14.000 Euro monatlich als Blogger mit KI-Texten [Case Study]

Sind mittels ChatGPT & Co. generierte Inhalte gut genug, um über Google eine große Zahl von Besuchern auf die eigene Seite zu bekommen und zu monetarisieren? Wie ein US-Blogger nach weniger als einem Jahr fünfstellige monatliche Einnahmen fast ausschließlich mit KI-Texten erzielt.

ChatGPT & Co. haben die Erstellung von Texten dramatisch vereinfacht und beschleunigt. Zuletzt hat auch Google seine Einstellung zu KI-generierten Texten geändert. Entscheidend fürs Ranking in der Suchmaschine ist nun ausdrücklich einzig die Qualität der Inhalte, nicht ob sie von Menschen oder Maschinen erstellt wurden.

Wohl jeder ambitionierte Content Creator hat in den letzten Monaten mit KI-Tools experimentiert, in mehr oder weniger großem Rahmen. Der Online-Unternehmer Casey Botticello hat Anfang des Jahres eine Nischenseite mit AI-Content aufgesetzt und den Aufbauprozess auf seiner Fachseite begleitet.

Für den Oktober 2023 vermeldete er in seinem Niche Site Report Einnahmen in Höhe von fast 15.000 US-Dollar (14.000 Euro). Dazu dokumentierte er im Blog des für den Aufbau genutzten AI-Texttools Koala – auch bei uns im Einsatz – die Entwicklung der Seite.

Eine Anmerkung vorab: Wir kennen die Adresse der konkreten Nischenseite – für Geübte innerhalb weniger Minuten recherchierbar – und haben die Seitenstruktur und Inhalte für diese Case Study detailliert auseinander genommen. Weil Casey die URL nicht selbst publik macht, wollen wir das aber hier aber auch nicht tun. Statt dessen nehmen wir unten konkrete KI-Beispiele aus unserem eigenen Portfolio.

Geschichte, Gründer, Angebot

Der US-Amerikaner Casey Botticello betreibt neben der Pro-Blogger-Seite BloggingGuide ein Portfolio von mehr als 20 Nischenseiten, über deren Entwicklung er in seinen monatlichen Blog Income Reports Auskunft gibt. Seit Januar 2023 dokumentiert er die Entwicklung einer Nischenseite im Technologiebereich.

Konkret behandelt die Seite eine beliebte Software, um die herum es viel informationelles Suchvolumen gibt (denk in Richtung “Photoshop Tutorials”).

Die Nische bietet eine gerade für AI-Content attraktive Kombination aus zahlreichen Long-Tail-Keywords und verhältnismäßig wenig Wettbewerb im Vergleich zu “harten” transaktionalen Keywords wie “Bestes xy”, “xy kaufen” und dergleichen. Mittels AI-Tools können hier Inhalte für nischige Keyword-Kombinationen erstellt werden, bei denen ein “händischer” Artikel den Aufwand nicht rechtfertigen würde.

Casey hat die Seite im zweiten Halbjahr 2022 auf einer “Aged Domain” aufgesetzt, die er vom ursprünglichen Gründer erworben hat. Allerdings gab es dort in der Vergangenheit noch keine Inhalte und folglich auch keine Backlinks auf der Domain. Der Startvorteil durch den Kauf gegenüber der Registrierung einer neuen Domain dürfte aus unserer Sicht überschaubar sein.

Die ersten 20 Artikel schrieb Casey größtenteils selbst und ließ die Seite dann einige Monate liegen und “reifen”, bevor er ab Januar 2023 den Content Output mittels AI hochfuhr. In der Folge kamen 30 bis 130 Artikel im Monat hinzu, aktuell umfasst die Seite etwas über 500 Texte.

Wachstum und Umsätze

Entwicklung der Seite (Grafik: ahrefs)

Das Wachstum der Seite vollzog sich im Wesentlichen in zwei Schüben. Im Frühjahr 2023 ging es innerhalb kurzer Zeit hoch von einigen Dutzend täglichen Besuchern auf rund 2.000 tägliche Besucher, womit sich die Seite für den Display-Vermarkter Mediavine qualifizierte, der 50.000 monatliche Besucher voraussetzt.

Im Spätsommer und Herbst profitierte die Seite dann massiv von den zahlreichen Google Updates (mehrere Core Updates, Helpful Content Update, Product Review Update) und schoss hoch auf 446.113 Besuche im Oktober. Allein über Mediavine erlöste die Seite damit 14.934 US-Dollar (etwa 14.000 Euro), hinzu kommen Affiliate-Einnahmen im hohen dreistelligen Bereich.

Dem stehen laut Casey Gesamtausgaben in diesem Jahr (!) von 7.500 US-Dollar gegenüber. Hier ist anzumerken, dass Casey in seine Berechnung zwar Freelancer inkludiert, nicht aber seine eigene Arbeitszeit. Nach eigenen Angaben investiert der Gründer derzeit 15-20 Stunden pro Woche in das Projekt. Der Ausbau erfolgt also sehr aktiv. Die eigene Arbeitszeit nicht zu berechnen, ist ein häufiges Problem beim Geld verdienen im Internet, wenngleich der effektive Stundensatz in diesem Fall natürlich enorm ist.

Kleiner Exkurs: Das SEO-Tool ahrefs weist für die Seite ein deutlich niedrigeres Traffic-Niveau aus als von Casey Botticello angegeben. Gerade für den hier adressierten Long-Tail-Bereich ist es gleichwohl nicht unüblich, dass die Tools bei den geschätzten Suchvolumina um ein Vielfaches daneben liegen. Wir halten die angegebenen Zahlen – im Blog unterfüttert mit Screenshots aus Google Analytics – für glaubwürdig.

Tools und Techniken, Aufwand und Team

Abgesehen von der “Aufwärmphase” (siehe oben) sind sämtliche Artikel der Seite AI-generiert. Casey nutzte hierfür das Tool Koala, das sich speziell an Seitenbetreiber richtet und die Erstellung von mehreren Tausend Wörtern langen keywordoptimierten Artikeln mit wenigen Klicks ermöglicht.

Wir nutzen Koala selbst seit einigen Monaten zur Content-Erstellung und haben das Tool schon im August in unserem Artikel über ChatGPT Alternativen ausführlicher vorgestellt.

Vor Publikation wurden alle Texte von Casey oder von seinen Redakteuren redigiert. Die Überarbeitung besteht aus Fact Checking, dem Umschreiben und “Glätten” von Formulierungen und dem Anreichern mit zusätzlichen Informationen.

Casey betont, insbesondere bei der Ausarbeitung von triggernden Einleitungen seien Menschen der AI noch weit voraus. Hier lohne sich händische Arbeit besonders. Sinnvoll sei auch die Einfügung eigener Fotos, Videos und Infografiken zur Aufwertung der Inhalte.

Unsere Analyse

In einem seiner Niche Site Reports nannte Casey selbst einige Gründe für den außerordentlichen Erfolg der Seite:

  • die Nutzung einer etablierten Domain (in unseren Augen hier kein wirklicher Faktor, siehe oben)
  • ein schnelles Theme und ein performanter Web-Hoster
  • der Verzicht auf billige Display-Werbung, bevor sich die Seite für Premium-Netzwerke wie Mediavine qualifiziert
  • eine hohe Content Velocity. Bedeutet: Die Publikation einer großen Anzahl von Inhalten zu einem klar umrissenen Themenkomplex innerhalb kurzer Zeit, um in den Augen von Google als Autorität in diesem Feld wahrgenommen (Fachbegriff: topical authority) und entsprechend gut gelistet zu werden
  • Hochwertiger Content gerade in der Anlaufphase der Seite

Allein damit erklärt sich der Erfolg der Seite aber nicht, wie auch der Autor selbst schreibt. Normalerweise erreichten seine neuen Nischenseiten den Wert von 50.000 monatlichen Besuchern nach 12-24 Monaten aktiver Arbeit, hier dauerte es nur vier Monate.

Auch schon bevor Google selbst klar machte, dass es bei der Beurteilung der Content-Qualität nicht zwischen menschlicher oder maschineller Herkunft unterscheidet, war die Besuchergewinnung über AI-Inhalte möglich. Wir nutzen wie gesagt ebenfalls Koala und erzielen hier sowohl mit deutschsprachigen als auch mit englischsprachigen Texten sehr vielversprechende Rankings.

Mittels Koala erstellter Artikel. Auch das Bild ist AI-generiert.

Allerdings schlägt längst nicht jeder Artikel ein  – wie aber auch bei händischen Texten – und von “One Click Content” kann keine Rede sein, wohl aber von einer deutlichen Beschleunigung des Publikationsprozesses. Statt 8 Stunden bei händischer Ausarbeitung brauchen Redakteure für das gleiche Thema nur noch 1-2 Stunden für Keyword-Recherche und Outlining, Überarbeitung und Anreichung der AI-Inhalte und das Einpflegen in WordPress nebst internen Verlinkungen. Etwa für diesen Cocktail-Artikel, den wir mit Koala erstellt haben.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Seite dürfte die erzielte Topical Authority sein. Ein großer Teil der auf der Seite publizierten Artikel ist auf Keywords mit sehr überschaubarem Suchvolumen optimiert und hier fast konkurrenzlos. Bei den direkten Wettbewerbern kommen die Keywords allenfalls in einer Zwischenüberschrift eines allgemeineren Artikel vor, weil in der Vor-AI-Zeit die Ausarbeitung eines spezifischen Ratgebers nicht rentabel gewesen wäre.

Ebenso war es eine sehr gute Idee, die Basis der Seite – sprich die Hub-Seiten und grundlegenden Artikel, auf welche auch die größten Suchvolumina entfallen – besonders hochwertig zu gestalten und entsprechend viel Arbeitszeit hineinzustecken, wohingegen beim Long Tail intensiv mit KI-Tools wie Koala gearbeitet wird.

Auch wenn sich die in dieser Case Study betrachtete Seite durch den Schwerpunkt bei der Content-Produktion als “AI-Content-Blog” qualifiziert, ist das hier keinesfalls mit “wenig Arbeit” gleichzusetzen. Casey Botticello hat mehrere Hundert Stunden Arbeit in die Seite gesteckt, wird dafür nun allerdings auch prächtig entlohnt.

Wenn er das aktuelle Traffic-Niveau beibehalten und vielleicht sogar ausbauen kann, wird die Seite dauerhaft fünfstellige monatliche Einnahmen generieren und wäre für mehrere Hunderttausend Euro verkaufbar.

Zumindest bis zum nächsten Google Update. Erst im Vormonat hat das Helpful Content Update illustriert, auf was für tönernen Füßen Geschäftsmodelle stehen, die so Google-abhängig sind wie diese Seite.

Kaum Links, wenig Historie, wenig einzigartige Inhalte: Der Burggraben der Seite ist doch sehr überschaubar, und der Erfolg solcher Projekte bleibt – auch ohne “building in public” – gerade im englischsprachigen Raum nicht lange unbeachtet. Und unkopiert.

Casey hat hier im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder er macht “more of the same”, also weiteren AI-Content vielleicht noch nebst Erweiterung in Schulter-Nischen (wobei die Domain das nur bedingt hergibt). Oder er benutzt das Traffic-Fundament als Basis, um aus der Seite eine Marke zu machen. Nebst Aufbau von Social-Media-Kanälen und der Entwicklung eigener digitaler Produkte.

Hier haben wir tatsächlich keine klare Empfehlung. Schritt zwei klingt logisch weil nachhaltig, wäre aber eine deutliche Abkehr von Caseys Kernkompetenz und erfordert viel Fokus, der dann in anderen Bereichen fehlt. Die Entscheidung für eine Strategie ist eben auch immer die Entscheidung gegen einen anderen Weg. Für den Seitenbetreiber könnte es eine bessere Idee sein, aus seinem gegenwärtigen unfairen Vorteil im Bezug aufs AI-Knowhow maximalen Profit zu schlagen, als sich in völlig unbekanntes Terrain zu bewegen.

Unabhängig davon ist die Nutzung von AI-Textgeneratoren wie Koala zweifelsohne ein spannender und vielversprechender Weg, um im Jahr 2023 durch effiziente Content-Produktion innerhalb kurzer Zeit zur Autorität in einem Themenfeld zu werden. Insbesondere wenn beim Fundament viel Wert auf Qualität und auch bei den peripheren AI-Inhalten nicht ungelesen auf den Publikationsbutton gedrückt wird, sondern auch hier eine gewisse Einzigartigkeit und Exklusivität gelingt.

Johannes Haupt

3 Gedanken zu „14.000 Euro monatlich als Blogger mit KI-Texten [Case Study]“

  1. Danke Johannes, für diesen (wie üblich) sehr interessanten Artikel! Wie sieht es denn mit Offpage SEO aus? Hat Casey in dieser Hinsicht auch etwas geschrieben, oder kam der Erfolg ausschließlich aus der Masse an Content?

    Viele Grüße
    Guido

    Antworten
    • Er schrieb dazu nichts, aber ich hatte mir natürlich auch das Backlink-Profil angeschaut. DR22 – also recht schwach -, dazu sehen die stärksten Links eher unnatürlich aus. Für den Long Tail reicht es, aber wie geschrieben, der Burggraben gegenüber Wettbewerbern bzw. der Schutz vor Google Updates ist auch dadurch gering. Wäre es meine Seite, würde ich da auf jeden Fall noch was machen.

      Viele Grüße
      Johannes

      Antworten

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