Viele Selbständige arbeiten im Homeoffice auf dem Land. In den ländlichen Regionen ist schnelles Internet häufig ein leidiges Thema. Gute Breitbandverbindungen sind dort nur selten vorhanden, weil sich die Investitionen für die Netzbetreiber in solche Netze nicht lohnen. Als Selbständiger ist man jedoch häufig auf schnelles Internet angewiesen.
Eine neue Alternative für Selbständige bietet die Mobilfunktechnologie LTE (4G) als DSL-Ersatz auf dem Land.
Die Bundesnetzagentur hat die deutschen Netzbetreiber verpflichtet, LTE zuerst auf dem Land auszubauen, um den Menschen dort das lange erwartete schnelle Internet zu bieten. Bis heute sind die so genannten “Weißen Flecken” in 14 der 16 Bundesländer abgedeckt und 4G ist an immer mehr Orten verfügbar.
Die Netzbetreiber werben aktuell intensiv für LTE und versprechen Übertragungsraten von bis zu 100 Mbit/s. Jedoch, was ist mit 4G in der Praxis möglich? Wie weit eignet sich LTE für Selbständige? Bieten die Netzbetreiber spezielle Tarife für diese Zielgruppe an?
LTE auf dem Land
Mit LTE können auch kleinere Orte wirtschaftlich mit schnellem Internet versorgt werden. Auf dem Land bauen die Netzbetreiber 4G in den 800-MHz-Frequenzen der sogenannten Digitalen Dividende aus.
In diesem Frequenzbereich deckt ein Sendemast im Idealfall einen Umkreis von 10 Kilometer mit LTE ab. Mit den Frequenzen der Digitalen Dividende kann man besonders gut Gebäude durchdringen, womit LTE ein perfekter DSL-Ersatz ist.
Der Nachteil der weitreichenden 800-MHz-Frequenzen ist hingegen, dass technisch nur Übertragungsraten von bis zu 50 Mbit/s möglich sind. 100 Mbit/s erreicht man nur in den Frequenzbereichen, welche die Anbieter in den Städten nutzen.
(Siehe auch die LTE-Infografik der Telekom (Seite 4, Bild 3 mit Titel “Netz-Technik: LTE: Die schnelle Versorgung über Funk”)
Obwohl LTE als Technologie noch am Anfang steht, funktioniert 4G zuverlässig, was für das tägliche Arbeiten von großer Bedeutung ist. Größere Probleme mit LTE gab es nur in den ersten Monaten nach dem Marktstart 2011, welche die Netzbetreiber schnell beheben konnten.
Dazu gibt es mittlerweile eine große Auswahl an LTE-Hardware auf dem deutschen Markt. Gerade für das Surfen daheim sind ausreichend LTE-Router vorhanden, welche verlässlich arbeiten.
Bei allen Vorteilen bleibt LTE ein Shared Medium. Wenn sich viele Kunden gleichzeitig in einer Funkzelle einwählen, kommt von der versprochenen Bandbreite wenig beim einzelnen Nutzer an, d.h. dass man bei seiner täglichen Arbeit immer wieder mit schwankenden Übertragungsraten rechnen muss.
Die Anbieter sichern auch keine Mindestübertragungsraten zu. Mit seiner Geschwindigkeit von bis zu 50 Mbit/s hat LTE einen Vorteil, hier bleibt grundsätzlich mehr Bandbreite für den Endnutzer auf dem Land übrig.
Begrenztes Datenvolumen als Knackpunkt bei den LTE-Tarifen
LTE ist von den Surfgeschwindigkeiten sicherlich eine interessante Alternative zu einem DSL-Ersatz, jedoch sind die Inklusivvolumen der LTE-Tarife ein Manko, was gerade für Selbstständige problematisch sein kann. Jeder 4G-Tarif ist, wie man es von UMTS kennt, an ein Datenvolumen von zum Beispiel 10 GB im Monat gebunden. Ist ein Datenvolumen verbraucht, surft man nur noch mit einer Übertragungsrate von nur bis zu 384 Kbit/s.
Mit seinem begrenzten Datenvolumen stellt LTE keinen vollwertigen DSL-Ersatz auf dem Land dar. Wer als Selbständiger häufig größere Datenmengen versenden oder empfangen muss, verbraucht schnell sein Inklusivvolumen und wird auf UMTS-Geschwindigkeit ausgebremst.
Bevor man sich für LTE als DSL-Alternative entscheidet, muss man seinen monatlichen Datenverbrauch genau kalkulieren, schließlich soll das Datenvolumen nicht das monatliche Auftragsvolumen beeinträchtigen. Die Netzbetreiber bieten LTE-Tarife für Selbstständige mit Inklusivvolumen von bis zu 30 GB im Monat.
LTE-Tarife für Selbstständige
Der Anbieter o2 war mit dem 4G-Tarif “o2 Business LTE” im Juli 2011 der erste deutsche Netzbetreiber, der einen speziellen LTE-Tarif für Selbstständige, Freiberufler und kleine Unternehmen anbot.
Der Business-Tarif kostet in den ersten zwölf Monaten 17,50 Euro und steigt danach auf 35,- Euro für die restlichen zwölf Monate. Der 4G-Tarif ermöglicht eine Übertragungsrate von bis zu 7,2 Mbit/s und bietet ein Datenvolumen von 12 GB.
Der Anbieter o2 orientiert sich mit seinem 4G-Tarif an einem DSL6000-Anschluss und nutzt nicht die technisch mögliche Bandbreite von bis zu 50 Mbit/s auf dem Land voll aus.
Auch die Deutsche Telekom begrenzt ihren LTE-Tarif für die ländlichen Regionen auf 7,2 Mbit/s und 10 GB Datenvolumen, hat jedoch kein spezielles Angebot für Selbstständige auf dem Land.
Ausschließlich Vodafone bietet eine größere Auswahl an LTE-Tarifen für Selbständige in ländlichen Regionen und Übertragungsraten von bis zu 50 Mbit/s. Neben den Werten im Download sind auch die Geschwindigkeiten im Upload zu beachten, besonders für Selbstständige, welche häufig größere Datenmengen versenden müssen.
T-Mobile bietet hingegen mit den LTE-Tarifen “Business Mobile Data” ein Angebot zum mobilen Surfen an, welches speziell für die Nutzung in den Städten mit schnellen Übertragungsraten und mobilen Endgeräten ausgerichtet ist.
Vodafone LTE Zuhause Internet | Geschwindigkeit Download | Geschwindigkeit Upload | Datenvolumen | Preis/Monat |
3600S | 3,6 Mbit/s | 720 Kbit/s | 5 GB | 32,49 € |
7200S | 7,2 Mbit/s | 1,4 Mbit/s | 10 GB | 42,49 € |
21600S | 21,6 Mbit/s | 5,7 Mbit/s | 15 GB | 52,49 € |
50000S | 50,0 Mbit/s | 10,0 Mbit/s | 30 GB | 72,49 € |
Fazit
LTE ist sicherlich eine interessante Möglichkeit für Selbstständige, welche auf dem Land arbeiten. Das größte Manko bei LTE sind die begrenzten Datenvolumen, wodurch sich LTE nicht für Selbständige mit hohem Datenverbrauch eignet.
Am interessantesten dürften für viele Nutzer auf dem Land die LTE-Tarife von Vodafone sein, welche die höchsten Surfgeschwindigkeiten und Inklusivvolumen bieten. Vodafone hat sich für die nächste Zeit ehrgeizige Ziele gesetzt. So möchte man in den nächsten 12 Monaten mehr als 40 Prozent der Haushalte und 70 Prozent der Fläche deutschlandweit mit LTE versorgen.
Grundsätzlich kann man feststellen, dass bei LTE die Selbstständigen als Zielgruppe bisher noch nicht im zentralen Fokus der Netzbetreiber stehen. Dies sieht man auch daran, dass die LTE-Tarife für Selbstständige sich, von wenigen Details abgesehen, stark an den 4G-Tarifen für Privatkunden orientieren. Hier ist in den nächsten Monaten noch einiges an Bewegung zu erwarten.
Über den Autor
Tim Rohrer (32) ist Mitbetreiber und Autor des Portals 4g.de, auf dem neben aktuellen Nachrichten zum Thema LTE / 4G ein LTE-Check angeboten wird. Wenn der Autor nicht grad auf Reisen ist, ist er meist in Hamburg jedoch stets auf Xing anzutreffen.
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Sehr interessant. Ich wohne selbst auch auf dem Land und muss mit einer sehr eingeschränkten Leitung auskommen. Von LTE habe ich noch nichts gehört, aber scheint für mich aufgrund der Datenbeschränkung nicht in Frage zu kommen. Da hilft nur weiter warten oder umziehen.
Über LTE habe ich mich auch mal informiert, weil es bei mir mit DSL nicht so einfach ist. Leider gibt es bei mir kein LTE und wann das kommt, da habe ich noch keine Webseite gefunden, die mir darüber Auskunft gibt.
LTE führt unter dem Strich in vielen Regionen langfristig eher zu einer Verschlimmerung der Internet-Versorgung. In Verbindung mit fachlich ahnungslosen Politikern, die die massiven Limitierungen von LTE nicht begreifen, nimmt LTE nämlich den Druck von der Politik, für einen flächendeckenden Aufbau von Glasfasernetzen zu sorgen.
Wie im Artikel richtig beschrieben wird, kann LTE selbst kein Ersatz für kabelgebundenes DSL sein. In dem Moment, in dem die Leute anfangen wollen, die hohen Bandbreiten wirklich sinnvoll zu nutzen, z.B. durch Cloud-Computing bei Selbständigen oder HD-Video-Angeboten bei Privathaushalten, stoßen sie sehr schnell an die Grenze des Inklusivvolumens und werden danach drastisch gedrosselt. Abgesehen davon bricht die verfügbare Bandbreite pro Nutzer drastisch ein, wenn viele Nutzer in einem Ort LTE wirklich als Ersatz für kabelgebundenes DSL nutzen wollen.
Und da kommt die Politik ins Spiel. Viele Lokalpolitiker haben überhaupt keine Ahnung vom Internet, betrachten das Problm Internetversorgung in ihren Gemeinden mit der Verfügbarkeit von LTE nun aber als gelöst. Konkretes Beispiel hier: 102 Gemeinden haben sich zu einem Zweckverband Breitbandversorgung zusammen geschlossen und wollen die Glasfasernetze für die Breitbandversorgung in ihren Gemeinden hochziehen. Unambitioniertes Ziel: Bis 2017 wollte man 6 MBit/s für alle Haushalte realisieren. Bis 2021 25 MBit/s, womit man dem Markt weiter deutlich hinterher hinken dürfte. Man macht eine dilletantische Ausschreibung. Ergebnis null Angebote. Nun sagen die Lokalpolitiker (Zitat): “Über die LTE-Technologie können Übertragungsraten bis maximal 100 Megabit erreicht werden. Damit ist die Grundversorgung gedeckt.” Man macht eine neue Ausschreibung, sieht das alles aber nicht mehr als so dringend an. Jetzt peilt man den Anschluss aller Gemeinden erst bis 2019 oder 2021 an…
LTE scheint zwar auf den Papier eine tolle Lösung vor allen für ländliche Regionen zu sein, aber es funktioniert bis heute nicht wirklich.
Auch aktuell haben viele ländliche Regionen noch nicht einmal UMTS Ausbau. Bis LTE für beinahe jeden kommt dürften sicherlich noch sehr viele Jahre vergehen.
Aber selbst wo ein entsprechende Mast in die Nähe steht bedeutet dies nicht das Ihr LTE bekommen könnt. Da diese Funkwellen doch auch mit Funkschatten zu tun haben, kann es durchaus wie ich selber schon gesehen haben, ganz Orte ohne LTE Versorgung geben, obwohl der nächste Mast gerade 1 bis 2 Kilometer weg ist.
Zudem nützt einem die tolle Datenraten nichts wenn dann aufgrund fehlende andere Alternativen zu viel andere Nutzer dabei sind. Da kann schnell aus 50 Mbit/s leicht nur lächerlichen 1 Mbit werden.
Zudem sind die Tarif Volumen mit meist gerade 10 GB ein Witz.
Übrigens obwohl ich in eine sehr ländliche Region wohne (gerade 1500 Einwohner) erhalte ich seit ein paar Monate VDSL 50 von die Telekom. Gut dies liegt daran das die Vermittlungsstelle gerade mal 300 Meter entfernt liegt.
Ich konnte bei einigen Kunden LTE in Betrieb nehmen und es lief im Grunde bei allen auf Anhieb. Lediglich einer musste an seiner Außenwand eine Antenne anbringen.
Die Geschwindigkeit ist ein wahres Vergnügen.
Das Datenvolumen ist ein entscheidender Nachteil dieser “Flatrates”, mit gedrosselter Verbindung ist kaum surfen möglich.
Ein weiterer oft vernachlässigter Nachteil ist, dass man von extern quasi nicht erreichbar ist. Damit fällt ein Webserver im eigenen Haus flach. Ebenfalls Standort-VPN-Verbindungen sind mehr als problematisch.
Wer nur in einem gewissen Rahmen das Internet benötigt kommt bestimmt damit aus und die Geschwindigkeit ist super. Eine professionelle Lösung sieht meiner Meinung nach aber ganz anders aus.
Gruß
Flo
Solange 3G nicht vernünftig ausgebaut ist und man in den Zügen der DB kaum sinnvoll surfen kann, solange glaube ich persönlich einfach mal noch nicht an das LTE-Wunder 🙂
Ich habe viele Jahre auf dem Land gewohnt und musste, obwohl nur 30 Km von Stuttgart entfernt, mit einer gedrosselten DSL-Leitung der Telekom leben (384 Kbit). Jahrelange Suche nach Alternativen war ergebnislos, bis mir schließlich ein Techniker der Telekom unter der Hand den entscheidenden Tipp gab -> S-DSL. Das habe ich dann eingerichtet und war glücklich. S-DSL ist sehr teuer. Aber wenn man wirklich davon lebt, gibt es keine Alternative.
PS: Inzwischen lebe ich wieder “in der Zivilisation” mit Internet via Kabel (100 MBit/s).
Ich finde sowohl Uploadgeschwindigkeit als auch Datenvolumen durchaus beachtlich. Natürlich ist eine Flatrate beim Datenvolumen besser. Aber mit 30 GB kann man schon viel anfangen – und auch bei den anderen Technologiene stand die Flatrate nicht am Anfang. Man sollte der Idee eine Chance geben.
Ich bin relativ skeptisch, was den Ausbau von LTE auf dem Land betrifft. Gerade bin ich wieder von der Stadt für ein paar Tage zu Besuch auf dem Land. Entweder habe ich hier Netz aus der Schweiz oder meine Verbindung mit dem deutschen Netz löst sich immer alle paar Minuten auf. Wie soll es also LTE auf dem Land geben, wenn noch nicht mal so ein vernünftiges Netz da ist!?
Wenn ich mir die DSL Geschwindigkeit auf dem Land anschaue, die weit jenseits von der eigentlich angepriesenen Geschwindigkeit liegt- bei einer 6000er Leitung kommen wir nie über 50% von 6000 kb/s (die Upload Geschwindigkeit ist ein Witz) – und gleichzeitig die monatlichen Kosten sehe, dann ist LTE wirklich eine Alternative – nicht unbedingt für mobiles Surfen – aber um zumindest stationär DSL abzulösen. Nur das Datenvolumen würde mich aktuell noch stören – wobei es nach Drosslung gefühlt der jetzigen DSL Geschwindigkeit entspricht…
Wer schon mal einen begrenzten Vertrag hatte weiß, wie nervig eine Datendrosselung sein kann. Ich hatte eine Zeit mal einen Surfstick und dieser wurde nach 500MB automatisch gedrosselt. Dann macht Surfen einfach keinen Spaß mehr und daher würde ich DSL immer der neuen LTE Technik vorziehen.
LTE bzw. HSPA funktioniert durchaus bereits in vielen Gebieten und ist als DSL Ersatz für alle interessant, die bisher kein DSL oder nur DSL Light hatten. Gegenüber letzteren verliert man ja nichts und kann zumindest 10 GByte (oder mehr) schneller surfen bevor man wieder auf Light Niveau absinkt. Und besser wie gar nichts oder ISDN ist es auf jeden Fall. Die Funkabdeckungskarten auf den jeweiligen Anbieterseiten sind recht zuverlässig (eher konservativ), was die Verfügbarkeit angeht. Nicht alles Gold, aber für viele halt besser wie allles bisher.
Ich bin schon sehr lange am überlegen ob ich unser 2000er DSL gegen eine LTE Verbindung eintausche… Jedoch durch den recht hohen Datenaustausch durch Playstation, Dateiuploads usw. ist hier die 15GB Grenze recht bald erreicht… Daher schon fast wieder uninteressant!
Da ich auch zu den Menschen gehöre, welche leider nicht in Ballungsgebieten leben sondern in der dünn besiedelten Einöde (gut, so schlimm ist es nicht, eigentlich eher idyllisch hier!), nutze ich bei mir daheim Internet über Funk (http://www.tele2.de/Privatkunden/Internet/Internet-via-Funk.aspx). Kann mir jemand sagen, inwiefern diese Technologie mit LTE kompatibel ist? Kann man in absehbarer Zeit davon ausgehen, dass es auch Anbieter wie tele2 schaffen werden, LTE anzubieten oder gehört diese Technologie ausschließlich den großen Playern, wie Telekom, Vodafone, e-plus und o2?
Aufgrund der deutlich höheren Downloadraten von bis zu 300mb pro Sekunde ist die Nachfrage zu diesen Produkten immer steigend! Die Uploadgeschwindigkeit und als auch Datenvolumen sind nicht zu unterschätzen! Die Flat fürs Datenvolumen kann ich durchaus entfehlen!