21. Nein sagen lernen – 52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit

Nein sagen lernen - 52 Tipps für eine erfolgreiche SelbständigkeitAls Existenzgründer ist man meist froh über jeden neuen Auftrag und schlägt auch seinen bestehenden Kunden nichts ab.

Warum das normal ist und wieso man dennoch lernen sollte Nein zu sagen, erläutere ich in meinem heutige Tipp-Artikel.

Dabei schildere ich natürlich unter anderem meine eigenen Erfahrungen.

Dieser Artikel gehört zur Serie:
52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit

Nein sagen lernen

Wie schon gesagt, leiden viele Existenzgründer nicht gerade unter einer Auftragsflut. Stattdessen sucht man zu Beginn oft händeringend nach neue Kunden und ist dabei gern bereit vom eigentlichen Leistungssprektrum abzuweichen.

Webdesigner übernehmen gern mal IT-Jobs, Grafiker basteln Webdesigns und Programmierer übernehmen SEO-Aufträge. Auch abseits der Selbständigkeit im Netz gibt es solche Abweichungen vom eigentlichen Leistungsspektrum häufiger.

Jeder Auftrag ist willkommen
Der Grund dafür ist einfach und gut nachvollziehbar. Das Geld ist knapp und jeder Auftrag ist deshalb willkommen. Schließlich dauert es bei vielen Selbständigen oft eine ganze Weile, bis die Auftragslage so gut ist, dass man wählerisch sein kann.

Zudem werden gerade zu Beginn oft Referenzen benötigt und man erhofft sich Mundpropaganda und Empfehlungen von zufriedenen Kunden.

Insofern ist diese Vorgehensweise zu Beginn einer Selbständigkeit durchaus nachvollziehbar. Allerdings sollte dies nicht langfristig zum Normalfall werden.

Spezialisierung und schlechte Kunden
Es gibt einige Nachteile dieser Vorgehensweise. So verhindert eine fehlende Spezialisierung oft, dass man als Experte in seinem Arbeitsgebiet anerkannt wird (und sich auch nicht so umfangreiches Spezialwissen in einem Bereich aneignet). Stattdessen ist man der “Alles-Macher” und das bedeutet langfristig, dass man in der Regel nicht die Preise der Spezialisten verlangen kann.

Ein weiterer Nachteil ist, dass man sich damit teilweise Kunden ins Boot holt, die vor allem auf den Preis achten, und nicht auf die Leistung. Gerade wenn man froh über jeden Auftrag ist, egal wie er bezahlt wird, bekommt man oft die eher anstrengenden, nervigen und knausrigen Kunden. So zumindest meine Erfahrung.

Und drittens wird man solche Kunden später nur schwer wieder los. Das bremst die Entwicklung des eigenen Business, wenn man weiterhin eigentlich ungeliebte Arbeiten erledigen muss.

Meiner Meinung nach ist eine wichtige Voraussetzung für den langfristigen Erfolg in der Selbständigkeit die Spezialisierung. Deshalb sollte man nach der Anfangsphase unbedingt darauf achten, sein Angebotsspektrum wieder kleiner zu machen und zu leistungsfremden Kundenanfragen Nein sagen.

Zudem sollte man später generell lernen Nein zusagen, denn auch Bestandskunden haben manchmal komische und unpassende Aufträge, wo man sich oft scheut diese abzulehnen, da es gute Bestandskunden sind. Dennoch sollte man auch hier konsequent sein und die Ablehnung begründen. Die meisten Kunden verstehen das.

Meine Erfahrungen

Ich habe als Webdesigner angefangen, habe aber natürlich zu Beginn auch nicht unbedingt eine Auftragsschwemme gehabt. Das hat dazu geführt, dass ich unter anderem Logos designed, Geschäftsunterlagen erstellt und Online-Shops aufgebaut habe.

Zudem habe ich die technische Betreuung der Computer einiger Kunden übernommen.

All das hat zu Beginn Geld gebracht und dafür gesorgt, dass ich Rechnungen bezahlen konnte.

Allerdings bin ich durch diese Vorgehensweise dann an einen Kunden gekommen, der sich als ziemliches Arschloch herausgestellt hat. Das war mir ein Lehre und seitdem habe ich gelernt Nein zu sagen.

Ich habe die Betreuung der Shops abgegeben, die Computer-Betreuung beendet und mich auf meine Kerndienstleitungen und meine eigenen Websites konzentriert.

Das war eine sehr wichtige Entscheidung, die dazu geführt hat, dass ich heute da bin, wo ich bin.

Fazit

Es fällt gerade zu Beginn schwer Nein zu sagen und zum Start in die Selbständigkeit ist es sicher Okay, wenn man flexibel ist.

Mit der Zeit sollte man dennoch versuchen sich zu spezialisieren und dazu gehört es auch Nein zu unpassenden Neu- und Bestandskunden zu sagen.

Peer Wandiger

10 Gedanken zu „21. Nein sagen lernen – 52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit“

  1. Hallo Peer,

    kurz und knackig dieser Artikel. Ich glaube viele Werdegänge ähneln sich, wenn man erkennt, dass man sich spezialisieren sollte. Auch ich habe oftmals Dinge zu unterirdischen Preisen angenommen. Dann viel länger dafür gebraucht, weil auch noch viele Änderungsanweisungen (nicht -wünsche!) kamen, die vertraglich nicht vereinbart waren. Und man hat es gemacht.

    Heute bin ich schlauer. Vielleicht auch ein Tip für einen nächsten Beitrag: “macht Verträge und Angebote mit genauen Leistungen”.

    Aber ich denke viele krebsen einfach jahrelang mit kleiner Auftragslage herum und nehmen alles an.

    Diese Kundenarschlöcher hat man übrigens immer wieder gerne. Und deswegen sei nach oben verwiesen: “macht Verträge und Angebote…”. Übrigens würden mich schon Details zu deinem Reinfall interessieren.

    Gruß Ralf

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  2. Ja, das Problem mit dem nein sagen kenne ich auch, es gab eine Zeit da kam ich vorne und hinten mit meiner Zeit nicht rund. Aber wie gesagt es liegt meistens an der Auftragslage.

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  3. Was muss denn das für ein Kunde gewesen sein, wenn der liebe Peer sich zu solchen Ausdrücken hinreißen lässt … 🙂

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  4. Hallo Peer,

    oh ich kann dich sehr gut verstehen und auch nachvollziehen, was diesen Kunden (Arschl…) angeht.
    In meiner damaligen Selbstständigkeit hatte ich zu beginn genau das gleiche Problem. Hauptsache Kunde, denn der bringt das Geld. Aber da waren auch einige bei, die ich lieber hätte zum Teufel jagen sollen. Aber ich hatte hohe Verpflichtungen, was Angestellte usw. angeht, also dachte ich, ich brauche jeden Kunden. Aber dann habe ich auch begonnen nein zu sagen. Und ob du es glaubst oder nicht, es gab dadurch keine finanziellen Einbußen. Das ist nämlich aus meiner sich ein großer Trugschluss. Denn einmal nein sagen, bringt 3 neue Kunden. Das ist meine Erfahrung.
    Warum ? Das hat, was mit Selbstwertgefühl zu tun. Denn man fühlt sich richtig gut, wenn man mal nein gesagt hat und das Leben geht immer weiter.

    Weiter viel Erfolg wünscht Dir.
    Frank

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  5. Hallo Peer,

    bei mir war es lange so, dass ich viele Aufträge angenommen habe, obwohl ich eig. gar keine Kapazität hatte um die Aufträge zu bearbeiten. Es hat wirklich lange gedauert bis ich merkte, das Freizeit auch für Freizeitaktivitäten genutzt werden sollte…
    Jetzt hab ich zwar einige Falten mehr, aber weiss nun endlich nein zu sagen. Ich finde jeder Mensch sollte einfach auch mal nein sagen können. Man muss es nicht jedem Mitmenschen glücklich machen.

    Viele Grüße
    Antje

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  6. Hi Peer,

    deutliche Worte, aber ich kann dich verstehen. Man muss auch nicht jedes Angebot annehmen. Ich habe zu deinem Artikel auch mal meine Meinung aufgeschrieben.

    LG

    Steven

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  7. Hallo Peer,

    eine wirklich sehr lehrreiche Serie, wirklich spanend und informativ!

    Ich freue mich schon auf die nächsten Tipps von dir.

    Denke da ist einiges dabei, was ich in Zukunft auch umsetzen kann.

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  8. Der Prozess der Fokusierung auf das eigene Kerngebiet ist auch meiner Meinung nach sehr wichtig. An Arschlochkunden kann man so sicherlich auch geraten, aber nach außen vermittelt man ein konsistentes Bild. Auf lange Sicht wird das eher zu guten Aufträgen führen.

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  9. Ich habe nur in meiner “Übungsphase” unterbezahlte “Übungsaufträge” angenommen. Das war okay. So konnte ich relativ risikofrei den Markt antesten. Davon sollte man sich aber wirklich schnell entfernen, sonst dümpelt man ein Jahr später noch auf 400-Euro-Basis-Niveau herum. Keine dieser Billig-Aufträge diente mir zudem als Referenz!
    Ich denke es ist ganz wichtig nicht in eine Abhängigkeit zu kommen a la “Ich brauche das (bisschen) Geld uuuunbedingt”. Das wirkt nach außen und zieht auch schwierige Kunden an. Am besten ist mit einer großen Rücklage ganz entspannt in die Selbstständigkeit zu starten. Oder Halb/Nebenberuflich.

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