Businessplan und Finanzierung – Interview

Heute möchte ich euch ein Interview präsentieren, welches sich um die Themen Existenzgründerfinanzierung und Businessplan dreht.

Welche Rolle spielt der Businessplan für Banken und welche Kredit-Möglichkeiten gibt es bzw. werden am häufigsten in Anspruch genommen.

Eine gute Ergänzung zu meinem Businessplan-Artikel aus der “Schritt für Schritt in die Selbständigkeit im Netz” – Artikelserie.

1. Guten Tag Herr Reichelmann. Bitte stellen sich sich und Ihre Website gruendungsberatung-online.de meinen Lesern vor.

Hallo Herr Wandiger, hallo liebe Leser von Selbstaendig-im-Netz.de.

Mein Name ist Nico Reichelmann und ich bin einer der beiden Geschäftsführer vom Betriebswirtschaftlichen Institut für Existenzgründer (B.I.E.). Das B.I.E. hat sich seit mittlerweile über 25 Jahren auf die professionelle Beratung von Existenzgründern und Jungunternehmern spezialisiert.

Mit der Plattform gruendungsberatung-online.de möchten wir Existenzgründern die Möglichkeit geben, sich zu sämtlichen wichtigen Themen der Existenzgründung wie zum Beispiel Businessplan, Finanzierung, Fördermittel, Amtswege, Marketing usw. zu informieren.

2. Was ist das genaue Angebot von gruendungsberatung-online.de und an wen richtet sich das Angebot?

Das Angebot der Plattform gruendungsberatung-online.de ist ganz klar eine umfangreiche Wissensvermittlung zu den Themen der Existenzgründung. Allerdings können diese Texte keine individuelle Existenzgründungsberatung ersetzen. Viele Existenzgründer stehen im Rahmen ihrer Existenzgründung vor einem Berg an Fragen:

  • Wie bekomme ich eine Finanzierung?
  • Wie muss ein professioneller Businessplan aussehen?
  • Welche Zuschüsse / Fördermittel stehen mir zu?
  • Wie gelingt mir ein erfolgreicher Markteintritt?
  • etc.

Diese Fragen bedürfen einer individuellen Antwort bzw. Beratung – und hier setzen dann die Leistungen des B.I.E.´s an. Das B.I.E. bietet Existenzgründern bundesweit Existenzgründungsberatungen individuell abgestimmt auf die jeweilige Geschäftsidee / auf das jeweilige Gründungsvorhaben und erarbeitet in Zusammenarbeit mit den Gründern individuelle Businesspläne, Finanzierungspläne, Marketingstrategien, Rentabilitätsberechnungen, Fördermittelkonzepte usw.

3. Viele Existenzgründer benötigen Startkapital um ihre Geschäftsidee zu realisieren. Welche gängigen Fremdfinanzierungsformen gibt es?

DIE Fremdfinanzierung für Existenzgründer gibt es nicht, da jede Existenzgründung unterschiedliche Ansprüche an Fremdkapital mitbringt.

Die mit unseren Existenzgründern am häufigsten beantragte Finanzierungsform ist jedoch das KfW-Startgeld. Hierbei können Gründer ein Startkapital von bis zu 50.000 Euro beantragen – und das Schöne am Startgeld ist, dass die ersten 2 Jahre tilgungsfrei sein können.

Die erste Tilgungsrate muss also erst dann getätigt werden, wenn das gegründete Unternehmen die schwierige Anlaufphase bereits überstanden hat.

4. Wo müssen diese Fremdfinanzierungen beantragt werden und welche Voraussetzungen muss man als Gründer erfüllen?

Das Kfw-Startgeld muss bei der Hausbank des Existenzgründers beantragt werden. Diese leitet daraufhin die Finanzierungsanfrage an die KfW-Bank weiter. Die Beantragung des KfW-Startgelds ist tatsächlich an einige Voraussetzungen gekoppelt. So darf das KfW-Startgeld zum Beispiel nur innerhalb von 3 Jahren nach erfolgter Existenzgründung beantragt werden, der Gründer muss einen professionellen Businessplan mit Liquiditätsplan, Rentabilitätsvorschau etc. vorlegen, zu finanzierende Betriebsmittel dürfen nicht mehr als 20.000 Euro der Kreditsumme ausmachen usw.

Insgesamt haben wir aber sehr gute Erfahrungen bei der Beantragung des KfW-Startgelds gemacht und können eine sehr gute Erfolgsquote beobachten.

5. Welche Rolle spielt dabei der Businessplan?

Der Businessplan ist sozusagen der Kern der Antragstellung. Natürlich ist ein perfekter Businessplan noch keine Garantie für eine Bewilligung des Kredits, da diese auch von diversen anderen Faktoren (z.B. Unternehmerpersönlichkeit und Sicherheiten) abhängig ist.

Doch mit einem guten Businessplan kann dem prüfenden Banker die Tragfähigkeit der Geschäftsidee realistisch und plausibel dargelegt werden – und das ist für die Bank mit das wichtigste Kriterium.

6. Was zeichnet einen professionellen Businessplan aus? Welche Anforderungen haben Banken daran?

Ein professioneller Businessplan muss vor allem individuell auf die Geschäftsidee abgestimmt sein, realistische Zahlen beinhalten und in sich stimmig sein. Nichts kommt schlechter bei Banken an als unrealistische Umsatz-, Kosten- Rentabilitäts- und Liquiditätsprognosen.

Die zuständigen Banker haben in der Regel viel Erfahrung bei der Beurteilung von Businessplänen und entsprechend ein gutes Feingefühl dafür entwickelt, was realistisch ist und was nicht.

Daneben gibt es einfach Pflichtbestandteile, die jeder gute Businessplan, der eine Finanzierung erreichen soll, beinhalten muss:

  1. Ausführliche betriebswirtschaftliche Beschreibung der Geschäftsidee
  2. Standortanalyse
  3. Wettbewerbsanalyse
  4. Angebotskonzeption und Preisgestaltung
  5. Markteintritts-/Marketingstrategie
  6. Darstellung wichtiger Strukturdaten
  7. Rohertragsplanung
  8. Investitionsplanung
  9. Rentabilitätsvorschau mit Umsatz- und Kostenplanung
  10. Finanzierungsplanung
  11. Mindestumsatzberechnung
  12. Resumée


7. Neben vielen kostenlosen Informationen bieten Sie kostenpflichtige Beratung und Leistungen an. Was kostet das und warum sollte ich dafür Geld ausgeben?

Die Entscheidung pro oder contra Existenzgründung ist im Leben eines Menschen in der Regel eine fundamentale Entscheidung – oftmals hängt die gesamte wirtschaftliche Existenz vom Erfolg der Unternehmensgründung ab. Aus diesem Grund sollten Existenzgründer nicht „ins Blaue hinein gründen“ und die Umsetzung der Geschäftsidee sorgfältig planen. Eine professionelle Existenzgründungsberatung kann den Gründer davor bewahren, eine Geschäftsidee umzusetzen, die realistischerweise wenig Aussicht auf Erfolg hat. Häufig muss dann nur an wenigen Stellschrauben gedreht werden (z.B. Preisgestaltung, Marketingstrategie, etc.) um aus der zum Scheitern verurteilten eine richtig erfolgreiche Geschäftsidee zu machen.

Darüber hinaus verfügen Existenzgründer nicht immer über die fundierte betriebswirtschaftliche Ausbildung, um z.B. einen professionellen Businessplan auf die Beine stellen können und häufig wissen Existenzgründer auch nicht, welche Fördermittel ihnen überhaupt zur Verfügung stehen (ist bei der Vielzahl und der Unübersichtlichkeit des “Förderdschungels” in Deutschland auch verständlich). Hierbei schaffen wir im Rahmen einer Gründungsberatung Abhilfe.

Einen konkreten pauschalen Preis für eine Existenzgründungsberatung zu nennen ist unmöglich, da von Gründer zu Gründer unterschiedlicher Beratungsbedarf vorhanden ist. Erfahrungsgemäß zahlt sich eine professionelle Existenzgründungsberatung jedoch für jeden Existenzgründer mehrfach aus – zumal Existenzgründungsberatungen in Deutschland bis zu 90% öffentlich bezuschusst werden können!


8. Was sind nach Ihrer Erfahrung die häufigsten Probleme von Gründern? Wo wäre am ehesten Hilfe notwendig?

Die häufigsten Probleme sind meines Erachtens fehlendes betriebswirtschaftliches Know-how und unrealistische Vorstellungen bezüglich Markt, Umsatz und Kosten.

Beiden Problemen kann mit einer fundierten Existenzgründungsberatung zum Beispiel in Form einer professionellen Wettbewerbs-/Marktanalyse mit anschließender Ausarbeitung einer Marketingstrategie oder der Beantragung von ausreichend Startkapital wirksam begegnet werden.


9. Zu guter Letzt noch ihr wichtigster Tipps für Existenzgründer?

Vor den Erfolg hat Gott bekanntlich den Schweiß gesetzt. Egal welche Idee, welche Branche, welcher Wettbewerb: Jedem Existenzgründer werden auf dem Weg in eine erfolgreiche Selbständigkeit kleine und größere Probleme begegnen. Hier ist es ganz wichtig niemals den Mut sowie das Vertrauen in sich und seine Idee zu verlieren und sich einfach so gut es geht durch zu beißen. In der Regel wird dies mit einem gut funktionierenden Unternehmen belohnt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf dem Weg in Ihre Selbständigkeit!


Danke

Herr Reichelmann für ihre Antworten.

Die Themen Finanzierung und Businessplan hängen eng zusammen, auch wenn man den Businessplan natürlich nicht nur für die Bank macht, sondern vor allem auch für sich selbst.

Mehr dazu in meinem Artikel “Planung, Ziele und der Businessplan” aus meiner Artikel-Serie “Schritt für Schritt in die Selbständigkeit im Netz“.

Peer Wandiger

7 Gedanken zu „Businessplan und Finanzierung – Interview“

  1. Sehr schöner Artikel. Kommt mir gerade gelegen. Muss mich aktuell ein wenig in die Thematik Businessplan, Liquiditätsplan und Finanzierung einarbeiten. Das Portal scheint mir dafür gut geeignet. Werde später mal in den kommenden Tagen meine Erfahrungen teilen.

    Gruß
    Olli

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  2. Ein lesenswerter Artikel, eine kleine Berichtigung – Existenzgründungsberatungen können in Einzelfällen auch bis zu 100% gefördert werden.
    Wer gründet sollte sich vorab fragen wie das Unternehmen aussehen soll und nicht alleine auf das Gründercoaching Deutschland der KfW Bank (das bei Gründung aus der Arbeitslosigkeit mit Standardmässig 90% gefördert wird) das nach der Gründung durchgeführt wird.
    Nutzen Sie stattdessen ein Vorgründungscoaching das es in jedem einzelnen Bundesland gibt (leider hat jedes Bundesland ein eigenes Programm) und planen Sie ihre Existenz Schritt für Schritt.
    Seien Sie auch darauf gefasst das eine gute Planung auch zum Ergebnis haben kann, das die Existenzgründung nicht sinnvoll ist. Und wenn das Ergebnis positiv ist, dann seien Sie konsequent im Handeln und flexibel im Denken.

    Gruss Klaus Schaumberger

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  3. Danke für diese wichtigen Hinweise zum Thema Businessplan und Finanzierung im Gründungsprozess!
    Man kann besonders begrüßen, dass auf das Thema der Standortanalyse immer und immer wieder hingewiesen wird!

    Neben der Vor-Ort Analyse gibt es natürlich noch die Möglichkeit, die Standortfaktoren mit feinräumigen Daten zu analysieren, man spricht dabei von Geomarketing.
    Leider ist Geomarketing in der Regel aber ziemlich teuer und wird bisher daher eher von größeren Unternehmen eingesetzt.

    Auf standortanalyse.biz findet man aber einen mehrfach preisgekrönten (GeoBusiness AWARD, o2 Gründerwettbewerb, FTD Gründer des Monats) Dienst, der objektive, fundierte datengestützte Standortanalysen zu gründerfreundlichen Preisen anbietet.

    Eine Umsatzprognose als Basis der Umsatz- und Rentabilitätsplanung ist im sog. Pluspaket bereits integriert.
    Die Vorschau auf Einzugsgebiete ist kostenlos!

    Der Dienst heißt “Online Standortcheck”.

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  4. Interessantes Interview!

    Als kleine Ergänzung möchte ich noch loswerden:
    Eine recht innovative Finanzierungsquelle für junge Unternehmer und Selbstständige bieten auch so genannte P2P-Plattformen wie SMAVA oder auxmoney. Hier hat schon mancher einen (Klein-) Kredit bekommen, der durch das doch recht starre Schema “altehrwürdiger” Banken gefallen ist. Und beide Plattformen arbeiten erwiesenermaßen seriös (bestätigt durch Stiftung Warentest & Co.)

    Leipziger Grüße von Kathrin

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  5. Ein Businessplan ist das A und O in einem Geschäft. Und das weniger weil man damit Kredite beantragt, sondern weil man sich Gedanken über sein Business machen muss – und zwar vom Anfang bis zum Ende. Die Banker beurteilen nicht nur wie aussichtsreich die Idee ist, sondern wie gut du selbst dein Umfeld, deine Konkurrenz kennst. Welche Elemente der Businessplan haben sollte wurde ja bereits erwähnt. Weiterführende Infos siehe Mittelstandswiki oder als Gliederung / Bundesministerium

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  6. Wirklich lesenswert, danke!

    Wir haben uns vor einiger Zeit auch an einer Anleitung versucht, Anregungen und Kritik sind immer gerne willkommen.

    Weiter so,
    Holger

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  7. Danke für das schöne Interview. Wir können in vielen Punkten den ausführungen nur zustimmen. Besonders hinweisen möchte ich auf die Problematik der kostenlosen Angebote. Diese können fast nie eine persönliche und auf den Existenzgründer abgestellte Beratung ersetzen.

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