Cloud Computing für den Mittelstand – Interview

Cloud Computing für den MittelstandIm heutigen Interview geht es mal wieder um die Cloud und welche Rolle diese vor allem für kleinere Unternehmen und Selbständige spielt.

Darüber spreche ich mit Philipp Stute von Mittelstandscloud.de.

Er nennt unter anderem Vorteile für Selbständige und welche Risiken man beachten sollte.

Guten Tag Herr Stute. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Mein Name ist Philipp Stute.

Ich bin als Projektleiter bei der Janz IT AG für den Aufbau des Cloud Portals MittelstandsCLOUD.de verantwortlich, hinter dem neben der Janz IT AG noch die GODYO AG sowie die New First Cloud GmbH stehen.

Die drei Unternehmen haben ihre zum Teil mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Informationstechnologie gebündelt, um ein Cloud Angebot zu entwickelt, das vor allem auf die Bedürfnisse mittelständischer Kunden ausgerichtet ist.

Herr Stute, welche Services bieten Sie auf MittelstandsCLOUD.de denn genau an?

Auf MittelstandsCLOUD.de hat der Kunde die Wahl: Möchte er sich möglichst wenig um seine IT kümmern, bieten wir schlüsselfertige Leistungen wie ein Komplettpaket für Agenturen und Architekten oder E-Mail, Office und virtuelle Desktops – alles aus unserem unternehmenseigenen Rechenzentrum in Jena.

Genauso halten wir auch virtuelle Server und Speicherkapazitäten für individuelle Lösungen bereit.

Für größere Unternehmen mit bestehenden IT?Strukturen haben wir zudem komplexere Dienste wie Monitoring- und Security-Services im Angebot.

Was sind die wichtigsten Vorteile von Cloud-Anwendungen?

Gute Cloud-Anwendungen bieten den Vorteil, dass Sie durch Standardisierung kurzfristig und von überall verfügbar sind. Gleichzeitig aber sollten Sie so flexibel sein, dass Sie sich möglichst nahtlos in die bestehende IT-Landschaft und Unternehmensprozesse einbinden lassen.

Zudem zahlen Kunden auf Mietbasis eine monatliche Gebühr für die Nutzung und somit nur für die Anzahl der Nutzer oder den Umfang des Speicherplatzes, den sie auch wirklich benötigen.

Wer kann von der Cloud profitieren und in welcher Weise?

Die Vorteile von Cloud Computing sind zwar allgemein für die verschiedensten Unternehmensarten und -größen nicht unterschiedlich, jedoch kann ist der Nutzen unterschiedlich groß sein:

  • Start-Ups profitieren vor allem von den sehr geringeren Investitionen für Hardware und Software-Lizenzen, der einfachen Einbindung von mobilen Endgeräten und wechselnden Projektpartnern sowie allgemein von einem hohen Maß an Sicherheit und Verfügbarkeit im Vergleich zu Anschaffung und Eigenbetrieb von Informationstechnologie.
  • Kleine Unternehmen und Mittelständler profitieren besonders davon, dass Sie auch für komplexe Dienste kein eigenes Know-how aufbauen müssen und sich der Administrations- und Wartungsaufwand für die Unternehmens-IT stark reduzieren lässt.
  • Gehobene Mittelständler und Großunternehmen, die eine eigene IT-Abteilung sowie gewachsene IT-Strukturen haben, können durch den bedarfsgerechten Bezug von Cloud-Diensten z. B. saisonale und konjunkturelle Lastspitzen abfedern.
Machen Cloud-Anwendungen auch für Selbständige Sinn?

Für Selbstständige gelten die gleichen Vorteile wie für Start-Ups. Für Sie ist die IT oftmals etwas, dass sie nebenbei selbst verwalten und betreuen müssen. Zeit, welche sie auch produktiv für Projekte und Aufträge investieren können.

Zudem ist die einfache Nutzung von E-Mail-Services und Unternehmenssoftware von unterwegs gerade für Selbstständige, die oftmals viel unterwegs sind, eine große Hilfe. So haben Sie gerade bei umfangreicheren Projekten stets den Überblick.

Selbstständige arbeiten zudem oft mit wechselnden Partnern, seien es Freelancer oder Partnerfirmen. Ein Austausch von Projektdateien mit Cloud-basierten Lösungen erhöht die Produktivität.

Was sind die häufigsten Cloud-Anwendungen?

E-Mail und Filesharing-Dienste (Datenaustausch) sind sicherlich die am meisten genutzten Cloud Anwendungen. Sie wurden zunächst hauptsächlich im Consumer-Umfeld eingesetzt wie etwa GoogleMail oder Dropbox.

Inzwischen existieren aber auch Angebote, welche sich für den gewerblichen bzw. Unternehmenseinsatz optimal nutzen lassen.

Warum zögern viele Unternehmen Ihrer Erfahrung nach dabei, die Cloud zu nutzen?

Gerade deutsche Unternehmen haben oftmals Bedenken hinsichtlich der Sicherheit sowie des Datenschutzes.

Auch ist bei vielen Cloud Angeboten die Integration in die ja bereits bestehende IT-Landschaft, die in den wenigsten Fällen komplett durch Cloud Services zu ersetzen ist, nicht ohne weiteres möglich, da diese durch Ihre Standardisierung die Möglichkeit nicht vorsehen.

Welche konkreten Risiken bringt die Cloud mit sich? Was ist zu beachten?

Riskant ist die Cloud-Nutzung vor allem dann, wenn sich Unternehmen und IT-Abteilungen nicht mit dem Thema beschäftigen. Deren Mitarbeiter verwenden aber privat genutzte Dienste, etwa für den Austausch großer Dateien auch für Unternehmensdaten oder nutzen ihre eigenen Endgeräte wie Tablet PCs und private Laptops, um auch außerhalb des Büro arbeiten zu können.

So entsteht das Risiko, dass das Unternehmen nicht mehr Herr seiner wichtigen Daten ist. Unabhängig davon, ob sich ein Unternehmen für die Nutzung von Cloud Services entscheidet, sind klare Richtlinien hierfür sehr wichtig.

Ein ebenfalls nicht sofort erkennbares Risiko liegt in dem, was man im klassischen Produktkauf als Investitionssicherheit bezeichnet. Oftmals ist unklar und auch nicht vertraglich geregelt, was mit den Daten und Diensten von Kunden passiert, deren Cloud Provider den Betrieb einzelner Dienste oder des kompletten Geschäfts einstellen – aus welchen Gründen auch immer. Hierauf ist bei der Auswahl des Anbieters sowie in den Verträgen besonders zu achten.

Wie sicher ist die Nutzung der Cloud?

Grundsätzlich gilt, dass die Cloud Dienste professioneller Anbieter sowie deren Rechenzentren einen sehr hohen physischen wie Daten-Sicherheitsstandard aufweisen. Dieser kann aufgrund der hohen Investitionen, die hierfür notwendig sind, und durch die gemeinsame Nutzung vieler Kunden von kleinen Unternehmen mit eigener Infrastruktur oftmals nicht erreicht werden.

Zudem werden diese Dienste und Netzwerke von geschultem Personal betreut, welches viele Unternehmen meist ebenfalls nicht vorhalten können oder wollen. Große Anbieter mit vielen Kunden sind jedoch ein beliebtes Angriffsziel von Hackern.

Wo geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung bzgl. der Cloud in den nächsten Jahren hin?

Die Vorteile des Cloud Computings werden immer mehr Unternehmen überzeugen. Allerdings werden sich die wenigsten komplett in die Cloud begeben.

Heute bietet die Cloud vor allem einzelne Services bzw. Apps. Die Integration von Social-Media-Plattformen in viele Cloud Services zeigt für mich jedoch, dass die Verzahnung der verschiedenen Dienste auch im Unternehmensumfeld zunehmen wird.

Waren in der Vergangenheit monolithische Systeme in Unternehmen im Einsatz, wird die freie Komposition von Cloud Services in der Zukunft entscheidend sein.

Danke Herr Stute

für die Einblicke und Informationen.

Peer Wandiger

7 Gedanken zu „Cloud Computing für den Mittelstand – Interview“

  1. Für mich wird die Cloud immer interessanter. Überall alle Daten verfügbar, meistens mit Backups, gemeinsames arbeiten auch auf Entfernung. Sehe allgemein allerdings noch viel Entwicklungsbedarf bei diesem Thema, bevor ich es wirklich intensiv nutzen werde.

  2. Cloud, Cloud, Cloud
    Ich denke die Cloud ist eher für Privatleute und wirklich kleine Unternehmen interessant. In den meisten Unternehmen, die ich kenne wird das EDV Thema nicht ernst genommen. Die verstehen auch in 100 Jahren noch nicht, was los ist. Die wenigen Unternehmen, die sich ernsthaft mit den Thema beschäftigen, sind eigentlich selbst in der Lage sich Ihre Cloud zu basteln. Die mieten möglicherweise die selben Server, die auch MittelstandsCloud.de hat und warten die Dinger selbst.

  3. Ich muss ehrlich sagen, mich kann der ganze Cloud-Hype auch noch nicht überzeugen. Sicher ist eine ständige Datenverfügbarkeit speziell auch für Aussendienstmitarbeiter ein großes Plus. Aber… jeder weiß es gibt keine 100% Sicherheit, auch wenn die Anbieter immer wieder beteuern, dass alles sicher sei. Sicher ist nur, dass nichts sicher ist 😉 (siehe Kreditkartenunternehmen, Sony usw.)
    Tja, und wenn das Netz (aus welchem Grund auch immer) nicht erreichbar ist, stehe ich im Regen. Größtes Manko: Ich bin eigentlich nicht mehr der Herr über meine eigenen Daten! Die liegen irgendwo auf irgendwelchen Servern.
    Als Selbständiger kann ich mir meine Mini-Cloud auch recht einfach zu Hause, aber von überall erreichbar, per Fritzbox basteln.
    Wünsche schon mal ein “wolkenfreies” Wochenende!

  4. @Malte
    Das stimmt. Genau da sehe ich auch noch Handlungsbedarf. Das Netz sit schon stark, aber trotzdem hab ich einmal im Jahr eventuell einen Ausfall oder eine Unerreichbarkeit und an diesem Tag kann vieles hängen.

    Sicherheit, naja, man muss ja nicht Kundendaten On Masse dort lagern.

  5. Also ich finde es gerade für Unternehmen sehr risikoreich Daten in die Cloud zu verschieben! Denn hierdurch gibt man doch ein ganzes Stück weit die Kontrolle über zum Teil sensible Daten auf. Hinzu kommt, dass die großen Cloud Anbieter alle in den USA sitzen. Und wenn bei denen irgendeine US Behörde anklopft und Daten will, geben US Firmen die auch gern bereitwillig raus. Und das gilt auch für Wirtschaftsdaten. Und die USA kennen in Bezug auf Wirtschaftspionage weder Freund noch Feind. Dann doch lieber eine eigene IT Infrastruktur aufbauen.

  6. @Lelala: Dass sowas passiert (inkl. Datenverlust) dürfte wesentlich geringer sein als mit Firmeninterner Hardware. Dort kann genauso Hardware kaputt gehen. Nur gibt es dann sehr oft keine Redundanz…

Schreibe einen Kommentar