Im heutigen Interview geht es um Bezahlsysteme im Online-Handel.
Da ich mich damit nicht auskenne, habe ich ein Interview mit einer Expertin geführt. Frau Werner ist auf eCommerce spezialisiert und kennt sich in der immer größer werdenden Online Payment Sparte sehr gut aus.
Mit ihr habe ich über beliebte Zahlungsarten, neue Angebote, Aufwand und Risiken für Shop-Betreiber und weitere Themen rund um das Bezahlen im Internet gesprochen.
Guten Tag Frau Werner, bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.
Ich arbeite für ReComPR in Mainz, die sich auf die Bereiche E-Commerce, Touristik und Weiterbildung spezialisiert hat.
Ich übernehme die E-Commerce- und die Weiterbildungs-Sparte, berate unsere Kunden im Hinblick auf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, schreibe Pressemeldungen, stehe mit Journalisten in Kontakt und halte mich auf dem Laufenden, was in der Welt des Onlinehandels gerade passiert.
Sie beschäftigen sich mit dem Thema Online Payment. Wie ist da der Stand derzeit in Deutschland?
Fast jeder Deutsche hat laut aktuellen Umfragen bereits Erfahrungen mit Internet-Shopping, ein Drittel kauft inzwischen öfter als einmal im Monat online ein.
Anders als in anderen Ländern haben in Deutschland dennoch viele Angst vor Betrugsfällen. Nur die wenigsten sind bereit, sensible Daten wie zum Beispiel ihre Bankverbindung im Internet preiszugeben. Daher meiden sie gerade jene Shops, die nicht die von ihnen präferierten Zahlmethoden zur Verfügung stellen.
Immer mehr Online-Händler machen die Erfahrung, dass ihre Kunden den Warenkorb füllen, jedoch den Kauf mitten im Bezahlprozess wieder abbrechen. Bei zahlreichen Shops kann man lediglich mit Kreditkarte zahlen. Doch weniger als 50 Prozent der Deutschen besitzt eine. Für die Kunden ist das ein Grund, den Shop unverrichteter Dinge wieder zu verlassen und eben dort zu kaufen, wo sie ihre präferierten Zahlungsmethoden finden.
Darum richten sich immer mehr Händler nach den Vorlieben der Kunden, um Vertrauen zu schaffen, ihnen Sicherheiten zu geben und damit mehr zu verkaufen.
Ein weiteres Thema, das derzeit rege diskutiert wird, ist M-Commerce, also das Einkaufen via Smartphone oder Tablet-PCs. Die Menschen kaufen zunehmend spontan von unterwegs oder auf der Couch ein, während sie im Café sitzen oder vor dem Fernseher.
Was es jedoch noch wenig auf dem deutschen Markt gibt, sind sichere und einfache Zahlungsmodule für den mobilen Einkauf. Eine Möglichkeit für Shops ist die In App-Payment Library des internationalen Anbieters Ogone. Aus der Library können die Händler bestimmte Zahlungsmethoden auswählen und diese innerhalb ihrer App zur Verfügung stellen.
Wie werden Online-Payment Systeme von den Käufern akzeptiert? Oder ist die klassische Papier-Rechnung immer noch am beliebtesten?
Unumstritten ist, dass die Deutschen am liebsten per Rechnung zahlen. Denn hier müssen sie nicht ihre Kontodaten im Internet preisgeben und zahlen erst, wenn sie auch ihre Ware erhalten haben.
Für die Online-Händler ist jedoch der Verkauf per Rechnung mit einem enormen Risiko verbunden, die Rate der Zahlungsausfälle ist sehr hoch. Das kann gerade für kleine Shops schnell große Verluste bedeuten.
Daher gibt es spezielle Anbieter wie etwa RatePAY, die für die Shops diese Zahlungsprozesse übernehmen und die Risiken tragen. So kann der Händler ohne Risiko etwa den Kauf per Rechnung oder Rate und auch die “klassischen” Online-Methoden wie Paypal anbieten.
In anderen Ländern sehen die Kaufgewohnheiten übrigens komplett anders aus. In den Niederlanden etwa zahlen 70 Prozent der Shopper mit der Onlinebanking-Methode iDeal.
Lohnt sich ein Payment Service Provider (PSP) wie z.B. Ogone für jede Shop-Größe oder sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein?
Einen Payment-Dienstleister zu engagieren, lohnt sich in jedem Fall, unabhängig von der Größe des Shops und der Ausstattung der Webseite. Denn der Händler muss sich nicht mehr um die lästigen Paymentprozesse und Anbindungen kümmern, kann seinen Kunden und sich selbst einen sicheren Bezahlablauf garantieren und das Risiken an den Anbieter auslagern.
Zusätzlich hat der Händler Planungssicherheit, wenn er einen PSP mit internationaler Ausrichtung wählt. Die Kosten richten sich nach den Bedürfnissen und den Verkaufsabschlüssen des Shops.
Wie läuft die Integration technisch ab? Ist das aufwändig oder recht einfach zu integrieren?
Ogone wird meist über eine zertifizierte Schnittstelle im Shop integriert, wobei die Einbindung für den Händler sehr unkompliziert ist.
Während des Zahlprozesses bleibt der Kunde auf der Webseite des Shops, während seine Daten vom Browser direkt an den Server von Ogone übermittelt werden, also nicht an die Server des Händlers.
Hier werden die Daten vorübergehend mit einem Alias gespeichert und in dieser Form an das System des Händlers zurückgeschickt. Es gibt auch die Möglichkeit, die Server direkt miteinander zu verbinden oder die Zahlungen per Telefon, Fax oder Mail zu verarbeiten.
Sind Raten- und Rechnungskauf bzw. Lastschrift ebenfalls online möglich? Welche Möglichkeiten bieten Anbieter wie z.B. Ratepay an?
Onlineshops gelten bei Käufern vor allem dann als vertrauenswürdig, wenn sie die Zahlung per Rechnung anbieten. Der Kauf auf Rechnung, Rate oder Lastschrift lässt sich auf der Shopseite genauso integrieren wie etwa Paypal oder Kreditkarte. RatePAY beispielsweise übernimmt für den Händler die Abwicklung und das komplette Risiko, auch bei Zahlungsausfällen.
Ein Dienstleister wie RatePAY hat die Möglichkeit des Echtzeitscorings: Während des Bestellvorgangs wird nach einem mehrstufigem Punkte-System das Ausfallrisiko des Käufers festgestellt. Für dieses Risikomanagement arbeitet RatePAY eng mit Schufa, Bürgel, Infoscore, Creditreform und anderen Anbietern zusammen.
Der Händler trägt demnach selbst kein Risiko und es brechen weniger seiner Besucher den Kauf ab. Der Wert der Warenkörbe erhöht sich und der Händler gewinnt Neukunden, die vorher nicht gekauft hätten.
Wie sieht es mit dem Aufwand für den Shop-Betreiber aus? Kümmert sich der Payment-Provider um Rückbuchungen etc.?
Retouren oder andere Änderungen des Bestellvorgangs wie Stornos, Gutschriften oder Nachbelastungen kann der Händler einfach an RatePAY weiterreichen oder über das unternehmenseigene System übermitteln.
Wie viele Zahlungsvarianten sollte man als Shop-Betreiber mindestens und maximal anbieten? Gibt es da Erfahrungswerte?
Das kann man pauschal nicht sagen. Wichtig ist, dass sich der Shopbetreiber vorher über die Zahlungsgewohnheiten seiner Kunden informiert: Was ist in dem Segment üblich, wie hoch sind die Durchschnittswerte der verkauften Produkte, wie sieht die Zielgruppe aus?
Auf welche Art und Weise die Leute bezahlen, kommt auch sehr auf das Alter an. Wenn der Händler auch im Ausland Geschäfte generieren will, sollte er zusätzliche Methoden anbieten.
Generell gilt: Eine gute Auswahl ist wichtig, zu viele Möglichkeiten überfordern jedoch den Kunden.
Welche Kosten kommen auf einen Shop-Betreiber ungefähr zu, wenn dieser solche Online-Payment-Anbieter nutzen möchte?
Bei Ogone etwa gibt es unterschiedliche Preismodelle, die je nach Anforderungen und Bedürfnisse des Shops unterschiedlich ausfallen. Ogone stellt für den Händler aus einem Portfolio von 80 möglichen Bezahlarten die zur Verfügung, die für den Shop am besten geeignet sind. Somit können sich auch Händler, die erst wenige Verkäufe haben und noch im Wachstum sind, den Anbieter leisten.
Zum Schluss würde ich mich noch über ihre wichtigsten Tipps für Online-Shop Betreiber freuen.
Das wichtigste ist, das Thema Payment bei der Einrichtung und dem Betreiben eines Shops nicht zu vernachlässigen. Der Bereich ist sehr umfassend und komplex, es gibt inzwischen sehr viele Anbieter, unter ihnen leider auch eine große Zahl, die unseriös arbeiten und nur auf den schnellen Profit aus sind.
Doch behandelt man die Bezahlprozesse stiefmütterlich, spielt man mit dem Vertrauen der Kunden und geht als Händler selbst ein hohes Risiko ein. Erfahrene und professionelle Anbieter können die Bonität des Kunden prüfen und übernehmen für den Händler das komplette Risiko und die lästige Abwicklung.
Danke Frau Werner
für die ausführlichen Informationen.
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Nach eigener (leidlicher) Erfahrung steigen die Umsätze nur mit PayPal. Somit ist man diesem Unternehmen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Gerade bei preislich nicht teueren Produkten fressen bei externen Anbietern die Kosten den Gewinn auf und die Akzeptanz ist bei den Kunden nicht gerade hoch. Mir ist der Zahlungsweg Überweisung noch der liebste, da hier die wenigsten Kosten aufreten.
PayPal konnte sich gut etablieren, aber dem Rest vertrau ich dann schon wieder nicht mehr. Gibt inzwischen so viele, aber PayPal erfüllt immer noch am besten/schnellsten seinen Zweck.
Sehr schönes Interview! Ich glaube, dass der M-Commerce-Markt in den nächsten Jahren weiter wachsen wird. Ich selber erwische mich schon öfter dabei, wie ich, während ich auf etwas warten muss, per App ein paar Klamotten bestelle. Ich glaube, es ist einfach die Bequemlichkeit und die einfache Handhabung die diesen Markt so profitabel macht.
Weiter so!
Aus Kundensicht kann ich mich Ralf nur anschließen. Ich kaufe nur in Onlineshops, die PayPal anbieten – einzige Ausnahme: Amazon. Mehr Zahlarten brauche ich nicht:-)
Q Marion und Ralf: Ja, aus Kundensicht ist paypal sicherlich das Einfachste. Ich habe als Dozent für Existenzgründerseminare allerdings auch die andere Seite kennengelernt. Unternehmer stöhnen oft bei paypal wegen der anfallenden Kosten ! Wie auch immer. Die Einfachheit des bezahlens bei paypal wird sich (weiter) durchsetzen, ob es dem Unternehmer nun gefällt oder nicht; der Markt und Kunde will es so!
Mich erstaunt dass Ogone die sehr bekannten eWallets Neteller und Skrill (früher Moneybookers) nicht mit anbietet; gerade Skrill ist aus Gebührensicht sehr günstig (und so sollte es sein; denn die Kosten pro Transaktion für den Finanzdienstleister sind ja unabhängig vom Betrag).
Und ja, die Kosten bei Paypal sind viel zu hoch; dazu kommen ja oftmals noch (aus Kundensicht) die schlechten Kurse wenn Fremdwährungen im Spiel sind.
Auch meine Erahrung ist, dass Paypal zwar bei den Käufern sehr beliebt ist (bei mir auch), jedoch die Verkäufer nicht selten so ihre Probleme mit dem Anbieter haben. Es geht schon los, dass man als Neueinsteiger Probleme bekommen kann, wenn man einfach mal mehrere tausend Euro einnimmt. Ich kenne selbst zwei Personen, die dann Nachweise bringen sollten etc.
Ist alles nicht so einfach. Insbesondere, wenn man über Paypal Raten- Zahlungen bzw. Abo-Abbuchungen einrichten möchte, kann es passieren, dass Paypal das einfach ablehnt.
alles schon erlebt bzw. von anderen gehört.
Am liebsten bezahle ich im Internet sit längeren über Kredit- (Debit) Karte. Da lade ich einfach den notwendigen Betrag auf und dann ist das auch relativ sicher.
Also Ogone hatte ich bisher nicht so auf dem Schirm, gibt in letzter Zeit so viele neue Paymentanbieter…
@Bernd Hoyer
Monopole sind immer gefährlich und ich sehe keine echte Alternative zu PayPal, was für die anscheinend bedeutet machen zu können was sie wollen. Hab auch schon von Problemen in Bezug auf Auszahlungen gehört bzw. dass dann erst einmal alles belegt bzw. bewiesen werden sollte. Aus Kundensicht hatte ich aber noch nie Probleme und die Geschwindigkeit vom Einkaufen hat PayPAl deutlich gesteigert. Gekauft, bezahlt, am selben Tag verschickt.
Als Verbraucher bin ich Paypalverweigerer.
Wenn man die Geschäftsbedingungen liest,
da hat man eher das Gefühl, Wirtschaftskriminelle suchen Opfer.
Sollte PayPal bei ebay Zahlungspflicht werden, würde ich sofort diese Plattform verlassen.
Da hätte die Bafin mal eine Berechtigung, wenn die das verhindern kann.
Als Kunde und Verbraucher wähle ich immer noch meinen Zahlungsdienstleister selbst aus.
PayPal nein Danke.
Ich habe PayPal bei meinem Online-Shop vor ca. 5-6 Jahren angefangen zu nutzen. Einfach zu installieren und zu behandeln. Aber nach 4 Jahren habe ich den Shop verkauft und wollte mein PayPal-Konto löschen. Nicht gegangen… (Zwischenzeit kamen neue EU-Regelungen, usw aus.) Deshalb denke ich, dass solche Bezahlsysteme als PayPal sehr gut sind, aber es handelt sich um wenige Wörter, wenn man sie nicht mehr braucht…