Im folgenden Interview spreche ich mit Darko Djurin, dem Betreiber eines etwas anderen Männerportals.
Dieser gibt interessante Einblicke in den Aufbau des Projektes und teilt einige Tipps mit uns. Besonderen Wert legt Darko Djurin dabei auf die Zielgruppenanalyse und die Suchmaschinenoptimierung.
Viel Spaß damit.
Hallo Darko. Bitte stell dich meinen Lesern vor.
Hallo Peer! Mein Name ist Darko Djurin, ich bin 1985 in Wien geboren und diplomierter Mediengestalter, Online Marketing- und Social Media Manager. Früher war ich in diesen Bereichen nebenberuflich tätig, heute bin ich Selbständiger. Ich betreibe eine Werbeagentur, diverse Nischenseiten und ein digitales Männermagazin. In meiner Freizeit beschäftige ich mich mit Fotografie und reise gerne.
Im Juli 2014 habe ich das Männermagazin „Der neue Mann“ gestartet. Meine private Motivation dahinter war, mir einen Arbeitsplatz und eine Einnahmequelle zu schaffen, welche standortunabhängig ist. Außerdem ist es mir wichtig, dass ich mich mit meiner Arbeit identifizieren kann. „Der neue Mann“ ist einer der Traffic-stärksten und zugleich das am aussagekräftigste Projekt über mich selbst.
Seit wann bist du im Internet aktiv und was war dein erstes Projekt?
Seit 12 Jahren bin ich im Internet-Business tätig. Mein erstes Projekt war unter anderem ein Musik-Produzenten-Forum, welches zur damaligen Zeit 6.000 Mitglieder umfasste. Ein paar Jahre später habe ich dazu einen Youtube-Chanel und eine Webseite erstellt. Meine Inspiration fasste ich daraus, dass ich selber Musiker und Musikproduzent war und damals ein Non-Profit Musik Label hatte.
Mich hat schon damals interessiert, wie ich am besten mein eigenes Produkt vermarkten kann. Das war der Anfang und so bin ich zur Suchmaschinen-Optimierung gekommen. SEO war damals natürlich nicht so komplex wie heute. Durch die ersten Erfolge, die ich im Online-Marketing verbuchen konnte, fand ich Bestätigung und mich hat dieses Thema bis heute nicht losgelassen.
Wie bist du auf die Idee für derneuemann.net gekommen?
Obwohl es viele Männermagazine gibt, habe ich mich von denen nicht angesprochen gefühlt, da sie entweder auf Fitness oder Mode ihren Fokus gelegt haben. Keiner der Männermagazine hat Themen angesprochen, die Männer in einer Männerrunde besprechen oder ein Thema, welches einen Mann wirklich beschäftig, aber er dies nie öffentlich zugeben würde. Somit war die Idee von „Der neue Mann“ geboren.
Ich wollte ein digitales Männermagazin schaffen, welches genau diese Themen anspricht und in welchem Männer auf die verschiedensten Fragen Antworten finden. Obwohl es viele nicht wahrhaben möchten, Männer sind sehr komplex und haben sehr viele unterschiedliche Interessen. Eine Zeit lang habe ich im Fitnessstudio gearbeitet und da habe ich mir oft die Probleme angehört, welche Männer so beschäftigen. Somit hatte ich auch eine Fülle an Ideen im Repertoire, über welche ich schreiben konnte.
Wie hast du das Portal geplant und wie bist du bei der Umsetzung vorgegangen?
Als ich beschlossen hatte, dieses Projekt aufzuziehen, habe ich angefangen, eine Strategie zu entwickeln und die Konkurrenz bis ins kleinste Detail zu analysieren. Die Vorbereitung umfasste 4 Mappen an Businessplan, Marketingplan, Media Kit und Corporate Design. Mir war von Anfang an klar: Das wird ein riesiges Projekt werden. Jedes Detail habe ich geplant und auch, welche Ziele ich erreichen möchte.
Bei der Umsetzung des Projekts hat sich meine Vorbereitung bezahlt gemacht, da ich systematisch Fortschritte machte. Was ich allerdings zugeben muss, ist, dass einige Dinge anders eingetroffen sind als geplant. Rasant habe ich lernen müssen flexibel zu sein, was für mich am Anfang ein Problem war, da ich ein Gewohnheitstier und Systematiker bin. Für diese Erfahrung bin ich jedoch überaus dankbar. Mein erstes Ziel bestand darin, 30.000 Seitenaufrufe pro Monat zu erzielen. Dieses Ziel habe ich in kürzester Zeit erreicht. Damit habe ich natürlich überhaupt nicht gerechnet, es war ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg war.
Auf welcher technischen Basis hast du das Projekt umgesetzt und warum?
Ich habe mit verschiedenen Content-Management-Systemen sowie TYPO3, Drupal, Joomla und WordPress gearbeitet. Obwohl ich Seiten selber schreiben kann, war für mich WordPress die beste Lösung. Die Auswahl an Plug-ins erleichtern die Arbeit und es können Dinge schnell umgesetzt werden. Besteht ein Problem, hat man die Möglichkeit, die WordPress Community um Rat zu fragen. Meistens erhält man schnell eine Antwort.
Natürlich gibt es auch Nachteile. Ich habe lange herumtesten müssen, welche Plug-ins in welcher Kombination am besten funktionieren. Es ist mir schon mehrmals passiert, dass nach einem Plug-in Update die Webseite nicht mehr richtig funktioniert hat. Im Großen und Ganzen ist WordPress für mich die Nummer 1.
Hast du Geld in derneuemann.net investiert?
Wenn ich den Webspace nicht rechnen würde, habe ich für „Der neue Mann“ kein Startkapital investiert. Also ich gehöre zu der Gruppe, die ihr Online-Business mit 0 € gestartet haben. Viele fragen sich, wie das möglich ist. Man muss sich nur genug Wissen aneignen und sich richtig vernetzen. Dann hat man die Möglichkeit, alles selber umzusetzen und spart somit enorm viel Geld.
Es gab natürlich Situationen, in welchen ich nicht weitergekommen bin mit meinem Wissen, wie z.B. beim Programmieren. Dann habe ich im Internet gefragt, wer mir bei meinem Problem helfen kann. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft ich an hilfsbereite Leute gestoßen bin. Im Gegenzug habe ich öfters auch Sachen für sie gemacht, wie Flyer, Plakat, Intros, SEO Beratung usw. Nach der Devise: Eine Hand wäscht die andere.
Sogar die Preise für die Gewinnspiele, welche ich im Portal veröffentliche, sind kostenlos von den Firmen zu Verfügung gestellt worden. Auf die Firmen musste aktiv zugegangen werden. Mittlerweile habe ich eine Warteliste für die Gewinnspiele auf „Der neue Mann“ und die Firmen kommen von selbst auf mich zu.
Wie hat sich die Website bzgl. des Traffics seitdem entwickelt?
Nach ein paar Monaten haben wir unser Jahresziel von 30.000 Seitenaufrufen pro Monat (2014) erreicht. Danach ging es extrem steil hinauf und die Besucherzahlen vervierfachten sich. Bis Februar 2016 konnten wir jeden Monat immer mehr Besucher verzeichnen. Danach haben die Besucherzahlen ca. 4 Monate lange stagniert.
Bis zu dieser Stagnation habe ich mich im Hintergrund und fern von der Öffentlichkeit gehalten. Danach entschloss ich mich, mit meiner Person in die Öffentlichkeit zu gehen. Durch diese Entscheidung haben sich die Besucherzahlen massiv geändert und wir konnten jetzt über 200.000 Seitenaufrufe verbuchen.
Ich empfehle jedem Webseitenbetreiber, nicht krampfhaft an der eigenen Anonymität zu arbeiten, sondern den Lesern und Besuchern zu zeigen, welches Gesicht hinter dem Projekt steckt.
Welche Traffic-Maßnahmen waren erfolgreich und welche nicht?
Traffic-Maßnahmen die erfolgreich waren:
- Die Umstellung von http auf https hat uns bessere Positionen in Google verschafft.
- Alle Bilder wurden für die Google Bilder Suche aufbereitet, 4% unsere Besucher kommen aus der Google Bildersuche.
- Das Vernetzen mit themenrelevanten Webseiten.
Traffic-Maßnahmen, die mäßigen Erfolg hatten:
- Ich habe eine Analyse von einer SEO-Agentur gelesen, in welcher behauptet wurde, wenn man die Beiträge manuell in den Social Medien postet statt mit Buffer, dass dadurch eine höhere Reichweite erreicht werden soll. Wir haben es bei uns getestet und haben keinen Unterschied in unseren Statistiken erkennen können.
- Page break haben wir versucht, um mehr Seitenaufrufe zu produzieren. Dadurch ist jedoch die Absprungrate gestiegen. Diese Maßnahme kann ich daher nicht empfehlen.
- Zu lange Berichte haben kaum Erfolg, da auf den Punkt gebrachte Themen besser ankommen, als lang umschriebene. Lang umschriebene Beiträge verärgern den Leser und führen zu höheren Absprungraten.
Welche Rolle spielt dabei SEO und was ist deiner Erfahrung nach am bei SEO wichtigsten?
Die Hälfte meiner Arbeitszeit widme ich der SEO-Optimierung. Täglich werte ich meine Besucherstatistiken aus. Drei Säulen, auf welchen ich aufbaue sind: OnPage Optimierung, SEO-Texte und Backlinks.
Bei Backlinks sollte darauf geachtet werden, dass sie hochqualitativ und themenrelevant sind. Wenn man eine Webseite ohne SEO betreiben möchte, wird man es sehr schwer haben, in den Suchmaschinen gefunden zu werden. Oft verwundern mich riesige Konzerne, welche noch immer nicht SEO für sich entdeckt haben. Dank SEO betreibe ich keine Akquise mehr, sondern ich werde von meinen Kunden und Lesern gefunden.
Welche Fehler hast du begangen und welche Probleme musstest du überwinden?
Der letzte Fehler, welchen ich begannen habe, war, AMP – Accelerated Mobile Pages Project auf „Der neue Mann“ einzurichten. Obwohl ich bei einigen Keywords einen Push erlebt habe, sind meine Werbeeinahmen (Bannerwerbung) eingebrochen. Trotz Testung diverser Positionen bei der AMP Version habe ich keine Position entdecken können, um diese Werbeeinahmen einzuspielen. Somit habe ich AMP von „Der neue Mann“ entfernt. AMP nutze ich weiterhin, jedoch nur auf Affiliate-Webseiten, auf welchen ich keine Bannerwerbung schalte.
Anfangs hatte ich Probleme, in den Social Medien eine aktive Leserschaft zu gewinnen. Speziell Facebook hat mir viel Kopfzerbrechen verursacht, da die Reichweite extrem eingeschränkt ist, wenn kein Geld direkt investiert wird. Dieses Problem habe ich lösen können, indem ich mich mit anderen Fanpage Betreibern vernetzt habe. Wir unterstützen uns gegenseitig und so profitieren beide Seiten. Das aktive Zugehen auf andere war anfangs ebenfalls ein Problem für mich. Bei der ersten Ablehnung habe ich mit meiner Motivation kämpfen müssen, um weiter zu machen. Doch meine hartnäckige Art hat sich ausgezahlt.
Du kommst aus Österreich. Welche besonderen Dinge musstest du beachten, um im deutschen Sprachraum erfolgreich zu werden?
Ich bin in Wien geboren und aufgewachsen und habe das österreichische Deutsch gelernt. Wie allgemein bekannt, sind viele Wörter, welche in Österreich verwendet werden, nicht in Deutschland üblich. Vor einem Monat wollte ich einen Bericht über die gesundheitlichen Vorteile von „Kren“ schreiben. Als ich das Keyword analysiert habe, fand ich heraus, dass in Deutschland das Wort „Meerrettich“ dafür verwendet wird. Das Suchvolumen war auf „Meerrettich“ 10 Mal höher als bei Kren. In solchen Fällen optimiere ich auf das stärkere Keyword.
Ansonsten ticken die Männer in Deutschland genauso wie in Österreich und haben die gleichen Interessen. Nur bei den Schweizern schaut die Sache ganz anderes aus, denn das Suchverhalten unterscheidet sich gravierend vom restlichen deutschsprachigen Raum. Um erfolgreich im deutschen Web zu sein, sollte man sich auf jeden Fall mit der deutschen Sprache auseinandersetzen und kulturelle Unterschiede berücksichtigen.
Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für Website-Einsteiger freuen.
Wenn man sich für ein Thema entschieden hat und bevor man eine Webseite überhaupt gestartet hat, sollte man die Zielgruppe und Konkurrenz nicht nur analysieren, sondern bis ins kleinste Detail zerlegen.
Sobald das Online-Projekt schon aufgebaut ist, sucht euch Verbündete, welche das gleiche Thema behandeln und vernetzt euch! Denn es profitieren beide Seiten davon. Wenn ihr bei einer Sache nicht weiterkommt, fragt Experten, die sich mit dem Thema auskennen.
Jedes Problem, welches ihr habt, sollte euch nicht demotivieren, sondern motivieren, denn es bringt euch einen Schritt zu eurem Ziel weiter.
Danke für das Interview
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Sehr spannender Artikel. Leider wurde nichts über die Einnahmen gesagt, das finde ich schade. Hätte mich wirklich sehr interessiert bei diesem Projekt.
Sehr cooles Interview. Das mit AMP finde ich extrem interessant – vor allem für Publisher. Google wird dieses Thema massiv pushen und ich bin auch der Meinung, dass Verlage hier Probleme mit der Vermarktung bekommen werden. Ich bin gespannt, ob es da noch ein Entgegenkommen von Google geben wird was die Werbeplatzierungen angeht!
Finde den Artikel zum Thema Selbstständigkeit in diesem Interview absolut interessant und inspirierend. Die Erfahrungen, strukturierte, zielorientierte Arbeitsweise und der Umgang mit den Neuen Medien ist ersichtlich und wird umfangreich beschrieben. Finde auch die Idee ein Männer-Portal zu gründen und dabei als Inhaber der Männerseite selbstreflektierend und problemlösungskompetent zu wirken.
Sehr spannendes Thema und Hut ab vor den Besucherzahlen. Da steckt ne Menge Arbeit. Vor allem bei der Anzahl von Beiträgen.
Echt Klasse. Solche Interviews animieren…
Klasse Interview, durch solche Tipps, ersparrt man sich eine Menge und weiß auf welche Fehler man aufpassen sollte. AMP hat mich leider auch oft zur Weißglut gebracht!
TOP!
Hallo Darko
Allerdings haben die meisten Themen auf der Website nichts mit dem Thema Mann zu tun.
Es erinnert mich eher an ein Artikelportal.
Schönes Interview und gutes Projekt. Wenn ich aber dann lese “sind Männer im Alter von 18-65”, so kann deren Zerlegung nicht gut geklappt haben. Nicht böse gemeint. )
Grüße und viel Erfolg.
Cooles Projekt und Respekt für diese Besucherzahlen. Spannend zu sehen, welche Traffic-Maßnahmen erfolgreich und welche eher weniger erfolgreich waren. Wie schon vom Vorredner erwähnt wäre es spannend zu erfahren, wie sich die Einnahmen entwickelt haben, wo ich aber natürlich Verständnis habe, dass man mit solchen Informationen diskret umgehen möchte. Viel Erfolg noch weiterhin!
Da steckt eine Menge Arbeit in diesem Portal. Das ist echt beeindruckend. Ein sehr interessantes Interview. Vielen Dank dafür.
Gruß
Eine sehr iInteressantes Projekt. Aber wie sieht das eigentlich rechtlich gesehen aus? Die Affiliate-Links in den Artikeln müssten doch eigentlich als Werbung gekennzeichnet sein. Es gibt eine klare Trennungspflicht von Werbung und redaktionellem Inhalt. Ich hätte dahin gehend ziemliche Bedenken.
Grüße aus München
Sehr spannendes Interview! Gerade aus erster Hand zu hören welche Traffic Ideen nachweislich Erfolg versprechen sind super interessant. Davon bitte gerne mehr 🙂