Google bezahlt Online-Publisher für Nutzung von AI-Tools

Um im AI-Wettlauf nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten, geht Google ausgerechnet im Bereich Online-Journalismus nun in die Offensive. Verlage erhalten über ein Jahr verteilt eine fünfstellige Summe für den regelmäßigen Einsatz eines aktuell noch geheimen AI-Publishing-Tools von Google. Eine bemerkenswerte Kehrtwende.

Smartphone-Betriebssysteme, Web-Browser, Online-Videos, die Web-Suche: In vielen Bereichen ist Google Marktführer oder – etwa im Geschäftsumfeld mit der Software-Suite Workspace – zumindest vorne dabei.

Ausgerechnet beim Mega-Trend AI machte der Konzern bislang hingegen eher Negativ-Schlagzeilen, während etwa Open AI für offene Münder sowie für klingelnde Kassen bei Gesellschafter Microsoft sorgt. Und dass der Chip-Entwickler Nvidia dank AI-Boom jüngst bei der Marktkapitalisierung an Google vorbeigezogen ist, markiert schon fast eine Zeitenwende.

Fünfstelliger Betrag für drei AI-Artikel pro Tag

Im Hintergrund arbeitet Google daran, auch beim Thema AI nach vorne zu kommen. Ein Bestandteil davon ist eine noch unveröffentlichte Generative AI Plattform, wie das Fachmagazin AdWeek an diesem Dienstag berichtete. Und ausgerechnet Web-Publisher sollen Google bei der Verbreitung und Optimierung der Plattform behilflich sein.

Laut AdWeek hat Google Beta-Zugänge zur neuen AI-Plattform für eine Handvoll unabhängiger Verlage eingerichtet. Diese Verlage haben sich dazu verpflichtet, die AI-Tools für die nächsten 12 Monate zu benutzen und täglich mindestens drei damit erstellte Inhalte zu generieren. Die AI-Inhalte müssen für Besucher kostenlos zugänglich sein.

Dazu verpflichten sich die teilnehmenden Verlage, Google mit Analysedaten und Feedback zu übermitteln. Im Gegenzug gibt es Geld, laut AdWeek eine fünfstellige Summe pro Verlag.

Google: Kein Instrument zum Content-Klau

Ein Google-Sprecher erklärte gegenüber AdWeek, die Tools sollten keinesfalls Journalisten ersetzen oder Content-Klau betreiben, sondern vor allem kleinen und lokalen Verlagen die Arbeit erleichtern. Mit Daten aus öffentlichen Quellen wie Gesundheitsbehörden und Staatspublikationen. Die Tools können allerdings auch Inhalte anderer Medien zusammenfassen und daraus neue Artikel generieren.

Online Publisher vom kleinen Blogger bis zum großen Medienkonzern verbindet seit jeher eine Hassliebe zu Google, die mit dem neuen AI-Tool neue Nahrung erhält. Auf der einen Seite ist die Google-Suche eine unverzichtbare Traffic-Quelle und mit Anzeige-Angeboten wie Adsense und Doubleclick vielfach auch ein essentieller Teil der Monetarisierung.

Vom AI-Verbot zur Förderung von Robo-Journalismus

Auf der anderen Seite sorgt Google regelmäßig für Frust mit scheinbar willkürlichen Verschlimmbesserungen des Ranking-Algorithmus und mit der immer prominenteren Integration von eigenen Angeboten und Anzeigen in die organischen Suchergebnisse.

Auch das lange in den Webmaster Guidelines verankerte “Verbot” von AI-Inhalten ist vielen Online-Publishern noch in guter Erinnerung. Dass ausgerechnet Google nun Geld in die Hand nimmt, um Verlage zur Publizierung von – aus Google-Sicht gerne auch ungekennzeichneten – AI-Inhalten zu animieren, ist ein Spiegelbild der Schnelllebigkeit der AI-Welt im Allgemeinen und von Google im Besonderen.

Johannes Haupt

2 Gedanken zu „Google bezahlt Online-Publisher für Nutzung von AI-Tools“

  1. Wie siehst du das eigentlich? Als jemand, der mehrere Content Projekte und echte Menschen als Angestellte hat? Feuerst du die morgen alle, wenn KI funktioniert? Siehst du KI nur als Ergänzung, die nie den Mehrwert deiner Angestellten erzeugen kann?

    Bei mir hat es dazu geführt, dass ich keine Lust mehr auf Bloggen habe.

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    • Zweiteres. KI im Online Publishing ist sicherlich ein herausforderndes und teilweise auch erdrückendes Thema, aber auch ein chancenreiches. Ich verstehe den Kopf in den Sand Impuls, aber den hatte ich in den letzten Jahren auch ohne KI schon sehr regelmäßig (Algorithmus-Update bei Facebook, Google Updates, …). Irgendwas ist immer und diesmal eben etwas mehr 🙂

      Ciao
      Johannes Haupt

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