Im heutigen Interview mit Fotograf und Buch-Autor Robert Kneschke geht es natürlich um das Thema Fotografieren.
Da interessierte mich natürlich am meisten, wie Herr Kneschke sein Stockfotografie-Business aufgebaut hat, wie lange es dauerte und welche Fehler er begangen hat.
Zudem gibt er Tipps für Einsteiger und geht darauf ein, was die Erfolgsfaktoren sind. Und diese gelten für für jedes Internet-Business.
Viel Spaß mit dem Interview.
1. Guten Tag Herr Kneschke. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.
Hallo, ich bin gebürtiger Berliner, habe Politikwissenschaft studiert und während meines Studiums angefangen, nebenbei Fotos zu verkaufen.
Nach dem Ende des Studiums habe ich mich damit selbständig gemacht und arbeite jetzt in Köln als freier Fotoproduzent. Das heißt, ich erarbeite und fotografiere auf eigenes Risiko Bildstrecken, die ich über Bildagenturen zum Verkauf anbiete.
2. Ich habe vor kurzem Ihr Buch “Stockfotografie – Geld verdienen mit eigenen Fotos” in meinem Blog vorgestellt und war positiv angetan. Wie sind Sie dazu gekommen, ein Buch zu schreiben?
Ich war dankenswerter Weise in der glücklichen Position, dass der mitp-Verlag auf mich zugekommen ist und mich gefragt hat, ob ich ein Buch zum Thema schreiben wolle.
Gefunden hat mich die Lektorin durch meinen Blog www.alltageinesfotoproduzenten.de, in dem ich über meine Arbeit als Fotograf schreibe, Tipps gebe und Erfahrungen teile.
Ursprünglich war der Blog als reines “Marketing-Instrument” gedacht, um mehr Leuten meine Bilder zu zeigen. Schnell habe ich gemerkt, dass es nicht ausreicht, Fotos zu zeigen und so habe ich mehr und mehr Tipps und Tricks, Making-Ofs und Erfahrungsberichte geschrieben, Leserfragen beantwortet, Leserfotos bewertet und so weiter.
Das führte zwar dazu, dass ich als Leser mehr Fotografen als Bildkäufer bekam, aber trotzdem ist das sehr hilfreich, weil mir natürlich auch andere Fotografen Tipps geben, ich Werbung im Blog schalten konnte und eben zum Beispiel der Verlag mich als kompetenten Ansprechpartner für das Thema “Stockfotografie” wahrgenommen hat.
3. Wie lange dauert es ein Buch dieses Umfangs zu verfassen und wie lange dauert der “Weg durch den Verlag”, bis es dann endlich im Laden steht?
Das Schreiben des Buchs hat ziemlich genau ein halbes Jahr gedauert. Da ich jedoch nur einen Tag die Woche daran gearbeitet habe, habe ich unter dem Strich ca. einen Arbeitsmonat hineingesteckt.
Es kommt jedoch hinzu, dass ich seit meiner Grundschulzeit regelmäßig bei Schülerzeitungen mitgemacht habe und später auch Praktika im journalistischen Bereich gemacht habe. Das Schreiben habe ich also geübt und einige Themen für das Buch konnte ich auch meinem Blog entnehmen.
Nach der Abgabe des Manuskripts kommt nach das Lektorat und der Druck, was zusammen auch ca. 3-4 Monate dauert.
4. Wie sind Sie ursprünglich überhaupt zum Fotografieren gekommen?
Das war nicht spektakulär und gleicht sicher den Geschichten vieler anderer Fotografen.
Ich hatte als Kind eine kleine Plastikkamera, die kaum mehr als einen Auslöser und eine Kurbel für den Film hatte.
Mit 15 hatte ich mir vom gesparten Taschengeld eine Canon EOS 500 gekauft und seitdem fotografiere ich leidenschaftlich – anfangs jedoch auch “nur” die üblichen Anfängerthemen wie Blumen und Landschaften.
5. Wie schwer war der Schritt von Fotos zu leben? Welche wichtigen Dinge haben Sie dabei gelernt?
Für mich war der Schritt nicht so weit, da ich es neben dem Studium angefangen hatte, wo ich meine finanziellen Verpflichtungen noch durch Studentenjobs erfüllt hatte.
Als ich dann den Schritt in die Selbständigkeit wagen musste, verdiente ich schon eine hohe dreistellige Summe pro Monat mit den Fotos und das steigerte sich innerhalb weniger Monate zu einer vierstelligen Summe, sodass der Übergang fast nahtlos war. Wer jedoch von seinem Vollzeitjob mit Verpflichtungen wie Haus, Auto und Kind in die Branche wechseln will, muss natürlich härter kalkulieren.
Gelernt habe ich vor allem, dass wirtschaftliches Basiswissen fast wichtiger als die Fotografie selbst ist. Ich hatte null Ahnung von Steuern und Buchhaltung und musste mir das mit Hilfe einer netten Steuerberaterin in einem Crashkurs schnell aneignen.
Auch Organisation, Zuverlässigkeit und Marketing gehören zu den Dingen, die überlebenswichtig sind.
Und ganz wichtig: Alle Vereinbarungen, auch mit Freunden oder der Familie, müssen schriftlich fixiert werden.
6. Sie verdienen mittlerweile sehr gut mit Stockfotografie. Lief von Anfang an so gut?
Ja, ich habe ja nichts anderes als Stockfotografie gemacht.
7. Welche Fehler haben Sie in der Anfangszeit gemacht und wie lange hat es gedauert, bis Sie nennenswerte Einnahmen erzielen konnten?
Gebraucht habe ich fünf Monate, um regelmäßig dreistellige Einnahmen zu erzielen, aber zwei Jahre, um regelmäßig vierstelligen Umsatz zu erwirtschaften.
Nach insgesamt drei Jahren war ich bei mindestens 2.000 Euro Umsatz im Monat und seitdem ging es schneller bergauf.
Im Nachhinein betrachtet habe ich einige Fehler gemacht. Zum einen habe ich anfangs mit den Models Verträge geschlossen, bei denen ich die Models prozentual am Umsatz der Bilder beteiligt habe. Das führte mit steigendem Erfolg zu einem immer höheren buchhalterischen Aufwand, weswegen ich momentan mit den Models über Vertragsänderungen verhandle.
Außerdem hätte ich heute früher in eine bessere Blitzanlage und besseres Equipment investiert, um eine bessere Bildqualität zu erzielen. Außerdem habe ich den Microstockbereich zwei Jahre zu spät entdeckt, was mich – nüchtern gerechnet – bis heute sicher eine vierstellige Summe pro Monat kostet, die ich sonst zusätzlich verdient hätte.
Aber zum damaligen Zeitpunkt war die zögerliche “Investitionspolitik” sinnvoll, weil ich kaum ein finanzielles Risiko hatte und auch bei einem Scheitern keine Verluste gemacht hätte.
8. Kann jeder Fotograf mit genügend Know How und Ausdauer seinen Lebensunterhalt mit Stockfotografie verdienen? Wie lange muss man durchhalten, bis die Einnahmen zumindest für einen guten Nebenverdienst reichen?
Mit der Betonung auf “Know How” und “Ausdauer”: Ja.
Aber Stockfotografie ist auch eine Mentalitätssache. Fotografen, welche sich als unentdeckte Künstler sehen, werden es bei Bildagenturen schwer haben. Diejenigen, die sich mehr als Dienstleister am Kunden sehen, haben es leichter.
Wer es schafft, innerhalb eines Jahres 1.000 Bilder bei Agenturen einzustellen, sollte die Durststrecke in zwei Jahren geschafft haben, wer dafür länger braucht, entsprechend länger.
9. Was sind ihre wichtigsten Tipps für Hobby-Fotografen, die z.B. eigene Fotos für den Blog schießen wollen?
Wer seine Fotos für seinen Blog selbst machen will, muss darauf achten, dass er nicht die Rechte anderer verletzt, zum Beispiel das Persönlichkeitsrecht von abgebildeten Personen oder das Markenrecht bei Fotos von Firmenlogos etc.
Blogs mit journalistischem Anspruch haben es da leichter, da sie vom Presserecht geschützt werden, aber auch hier gibt es Regeln wie die publizistische Sorgfaltspflicht etc.
Außerdem sollten die Bilder so schnell wie möglich ein Thema erkennen lassen. Im Internet haben die Menschen eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und wer seine Artikel zu abstrakt bebildert, verliert eventuell paar Leser.
10. Sie bewerten in Ihrem Blog auch die Bilder anderer Fotografen. Wie sind sie auf diese Idee gekommen und wie wird es angenommen?
Ich bin öfters per Mail von Lesern gefragt worden, ob ich ihnen nicht mal Tipps zu ihren Fotos geben könnte. Bald dachte ich mir, dass ich mir doch Zeit spare und auch andere Leute mehr davon haben, wenn ich die Bilder öffentlich bespreche und startete so – inspiriert durch die MTV-Serie “Pimp My Ride” – meine Rubrik “Pimp My Stock“.
Ich bekomme sehr positives Feedback, weil es im Internet wenige Stellen gibt, wo die Leute eine ehrliche Meinung zu ihren Bildern bekommen. Bei mir ist es zusätzlich der Aspekt auf die Verkäuflichkeit von Fotos, die ich bewerte. Andere schauen ja nur, ob ein Foto “schön” ist oder nicht.
Übrigens habe ich gerade keine Bewerbung, wer also wissen will, ob seine Fotos stocktauglich sind, findet hier die Regeln für eine kostenlose Teilnahme.
11. Können Sie abschließend Ihre wichtigsten Tipps für angehende Stockfotografen nennen?
Wichtig sind neben dem handwerklichen Können, was ich voraussetze, Ausdauer, eine gute Beobachtung des Marktes, also wer wo warum welche Fotos kauft und eine gute Kenntnis der rechtlichen Grundlagen, was fotografiert werden darf und was nicht. Sonst wird einem der Spaß durch eine teure Abmahnung schnell verleidet.
Außerdem sollte sich keiner der Illusion hingeben, dass die alten Fotos auf der Festplatte ausreichen, um schnell Geld zu verdienen. Heutzutage werden Stockfotos extra auf die Bedürfnisse der Käufer hin fotografiert. Welche das sind, steht ja unter anderem in meinem Blog oder Buch.
Vielen Dank für das Interview.
Vielen Dank Herr Kneschke
für das interessante Interview.
Das Interview zeigt sehr gut, dass es auch beim Thema Stockfotografie neben dem Fotografie-Know How, welches natürlich vorhanden sein sollte, auf 2 wichtige Dinge ankommt.
Zum einem auf das betriebswirtschaftliche Know How, ohne dass man auch als toller Fotograf scheitern wird.
Und zum anderem auf die Ausdauer, da auch der Bereich Stockfotografie, genauso wie jedes andere Business, nicht über Nacht erfolgreich wird.
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einen sehr interessante Persönlichkeit. Auch für mich als Nicht-Fotograf oder Fan.
LG
Robert Kneschke, das freut mich. Ich gehöre schon länger zu den Stammlesern und kann die Seite nicht nur für Stockfotografen empfehlen – viele Tipps findet man dort.
Für Stockfotografen wird es immer schwerer – die Konkurrenz wächst und wächst – da liest man natürlich gerne, das einer noch auf der Sonnenseite der Stockfotografie steht. 🙂
Hallo,
klasse Interview mit einer interssanten Person und Autor zugleich. Ich selbst interessiere mich schon seit längerer Zeit für digitale Fotografie und werde mir bald endlich die erste richtige Kamera zulegen. Ich bin nur nicht ganz schlau geworden ob die Stockbilder nun über Agenturen oder über Stockfotoanbieter über das Internet verkauft werden?
Klasse, dass du ein Interview mit Robert Kneschke bekommen hast. Ich habe meiner Frau das Buch zum Geburtstag geschenkt und die ist total begeistert.
1000 Bilder pro Jahr, das müsste doch zu schaffen sein. Das muss ich sie vielleicht etwas mehr motivieren 🙂
Tolles Interview und schöne Details zu dem Thema. Am besten finde ich diese Aussage:
“Und ganz wichtig: Alle Vereinbarungen, auch mit Freunden oder der Familie, müssen schriftlich fixiert werden.”
Kann ich auch nur unterstreichen, hilft deutlich bei späterer Stress-Vermeidung 😀
@Alphablogger: “Stockfotoanbieter im Internet” sind für mich Bildagenturen, das ist für mich das Gleiche. Heutzutage hat so gut wie keine (Bild)agentur keinen Webauftritt oder Onlineshop.
Danke für den Artikel, aber was versteht man eigentlich unter Stock Fotografie? Ich blicke da nicht so ganz durch. Heißt das einfach nur, Sachen zu fotografieren?
@Kneschke
Danke für die Antwort, hab das Buch gestern auf Amazon bestellt und freue mich schon rießig drauf!
@Luca
Bei Stock Fotografie handelt es sich um Bilder die man quasi auf Lager hat (engl. stock) also das Gegenteil von der klassischen Auftragsfotografie
Ein wirklich interessantes Interview. Ich finde es einfach klasse, wenn man mit seinem Hobby Geld verdienen kann. Etwas viel besseres gibt es nach meiner Meinung nach nicht! Vielleicht ist dieses Interview ja für den ein oder anderen Hobby-Fotograf ein Ansporn in diese Richtung zu gehen.