Mit-Autoren auswählen und organisieren – Interview

Torsten Montag von gruenderlexikon.de beschäftigt selber seit langer Zeit Freelancer, die Artikel für seine Projekte schreiben.

Deshalb habe ich ihn um ein Interview gebeten, um seine Erfahrungen und Tipps zu diesem Thema zu erfragen.

Herausgekommen ist ein interessantes Interview, dass mir allerlei neue Ansatzpunkte für der Beschäftigung von Mit-Autoren hier im Blog gegeben hat.

1. Hallo Torsten. Bitte stell dich meinen Lesern kurz vor.

Mein Name ist Torsten Montag, ich bin Diplom Betriebswirt (FH), zugelassener KfW Gründungscoach und Betreiber vom Gruenderlexikon.

Ich berate bereits seit mehr als 5 Jahren Existenzgründer und habe dazu parallel diese Website aufgebaut, wodurch ich besonders Existenzgründungen in Internet praxisorientiert beraten kann.

2. Du betreibst ein paar Websites, die auch für Selbständige sehr interessant sind. Welche sind das?

Neben dem Gründerlexikon unter der Adresse www.gruenderlexikon.de betreibe ich noch ein Lexikon für Betriebsausgaben unter www.betriebsausgabe.de – dort kann man eine Vielzahl von möglichen Betriebsausgaben in einem Unternehmen in einem Glossar nachlesen.

Dazu gibt es hilfreiche Antworten von Experten im Forum unter www.betriebsausgabe.de/forum und natürlich auch einen Blog unter www.betriebsausgabe.de/blog

3. Schreibst du selber alle Texte oder hast du regelmäßige Mit-Autoren?

Seit einiger Zeit gebe ich einen Großteil der Redaktionsarbeit an bezahlte Freelancer ab.

Ich selbst schreibe nur noch dann, wenn ich mir wirklich die Zeit dazu nehme und auch ein entsprechend brisantes, hochwertiges und rechercheaufwändiges Thema für mich habe. Es muss also ein Text sein, den ich auf keinen Fall von jemand Fremden schreiben lassen möchte, weil er mir selbst zu sehr am Herzen liegt und ich dazu unbedingt meine Meinung und meine Erkenntnisse, auch meine Berechnungen oder Analysen veröffentlichen möchte. Das kann nun mal nur ich selbst und kein Dritter tun.

Ein einfaches Beispiel dafür ist der Artikel wie man unternehmerischen Erfolg berechnen kann. Oder “Warum ein Steuerberater mehr Einkommensteuer spart als kein Steuerberater”

4. Wie findest du solche Autoren? Melden die sich bei dir oder suchst du diese aktiv?

Gute Leute melden sich in der Regel nicht selbst, man muss sie finden und auf sie zugehen. Diejenigen, die sich unaufgefordert und selbstständig bei mir melden sind meist Agenturen, die ihre Pressemitteilungen veröffentlichen wollen oder Webseitenbetreiber, die einen Link oder andere Werbung veröffentlichen möchten.

Ganz nervig sind die, die meine Seite lobpreisen und eigentlich nur einen Link wollen (Linktausch). Die kann ich natürlich überhaupt nicht gebrauchen.

Aber wie finde ich die guten Texter nun?
Ein Patentrezept dafür habe ich nicht. Die Texter, die ich bisher gefunden habe wurde mir von anderen empfohlen oder es war Zufall.

Einmal hat es über meinen eigenen Newsletter funktioniert, da haben sich auf meine Anzeige hin mehr als 10 Leute beworben. Die habe ich dann mit einem Probetext auf Herz und Nieren geprüft, um mich letztlich für einen Kandidaten entscheiden zu können. Genau das habe ich auch nicht bereut. Man muss also auch schon ein gutes Auge haben, um aufgrund eines Probetextes die Qualität der Leute zu überprüfen.

5. Wie läuft die Zusammenarbeit mit diesen Autoren ab? Gibst du Themen vor oder schlagen die Autoren etwas vor?

Das ist gemischt, in einigen Fällen gebe ich gezielt Themen vor, auch die Quellen, welche verwendet werden sollen. In anderen Fällen lasse ich den Autoren freie Hand. Sie sollen einfach das schreiben, was ich auf meinen Internetseiten noch nicht habe.

Sie recherchieren dann selbst und liefern die Texte ab, indem sie diese gleich im System (WordPress o.a.) auf einen bestimmten Termin planen. Daneben betreibe ich im Netz eine Art internes Auftragsvergabesystem, wo sich jeder Freelancer einloggen und seine Themen und Aufgaben zu einem bestimmten Projekt abrufen kann. Hier kann dann kommentiert oder auch der Status der Bearbeitung verändert werden. Das wird dann jeweils alles per E-Mail sowohl an den Auftraggeber (mich selbst) als auch den Auftragnehmer (der Freelancer) kommuniziert. Sehr einfach, aber effizient.

6. Wie viele Autoren beschäftigst du für deine Websites und wie behältst du da den Überblick?

Über die genaue Zahl möchte ich keine Auskunft geben. Man sollte aber immer ein oder zwei Texter in Reserve haben, da die Freelancer natürlich auch für andere oder eigene Projekte schreiben oder auch mal krank werden und dann ausfallen.

Den Überblick zu behalten ist schon manchmal schwer, besonders wenn ich die Themen vorgebe. Daher neige ich immer öfter dazu den Freelancern freie Hand zu lassen. Dann ist es ziemlich einfach und man muss nur noch das monatliche Budget festlegen. Sonst könnte es ein böses Erwachen geben, denn da sind einige dabei, die haben die Möglichkeit monatlich so viel zu schreiben, dass es für mich schon existenzbedrohend sein könnte, wenn ich das alles zahlen müsste. 😉


7. Stichwort bezahlen. Wie rechnest du die Artikel ab. Nach Wörtern, zum Festpreis pro Artikel oder etwas anderes?

In den meisten Fällen wird nach Wörtern abgerechnet.

Zum Festpreis, pro Artikel oder pro Auftrag verwende ich eher seltener, nur dann, wenn es umfangreichere Recherchen sind oder wenn eine Art Preisvergleich oder Produkttest erstellt werden soll.


8. Was sind deiner Ansicht nach die Vorteile von bezahlten Mit-Autoren? Warum machst du das eigentlich?

Der Vorteil ist ganz klar das Outsourcing. Ich kann mich auf diese Weise auf andere Dinge konzentrieren, die ich nicht outsourcen kann.

Zum Anderen gibt es viele Menschen, die wesentlich besser schreiben können als ich selbst. Außerdem ist es nach den vielen Jahren auch zu einer Bequemlichkeit geworden, so dass ich nur noch die Texte schreibe, die ich aus Qualitätsgründen, aus Fachgründen und auch aus Spaß an der Freude nicht weggeben möchte.

Nicht zuletzt ist es auch eine Wachstumsfrage, also eine Frage von Expansion oder Vergrößerung, denn mit 10 Handwerkern baust du schneller ein Haus als allein 😉

Ein weiterer Vorteil von bezahlten Autoren liegt darin, dass es keine Werbetexte werden, keine Pressemitteilungen oder dass irgendjemand einen Link mit “Kredit” oder “Krankenversicherung” auf eine externe Seite dafür haben will. Ich zahle einmal und kann damit immer Geld verdienen ohne in Zukunft auf andere Korporationen oder Vereinbarungen achten zu müssen.


9. Hast du zu guter Letzt noch den einen oder anderen Tipp für meine Leser. Was sind deine wichtigsten Erfahrung beim Einsatz von bezahlten Mit-Autoren.

A. Bewerber prüfen
Wenn ihr Freelancer derartig beschäftigen wollt, seht euch die Qualität der Texte, Referenzen und die Zuverlässigkeit der Texter genau an. Viele der Bewerber sagen nur so vor sich hin, sie seien zuverlässig und könnten das schaffen, was man von ihnen verlangt. Am Ende stellt sich in vielen Fällen heraus, dass es alles nur leeres Gerede war, weil man eigentlich gar keine Lust hat zu schreiben. Man will einfach nur Geld verdienen ohne etwas dafür tun zu wollen, doch dazu habe ich keine Lust. Ich verlange Qualität, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Wer das nicht bieten kann, soll zum Arbeitsamt gehen und sich von denen durchfüttern lassen. Sorry, harte Worte, aber die Wahrheit.

B. An die VG Wort denken
Dazu kann Peer wesentlich mehr erzählen, er hatte ja kürzlich einen sehr guten Artikel über die VG Wort geschrieben. Ich möchte daran erinnern, dass man frühzeitig an die Verpixelung seiner Artikel denken sollte, da andernfalls eine riesige Lawine entsteht, welche man als Blogbetreiber oder Webseitenbetreiber vor sich her schiebt. Darüber hinaus sollte man auch an die Mindestlänge der von der VG Wort vorgeschriebenen Texte denken. Nachträglich alles zu verlängern und nachzubessern kostet zusätzliche Zeit und Mühe.

C. Die Künstlersozialkasse (KSK) als Spielverderber
Daran sollte man unbedingt denken und vorher die Sachlage prüfen. Wir haben das bereits über einen Anwalt machen lassen. Wenn man allem aus dem Weg gehen möchte, kauft man sich seine Texte bei diversen Texthandelsplattformen. Die dürften damit keine Probleme haben.

D. Nicht die Gastbeiträge vergessen
Selbstverständlich mag ich auch Leute, die sich bei mir melden und zu einem bestimmten Thema einen Gastbeitrag veröffentlichen möchten, ähnlich wie das Peer auch tut. Dazu habe ich Kriterien aufgestellt, um die Qualität, die Abwicklung der Artikel und der Gastautoren sicherzustellen. Wenn alles passt, kommen da in der Regel gute bis sehr gute Artikel heraus, welche ich selbstverständlich auch gern mit Link auf die Quelle oder die Seite des Autors veröffentliche. Aber es ist bisher zu selten, als dass man mit Gastbeiträgen den redaktionellen Bedarf meiner Seiten decken könnte. Wer also Lust hat, kann sich auch gern bei mir bezüglich eines Gastbeitrags bewerben. Kooperationspartner [at] googlemail [punkt] com – selbstverständlich freue ich mich auch über Bewerbungen oder Angebote bezüglich einer bezahlten Autorentätigkeit, denn: Es gibt immer was zu schreiben 😉

E. Qualität durchsetzen
Sich nicht von den Textern vorschreiben lassen, was zu tun ist, sondern konsequent Anweisungen geben und die Themen umsetzen lassen. Wenn es notwendig ist, auch mal Artikel oder bestimmte Passagen nacharbeiten lassen, dann stimmt die Qualität und die Leser sind zufrieden.


Danke Torsten

für deine Einblicke in die Arbeit mit externen Autoren.

Man sieht daran schon sehr gut, dass eine gewissen Grund-Organisation sein muss, da man sonst den Überblick verliert und auch die Qualität der Artikel nicht gegeben ist.

Deshalb werde ich mir über die Weihnachtstage mal genau überlegen welche Anforderungen ich habe und dann im neuen Jahr eine Ausschreibung für Mitautoren hier auf selbstaendig-im-netz.de durchführen.

Wenn jemand von euch noch Erfahrungen mit bezahlten Mit-Autoren hat, dann einfach damit in die Kommentare.

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Mit-Autoren auswählen und organisieren – Interview“

  1. Na dann bin ich mal gespannt auf die Ausschreibung und die neuen Mitautoren hier im Blog.

    Ich kenne es u.a. als Mitblogger, dass man über die Werbung im Artikel vergütet wird, in meinem Falle war das damals AdSense.

  2. Das wichtigste bei bezahlten Autoren ist, nicht primär auf den Preis zu schauen. Leute die für 1,6 Cent pro Wort schreiben, schreiben meist auch genau so wie sie bezahlt werden – besch… 🙂

    Ansonsten muss man nur genaue Anweisungen geben, dann klappt das auch.

    Gerhard
    der auch schon lange nicht mehr alles selber schreibt

  3. Das Problem sind nicht nur die Schreiber, sondern auch die Auftraggeber. Wenn die nämlich neu auf dem Markt sind, wissen sie zumeist selber nicht, was sie wollen. Und später wissen sie es oft auch nicht. Am Ende muss aber der Schreiber den Text redigieren und kriegt dafür keine Extra-Vergütung, weil, das gehört zur Auftragsvergütung. Ich würde daher den Schreibern empfehlen, beim ersten Mal mit dem Auftraggeber eine Checkliste abzuarbeiten, die Stil, Länge, Wording u.v.m. umfasst und zunächst mit Entwürfen zu arbeiten, bevor man viel Arbeit in den finalen Text steckt. Ansonsten – schönes Interview, die Seiten werde ich mir auch mal anschauen;-)

  4. Ich habe mit bezahlten Schreiberlingen bislang eigentlich recht gute Erfahrungen gemacht. Nach einer kurzen Phase, die ich bei Textbroker durchlebte und die mich nicht weiterbrachte, suchte ich mir eine Co-Autorin auf einem Job-Portal für Blogger. Wir stehen immer noch in Kontakt, aber dort schläft die produktive Zusammenarbeit etwas ein, anscheinend bedingt durch einen Fokus Wechsel.

    Sehr gute Erfahrungen bei der Aquise habe ich in deinem Forum gemacht, Peer. Dort habe ich bislang die besten Schreibenden gefunden, zu (beidersitig) fairen Kursen und mit durchaus professionellem Output.

  5. Bei der Antwort auf Frage 3 gehört offenbar das Wort Link nicht mit zur Antwort, sondern ist wohl eher ein Hinweis darauf, dass das davorstehende Wort verlinkt werden sollte. 😉

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