Spam Update: Google deindexiert tausende AI-Seiten

Das neueste Core Update im Verbund mit einem Spam Update von Google hat – einmal mehr – die Identifizierung wenig hilfreicher Inhalte und eine entsprechende Bereinigung der Suchergebnisse zum Ziel. Allem Anschein nach geht das Unternehmen dabei deutlich radikaler vor als in der Vergangenheit, wo minderwertige Seiten lediglich Rankings verloren haben. Innerhalb weniger Stunden nach Beginn des Updates wurden tausende Seiten komplett aus dem Index entfernt, darunter auch einige absolute Traffic-Dickschiffe.

Wie schon das folgenreiche im vergangenen Spätsommer ausgerollte Helpful Content Update soll auch neue Core Update nützliche Inhalte sichtbarer machen. Im an diesem Dienstag publizierten Info-Artikel zum Update machte Google bereits die Tragweite des Updates deutlich. Es sei “komplexer als übliche Core Updates und beinhaltet Änderungen an mehreren Kern-Systemen”.

Komplette Entfernung aus Google-Index

Zeitgleich mit dem Core Update wurde ein Spam Update eingespielt. Hier geht es gegen Site Reputation Abuse (Stichwort: Unterordner-Vermietung für Couponseiten & Co), Expired Domain Abuse und Scaled Content Abuse. Unter letzterem versteht Google “die Erstellung vieler Inhalte mit dem primären Ziel, die Suchergebnisse zu manipulieren, anstatt Benutzern damit zu helfen”. Und diesem Scale Content Abuse scheint es nun zuerst an den Kragen zu gehen.

In Facebook-Gruppen und Twitter-Threads häuften sich innerhalb kürzester Zeit die Meldungen von Seitenbetreibern, deren Projekte komplett aus dem Google-Index entfernt wurden. So berichtete die Niche Site Lady ihren knapp 70.000 Twitter-Followern, Google habe vier ihrer Seiten deindexiert und zeige entsprechende Meldungen in der Search Console an.

2% der untersuchten Seiten betroffen

Eine erste ganzheitliche Auswertung kommt von Originality.ai, einem AI-Erkennungstool. Der Anbieter hat 79.000 Content-Seiten ausgewertet, die bei einem der Display-Vermarkter Raptive, Ezoic und Mediavine (nutzen auch wir) unter Vertrag sind. Geprüft wurde jeweils, ob die Website aktuell indexiert ist und ob sie im Februar noch indexiert war.

Ergebnis: 1.446 der 79.000 geprüften kommerziellen Websites – also etwa 2 Prozent – wurden infolge des Google Updates komplett deindexiert. Stand heute.

Originality hat sich auch stichpunktartig die Inhalte der betroffenen Seiten angesehen, natürlich unter Nutzung des eigenen Tools. Demnach gab es auf allen deindexierten Seiten AI-generierte Inhalte, und bei 50 Prozent der betroffenen Seiten waren 90-100 Prozent der Beiträge AI-generiert.

Diese Zahlen sind ein stückweit mit Vorsicht zu genießen, weil Originality.AI – wie jeder gleichartige Tool-Anbieter – eine recht hohe false positive Quote hat. Auch menschliche oder menschlich überarbeitete Inhalte werden gerne als 100% AI identifiziert.

Trotzdem ist die Tendenz offensichtlich und wohl auch unbestreitbar, wenn man die aufgeführten Beispiele deindexierter Seiten besucht, die von mehr als einer Million monatlicher Google-Besucher auf Null zurückgefallen sind. Oder auch nur die Traffic-Charts von ahrefs betrachtet.

Traffic Charts zacjohnson.com

Die Seiten equityatlas.org (einstiges Top Keyword: “island boys net worth”) und zacjohnson.com (einstiges Top Keyword: “burger king restaurants closing”) bestanden erst seit einigen Monaten, hatten jeweils mehrere Zehntausend Content-Seiten im Google Index und wurden beide auf Expired Domains gebaut. Da ist es eher bemerkenswert, dass diese Seiten im Jahr 2024 überhaupt noch einen siebenstelligen monatlichen Google-Traffic abgreifen konnten, als dass sie jetzt ausgeschlossen werden.

Lässt Google mit sich reden?

Gleichwohl handelt es sich hier um Extremfälle. Glaubt man den Klagen von Nischenseitenbetreibern in sozialen Medien, sind auch Online-Projekte betroffen, bei denen AI allenfalls unterstützend zum Einsatz kam – was von Google ja sogar ausdrücklich erwünscht ist. Es gibt auch schon erste Meldungen, dass Google Einsprüchen gegen eine “unrechtmäßige” Deindexierung stattgegeben hat.

Unabhängig davon wird uns das Spam-Update und seine Folgen sicherlich noch lange beschäftigen. Das Vorgehen unterstreicht einmal mehr das dünne Eis, auf dem man sich als Web-Publisher mit einem hohen Anteil von Google-Traffic bewegt (oder einer beliebigen anderen einzelnen Traffic-Quelle).

Johannes Haupt

8 Gedanken zu „Spam Update: Google deindexiert tausende AI-Seiten“

  1. Das aktuelle Google Update wird so stark reinhauen, wie noch nie. Ist irgendwie auch richtig, weil man überall nur noch was von KI-Content liest. SEO wird immer schwieriger und irgendwie habe ich auch keine Lust mehr darauf. Ist nur gut, dass ich davon nicht finanziell abhängig bin. Für die Leute, die “ehrlichen” Content erstellen, wird es leider auch immer schwieriger. Eigentlich wollte ich ein neues Projekt starten, lass aber nun die Finger davon. Absolute Zeitverschwendung und Google sitzt halt immer am längeren Hebel.

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  2. Da finde ich es aber merkwürdig, daß in den letzten Monaten viele meiner Webseiten (u.a. zu meinem Hobby Garten) fast vollständig verschwunden sind, die ich seit 2012 aufgebaut habe. Alles selbst geschrieben, AI gab es ja noch nicht.

    Jahrelang haben die Seiten gut gerankt und sind (sicherlich etwas langsam) immer weiter ausgebaut worden. Jetzt sind sie weg!

    Ich bin ja eigentlich kein “Verschwörer”, aber wenn man sich die Suchergebnisse anschaut, gewinnt man den Eindruck, daß Google sich selbst das Affiliate-Marketing angerissen hat. Wenn man etwas sucht, kommen sofort Affiliate-Seiten. Wenn ich Informationen suche, werden mir sofort Kaufangebote gemacht.

    Das ist das Ende, ich habe schon einige Webseiten gelöscht, weil es einfach keinen Sinn macht. Und werde mich wohl dieses Jahr vollständig zurückziehen. Vielleicht Wohnungen kaufen und staatlich vermieten: Affiliate-Webseiten sind jedenfalls absolut tot!

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  3. Hi Johannes,

    Ihr habt ja die Domain selbstaendig-im-netz.de auf trending.de umgeleitet. Im September haben wir das auch zuvor mit einer langjährig etablierten Seite gemacht. Entgegen vieler Aussagen, dass ein sauber durchgeführter Domainumzug in der Regel keine Nachteile bringt, stelle ich bis heute genau das Gegenteil fest. Die Besucherzahlen sind durch den Domainwechsel bereits vor des Updates um 40% eingebrochen und haben sich seither nicht mehr erholt.

    Das laufende Google-Update – so ist mein Eindruck – scheint hier den Zustand noch zu verschlimmern – Stand heute zumindest. Wir haben mit dem Projekt erneut 60% Sichtbarkeit lt. sistrix verloren in 2 Tagen.

    Da das Update noch läuft, vermute ich, dass Google evtl noch Zeit benötigt, alte Rankingsignale wieder einzupflegen. Aber beunruhigend ist es allemal….

    Vielleicht haben andere hier eine ähnliche Beobachtung umgeleiteten Domains gemacht?

    Mark

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    • Unsere Umleitung wurde von Google überhaupt nicht angenommen, es sind nur eine Handvoll Seiten indexiert. Rollen wir in den nächsten Tagen vorläufig zurück + aktualisieren den alten Artikel mit Learnings. Ein Domainumzug ist aber ohnehin immer mit einem gewissen Verlust an Trust und Sichtbarkeit verbunden, siehst du auch bei den “Großen” wie (ebay-)kleinanzeigen.de. Ist immer eine Abwägung ob’s das Rebranding wert ist (wäre es für uns gewesen, wenn es im Rahmen geblieben wäre).

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    • Hallo Mark,

      es gab mal vor kurzer Zeit eine entsprechende Studie, die ich leider nicht mehr finden kann. Da wurde umgeleitet und genau ausgewertet, was das gebracht hat. Leider war das Ergebnis nicht besonders positiv, was mit schlechteren Rankings einher ging.

      Bei trending.de habe ich das auch schon beobachtet, dass die Sichtbarkeit bzw. die Umleitungen irgendwie nicht gefruchtet haben. Ich kenne da natürlich keine Details. Aber fand ich auch schon merkwürdig. Vielleicht liegen auch einfach technische Fehler vor bzw. Umleitungen nicht richtig konfiguriert.

      Aber komplette Domain-Umleitungen sind immer schwierig und die meisten denken, dass dann die Sichtbarkeit bleibt. Wird auch gerne so von Agenturen verkauft, ist aber meistens nicht der Fall. Da Google diese Projekte dann komplett neu bewertet und dann kann es natürlich der Fall sein, dass dann zusätzlich ein laufendes großes Google Update nochmal alles schlechter bewertet.

      Viele Grüße
      Michael

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      • Wir haben zwei absolute Top-Experten dran gesetzt und die Seite komplett auf links gedreht, technisch ist auf jeden Fall alles tutti. Bing hat trending.de auch vom ersten Tag an “angenommen” und indexiert neue Inhalte sofort, während Google nur die “alten” SiN-Inhalte unter der alten TLD in den SERPs anzeigt (allerdings auch eindeutig heruntergestuft).

        Google crawlt trending.de laut Search Console auch sehr regelmäßig, indexiert die Seiten aber nicht (“Gecrawlt – zurzeit nicht indexiert”). Wir vermuten, die Umstellung einer 16 Jahre alten und extrem starken Domain auf eine komplett jungfräuliche neue Adresse im Verbund mit einem zeitgleichen Redesign war für Google zu viel auf einmal, es fehlt einfach der Trust. Rückblickend wäre es auf jeden Fall smarter gewesen, erst das eine und mit einigen Wochen Abstand das andere zu machen.

        Ciao
        Johannes

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  4. Bei unserer Seite wurden die redirects angenommen und alles schien gut zu verlaufen. Die Rankings hatten sich nach mehreren Wochen “stabilisiert”, kamen aber seit der Umstellung im September 23 nicht mehr auf das alte Niveau.

    Aktuell vermute ich immernoch einen Fehler im Umgang mit den harten Richtlinien zum Domainmissbrauch. https://developers.google.com/search/blog/2024/03/core-update-spam-policies?hl=de sodass “normale” Domainumzüge hier in Mitleidenschaft gezogen werden.

    Wir überlegen nun auch, wieder zur alten URL zu wechseln. Davon rät Google soweit ich weiss ab, aber mittlerweile haben wir nicht mehr viel zu verlieren…

    Wir warten jedoch noch das Ende des Updates ab.

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  5. Hi Johannes,

    ich habe mit KI erstellten Inhalten sehr durchwachsene Erfahrungen gemacht und musste feststellen, dass diese häufig einfach nur falsch sind. Da liegt Bergisch-Gladbach plötzlich am Bodensee und eine Therme mit 2 Wasserrutschen hat plötzlich 12. Die aufgezählten Sehenswürdigkeiten in einem Dorf in der Fränkischen Schweiz gibt es auch allesamt nicht und so wäre es sicher gut, wenn Google solche Inhalte konsequent entfernt. Allerdings bin ich skeptisch wie gut Google diese erkennt.

    VG
    Guido

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