4 Webdesign Mythen – Was stimmt und was nicht stimmt!

4 Webdesign Mythen - Was stimmt und was nicht stimmt!Immer noch halten sich viele Mythen, wenn es um das Thema Webdesign geht. Kein Wunder eigentlich, denn auch wenn sich die Zeiten ändern, bleiben viele dennoch bei ihren alten Regeln und meinen, diese hätten auch heute noch Bestand.

Doch ist dem wirklich so? Gemeinsam mit euch, möchte ich heute vier typische Webdesign Mythen finden. Tipps und Tricks, die immer wieder empfohlen werden, so pauschal aber gar nicht stimmen. Derartiges nervt mich schon lange, denn viele Blogs geben leichtfertig Empfehlungen, ob diese aber wirklich realitätsnah sind, scheint oft nicht von Bedeutung zu sein. Der Klick ist wichtiger, als der Inhalt.

Zeit also Mythbusters zu spielen und ein paar typische Fehltipps zu entlarven. Oder ist vielleicht doch etwas dran? Finden wir es heraus.

Webdesign Mythos 1: Die perfekte Schriftgröße

Wie jeder andere Web Worker auch, interessiere ich mich sehr für A/B Tests und Vergleiche. Dabei habe ich bereits die wahnwitzigsten Dinge bezüglich der Schriften gelesen.

Da wird pauschalisiert, dass 16px besser lesbar sind, als alles darüber und darunter. Dann wiederum behauptet jemand, größere Fonts steigern die Conversion Rate.

Für mich ist das Bullshit. Habt ihr euch bei langen Artikeln schon einmal über zu große Schriften aufgeregt? Ich ja, denn mit zu großen Schriften sehe ich zu wenig auf einmal am Bildschirm. Auf dem Smartphone unterscheidet sich das Bedürfnis ebenfalls wieder und auch wenn es stimmt, dass 16px ein durchaus guter Wert sind, gefallen mir 14px bei Fachartikeln häufig dennoch besser. Weil ich dort gezielter lesen und scannen will und das mit großen Schriftgrößen erschwert wird. Mal ganz davon abgesehen, dass auch die Schriftarten eine Rolle spielen.

Eine nicht repräsentative Blitzumfrage unter Leuten, die mich umgeben, ergab: Sehen alle so. Manches ist groß wirklich angenehm zu lesen, bei anderen Websites nerven die Schriftgrößen und auch in Büchern gibt es oft keinen idealwert. Auf meinen eigenen Websites konvertiert 14px außerdem oft besser als 17px, was meine Meinung dazu unterstreicht.

4 Webdesign Mythen - Was stimmt und was nicht stimmt!

Der Mythos der perfekten Schriftgröße ist für mich also widerlegt. Das Web und die Empfindungen einzelner sind viel zu individuell, um einfach einen Durchschnittswert festzulegen. Gerade heutzutage ist nichts mehr so einfach pauschalisierbar. Klingt also eher nach einem Tipp aus den Anfängen des Webs.

Was meint ihr dazu? Eigene Erfahrungen, dürfen gerne in die Kommentare geschrieben werden.

Webdesign Mythos 2: Buttons müssen immer rot oder grün sein

Es gibt unzählige A/B Tests und Empfehlungen, dass Buttons immer rot oder grün sein sollten. Was davon nun wirklich besser ist, weiß trotzdem niemand, denn viele unterschiedliche Ergebnisse und Umgebungen beeinflussen die Ergebnisse zum Teil stark.

Fakt ist: Ja, bei bestimmten Beeinträchtigungen bzw. Farbfehlsichtigkeiten, kommt es dazu, dass rot ein matschiges braun wird und grün eher ein Orange. Deshalb gewinnt in vielen Tests (angeblich) auch der grüne Button. Allerdings wird ein grüner Button, je nach Design oder Farbgebung seiner Umgebung, auch nicht immer funktionieren.

Nach meinen eigenen Tests und meiner Erfahrung, sind diese festen Farben also Schwachsinn. Das war früher einmal. Heute beeinflussen Webfonts, Formen und Platzierungen die Buttons viel mehr, als es irgendeine Farbe jemals schaffen würde. Für mich also ein Mythos, der einfach nicht stimmt. Er stammt wohl noch aus Zeiten, in denen rot und grün klassische Signalfarben waren. Das sind sie heute aber nur noch bedingt und das Web ist wesentlich aufregender und bunter geworden. DIE Farbe für einen Button, gibt es deshalb nicht mehr.

Und bei Amazon funktioniert gelb/orange ja auch ganz gut, während Facebook die Buttons in der Markenfarbe gestaltet. Wäre dem so, wenn rot oder grün wirklich so eine geniale Wirkung hätten? Eher nicht, denn größere Analysen und Tests als bei den Big Playern, gibt es wohl nicht.

Webdesign Mythos 3: Above the fold, alles immer Above the fold

Ein Mythos der schon immer bestand, war die Aussage, dass alles wichtige immer Above the fold, also im sofort sichtbaren Bereich angezeigt werden sollte. Anzeigen sind immer dann teuer und werden geklickt, wenn sie direkt sichtbar sind. Ganz oben auf der Website. Auch heute ist dieser Mythos noch vielmehr als das, nämlich eine Tatsache.

Es mag sein, dass Nutzer am Smartphone das Scrollen bzw. Wischen inzwischen gewöhnt sind und verinnerlicht haben, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Conversion-Rate schlagartig steigt, wenn Buttons, Formulare, Links oder was auch immer, in den sofort sichtbaren Bereich verschoben werden.

Kein Tipp wirkt so direkt wie dieser. Aus logischer Sicht, möchte man seinen Nutzern Werbung oder Affiliate-Links nicht sofort präsentieren. Man möchte eine Einleitung schreiben und dann behutsam zur Werbung oder zum Verkauf führen. Funktioniert aber nicht so gut. Die meisten Suchanfragen haben klare Intentionen und das passende Produkt dazu, ganz oben auf der Seite, wird dementsprechend häufig geklickt. Alles was wichtig ist, nicht nur Werbung und Links, sondern eben auch wichtige Textinhalte, sollten daher unbedingt weit oben auf der Website eingefügt werden. Das hilft enorm, probiert es einfach mal aus.

Wissenswert: Für alle die es interessiert. Der Begriff Above the fold stammt noch aus der Zeit von Zeitungen. Fold war die Faltlinie, die alles verdeckte, was sich nicht ganz oben auf der Titelseite befand. Im Web hat diese Regel immer noch Bestand, weil vieles eben nur oben sichtbar ist, für weiteres also erst gescrollt werden muss. Weil das nur ein Teil der Besucher macht, funktioniert das, was sofort sichtbar ist. Bei allen anderen Inhalten, sind einige der Besucher nämlich längst abgesprungen.

Webdesign Mythos 4: Der Call-To-Action muss immer möglichst aktiv sein

Ein weiterer Mythos, der mir schon seit Jahren auf die Nerven geht, betrifft den Call-To-Action. Grob gesagt, sollen Buttons nicht einfach mit »Hier klicken» oder »Weiterlesen« beschriftet werden, sondern mit aktiven Verben. Also Begriffen wie »Kaufen« oder »Bestellen«.

Mag sein, dass das in manchen Bereichen funktioniert, bei mir waren es die eher einfachen Titel, die gut funktionierten. »Hier klicken« zieht auf vielen meiner Seiten beispielsweise mehr, als ein »Jetzt bestellen«. Auch diesen Mythos würde ich so also nicht gelten lassen.

4 Webdesign Mythen - Was stimmt und was nicht stimmt!

Okay, vor vielen Jahren war das sicherlich noch anders, doch heute ist das Web eben sehr individuell geworden. Einen Text zu finden, der für alle funktioniert, müsste also dynamisch generiert werden, sodass jeder Nutzer nach bestimmten Kriterien einen personalisierten Begriff angezeigt bekommt. Das geschieht inzwischen auch teilweise schon. Für kleine Websites oder Nischenseiten, würde ich dennoch beim »Hier klicken« bleiben. Individuell ist es trotzdem, also testet doch einfach worauf eure Besucher am meisten anspringen.

Jedenfalls stimmt es für mich nicht, dass Buttons immer aktiv sein müssen oder zum Handeln auffordern sollen. Nutzer wissen heute sehr genau, was ein Button tut. Entweder sie möchten klicken oder verzichten, der Text wird nur wenige in ihrer Handlung beeinflussen. Ich sage nicht, dass es immer so ist. Ich sage nur, dass auch das vor allem typische Onlinemarketing Tipps sind, die so pauschal einfach nicht stimmen.

Nichts als Mythen und Gerüchte

Wer schon länger im Web unterwegs ist merkt schnell, dass bestimmte Leute immer wieder Strategien oder Ideen erfinden, um diese zu vermarkten. Andere Tipps halten sich dagegen einfach hartnäckig, weil früher irgendwann einmal Studien und Tests gemacht wurden, die nun immer noch zitiert und voneinander abgeschrieben werden. Wie groß diese waren, wie umfangreich und in wie fern das heute noch auf Menschen zutrifft, wird gar nicht erst gefragt.

Ich bin der Meinung, dass sich extrem viel verändert hat. Unter anderem sind solche Mythen eben ausgestorben, weil wir in einer Zeit des Wissens leben. Natürlich gibt es immer noch die, die vieles nicht verstehen, doch die neue Generation kennt das Meiste schon. Sie kennen Affiliatelinks von Youtube-Videos, wissen wie Produktplatzierungen ablaufen und verstehen auch, wenn sie genötigt werden Links oder Buttons zu klicken. Nicht alle, noch nicht, aber unterschätzten würde ich die eigene Zielgruppe auch nicht. Die Zeiten von früher, in denen nur Entwickler wussten was abgeht, sind einfach vorbei.

Das ein roter Button mehr auffällt als ein weißer, ist natürlich klar, doch ob ein rosa Button wirklich schlechter konvertiert hätte, weiß pauschal niemand. Doch! Denn heutzutage können wir unsere Nutzer ja testen und A/B Tests auf der eigenen Plattform, sind definitiv besser als Tipps für allgemeingültig zu halten. Genau darum ging es mir letztendlich auch mit diesem Artikel. Nichts gilt für alle, vor allem nicht im Internet, wo sich tagtäglich neue Trends durchsetzten. Ausprobieren ist also besser, als blind glauben.

Eure Tipps und Empfehlungen haben nun in den Kommentaren Platz. Es gibt bestimmt den ein oder anderen, der mir widersprechen wird oder andere Erfahrungen gemacht hat. Also her mit euren Meinungen.

9 Gedanken zu „4 Webdesign Mythen – Was stimmt und was nicht stimmt!“

  1. Zu Punkt 1
    Normale font-size sollte mindestens 1rem sein, oder 16px. Die Verwendung von rem ist vorzuziehen. Schriften müssen sich auf mindestens 200% vergrößern lassen. (Barrierefreiheit)

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  2. Zu 1) Das stimmt .. wir haben unseren Schriftgrad bei einem internen Kommunikationskanal so lange angepasst, bis keiner mehr etwas zu meckern hatte: 14.7px. ABER der ist sehr stark von der Schriftart abhängig und von dem Zweck, der verfolgt wird.

    Zu 2) Wir haben eine deutlich bessere Nutzungserfahrung und reduzierte Supportanfragen, wenn die Buttons dem Rot-Gelb-Grün-Grau Prinzip entsprechen. Allerdings mit einer negativen Nebenwirkung. Es wird oft auf grün geklickt, obwohl was anderes inhaltlich sinnvoller gewesen wäre 🙂 Aber generell haben viele ein Problem etwas “ungrünes” anzuklicken.

    Zu 3) Ganz im Gegenteil. Wir haben bei vielen Formularen festgestellt, dass manche Dinge besser am Ende vom ersten Drittel angesiedelt sind, weil die Nutzer doch zu schnell über den oberen Teil hinweggehen. So gab es mal eine Auswahl, die am Anfang NIE beachtet wurde und im zweiten Drittel fast fehlerfrei getätigt werden konnte. Mit solch einfachen Mitteln kann man Frust und Support sparen, auch wenn ich inhaltlich die Position völlig schräg finde.

    Zu 4) Im Werbeverseuchten Internet sind viele schon “ActionBlind” und sehen eine CTA schon eher als Werbung, die vom GehirnAdBlocker ausgeblendet wird. Bei uns zeigt sich eher, dass eine CTA besser da platziert wird, wo man “eh” logisch weiter machen würde und es sollte eher wie eine Ergänzung zum eigentlichen Inhalt aufgemacht sein.

    Alles was nach Dogma klingt gehört in eine DigiChurch .. und mit dem Rest kann man arbeiten, aber es erspart einem nicht die eigenen Tests. Da ich im Business und Private Bereich tätig bin stelle ich immer wieder fest, dass die Regeln aus der einen Welt nicht in der Anderen funktionieren, obwohl es die >selben< Benutzer sind.

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  3. Ich persönlich bevorzuge auch 16px wegen der Lesbarkeit. ich selber gehöre zum älteren Semester und muss oft zur Lesebrille greifen. Meine Hompage wird auch viel von Nutzern 50+ besucht und dann sollte man schon an ine gute lesbarkeit denken.

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  4. Bezüglich Schriftgröße und Lesbarkeit sollte man auch noch den Zeilenabstand hinzufügen, der sich ebenfalls sehr stark auf die Lesbarkeit auswirkt.

    Schriftgrößen unter 16px finde ich persönlich zu klein. Man sollte auch bedenken dass die genutzen Monitore im Durchschnitt eine immer höhere Auflösung aufweisen wodurch Content kleiner dargestellt wird. Und für mobile Geräte sollte man disbezüglich sowieso extra optimieren.

    Jedenfalls ein sehr interessanter Beitrag!

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  5. Hallo David,
    die Kernbotschaft ist da definitiv A/B- oder sonstwie Testen. Keine Zielgruppe ist wie die andere. Aber ich muss auch zugeben, dass ich noch nie einen Test über solch “grundlegende” Dinge wie die Schriftgröße oder den Zeilenabstand gemacht habe.
    Das ist gleich mal auf meiner To-Do Liste gelandet. Allerdings nicht ganz oben. 😉

    Den von Markus angesprochenen “GehirnAdBlocker” kann ich aber nur bestätigen. Fühle ich mich von einer Seite zu sehr gedrängt oder genötigt, auf ein bestimmtes Element zu klicken, nehme ich meist reiß aus und suche die Informationen im nächsten Suchergebnis der Suchmaschine meiner Wahl.
    Schönen Gruß

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  6. Ich denke auch, dass das Ganze natürlich auch zielgruppenabhängig ist, aber es gibt ja auch immerhin wissenschaftliche Studien und eben verhaltensorientiertes Marketing z.B. Die Erkenntnisse, dass eben Signalfarben wie rot und grün am besten wirken beweisen etliche Studien beispielsweise…

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  7. Zu 2)
    Mir persönlich ist eine optisch ansprechende Webseite immer besonders wichtig, wenn da rot oder grün nicht ins Farbschema passen würde ich sie lieber umgehen…
    Ansonsten kann ich nur zustimmen, dass man nicht immer alles glauben sollte, was sogenannte Experten alles empfehlen.
    Liebe Grüße

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  8. Zu 1): Natürlich kommt es immer auch auf die Charakteristik des verwendeten Fonts an, aber meiner Erfahrung noch sollte man – von Ausnahmen abgesehen – tatsächlich mindestens 16px verwenden und zudem einen angenehmen Zeilenabstand nutzen. Unterm Strich hat David aber Recht mit seiner Aussage, daß es DIE eine perfekte Schriftgröße gar nicht geben kann.

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