Kinder-Schutz auf YouTube – Weniger Einnahmen und mögliche Kanal-Sperrung?!

Kinder-Schutz auf YouTube - Weniger Einnahmen und mögliche Kanal-Sperrung?!Nachdem sich YouTube in den USA einiges an Ärger eingefangen hat, muss die beliebte Video-Plattform nun einen stärkeren Kinder-Schutz umsetzen.

Was das für YouTuber genau bedeutet, wer davon betroffen ist und welche Auswirkungen dies auf die Einnahmen haben könnte, erfahrt ihr im Folgenden.

Zudem gibt es noch eine andere Änderung seitens YouTube, die dem einen oder anderen YouTuber Sorgen macht, den eigenen Kanal zu verlieren.

Kinder-Schutz auf YouTube

YouTube hat in der Vergangenheit von allen Nutzern der Plattform Daten gesammelt, um diese für Werbezwecke zu nutzen. Dabei wurden auch die Daten von Kindern erfasst, die ja sicher einen großen Teil der Zuschauer ausmachen.

Doch das widerspricht dem amerikanischen Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) und deshalb hat YouTube Ärger mit der US-Handelsbehörde (Federal Trade Commission) und dem New Yorker Generalstaatsanwalt bekommen.

In der nun abgeschlossenen Einigung verpflichtet sich YouTube, die Datenerfassung bei Kindern einzuschränken und diesen auch keine personalisierte Werbung mehr anzuzeigen. Auch Kommentare sollen bei passenden Videos, wo viele Kinder zuschauen, deaktiviert werden.

Und an dieser Stelle sieht man schon, dass es diesmal gar nicht um das Verbot bestimmter Inhalte geht, sondern darum, wer sich diese zuschaut.

Neue Einstellungen im YouTube-Account

Meistens betreffen die Änderungen ja die Content-Ersteller. Für diese ändert sich aber an sich erstmal nichts. Schließlich sind Inhalte für Kinder ja in Zukunft nicht verboten.

Aber jeder YouTuber muss nun angeben, ob ein Video (oder ggf. der ganze Kanal) speziell für Kinder gemacht ist. Im eigenen YouTube-Konto gibt es nun die Möglichkeit einzustellen, ob sich der ganze Kanal an Kinder richtet oder ob man das pro Video einstellen möchte.

Oben im Kanal gibt es den folgenden Hinweis:

Kinderschutz auf YouTube - Weniger Einnahmen und möglicher Kanal-Verlust?!

Die Einstellung selbst sieht so aus:

Kinderschutz auf YouTube - Weniger Einnahmen und möglicher Kanal-Verlust?!

Dabei spielt es laut YouTube keine Rolle, ob man in den USA oder sonst wo in der Welt als YouTuber zu Hause ist. Man soll sich daran halten.

Weniger Einnahmen und mögliche Kanal-Sperrung?!

Der Aufschrei in YouTuber-Kreisen war recht groß, als diese neue Regelung von YouTube bekanntgegeben wurde. Schließlich können die finanziellen Auswirkungen durchaus groß sein.

Ist ein Video als “für Kinder” markiert, dann wird, wie schon gesagt, keine personalisierte Werbung mehr angezeigt. Das bedeutet, dass es wohl deutlich weniger Einnahmen durch Werbung geben wird, wie YouTube selbst prognostiziert. Das hat natürlich bei vielen YouTubern die Sorge wachsen lassen, dass ihnen ein Großteil der Werbeeinnahmen wegfällt.

Zudem werden weitere Funktionen bei solchen Videos deaktiviert, wie Kommentare oder Benachrichtigungen. Ach das ist natürlich für viele YouTuber ein Problem, die dort ihre Community aufgebaut haben.

So könnte ich mir gut vorstellen, dass Minecraft z.B. deutlich seltener in Zukunft gestreamt wird, da dort doch sehr viele Kinder zuschauen.

Zwar kündigt YouTube auch einen Algorithmus an, der selbstständig Videos erkennt, die sich speziell an Kinder richten, weist aber auch darauf hin, dass man selber seine Videos einordnen soll. Sonst könne es zu Sperrungen seitens YouTube kommen oder sogar zu strafrechtlichen Konsequenzen. Letzteres bezweifle ich zwar für deutsche YouTuber, aber schon der Rausschmiss bei YouTube wäre für viele eine Katastrophe.

Wen betrifft diese neue Regelung?

Für viele Diskussionen hat vor allem die Formulierung “Videos für Kinder” gesorgt. So haben z.B. viele Brettspiel-YouTuber schon Angst gehabt, dass sie ihren kompletten Kanal nun als “für Kinder” kennzeichnen müssen. Schließlich sind es ja Spiele.

In den offiziellen Infos dazu wird YouTube ein wenig genauer und spricht von Videos, die “speziell für Kinder” gemacht wurden. Auch die Beispiele zeigen, dass es hier schon wirklich um konkrete Inhalte für Kinder geht, also z.B. Zeichentrickserien oder pädagogische Inhalte für Kinder im Vorschulalter.

Es wird auch von einfachen Spielen für Kinder gesprochen, was z.B. für die Brettspiele auf meinem Kanal nicht zutrifft.

Dennoch bleibt bei vielen YouTubern eine gewisse Unsicherheit. Die Sorge davor weniger zu verdienen wird nur noch von der Angst übertroffen, dass der eigene Kanal gesperrt werden könnte.

Bist du von den neuen Kinderschutzregeln mit deinem YouTube-Kanal betroffen?

Ergebnis anschauen

YouTube kennt seine Nutzer wohl doch nicht so gut

Was mir in dem Zusammenhang aber auch aufgefallen ist: YouTube scheint die eigenen Nutzer wohl doch nicht so gut identifizieren zu können.

Es gibt zwar in den YouTube-Analytics eine Auswertung “Alter des Zuschauers” (wobei in meinem Bettspiel-Kanal dafür noch nicht genug Daten vorhanden sind), aber anscheinend ist das wohl nicht so genau. Denn sonst könnte ja YouTube selbst bei jedem Nutzer entscheiden, ob personalisierte Werbung und die Kommentare angezeigt werden, oder eben nicht.

Dass die YouTuber selbst festlegen müssen, wer die Hauptzielgruppe eines Videos ist und YouTube zudem noch an einer Technik arbeitet, das selbst für jedes Video zu analysieren, spricht eher dafür, dass YouTuber recht wenig über den einzelnen Zuschauer weiß.

Oder aber man hat sehr, sehr viele Daten, will diese aber nicht preisgeben (sondern weiter für Werbung nutzen) und hat sich deshalb für diese Praxis entschieden. Auch das kann man heute ja leider nicht ausschließen.

Die Verantwortung auf die YouTuber abwälzen

Wie so oft wird die Verantwortung mal wieder auf die YouTuber abgewälzt. Das bringt mehrere Probleme mit sich.

Mal abgesehen von den möglichen Strafen bzw. der Sperrung des Kanals, sehe ich vor allem ein Problem beim eigentlichen Ziel des Kinderschutz-Gesetzes. Es ist absurd zu denken, dass Kinder nur Videos schauen, die speziell für Kinder sind. Kinder schauen natürlich auch andere Videos, wo weiterhin Werbung ausgestrahlt wird.

Umgekehrt schauen solche Videos auch Erwachsene, z.B. Eltern, wenn es z.B. um Spielzeug geht. Auch hier gibt es also Überschneidungen, die durch diese sehr grobe “Keule” einfach ignoriert werden.

Meiner Meinung nach ist diese Art ein Video als “speziell für Kinder” zu kennzeichnen, viel zu grob und trägt nicht wirklich groß zum Schutz der Kinder bei.

Abhängigkeit von YouTube senken

Ich finde es gut, dass die US-Behördern mehr Wert auf den Schutz von Kindern legen, während man sich in Europa ja lieber von der Rechteinhaber-Lobby einspannen lässt (Stichwort: Upload-Filter). Aber das ist ein anderes Thema.

Die Umsetzung durch YouTube ist allerdings mehr als fragwürdig.

Für meine beiden YouTube-Kanäle mache ich mir zwar keine Sorgen, zumal es mich am Ende auch nicht stören würde, wenn ich keine Werbung bei meinen Videos anzeigen lassen könnte. Das kann ich in meinem Brettspiel-Kanal sowieso noch nicht und das ist auch nicht mein Ziel.

In meinem letzten Blog Case Study Artikel habe ich ja über meine YouTube-Pläne berichtet und für mich in es eine Neben-Plattform, die aber nicht primär dafür da ist, Geld damit zu verdienen. Mich würde schon deutlich mehr stören, wenn es keine Kommentare mehr geben würde unter meinen Videos.

Zudem wird es wohl auch so sein, dass solche Videos dann auch nicht mehr anderen Zuschauern empfohlen werden und ähnliches. Es könnte also sein, dass man auch einen großen Teil der Richweite einbüßt. Und dann wäre YouTube auch ohne den finanziellen Aspekt nicht mehr wirklich sinnvoll.

Diese Entwicklung zeigt aber mal wieder sehr gut, dass man sich nicht zu abhängig von einem Anbieter machen sollte. Wer einzig und allein auf YouTube setzt, für den ist das Risiko auch sehr groß. Deshalb sind gerade für YouTuber andere Einnahmequellen, wie Patreon oder Steady, sehr wichtig.

Übrigens wäre es fatal nun zu denken, man wechselt einfach auf Twitch. Das Gesetz gilt auch für alle anderen US-amerikanischen Anbieter und auch dort wird es wohl früher oder später solche Regelungen geben.

Sperrt YouTube unrentable Kanäle?

In diesem Zusammenhang hat die Meldung ebenfalls für Aufsehen gesorgt, dass YouTube es sich vorbehält, unrentable Kanäle zu schließen.

Ab dem 10.Dezember gelten neue Nutzungsbedingungen, die wohl den folgenden Absatz enthalten: “YouTube may terminate your access, or your Google account’s access to all or part of the Service if YouTube believes, in its sole discretion, that provision of the Service to you is no longer commercially viable.”

Viele haben das so gedeutet, dass Kanäle, die viele Aufrufe haben, aber kein Geld einbringen, geschlossen werden könnten. Allerdings hat YouTube dem schon widersprochen und darauf hingewiesen, dass eigene Features und Services damit gemeint sind. Es geht also nicht um die Schließung von Kanälen, was die YouTube-Community wieder etwas beruhigen sollte.

Wie ist das bei eurem Kanal?

Mich würde sehr interessieren, ob diese Änderungen euch betrifft. Wie geht ihr damit um und habt ihr einen Plan B?

Peer Wandiger

Schreibe einen Kommentar