Wie ich mich als Webentwickler während der Pandemie selbstständig machte – Erfahrungsbericht

Wie ich mich als Webentwickler während der Pandemie selbstständig machte - ErfahrungsberichtHallo, ich bin Max. Seit fast 6 Jahren arbeitete ich jetzt schon für die gleiche Firma. Das Einkommen war OK, ich hatte viele Freunde auf der Arbeit, Work-Life-Balance war gut und ich hatte genau das richtige Maß an Verantwortung – nicht zu viel, nicht zu wenig.

Ich sehnte mich schon länger danach, unabhängiger zu sein, aber es war äußerst bequem in meinem 10-to-7 Job und das hielt mich von einem Wechsel ab.

Dann kam Corona nach Deutschland, kurz darauf die ersten Lockdowns und dann wurden auch wir angestellten Webentwickler in Kurzarbeit geschickt. Auch das war ehrlich gesagt gar nicht so unbequem – 3 statt 5 Tage arbeiten und immer noch 80% des Gehalts bekommen – eigentlich ein guter Deal!

Trotzdem wurmte es mich, dass über meine Zeit so einfach verfügt werden konnte und so beschloss ich, meine Optionen zu prüfen, um mich selbstständig zu machen.

Wie ich mich als Webentwickler während der Pandemie selbstständig machte

Ich heiße Max, bin Webentwickler und habe mich während der Corona-Pandemie selbstständig gemacht.

In diesem Artikel schildere ich mein genaues Vorgehen und wie auch du dir neben der Arbeit einen Kundenstamm aufbauen und dich mit wenig Risiko selbstständig machen kannst.

Schritt 1: Portfolio vorbereiten

Aufgrund der Kurzarbeit während der Corona-Pandemie hatte ich also 2 von 5 Arbeitstagen, die ich nicht für meinen Chef arbeiten musste und ich wollte versuchen, an diesen 2 Tagen selbstständig für eigene Kunden zu arbeiten.

Wie die meisten anderen angestellten Webentwickler, hatte ich kein richtiges Portfolio, als ich mich auf die Suche nach meinen ersten Jobs machte. Kunden wollen aber vor allem sehen, welche Arbeit man in der Vergangenheit geleistet hat.

4 Wege, ein Webentwickler-Portfolio ohne Kunden zu erstellen

Du hast dazu folgende Möglichkeiten:

1. Aktualisiere deinen Lebenslauf

Meiner Erfahrung nach ist ein Lebenslauf ein würdiger Ersatz für ein Portfolio, zumindest am Anfang. Man kann potentiellen Kunden ganz offen sagen, dass man sich gerade selbstständig macht und in den letzten X Jahren für Arbeitgeber Y gearbeitet hat. Wichtig: Beschreibe im Detail, welche Projekte du in deinem Job vor deiner Selbstständigkeit umgesetzt hast.

2. Deine eigene Webseite

Eine eigene Webseite ist sowieso ein guter Weg, Kunden zu gewinnen, denn sie kann deine Kompetenz als Webentwickler auf 3 Wege veranschaulichen:

  1. Die Webseite selbst: Wenn deine eigene Seite gut entwickelt und ansprechend gestaltet ist, kann sie für sich sprechen und potentiellen Kunden zeigen, was du kannst!
  2. Arbeitsprojekte: Projekte, die du für deinen Chef entwickelt hast, kannst du hier beschreiben, am besten mit Screenshots und Videos!
  3. Artikel: Gib dein Know-How an andere weiter. Schreib über Themen, für die du engagiert werden möchtest. Wenn du bspw. PHP-Entwickler bist, schreib zu diesem und verwandten Themen und bau einen kleinen Absatz am Ende jedes Aritkels ein, dass du als Entwickler verfügbar bist. Diese Artikel können vor allem langfristig ein richtig gutes Investment werden, wenn sie anfangen in der Google-Suche aufzutauchen!

3. Arbeitsprojekte präsentieren

Auch ohne eigene Webseite, kannst du Projekte präsentieren, an denen du während deiner Karriere gearbeitet hast. Diese kannst du z.B. als PDF, Google Slides oder Video aufbereiten.

4. Billigprojekte annehmen

Deine ersten paar Projekte werden vermutlich nicht so gut bezahlt sein, wenn du gerade als frischer Webentwickler auf den Markt kommst. Seit nicht zu stolz und nimm sie trotzdem an, denn deine ersten Kunden werden wichtige Referenzen für dich sein.

Sie empfehlen dich auch weiter und engagieren dich oft für Folgeprojekte, bei denen du langsam dein Honorar erhöhen kannst.

Schritt 2: Erste Kunden finden

Meine ersten Kunden auf dem Weg in die Selbstständigkeit fand ich auf Upwork. Ich bewarb mich bei Projekten, die zu meiner Expertise passten und kein Vollzeit-Engagement voraussetzten.

Die ersten Jobs waren wirklich schlecht bezahlt, aber erlaubten mir, Stück-für-Stück mein Honorar zu erhöhen, weil mein Profil mit zunehmenden Bewertungen immer besser aussah.

Insgesamt musste ich glücklicherweise nur eine Handvoll Jobs machen, bis ich auf Kunden traf, die auch außerhalb von Upwork mit mir arbeiten wollten. Das war ein wichtiger Schritt, denn so mussten weder Kunde noch ich die Gebühren nicht bezahlen, die Upwork verlangt und ich war nicht länger im direkten Wettbewerb mit Emtwicklern aus Ländern mit geringeren Lebenserhaltungskosten.

Schritt 3: Arbeitszeit reduzieren

Die Kurzarbeit hielt nur für ein paar Wochen an, aber ich fand heraus, dass jeder Arbeitnehmer in Deutschland grundsätzlich einen Anspruch darauf hat, in Teilzeit zu wechseln. Und so besprach ich mit meinem Chef, dass ich nach der Kurzarbeit probeweise gerne Teilzeit arbeiten würde, um als selbstständiger Entwickler für ein paar andere Kunden zu arbeiten.

Ich versicherte natürlich, dass ich nicht für einen Wettbewerber tätig werden würde (einer von wenigen Gründen, den ein Chef hat, einen Antrag auf Teilzeit abzulehnen). Wichtig: Informiere dich im Internet, unter welchen Bedingungen und über welche Schritte du deine Arbeitszeit reduzieren kannst, wenn das für dich interessant klingt. Hier ist eine Google-Suche zu dem Thema.

Für mich war es wirklich entscheidend, meine Arbeitszeit zu reduzieren, denn zum Schritt in die Selbstständigkeit benötigt man vor allem Durchhaltevermögen. Wenn man schon 40+ Stunden die Woche damit verbringt, seine kreative Energie für einen Arbeitgeber zu geben, ist es schwierig, monatelang an Abenden und Wochenenden kontinuierlich für andere Kunden zu arbeiten.

Schritt 4: Ernst machen

Mit reduzierter Arbeitszeit und ein paar Kunden, die mir regelmäßig Arbeit brachten und mich an neue Kunden weiterempfahlen, befand ich mich jetzt mitten drin, in der Teilzeit-Selbstständigkeit.

Die Arbeit mit Kunden brachte mir sehr viel Freude. Das direkte Feedback, das man bekommt, wenn der Kunde zufrieden mit der Arbeit ist. Die Tatsache, dass ein Kunde nur an Ergebnissen interessiert ist und nicht daran, wann und wie lange man arbeitet. Die vielen neuen Projekte und Leute, die man kennenlernt. Das ernste Commitment, das man abgibt, wenn man einem Kunde einen Liefertermin nennt.

All diese Dinge waren für mich Motivation, mir zu überlegen, wie ich den Wechsel in die Vollzeit-Selbstständigkeit machen konnte. Mein Problem war, dass ich noch nicht genug durch selbstständige Arbeit verdiente, um meinen Teilzeit-Angestelltenjob aufgeben zu können.

Aber ich sah einen ganz einfachen Weg vorwärts:
“Wenn ich genug Geld angespart habe, um 6 Monate komplett ohne Einkommen überleben zu können, kann ich den Sprung wagen”, dachte ich mir.

Es hat ungefähr ein Jahr gedauert, bis ich mit einer Kombination aus Angestelltenjob und Selbstständigkeit dieses Geld angespart hatte.

Nachdem ich meinen Job verlassen hatte, eröffneten sich mir noch ganz neue Möglichkeiten. Ich hatte jetzt mehr als doppelt so viel Zeit für meine selbstständige Arbeit und glücklicherweise kamen genügend neue Projekte nach, sodass ich bisher meine 6-Monatsreserve nicht anfassen musste.

Fazit nach einem Jahr Selbstständigkeit als Webentwickler

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich es vermeiden möchte, je wieder angestellt zu sein. Es gibt natürlich einige Probleme, die man auf dem Weg lösen muss, z.B.:

  • Wie melde ich mein Gewerbe an?
  • Wie schreibe ich Rechnungen?
  • Wie erstelle ich Angebote, die meine Kunden überzeugen? Und wie viel kann man überhaupt verlangen?
  • Wie erstelle ich einen Vertrag?

Und es kann auch stressig sein, wenn viele Kunden gleichzeitig etwas von jemandem möchten oder man ein paar Wochen lang keine Anfragen für neue Projekte bekommt.

Mit den negativen Aspekten der Selbstständigkeit lernt man aber umzugehen (man lernt natürlich immer weiter dazu) und für mich wiegen die Vorteile sehr viel schwerer!

Probier’s aus!

Wenn du angestellter Software-Entwickler o.Ä. bist und dich die Selbstständigkeit interessiert, würde ich dir empfehlen, es einfach mal auszuprobieren. Mach ein paar Jobs bei einem Portal wie Upwork und schaue, wie’s dir gefällt! Anschließend hast du noch viele Möglichkeiten, dich für oder gegen die Selbstständigkeit zu entscheiden.

Hier noch mal grob zusammengefasst mein Weg in die Selbstständigkeit als Webentwickler:

  • Lebenslauf aktualisieren
  • Erste Projekte / Kunden bei Upwork finden (mit aktualisiertem Lebenslauf)
  • Arbeitszeit im Hauptberuf verringern
  • So viel Kundenarbeit erledigen, wie möglich
  • Wenn gerade keine Kundenarbeit vorhanden ist, Marketing-Kanäle aufbauen: z.B. eigene Portfolio-Webseite erstellen und Fachartikel schreiben
  • Mit einem Polster an Ersparnissen den Absprung in die Vollzeit-Selbstständigkeit machen

Der Teufel steckt natürlich bei vielen dieser Punkte im Detail. Wenn du irgendwelche Fragen hast, schreib gerne einen Kommentar und ich gebe mein Bestes, dir weiterzuhelfen!

Über den Autor
Wie ich mich als Webentwickler während der Pandemie selbstständig machte - ErfahrungsberichtIch heiße Max Schmitt und bin selbstständiger Webentwickler mit einem Schwerpunkt auf React und Node.js. Was ich an der Selbstständigkeit auch liebe, ist, dass man Zeit und Inspiration hat, an eigenen Projekten zu arbeiten.

So löse ich aktuell ein Problem für mich selbst und hoffentlich für viele andere Selbstständige:
Mit meiner App Cakedesk für Windows und Mac kannst du als Selbstständiger deine Kunden verwalten und Angebote und Rechnungen erstellen. Cakedesk strebt an, das schnellste und intuitivste Rechnungsprogramm auf dem Markt zu sein und dennoch ein hohes Maß an Individualisierbarkeit zu bieten, z.B. durch benutzerdefinierte Felder und HTML/CSS-basierte Dokumentvorlagen. Die ersten 3 Kunden, Rechnungen und Angebote kannst du bei Cakedesk kostenlos anlegen. Wenn du mehr benötigst, kannst du mit einer einmaligen Zahlung die Vollversion freischalten (kein Abo-Modell).

Peer Wandiger

2 Gedanken zu „Wie ich mich als Webentwickler während der Pandemie selbstständig machte – Erfahrungsbericht“

  1. Schöne App Cakedesk. Minimalistisch und effizient, statt extrem umfangreiches Rechnungsprogramm ohne Übersicht. Werde ich mal ausprobieren.

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