Tipps und Erfahrungen eines digitalen Nomaden

Im heutigen Interview spreche ich mit einem Blogger, Podcaster und digitalen Nomaden.

Er berichtet über seine Erfahrungen beim ortsunabhängigen Arbeiten und gibt Tipps für alle, die diesen Weg ebenfalls einschlagen wollen.

Zudem geht er auch auf Fehler ein, die man vermeiden sollte und schildert ausgefallene Erlebnisse.

Viel Spaß.

Hallo Tim. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer. Mein Name ist Tim Chimoy und ich arbeite als digitaler Nomade weitestgehend ortsunabhängig. Das bedeutet: Ich bin nicht an ein festes Büro gebunden, sondern kann meiner Arbeit so ziemlich von überall nachgehen.

Ich verdiene meine Brötchen unter anderem als Architekt und auf tuscheteam.de mit der Erstellung von Marketingplänen und Visualisierungen für Architekten und Immobilienfirmen. Akquise und Abwicklung laufen dabei zu 90 Prozent online ab.

Des Weiteren blogge ich auf earthcity.de über das “Arbeiten von unterwegs” und helfe Menschen dabei, selbst ein ortsunabhängiges Business aufzubauen.

Zur Zeit arbeite ich zudem an einem neuen Blogprojekt.

Du bist viel auf Reisen. Warum und wie oft bist du unterwegs?

Ich bin in der Regel etwa 3-4 Monate im Jahr im Ausland, suche mir dort aber immer einen festen Standort.

Ich flüchte dann vor dem kalten Berliner Winter und verbringe die Zeit in Südostasien oder anderen wärmeren Gefilden. Meine Arbeit nehme ich mir dann einfach mit.

Den Sommer verbringe ich in Berlin, mache in dieser Zeit aber gern kleinere Reisen innerhalb Europas. In Berlin arbeite ich vom Coworking Space oder meinem Lieblingscafé.

Wie bist du zum Bloggen gekommen? Welche Vorteile bietet das?

Als ich mich im Dezember 2011 selbständig gemacht habe, hatte ich gleich zu Beginn das Ziel, mein Business ortsunabhängig zu gestalten und nicht in klassischen Bürostrukturen zu versumpfen.

Da ich all mein Wissen zum ortsunabhängigen Arbeiten damals aus englischsprachigen Blogs bezog, begann ich damit, meine Erfahrungen in einem eigenen, deutschsprachigen Blog mit der Welt zu teilen.

So bin ich zum Bloggen gekommen und habe durch den Blog viele spannende Menschen kennengelernt, die ähnlich denken und arbeiten. Das Bloggen war von Anfang an das Zugpferd für alle weiteren Unternehmungen.

Worüber bloggst du auf earthcity.de und warum?

Ich teile meine eigenen Erfahrungen zu den Themen “ortsunabhängigen Arbeiten”, gebe Tipps zum Start als digitaler Nomade und berichte zudem auch von meinen Reisen.

Mein Blog ist meine Spielwiese, aber zugleich auch ein Business.

Welche Möglichkeiten gibt es heute als digitaler Nomade unterwegs zu arbeiten?

Neben den klassischen ortsunabhängigen Jobs (Webdesigner, Programmierer, Blogger, Online-Marketer, etc.) gibt es noch viele andere Möglichkeiten, wenn man alle vorhandenen Möglichkeiten nutzt.

Es gibt zahlreiche Tools und Dienstleister, die einen dabei unterstützen. Dropscan, Pixelletter, E-Buero und Fastbill sind nur einige Beispiele für Services, die es auch klassischen Dienstleistern ermöglichen, mehr Ortsunabhängigkeit zu erlangen.

Welche Vorbereitung sollte man unbedingt treffen?

Man sollte sich idealerweise ein nicht zu knappes finanzielles Puffer ansparen. Dieser Tipp gilt aber nicht nur für digitale Nomaden, sondern generell für jeden Selbstständigen.

Ansonsten: Überlege dir zuerst, wie du dein Leben leben möchtest – erst dann solltest du dir ein Business aufbauen, dass dir dieses Leben ermöglicht.

Willst du ortsunabhängig arbeiten? Dann solltest du das idealerweise von Anfang an mit einplanen. Zudem sollte man sich mit Gleichgesinnten austauschen, die schon einen Schritt weiter sind.

Und welche Fehler gilt es zu vermeiden?

Frei in der Wahl des Aufenthaltsortes zu sein ist nicht zu verwechseln mit einem geringeren Arbeitsvolumen. Die Menge der Arbeit wird nicht weniger.

Zudem muss man sehr viel Disziplin haben. Ortsunabhängiges Arbeiten ist auch kein Allheilmittel für unzufriedene Festangestellte. Ganz und gar nicht! Es ist lediglich ein Werkzeug, um dein Leben freier gestalten zu können. Was du daraus machst, bleibt dir überlassen.

Was war dein ausgefallenstes Erlebnis auf deinen Reisen?

Schwere Frage. So verrückt sind meine Erlebnisse meist gar nicht. Die ausgefallensten Erlebnisse hatte ich bisher sicherlich in China. Dort bin ich in Changsha (2 Mio Einwohner-Metropole) nachts einmal von einem Taxifahrer in einer völlig falschen Nachbarschaft abgesetzt worden und keiner sprach dort auch nur ein einziges Wort Englisch.

Es dauerte mehrere Stunden, bis ich Hilfe fand. Ein Student setzte mich am Ende irgendwann vormittags in den richtigen Bus. Im Nachhinein trotz der anfänglichen Panik ein tolles Erlebnis, da ich aus meiner Komfortzone heraustreten musste.

Wie verdienst du Geld unterwegs? Bringt dein Blog auch Geld ein?

Ja, mein Blog bringt auch Geld ein. Neben Affiliate-Einnahmen verkaufe ich ein E-Book, welches anderen Menschen beim Start in die Ortsunabhängigkeit hilft.

Neben dem Blog betreibe ich (neben dem Zeichenservice) aber auch 1-2 weitere Web-Projekte. Die Blogeinnahmen entsprechen so in etwa 20 % meiner Gesamteinnahmen.

Worum geht es in deinem eBook genau und was hat es mit der Beratung auf sich?

Wie oben schon erwähnt, hilft mein E-Book angehenden digitalen Nomaden bei der Umsetzung der ersten Schritte hin zu einem eigenen Freiheits-Business. Die Skype-Beratung setzt dann dort an, wo das Buch aufhört. Ich unterstütze Menschen bei der konkreten Umsetzung ihrer Ideen und beantworte all ihre Fragen.

Zur Zeit arbeite ich zudem gemeinsam mit einem Business-Partner an der Umsetzung einer umfassenden Online-Toolbox. Diese hilft Selbstständigen dabei, ortsunabhängig zu arbeiten und richtet sich an all jene, die schon erste Erfahrungen als Selbstständige gemacht haben, nun aber voll durchstarten möchten.

Die Toolbox wird eine interaktive Erweiterung der E-Book Inhalte und des Coachings. Wer den Launch nicht verpassen möchte, sollte unter byebyebuero.de seine E-Mail Adresse hinterlegen.

Du hast auch einen Podcast. Um was geht es da und wie setzt du diesen technisch um?

In meinem Earthcity Podcast spreche ich mit anderen digitalen Nomaden über das Reisen und ortsunabhängiges Arbeiten – die selben Themen also, die ich im Blog behandle.

Die Umsetzung ist recht einfach. Ich habe ein mobiles USB-Mikrofon für die Aufzeichnungen und nutze Garage-Band als Software zum Schneiden der Beiträge.

Gehostet wird der Podcast dann bei Libsyn. Im I-Tunes Store landet der Podcast dann letztendlich via RSS-Feed (mit Hilfe eines WordPress-Plugins). Die Leserzahlen wachsen langsam aber stetig, was mich sehr freut.

Zum Schluss würde ich mich noch über deine wichtigsten Tipps für angehende digitale Nomaden freuen.

Der wichtigste Tipp: Sauge nicht nur Informationen auf, sondern setze sie auch schnellstmöglich um, und zwar auch dann, wenn du dich noch nicht bereit fühlst.

Traue dich, Risiken einzugehen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ein alter Spruch, aber es ist nun einmal so!

Zu guter Letzt: Trau dich, die Grenzen deiner Komfortzone zu überschreiten. Nur so kommst du voran. Ein Umsetzungsbeispiel: Tue jeden Tag eine Sache, vor der du Angst hast. Das kann ein Kaltakquise-Anruf sein, jemanden auf der Straße anzusprechen oder eine Idee umzusetzen. Egal.

Danke Tim

für das Interview.

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Tipps und Erfahrungen eines digitalen Nomaden“

  1. Ortsunabhängiges Arbeiten ist schon eine coole Sache. Wenn ich selbst neue Ideen auf Machbarkeit teste, dann wäre eine fehlende Ortsunabhängigkeit für mich schon ein k.o.-Kriterium. Aber da tickt wohl jeder anders.

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  2. Sehr spannend und sehr schöne Bilder im Kopf. 🙂

    Diese schönen Bilder werden aber schnell getrübt, denke ich an Bürokratie. Kommt der deutsche Steuerbeamte mit dieser Arbeitswelt und der dazugehörigen Steuererklärung zurecht? Was wird beim Absetzen anerkannt, was nicht? Und vor allem auf welchen Beruf ist die Gewerbeanmeldung ausgestellt?

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  3. Immer wieder interessant solche Berichte. Persönlich interessiert mich ja wie solche Personen in 10, 20, 30 Jahren leben werden. Reisen und im Ausland leben ist schön, aber ganz so unabhängig ist man ja dann doch nicht. Allein die Kommunikation mit dem Finanzamt als Selbstständiger ist schon eine Herausforderung. Dann braucht man ja auch einen deutschen Wohnsitz, jemand der die Post abholt und man hat ja auch Verwandte und Freunde in der Heimat. Das kann man kaum für immer durchhalten.

    Ansonsten noch viel Spaß beim Reisen. Ich bin selber mal 3 Monate durch Südostasien gereist, ein unvergessliches Erlebnis.

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  4. Mich würde auch der bürokratische Aspekt so einer “Arbeitswelt” interessieren, z.B. ist Deine Freiberuflichkeit (Architekt) und das Blogger-Gewerbe von einander getrennt oder läuft das alles in ein Topf?

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  5. Ortsunabhängig bloggen fängt ja schon im Kleinen an, wenn man z. B. das Laptop mit auf den Balkon oder die Terasse nimmt oder sich im Park damit auf die Bank setzt. Wie viele Rentner verbringen die Wintermonate in Spanien und haben hier ihren festen Wohnsitz und sind somit steuerlich hier veranlagt. In 10 Jahren werden sicherlich viele Rentner im Winter auch nichts anderes machen, nur sie nehmen dann ihre Einkommensquelle “Laptop” mit, da ihre Rente nicht reicht. Gerade die Ortsunabhängikeit finde ich persönlich interessant.

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  6. Wäre für mich auch etwas, bzw. setze ich teilweise sogar schon um. Steuerlich kann trotzdem alles über Deutschland laufen, wenn man dort noch eine Addresse hat, wo das Gewerbe gemeldet ist. Dann eben bei Verwandten, die ggf. auch die Post weiterleiten. Das Finanzamt interessiert es herzlich wenig wo Du im Winter “urlaub” machst, solange die Steuererklärung pünktlich erledigt wird. Dauerhaft zu Reisen und zu Arbeiten, wäre für mich nichts. An einem festen Standort “überwintern” schon eher. Mit Familie und Kindern wird das natürlich schwerer – aber dann ist ortsunabhängiges Arbeiten noch immer ein Vorteil. Ortsunabhängig zu sein, bedeutet ja nicht nur in der Weltgeschichte herumzureisen.

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  7. Danke für Eure Kommentare 🙂 Ich möchte besonders auf Roland und Carsten kurz eingehen: Das Blogger-Gewerbe und die freiberufliche Architektentätigkeit laufen in der Tat (leider) voneinander getrennt. Der StB trennt diese auch voneinander, anders geht es wohl nicht. Ich muss die Töpfe trennen, was natürlich etwas höhere Kosten mit sich bringt. Insg. habe ich mit der Bürokratie wenig Probleme. Man benötigt einen “festen” Bürositz, aber das kann auch das Haus von Tante Trude oder ein Büroadresse-Servicedienstleister sein. Zudem gibt es viel Tools und Dienstleister, die einem da helfen. Wer mehr dazu erfahren möchte, findet dazu bald ausführliche Infos auf byebyebuero.de 🙂 Liebe Grüße aus z.Z. Köln, Tim

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  8. Ortsunabhängig arbeiten klingt wirklich toll. Dafür braucht man aber wirklich einen leistungsfähigen Laptop, den man dann überall hin mitnehmen kann. Ist ja schließlich der eigene Arbeitsplatz.

    Danke für das Interview! Hat sich wunderbar gelesen

    Liebe Grüße
    Gitte

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  9. Ich mache es genau umgedreht, bin immer 3-4 Monate in Deutschland arbeiten und den Rest im Ausland. Auch ein Vorteil sind die Steuerersparnisse bzw. Erstattugen wenn man nicht ein ganzes Jahr in Dtl. arbeitet.

    @Thomas schneider
    Mit Finanzamt ist auch kein Problem, ich erstell die Erklärung via elster im Ausland und mein Wohnsitz ist bei meinen Eltern. Oder du kannst auch sonst Freunde fragen.

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  10. Mit diesem Traum sind wir auch gestartet jedoch haben wir uns dann entschloßen in Frankfurt zu bleiben.
    Natürlich denkt man, dass die Ortsunabhängigkeit mega Vorteile hat diese hat aber wie oben beschrieben auch seine Nachteile wie so einiges im Leben. Nicht alles was glänzt ist auch Gold. Ein gesundes maß an Abwechslung reicht auch vollkommen aus.

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