?
  • Welche frühen Warnsignale habe ich übersehen?
  • Wovor habe ich mich in der Vergangenheit weggeduckt?
  • Welche Lernerfahrung muss ich jetzt eigentlich machen?
  • Welchen Herausforderungen habe ich mich denn in der Vergangenheit nicht gestellt, so dass ich jetzt überhaupt in dieser Situation bin?

Bei meinen Klienten sehe ich, dass durch diese Fragen echte Aha-Erlebnisse entstehen und, dass sie danach Wachstumsschübe erleben.

Manchmal stellt man sich die Fragen selber und es bringt irgendwie nichts. Wenn das auch bei dir der Fall sein sollte, suche dir am besten ebenfalls einen Sparringspartner.

Krisen machen stark – dafür gibt es viele Beispiele in der Natur

Ich erinnere mich an meine eigene Entwicklung, wo ich auch in einer tiefen Krise als Selbstständiger war. Eine Lebenskrise in allen Bereichen: Wichtigster Auftraggeber weg, Lebenspartnerin weg, raus aus der Wohnung und so weiter. Das volle Programm. Ich bin da durch gegangen, so wie ich das gerade beschrieben habe, und konnte dann in den folgenden vier Jahren meinen Umsatz jedes Jahr verdoppeln.

Und ich bin damit kein Einzelfall. Ich sehe das bei vielen Klienten, bei Selbstständigen, die es schaffen, so durch eine Krise durchzugehen. Danach kann ein enormer Wachstumsschub kommen.

Und das ist auch nicht überraschend. Wir sehen das überall in der Natur, z.B. wenn ein Knochen bricht, dann wächst er stärker zusammen, als er vorher war. Wenn er hingegen gar nicht belastet wird, dann baut er mit der Zeit ab.

Jede Krise erfordert unternehmerische und persönliche Weiterentwicklung

Ich habe es ja gerade schon gesagt: Eine Krise ist die Verdichtung nicht gelöster Herausforderungen. Und deshalb würde ich empfehlen, sich die Frage zu stellen: Welche konkreten Herausforderungen ergeben sich für mich?

  1. Unternehmerisch:
    Wie muss ich mein Unternehmen möglicherweise neu positionieren?
    Auf welche Kunden muss ich mich möglicherweise konzentrieren?
    Wie muss ich den Prozess der Neukundengewinnung überdenken?
    Wie muss ich die Strukturen und Prozesse möglicherweise überdenken?
  2. Persönlich:
    Was sind für mich persönlich wichtige Lernherausforderungen?
    Wo muss ich mich selber hinterfragen?
    Die Art und Weise, wie ich mich in der Welt bewege?
    Und wie werde ich zu dem Unternehmer, für den diese Herausforderung gar keine Herausforderung mehr ist?
    Die Person, die diese Herausforderung mit Leichtigkeit bewältigt?

So erkennst du die Chancen in der Krise

Es kann durchaus hilfreich sein, sich Unterstützung zu suchen. Also jemanden, der dir einerseits als Unternehmer auf Augenhöhe begegnen kann und von dem du möglicherweise etwas lernen kannst, was du vorher noch nicht wusstest. Und der andererseits auch einen kleinen Vorsprung hat, was Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungskompetenz angeht.

Außerdem ist jetzt Zeit für zentrale Lebensfragen: Was möchtest du eigentlich? Krisen führen dazu, dass mehrere Löcher in deinem Leben sind. Wo früher Kunden waren, sind möglicherweise keine Kunden. Da, wo vorher ein funktionierendes Geschäftsmodell war, ist möglicherweise kein funktionierendes Geschäftsmodell mehr.

Dadurch ergibt sich die Chance, mal die wichtigen Fragen zu stellen. Also: Wer möchte ich denn eigentlich wirklich sein? Welches Geschäft passt auch zu mir, worauf habe ich Lust, was würde mir wieder Begeisterung in die Augen zaubern? Was möchte ich auch der Welt geben? Was ist der Beitrag den ich leisten möchte? Für wen? Wo möchte ich hin im Leben?

Stell dir diese Fragen und mach dann im nächsten Schritt ganz konkret einen Plan, mit dem du dahin kommst.

Welche Frühwarnsignale gibt es für berufliche Krisen als Selbstständiger?

Es gibt immer Indikatoren, Frühwarnzeichen, die uns anzeigen, ob wir auf dem richtigen oder auf dem falschen Weg sind. Und der große Fehler, den viele begehen, ist, die anstehenden Herausforderungen dann als etwas Kurzfristiges zu betrachten, was auch wieder vorbei geht.

Unser Unternehmerleben stellt uns vor Herausforderungen und wenn wir diese nicht annehmen, sondern uns darunter wegducken, in der Hoffnung, dass dieser Sturm an uns vorüberzieht, dann kommt’s dicke. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmer, die das machen, eine richtige Klatsche kriegen. Auf die warten die heftigen Lebenskrisen.

Besser ist es, diese Herausforderungen als solche anzuerkennen und sie frühzeitig anzugehen. Wenn ich merke, ich habe Schwierigkeiten, meinen Zielumsatz zu schaffen oder neue Kunden zu gewinnen, rechtzeitig zu gucken: Welche Fehler mache ich und wie kann ich die abstellen?

Oder wenn ich merke, meine Mitarbeiter bringen nicht die Leistung, die ich will, rechtzeitig in Beratung oder Coaching zu investieren, um das zu beheben.

Wenn dein Lebenspartner dir sagt: Du bist die ganze Zeit so gestresst. Du bist echt am Limit. Das geht nicht mehr lange gut mit dir. Du bist überhaupt nicht präsent, wenn du zu Hause bist. Du bist in deinem Kopf irgendwie woanders. Dann auch das anzunehmen, als eine Lernaufgabe. Und dann Wege finden, diese Lernaufgabe zu bewältigen.

Die Wissenschaft zeigt: Wenn wir emotional berührbar sind, können wir Krisen vermeiden

Ein wichtiger Forschungsbereich ist die Resilienzforschung, rund um die Frage: Wie werde ich stressresistent und widerstandsfähig? Das wurde mittlerweile ergänzt um den Begriff Antifragilität. Das bedeutet, gestärkt aus Krisen hervorzugehen.

Die zentrale Erkenntnis der Forschung an der Stelle ist, dass wir im Berufsleben generell dazu neigen, unsere Gefühle nicht zuzulassen. Wir versuchen, Gefühle aus der Gleichung zu streichen. Und die Forschung konnte zeigen, dass das ein sicherer Weg ist, um krank zu werden und Misserfolg zu haben. Ein besserer Weg ist es, diesen Panzer, den wir uns zugelegt haben, zumindest ein Stück weit zu öffnen. Den ganz abzulegen, das wäre natürlich ein langfristiges Ziel. Aber im Kern geht es darum, sich antreffen zu lassen.

Die Herausforderungen, über die wir hier sprechen, sind mit Schmerz verbunden. Wenn die Kunden wegbleiben oder meine Frau mir sagt, dass ich ein Idiot bin, dann möchte ich das vielleicht aus verständlichen Gründen emotional nicht so nah an mich heranlassen. Aber das ist eben genau der falsche Ansatz.

Der richtige Ansatz ist, sich darauf einzulassen, sich davon emotional treffen zu lassen. Das ist der Punkt, an dem das Erkennen und das Annehmen beginnt. Wenn wir das nicht machen, kommt irgendwann eine Krise und zwingt uns dazu.

Neulich hatte ich einen Klienten, den Bernd, 62, Unternehmensberater, der meinte: Ich habe Emotionen mein Leben lang für Schwäche gehalten. Jetzt merke ich, in Wahrheit ist es die größte Stärke. Durch unsere Verletzlichkeit kommen wir in einen Flow der permanenten Weiterentwicklung und wenn wir da drin sind, dann können wir viele Herausforderungen bewältigen, oder ihnen vorbeugen.

Mache das Unternehmen, das du hast, zu dem, das du gerne haben möchtest

Viele Selbstständige tun sich mit der Selbstständigkeit sehr schwer. Auch mir ging es so. Aber ich habe herausgefunden, dass es einen besseren Weg gibt. Diesen Weg möchte ich mit dir teilen und habe dafür ein neues Buch geschrieben, den Business-Kompass für Selbstständige.

Das Buch hilft uns dabei, die drei zentralen Probleme anzugehen, die ich anfangs genannt habe: Wie gewinne ich mehr der besseren Kunden? Wie baue ich mir ein Team aus motivierten Mitarbeitern auf? Die Verantwortung übernehmen, die das gerne machen und die uns auch entlasten. Und drittens: Wie schaffe ich es, mein Zeitmanagement in den Griff zu kriegen, um weniger zu arbeiten und mehr Freiräume auch für mich zu schaffen und mein Stresslevel runterzubringen?

In dem Buch sind die beiden Komponenten beschrieben, die dafür notwendig sind. Einerseits das Geschäftssystem und andererseits die Persönlichkeitsentwicklung. Das Buch ist Kompass und Karte, womit wir uns orientieren können. Jenseits jeglicher Trends. Es war mir wichtig, ein zeitloses Buch zu schreiben. Eins, das immer Gültigkeit hat und das dir hilft, unabhängig von Trends und Technologien Orientierung in dieser manchmal doch sehr schnellen und undurchsichtigen Welt zu finden. Damit du das Unternehmen, das du hast, zu dem Unternehmen machen kannst, das du gerne haben möchtest.

Autor
Alexander Graf von BullionAlexander Graf von Bullion ist gelernter Medienkaufmann Digital & Print. Er studierte BWL & Management und ist ausgebildeter Systemischer Coach und Körperpsychotherapeut.

Nach beruflichen Stationen im Medienkonzern, in der Aus- und Weiterbildungsbranche, im Non-Profit-Sektor und in der Unternehmensberatung machte er sich 2018 selbstständig.

Heute ist er als Berater und Business-Coach für Selbstständige und Unternehmer mit bis zu 25 Mitarbeitenden tätig. Mehr Infos zum Autor findet ihr auf seiner Website.

Peer Wandiger

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