Funktioniert Patreon auf YouTube? Analyse eines Beispiels

Funktioniert Patreon auf YouTube? Analyse eines BeispielsDie Werbe-Einnahmen auf YouTube sinken und so versuchen viele YouTuber auf andere Weise Geld zu verdienen, z.B. mit Patreon.

Ein YouTube-Kanal, den ich regelmäßig schaue, hat Ende letzten Jahres nochmal verstärkt den Schritt zu exklusiven Videos für Unterstützer gewagt und ich schaue mir an, was das bisher gebracht hat.

Zudem gehe ich darauf ein, wo ich die besonderen Probleme von Patreon auf Youtube sehe.

Funktioniert Patreon auf YouTube?

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich schon mal darüber geschrieben, wie man als YouTube-Kanal-Betreiber die Crowdfunding-Plattform Patreon nutzen kann.

Dabei ging es nicht nur darum, für wen das Sinn macht, sondern auch welche exklusiven Inhalte man den Patreons bieten kann. Und ich habe Beispiele von YouTubern aufgelistet, die relativ gutes Geld mit Patreon verdienen.

Heute möchte ich nun ein reales Beispiel analysieren. Es geht um einen Brettspiel-YouTube-Kanal, der vor gut einem Monat exklusive Inhalte für Patreons eingeführt (bzw. intensiviert) hat.

Wie sich seitdem die Einnahmen und Unterstützerzahl entwickelt haben und welche Probleme ich hier ggf. sehe, erfahrt ihr ebenfalls.

Nutzt du Patreon für deinen YouTube-Kanal?

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Hunter und Cron – YouTube Kanal

Der größte deutsche YouTube-Kanal für Brettspiele heißt Hunter & Cron und wird von 2 sympathischen Männern betrieben. Diese haben den Kanal im November 2013 ins Leben gerufen.

Seitdem sind mehr als 2.100 Videos erschienen, in denen die beiden (mit weiteren Gästen) Brettspiele vorstellen, reviewen, Top-Listen veröffentlichen und mehr. Über 700.000 Videoaufrufe pro Monat hat der Kanal aktuell.

Über 46.000 Abonnenten sind für dieses Thema auf YouTube schon wirklich gut und auch sonst sind die beiden sehr aktiv. Die Berlin Brettspiel Con hat sich mittlerweile etabliert und hat im letzten August rund 10.000 Spieler angelockt.

Doch mit der Monetarisierung des Kanals scheint es nicht ganz so gut zu laufen. Über rückläufige Werbe-Einnahmen auf YouTube wurde ja schon viel berichtet. Über den Daumen konnte man in der Vergangenheit mit rund 1-2 Euro pro 1.000 Views rechen. Das wären hier im Monat rund 700-1.400 Euro. Das ist nicht genug für 2 Personen, die das gern Vollzeit machen würden und zudem gehen diese Einnahmen eben auch derzeit zurück.

Deshalb haben die beiden 2015 einen Patreon Account eingerichtet, der sich in den ersten 2 Jahren auch gut entwickelt hat.

Waren es im Januar 2016 noch 313 Dollar, wuchsen die Einnahmen auf 2.267 Dollar im Januar 2018 an. Seitdem gab es allerdings eine Stagnation. Bis Oktober 2019 lagen die Einnahmen auf dem gleichen Niveau (2.258 Dollar).

Exklusive Videos für Patreons

Schon bei der Einrichtung von Patreon wurden zusätzliche Videos für die Patreons angepeilt, was wohl mal besser und mal schlechter funktioniert hat.

Ende November 2019 haben sich die beiden das Thema dann nochmal vorgenommen und versprochen, nun wirklich regelmäßig exklusiven Content für die Unterstützer anzubieten. In einem Video erläutern sie, wie es mit Patreon weitergeht und was die Unterstützer bekommen.

Mindestens eine Rezension pro Woche soll es nun exklusiv für Patreons (und Steady-Unterstützer) geben, wobei man versucht oft auch 2 pro Woche zu bringen. Zudem gibt es nun einen exklusiven Discord-Server für Patreons und (Steady-Unterstützer).

Ebenfalls ein interessantes Angebot sind Community-Wochenenden ab 10 Dollar und Spielrunden mit den Jungs in Berlin sind ab 25 Dollar möglich. Zudem gibt es für die Unterstützer exklusive Abstimmungen für neue Videos.

Enttäuschender erster Patreon-Monat

Nach dem Patreon-Ankündigungsvideo Ende November gab es eine positive Entwicklung bei den Unterstützerzahlen. Auf graphtreon.com kann man sich die Entwicklung ansehen.

Es gab einen Anstieg Ende November / Anfang Dezember um ca. 300 Dollar (rund 100 Patreons). Das ist okay, aber seitdem herrscht erstmal wieder Stagnation und es gab sogar einen kleinen Rückgang über Weihnachten. Anfang des Jahres 2020 ging es dagegen wieder leicht nach oben.

Funktioniert Patreon auf YouTube? Analyse anhand eines realen Beispiels

Vielleicht war es keine so gute Idee, die Initiative vor Weihnachten zu machen. Schließlich ist da bei vielen das Geld eher knapp. Es wäre im Januar vielleicht besser gewesen.

Die Entwicklung ist meiner Meinung nach nicht so verheißungsvoll und sicher nicht ganz das, was man sich erhofft hat. Natürlich muss man nun erstmal die weitere Entwicklung abwarten, aber sicher erhoffen sich die Betreiber noch deutlich mehr Einnahmen, als die bisherigen.

Probleme mit Patreon und YouTube

Natürlich kann man noch kein entgültiges Fazit ziehen, ob die Patreon-Initiative wirklich Früchte trägt. Dazu muss man noch ein paar Monate abwarten.

Allerdings sehe ich hier Probleme, die generell bei der Kombination von YouTube und Patreon auftauchen. So gibt es einen gewissen Medienbruch, den man nicht unterschätzen darf.

Die exklusiven Videos findet man in seinem Patreon Account, aber eben nicht direkt bei YouTube. Dort sind diese “privat” und nur direkt über die URL aufrufbar. Man findet diese also nicht in der normalen Auflistung der Videos.

So etwas ist halt nur mit der YouTube-Kanal-Mitgliedschaft möglich. Auch diese bieten Hunter & Cron an, aber dazu gleich mehr.

Den Medienbruch sollte man nicht unterschätzen, denn viele nutzen YouTube auf dem Smartphone oder am Fernseher. Und da jedesmal extra auf Patreon zu gehen, um zu schauen, ob es ein neues exklusives Video gibt, ist Zusatzaufwand.

Diesen Medienbruch gibt es bei Podcasts z.B. in dieser Form nicht. Dort bekommt man in der Regel einen separaten Unterstützer-Feed, den man einmal in seine Podcatcher App (z.B. Podcast Addict) eintragen muss. Danach bekommt man einfach alle exklusiven Episoden ganz normal und kann diese hören, wie jeden anderen Podcast auch.

Noch extremer ist es bei Steady, wo es leider noch weniger Features gibt. Hier ist es noch schwieriger die Unterstützer über neue Videos zu informieren und Möglichkeiten zur Abstimmung etc. gibt es dort auch nicht. Hier muss man komplett auf eine Dritt-Lösung zurückgreifen.

Die erwähnte Kanalmitgliedschaft bei YouTube bieten die beiden auch an. Diese hat den Vorteil, dass exklusive Videos für die Mitglieder auch direkt im Kanal zu sehen sind. Deshalb würde ich Stand heute sogar die YouTube-Kanalmitgliedschaft gegenüber Patreon vorziehen.

Ein weiteres kleines Problem sehe ich in den verschiedenen Stufen, bei denen man Hunter & Cron auf Patreon unterstützen kann. Erst ab 5 Dollar im Monat bekommt man die exklusiven Rezensionen sofort. Für 1 Dollar kann man nur abstimmen und für 2 Dollar bekommt man die exklusiven Videos 3 Monate später.

Die Frage ist hier, ob man auf die 1 und 2 Dollar Pledges einfach komplett verzichtet und ab 5 Dollar anfängt.

Zumal es bei Steady sowieso erst bei 5 Euro losgeht. Dort hat man bisher nur 54 Unterstützer, die aber immerhin 360 Euro bringen. Da es hier aber noch weniger Möglichkeiten gibt YouTube einzubinden, wird Steady für einen YouTube-Kanal wohl noch schlechter geeignet sein.

Parallelen zu Insert Moin

Ich habe in der Vergangenheit bereits über Patreon berichtet und da unter anderem einige Podcasts vorgestellt, die diese Finanzierungsform nutzen.

Generell muss man sagen, dass sich Podcasts viel besser eignen, da man den Unterstützern einfach nur einen exklusiven Feed anbieten muss, in dem die Bonus-Episoden ebenfalls enthalten sind. Die Unterstützer finden dann ihre exklusiven Episoden ebenfalls ganz normal in ihrem Podcatcher.

Allerdings funktioniert das auch nicht bei jedem Podcast so gut. Insert Moin ist ein Podcast, der fast jeden Tag in der Woche eine Episode veröffentlicht. Das war mal ein großes Alleinstellungsmerkmal und hat dem Podcast viele Abonnenten verschafft, als alles noch kostenlos war.

Dann hat man irgendwann alle Episoden von Montag bis Freitag nur noch für Patreons verfügbar gemacht. Nur eine Episode am Wochenende war dann noch frei verfügbar. Das hat natürlich einen Anstieg der Unterstützer gebracht und in der Spitze lag man bei Einnahmen in Höhe von knapp 5.000 Dollar im Monat (von rund 950 Patreons).

Das war im Frühjahr 2018. Seitdem geht es allerdings wieder bergab. Mittlerweile ist man wieder bei rund 3.000 Dollar pro Monat angekommen (von rund 580 Unterstützern). Ein Teil der Patreon-Unterstützer ist zwar zu Steady gewechselt (aktuell rund 900 Euro pro Monat), aber ein Abwärtstrend ist insgesamt dennoch zu erkennen.

Natürlich kann ich auch hier nur spekulieren, aber eine Sache haben Insert Moin und Hunter & Cron gemeinsam. Der kostenlose Output ist bzw. war recht hoch. Wer fast täglich Content veröffentlicht, hat oft Schwierigkeiten zusätzlich noch etwas für die Unterstützer zu erstellen.

Deshalb hat Insert Moin den Großteil der kostenlosen Episoden nun kostenpflichtig gemacht. Das kam in der Community nicht gut an. Bei Hunter & Cron erscheinen dagegen weiterhin so viele kostenlose Videos, dass es für viele Zuschauer vielleicht auch gar nicht interessant ist, Geld für noch ein paar mehr Videos zu bezahlen.

Anders sieht das bei vielen erfolgreicheren Podcasts aus. Stay Forever wächst z.B. seit dem Start auf Patreon stetig weiter. Das liegt unter anderem wohl daran, dass sie in ihrem freien Podcast-Feed nur aller 1-2 Wochen eine Episode veröffentlichen. Als Unterstützer bekommt man zusätzlich jede Woche eine Episode. Man bekommt also mehr als 100% Content drauf, wenn man bezahlt. Hier ist der Mehrwert für die Patreons einfach deutlicher zu spüren.

Deshalb ist es mein Eindruck, dass Podcast besser auf Patreon und Steady funktionieren, deren Output noch nicht so hoch ist und die dann zusätzliche Episoden anbietet für Patreons, anstatt bestehende freie Inhalte hinter eine Paywall zu packen.

Das könnte auch für YouTube zutreffen, wobei da halt das Problem des Medienbruches noch dazukommt.

Patreon auf YouTube – Mein Fazit

Vor allem auf Grund des Medienbruchs sehe ich Patreon nicht als Ideal für YouTuber an. Stattdessen würde ich da eher auf die Kanalmitgliedschaft setzen, die direkt in YouTube integriert und damit auch für die Zuschauer viel bequemer ist.

Welche Erfahrungen habt ihr diesbezüglich gemacht? Unterstützt ihr einen YouTube-Kanal per Patreon oder Steady? Wie bequem ist es da an die exklusiven Videos zu kommen?

Peer Wandiger

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