Dieser Gastartikel wurde von Alexander Götz geschrieben. Er betreibt die Website Happy-Lending.net und hat während der Erstellung des Projektes eine Menge Erfahrungen sammeln können.
Bei Happy-Lending.net können sich Freunde und Bekannte gegenseitig Sachen ausleihen – einfach und kostenlos.
In diesem Gastartikel erfahrt Ihr, wie die Idee zu diesem Projekt entstand und wie sie umgesetzt wurde.
Wie die Idee entstand
Anfang 2008 traf ich mich abends mit einem Kumpel und irgendwie kamen wir auf das Thema Filme. So erfuhr ich, dass er einen Film hatte, den ich mir eigentlich am nächsten Wochenende auf DVD kaufen wollte. “Brauchst du dir nicht kaufen.” sagte er, “Kann ich dir ausleihen. Hab ich schon drei Mal gesehen. Bring ich dir morgen mit.” So weit so gut, am nächsten Tag hatte er den Film nicht dabei und es stellte sich heraus, dass er ihn schon verliehen hatte. Er wusste nur nicht mehr an wen.
Nach diesem Erlebnis stellten sich mir zwei Fragen: Wie erfährt man, was Freunde und Bekannte, Nachbarn und Mitschüler alles haben und verleihen würden? Und wenn man etwas verliehen hat: Wie merkt man sich an wen, so dass man seine Sachen wieder zurück bekommt?
So entstand das Konzept für Happy-Lending zunächst auf dem Papier: Nutzer sollten ihre Sachen einstellen können und andere Nutzer als Kontakte hinzufügen um sich nach und nach ein Netzwerk aufzubauen. Die Community-Funktionen hatte ich schon bei Xing gesehen und dazu kamen dann noch Funktionen um Sachen zum Verleihen einzustellen. Dann sollte man alle Dinge von all seinen Kontakten sehen können und diesen dazu eine Leihanfrage schicken können. Diese kann dann angenommen oder abgelehnt werden.
Das Konzept steht – aber wie umsetzen?
Da ich schon in der Schule programmieren gelernt hatte (Pascal) und auch schon erste Erfahrungen mit PHP hatte, entschloss ich mich, einfach mal selbst loszulegen. So hatte ich für die nächsten Monate ein neues Hobby. Über Entwicklungs-Frameworks hatte ich schon einiges gelesen und dass man sich damit viel Arbeit sparen kann.
Nach der Lektüre verschiedenen Vergleiche habe ich mich dann für Symfony, ein open-source PHP Framework, entschieden. Da ich noch keine Domain hatte wurde erst mal lokal entwickelt: Apache Server und MySQL lieferte sehr bequem das XAMPP Paket und schon konnte es losgehen.
Da ich nur die Wochenenden zum Programmieren hatte und fast bei jeder Funktion erst mal googlen musste, wie man sie umsetzt war ich mit der ersten Version ca. 8 Monate beschäftigt. Dafür gab es aber schon verschiedene Kategorien von Sachen (DVDs, Bücher, Musik, Werkzeug, Technik und Sonstiges), man konnte beim Verleihen ein Rückgabedatum angeben und es gab automatische Remainder-Mails, wenn die Sache bis dahin noch nicht zurückgegeben war.
Damit waren die zwei Ausgangsfragen schon mal beantwortet: Es gab die Liste der “Sachen meiner Kontakte” wo alles aufgelistet wurde was man sich ausleihen kann und man konnte unter “Meine Sachen” auf einen Blick sehen, an wen man was verleihen hatte und welches Rückgabe-Datum man eingestellt hatte. Natürlich kam für jede Funktion auf meiner ToDo-Liste, die ich umgesetzt hatte zwei neue dazu und die vielen Tester, die mir Feedback gaben, ließen die Liste noch mehr wachsen.
Als nächstes brauchte ich aber erst mal ein Design. Nachdem ich mit drei verschiedenen Designern gesprochen hatte und mir Referenzen angesehen hatte, entschied ich mich für einen, der einen kompetenten Eindruck machte und angeblich auch schon mal mit Symfony gearbeitet hatte. Leider lag ich mit meiner Wahl völlig daneben. Nach zwei Wochen erhielt ich einen Entwurf (ein Bild als .jpg), der keinerlei Bezug zu meiner Seite hatte.
Dann habe ich noch ein paar Mal mit dem Designer telefoniert aber das Besprochene wurde nie umgesetzt. Nach zwei Monaten war der Designer telefonisch gar nicht mehr zu erreichen und beantwortete auch keine Mails. Enttäuscht habe ich die Zusammenarbeit eingestellt und habe einen Freund von Hilfe gebeten. Von ihm stammt das aktuelle Design von Happy-Lending.
Domain auswählen – schwieriger als erwartet
Nachdem nun Design und Funktionen verknüpft waren musste die Seite endlich ins Netz. Webspace zu bekommen war kein Problem. Die Suche nach der geeigneten Domain dagegen schon. Bei mittlerweile über 12 Millionen registrierten .de Domains muss man schon Glück haben etwas Passendes zu finden. Soll die Domain dann auch noch unter .com TLD (78 Mio. registrierte Domains) frei sein wird es noch schwieriger. Die meisten vergebenen Domains waren nur “geparkt” und mit Werbung vollgestopft.
Zwischenzeitlich war VerleihVZ.de mal ein heißer Kandidat. Aber nachdem ich dann von verschiedensten Projekten gehört und gelesen hatte, die wegen der -VZ Endung von StudiVZ abgemahnt und verklagt worden waren habe ich davon Abstand genommen. Letztendlich habe ich mich für Happy-Lending entschieden und die erste Version unter happy-lending.net online gestellt.
In der ersten Testphase habe ich „Friends & Family“ eingeladen und sofort hagelte es wieder Bug-Reports. Jetzt weiß ich auch, wofür so eine „Closed Beta Version“ gut ist. Das Feedback war sehr positiv und da sich alle kannten hatte auch jeder gleich ein paar Leute auf seiner Kontaktliste. An Sachen wurden vor allem DVDs und Bücher eingestellt. Auch typische „Verleih-Sachen“ wie zum Beispiel Akkuschrauber tauchten schnell auf. Dazu kamen verschiedenste Kuriositäten wie z.B. ein fernsteuerbarer Hubschrauber, ein Kaffeeautomat, ein kleiner Kühlschrank und ein Flachbettscanner. Da die Kategorie „Sonstiges“ langsam immer voller wird, werden demnächst noch die Kategorien „Sport und Freizeit“ und „Kleidung“ ergänzt.
Wie und wo werden die Sachen übergeben?
Soviel ich weiß, wurde bisher alles persönlich übergeben. Das bedeutet, dass Happy-Lending ein überwiegend regionales Netzwerk ist. Somit sind die Zielgruppen: Schüler, die sich jeden Tag in der Schule sehen, Studenten, die sich in der Uni treffen können oder Nachbarn, die im selben Stadtviertel wohnen, sodass man sich mal schnell das Buch, die DVD oder die Bierzeltgarnitur abholen kann.
Aber auch Vereinskollegen, Arbeitskollegen und alle Menschen, die man sonst regelmäßig trifft kommen in Frage. Man bekommt also per Mail eine Leihanfrage und kann in der Bestätigung gleich Ort und Zeit der Übergabe angeben. Im System wird diese Sache dann für alle sichtbar als „nicht verfügbar“ markiert.
Mittlerweile sind die Bugs aus der ersten Testphase behoben und ich habe noch ein paar Details ergänzt. Außerdem habe ich Happy-Lending für alle geöffnet und meine Test-User haben angefangen ihre Freunde einzuladen.
Marketing
Wie lockt man Besucher auf seine Seite? Und wie bringt man sie dazu, sich zu registrieren? Natürlich habe ich mich um einen suchmaschinengerechten Aufbau der Seiten gekümmert.
Der erste Versuch war Adwords. Ich habe zwei verschiedene Anzeigen erstellt und mit geeigneten Keywords ausgestattet. Außerdem habe ich die Anzeigenschaltung regional begrenzt: Auf eine Großstadt. Der Gedanke dahinter war wieder, dass man zum Verleihen nichts mit der Post schickt, sondern nur persönlich übergibt. Daher macht es Sinn, möglichst viele Nutzer in einer Stadt zu gewinnen.
Allerdings ist Adwords bisher nicht das geeignete Werbemittel für dieses Projekt. Die Preise, die ich am Ende für einen registrierten User zahle, sind viel zu hoch. Entsprechend habe ich mein Budget auf wenige Euro am Tag begrenzt und experimentiere, ob ich vielleicht doch noch eine bessere Methode finde.
Der zweite Versuch bestand in einer einwöchigen Bannerkampagne auf einem Schülerportal. Ich habe mich dafür entschieden, weil die Kosten überschaubar blieben, die Zielgruppe passte und ich die Kampagne wieder auf eine Stadt eingrenzen konnte. Aber auch hier war die Klickrate niedrig und die Kosten standen in keinem Verhältnis zu der Anzahl derer, die sich letztendlich angemeldet haben.
Wie geht es weiter?
Dass die Happy-Lending Community trotzdem langsam aber sicher wächst liegt ausschließlich daran, dass die bestehenden Nutzer ihre Freunde und Bekannte einladen. Natürlich sind die großen und bekannten Netzwerke wie facebook oder StudiVZ auch im Wesentlichen durch Einladungen gewachsen. Dazu kommt, dass eine Verleih-Community erst mal erklärungsbedürftig ist und sich nicht jeder gleich etwas darunter vorstellen kann. Trotzdem werde ich hin und wieder eine kleine Marketingaktion testen.
Im Moment habe ich weit über 100 Sachen, die mir jemand ausleihen würde und zwei davon habe ich auch tatsächlich ausgeliehen. Als nächstes werde ich noch ein paar neue Funktionen einbauen wie zum Beispiel einen „Das hab ich auch!“ Button. Es gab auch schon den Vorschlag, in Cafés Happy-Lending Übergabe-Punkte einzurichten, an denen man Sachen abgeben oder abholen kann die verliehen oder zurückgegeben werden. Aber das ist Zukunftsmusik.
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Fotodepp meint
Oh! Das ist ja mal richtig gute Idee. Klingt auf jeden Fall sehr interessant.:smile: Ich werde mich dort mal bisschen umschauen. ;)
Gute Gastbeitrag übrings. :lol:
Frank meint
Finde die Idee auch super, aber macht für jeden erstmal die Arbeit, seine ganzen Verleih Sachen einzustellen. Aber heutzutage zählt ja jeder Euro den man so sparen kann. :mrgreen:
Mathias meint
Schade das du nicht gefragt hast wie er später das Projekt refinanzieren möchte und ob er Adsense, Affiliate Programme … einsetzt. Aber ansonsten ein gutes Interview und ein interessantes Projekt. Quasi Hitflip nur mehr Privat und kostenlos.
Marion von Kuczkowski meint
Tolle Idee und vor allem gefällt mir der Enthusiasmus, die Ausdauer und die Power! Das ist für Neugründer schon der erste Meilenstein zum Erfolg! Viel Erfolg mit dem Projekt!
simonnickel meint
So etwas in der Art hatte ich mir auch schon ein paar Mal gewünscht ;) Find ich eine sehr gute Idee und wünsch dir weiterhin eine wachsende Community.
Da die Zielgruppe ja ziemlich Ortsabhängig ist ist vllt wirklich die einzige Möglichkeit auf Weitersager zu hoffen. Eine Möglichkeit die mir einfallen würde ist dich an eine Schülerzeitung oder ähnliches zu wenden, eventuell findet sich ja da eine die Interesse hätte darüber zu berichten und das “für ihre Schule einzurichten”. Dadurch wird eine recht große Gruppe angesprochen, die zumindest einen gemeinsamen Treffpunkt hätte.
Kathi meint
Hey, also ich bin Nutzerin von happy-lending und ich finds echt klasse.
Was ich gerne Frank sagen würde ist, das es unheimlich leicht und schnell geht da seine Sachen reinzustellen, wurde alles super programmiert das man über amazon suchen kann und dadurch weitere Infos über den Film zum Beispiel einfach übernommen werden!
Würde mich freuen euch bei happy-lending zu treffen.
lg Kathi