Zum Abschluss meiner Experten-Roundups zum Jahresstart geht es heute um die Inhalte im Netz.
Content Marketing ist als Begriff zwar schon etwas abgegriffen, aber dennoch beschreibt er sehr gut, dass neben Texten heute noch andere Inhalte wichtig sind.
Im Folgenden geben 6 Experten ihre Erfahrungen aus 2016 weiter. Zudem geben sie Prognosen ab und liefern einige gute Tipps.
Content Marketing – 6 Experten-Prognosen und Tipps für 2017
Meine Interviewpartner sind (alphabetisch):
- Jan Becker-Fochler
Gründer und Chief Product Officer von Textbroker
textbroker.de, Facebook - Walter Epp
Blogger, Autor und Berater
schreibsuchti.de, Facebook - Anna Hassemer
Texterin, Konzepterin, Lektorin und mehr
ahatext.de, Twitter - Sven Lennartz
Schriftsteller, Blogger und Unternehmer
conterest.de, Twitter, Pinterest - Dirk Metzmacher
Content-Profi und Blogger
photoshop-weblog.de, Twitter - Jan Tißler
Tech-Journalist und Herausgeber
upload-magazin.de, Twitter, Instagram
Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse und -Erfahrungen zu Online-Content im Jahr 2016?
Kurz gesagt: Content-Marketing wird immer professioneller betrieben, die Kreation von genügend relevanten Inhalten bleibt aber eine Herausforderung.”
Jan Becker-Fochler
Das hat aber auch einen enormen Vorteil für den Leser: Die starke Konkurrenz sorgt für grandiosen Content im Internet. Ich habe Artikel gesehen, die so gut aufbereitet waren, das man dafür locker Geld verlangen könnte.”
Walter Epp
Gerade bei Text nähern sich die Suchmaschinen menschlichen Vorlieben an. Gefallen einer Webseite ist messbar, daran orientieren sich die Algorithmen. Für uns Texter ist das eine schöne Sache, weil Keywordtexte weder schön zu lesen noch zu schreiben sind.
Der Publikationszeitpunkt wird immer wichtiger. Mittlerweile kann man genau ermitteln, wann welche Zielgruppe online ist. Darauf werden Publikation und Social Media-Aktivitäten abgestimmt.”
Anna Hassemer
Besser intern verlinken. OK, den Tipp kann man immer bringen, ohne das er falsch wäre. Aber es ist wichtig und wird oft vernachlässigt oder gar vergessen. Das Posting ist raus, Klappe zu. Das war‘s. Aber das ist zu kurz gedacht.
Weniger Animation. Ein bisschen Ruhe tut uns allen gut. Ich spiele auch gern damit herum. Muss mich dann zwingen es sein zu lassen. Und finde es hinterher angenehmer.”
Sven Lennartz
Verständlich, doch damit wurde es auch schwieriger, aus der Flut an Angeboten herauszustechen, was nur durch eine ständige Optimierung der Qualität und Quantität möglich war.”
Dirk Metzmacher
Zum anderen das Rennen, mit hochwertigen Inhalten, gezielter Themenauswahl und generell großer Achtung vor dem Leser zu arbeiten. Damit erreicht man sehr viel weniger Leute, aber die werden potenziell zu Fans. Dafür muss man aber richtig Arbeit und Köpfchen investieren.”
Jan Tißler
Was ist bei Online-Texten inzwischen das wichtigste, damit diese die Leser begeistern?
Oft lässt sich ein Text bereits mit einigen Tipps so wertvoll gestalten, dass er den Leser überzeugt. Dazu benötigt er eine ansprechende Headline, einen fesselnden Einstieg, einen roten Faden, eine klare Struktur sowie einen zielgruppenorientierten Schreibstil. Auch interaktive Elemente sind gut geeignet, um die Nutzer zu unterhalten und zu fesseln.”
Jan Becker-Fochler
- Zutat 1: Daten – Vermutungen ins Blaue hinein will keiner lesen. Nutzer wollen Case Studies, konkrete Zahlen und detaillierte Anleitungen. „Ungefähr“ und „meiner Meinung nach“ reichen heute nicht mehr für einen erfolgreichen Artikel.
- Zutat 2: Emotionen – Ich weiß, das Wort ist ausgelutscht. Aber ohne Gefühle und ein bisschen Drama hat ein Artikel selten eine Chance. Wer es schafft Informationen unterhaltsam rüberzubringen verbindet das Beste aus zwei Welten. Auch Studien und Daten sollten mit Storytelling und Humor lebhaft präsentiert werden.
- Zutat 3: Empathie – Wer seine Leser am besten versteht, gewinnt. Wenn du weißt, was deinen Leser nachts wach hält, dann kannst du seine Sorgen, Ängste und Wünsche ansprechen – und dann hört er dir auch zu. Im Artikel muss es um den Leser gehen, nicht den Autor.
”
Walter Epp
Bitte verzichtet auf effekthascherische Überschriften, der schnelle Klick nützt nicht, wenn hinterher nur enttäuschte Erwartungshaltung übrig bleibt. Langweilig geworden sind auch Titel wie “Die 10 besten…” Neue Ideen gefallen den Leuten.
Authentizität ist entscheidend, gesichtslose Kommunikation sollte vermieden werden: Menschen wollen Influenzern vertrauen und freuen sich über ehrliche Markenkommunikation, die sie mit anderen Menschen verbinden.”
Anna Hassemer
Sven Lennartz
Es fehlt die Zeit, also wird ein Artikel häufig nur gescannt. Dieses Scannen unterstützen wir mit der Formatierung und visuellen Elementen als Anker.”
Dirk Metzmacher
Manch einer will eine Antwort schnell und auf den Punkt. Andere wollen etwas gerade ganz genau wissen. Wieder andere möchten unterhalten werden. Wichtig ist, dass man bei den eigenen Inhalten genau weiß, an wen man sich wendet.”
Jan Tißler
Welche Rolle spielen Videos und Live-Streams mittlerweile im Online-Business?
Immer mehr Unternehmen integrieren Live-Formate wie Tutorials und Produktpräsentationen in ihre Content-Strategien. Dabei sollte es aber nicht nur um hohe Reichweiten gehen, sondern auch darum, die richtigen Nutzer zu erreichen und mit ihnen zu interagieren.”
Jan Becker-Fochler
Ich glaube, dass Text trotzdem nicht aussterben wird. Text hat einige entscheidende Vorteile, die Videos nicht haben: Man kann quer lesen, scannen und zu bestimmten Passagen springen. Diese Übersicht gibt es bei Streams und Videos nicht.”
Walter Epp
So gehyped Video auch ist, meiner Meinung nach braucht es nach wie vor zwingend den zusätzlichen Textbeitrag. Video muss gehört werden, nicht in jeder Umgebung möchte man sein Gerät laut stellen oder Kopfhörer benutzen. Text kann in individueller Geschwindigkeit zum frei gewählten Zeitpunkt gelesen werden.
Persönlich finde ich Videobeiträge unterirdisch, die aus einem eingeblendeten statischen Bild bestehen, mit Hintergrundmusik unterlegt sind und den Textteil zum Lesen einspielen. Livestreaming ist interessant, daraus könnte sich einiges entwickeln in Zukunft. Hier bin ich sehr gespannt.”
Anna Hassemer
Keine Ahnung, woher die Leute die Zeit nehmen und was sie nebenher noch alles treiben. Video finde ich meist Zeitverschwendung. Es ist OK, wenn man wissen will, wie jemand so ist und wie er rüberkommt. Das reicht dann aber auch. Erklärvideos in Blogs finde ich oft peinlich.”
Sven Lennartz
Allemal ein spannendes Thema, um in der Masse aufzufallen.”
Dirk Metzmacher
Wobei man amateurhafte Videos einem Einzelunternehmer natürlich eher verzeiht als einem Weltkonzern. Wobei das auch wieder ganz darauf ankommt, was man erreichen will. So oder so: Auf jeden Fall darüber nachdenken und sich von anderen anregen lassen!”
Jan Tißler
Welche wichtigen Entwicklungen im Content-Bereich erwartest du für das Jahr 2017?
Weiterhin wichtig wird es 2017 sein, die richtige Distributionsstrategie für den eigenen Content zu finden bzw. noch besser zu verstehen, was gut funktioniert, um das Targeting entsprechend zu optimieren.
Ein noch stärkerer Fokus wird im nächsten Jahr sicherlich auf interaktiven Inhalten wie Quiz, Bildergalerien etc. sowie ansprechenden visuellen Inhalten liegen.”
Jan Becker-Fochler
Das führt allerdings auch zu einer Professionalisierung der gesamten Branche. Während „Bloggen“ und „Content“ oft als Hobby oder nebenbei betrieben wurden, ist die Content-Strategie bei vielen Unternehmen schon Chefsache.
Weiterhin werden wir erleben, dass traditionelle Branchen wie Steuerberater und Anwälte immer stärker in die Content-Schiene rutschen werden – ich hatte da schon konkrete Anfragen.”
Walter Epp
Spannend wird auch, wie neue Formate und Plattformen integriert werden. Ich rechne damit, dass vor allem Snapchat auch in Europa stärker für Werbezwecke genutzt wird. Aber ich lasse mich gerne von neuen Formaten überraschen, die Entwicklung ist gerade rasant.”
Anna Hassemer
Facebook wird sich noch umgucken, weil man zu sehr auf Snapchat schielt. Die eigenen Beiträge sollte man bildtechnisch aufrüsten. Ein „Featured Image“ als Teaser ist notwendig.”
Sven Lennartz
Ein Schwerpunkt wird die Video-Produktion. Persönliches, Menschliches ist auch gefragt. Authentisch, statt glatt gebügelt.”
Dirk Metzmacher
Quatschseiten mit schnell zusammengeschusterten Sensationsmeldungen wird es natürlich weiter geben. Am Kiosk gibt’s ja vom dünnen Klatschblatt bis zum Kulturmagazin in Buchstärke auch alles.”
Jan Tißler
Was sind deine wichtigsten Content-Marketing-Tipps für 2017?
- Die eigene Content-Strategie schriftlich in einem Dokument festhalten und darin Dinge wie Ziele, Zielgruppe, Tonalität, Formate, Kanäle, Workflows und Frequenzen definieren.
- Testen, wie man Content-Seiten noch besser einsetzen kann, um damit qualifizierte Leads zu generieren.
- Sich mit neueren Kanälen wie Snapchat und Instagram befassen und schauen, wie man sie in seine Content-Strategie integrieren kann und was sie für das eigene Business bringen.
”
Jan Becker-Fochler
Wenn nach einem Jahr “Content Marketing” immer noch nichts beim Traffic passiert ist, dann sollte man sich Gedanken machen – tun viele aber nicht und machen einfach weiter wie gehabt. Publizieren und hoffen zieht nicht mehr.
Weiterhin sollte man sich bei einem Artikel immer zwei Punkte überlegen: Inhalt + Verbreitung. Die Meisten konzentrieren sich nur auf den Inhalt, denken aber nicht über die Verbreitung des Artikels nach. Beides macht aber 50% des Erfolgs aus. Man darf nicht vergessen: Der Content ist zwar der King, das Marketing ist aber die Queen.”
Walter Epp
Eine mit gesundem Menschenverstand ausgewählte Contentmischung bieten, die die Zielgruppe bedient. Lieber Klasse statt Masse, also mehr auf die Qualität als auf Quantität achten: Guter Content wird geteilt, schlechter nervt und wird ignoriert.”
Anna Hassemer
- Nutze mehr Emojis
- Riskiere längere Headlines (aber nicht Titles, da sie für Google wichtig sind)
- Drücke eine noch stärkere Ladezeitoptimierung durch. Schon allein, um nicht die schrecklichen AMP-Seiten von Google nutzen zu müssen.
- Mach etwas Krasses! Wenigstens einmal im Jahr.
”
Sven Lennartz
Dirk Metzmacher
Zur Umsetzung kann man sich dann immer noch einen Profi engagieren.”
Jan Tißler
Fazit
Der Trend hin zu hochwertigeren Texten ist laut den Experten weiterhin erkennbar. Um aus der großen Masse der Anbieter im Netz herauszustechen, ist das auch dringend notwendig. Dennoch werden viele auch weiterhin versuchen mit minderwertigen, aber aufmerksamkeitsstarken Inhalten zu punkten.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass man die eigene Zielgruppe kennt und die eigenen Inhalte optimal auf diese abstimmt. Die Zeit der SEO-Texte geht dagegen langsam zu Ende. Google erkennt mehr und mehr hochwertige Texte genauso, wie diese auch die Leser wahrnehmen.
Hinzu kommen noch stärker als bisher Videoinhalte, die immer häufiger von vielen Nutzern konsumiert werden. Und auch Bild-Inhalte sollte man nicht vernachlässigen, sind diese doch gerade auch in Social Networks sehr beliebt.
Auch wenn mir persönlich der Begriff Content Marketing etwas suspekt ist, weil ich seit 10 Jahren mit meinem Blog eigentlich nichts anderes mache, so werden die Inhalte noch wichtiger werden.
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Content und SEO sind in jedem Fall ein wichtiges Thema, denn Content wird immer mehr zu einem wichtigen Rankingfaktor. Hier unser Buch zu diesem Themenkomplex: contentfaktor.de
Hallo,
super interessante Seite. Ich denke Content Marketing wird noch auf viele Jahre sehr wichtig bleiben. Meine Einschätzung ist, dass im Content Marketing – gerade bei Handwerksbetrieben – noch eine Menge Potential steckt. In diesen Bereichen wird es einfach noch zu wenig genutzt.
Ich stelle auch bei unserer Seite fest, dass sich mit dem Content die Besucherzahl und somit auch die Anzahl meiner Aufträge erhöht. Für ein Unternehmen wie uns ist Content Marketing daher enorm wichtig.
Am Pagespeed muss ich unbedingt arbeiten!
Regionales SEO sehe ich als weiteren wichtigen Punkt in 2017.
Vielleicht ergibt sich ja mal die Möglichkeit, um näher auf diese Themen einzugehen. Für einen Gastbeitrag oder ein Interview stelle ich mich mit meiner Seite garagentore-hannover.de auch sehr gern zur Verfügung.
Viele Grüße!
Vielen Dank für den großartigen Artikel, den sollte man so manchen Auftraggebern in die Hände spielen 😉
Das war mal wieder so ein super Artikel, der vormacht wie Content aussehen soll. Ich habe wirklich einiges mitgenommen und möchte dafür danke sagen 🙂
Weniger Masse und eine höhere angestrebte Qualität gefallen mir ausgesprochen gut. Auch die Tatsache, dass Fakten alleine nicht ausreichen. Aus eigener Erfahrung halte ich jedoch auch den Page Speed für äußerst wichtig. Es nervt einfach, wenn selbst mit einer extrem schnellen Verbindung eine einfache Seite mehrere Sekunden zum Laden braucht und das ist (eigentlich) nicht mehr zeitgemäß.